Frauen, in der Regel die leiblichen Mütter, misshandeln ihre eigentlich gesunden Kinder, indem sie stellvertretend bei diesen vorsätzlich und heimlich Krankheitssymptome erzeugen, um eine medizinisch nicht indizierte, teils invasive, Behandlung zu erzwingen. Hierbei mimen die Täterinnen gekonnt eine aufopfernde und liebevolle Mutterrolle, nehmen jedoch gleichzeitig schwerwiegende Folgen - wie potenzielle körperliche Dauerschäden ihres Kindes durch aktiv beigeführte Misshandlungen - in Kauf. Die Ursachen für die Misshandlungen der Täterinnen, die auffallend häufig einen medizinischen Beruf erlernten, liegen oftmals im Verborgenen. Nicht auszuschließen ist das Verlangen der Frauen nach Aufmerksamkeit sowie Mitleid des sozialen Umfeldes und des Krankenhauspersonals als ein Beweggrund für die subtilen Misshandlungen.
Doch genügt diese trivial anmutende These des Verlangens nach Aufmerksamkeit oder existieren weitläufigere Erklärungsmodelle, die versuchen tiefer zu ergründen, weshalb betroffene Mütter ihre Kinder auf eine solch perfide Art und Weise misshandeln? Wie gelingt es diesen Täterinnen, die Misshandlungen sowohl vor ihrem sozialen Umfeld als auch vor Sachverständigen zu verheimlichen? Aus welchen Gründen erhalten diese Frauen ihr bizarres Schauspiel aufrecht und möchten um jeden Preis als hingebungsvolle Mütter angesehen werden? Handelt es sich eventuell um eine psychische Störung? Und wenn dem so ist, sind betroffene Mütter nach geltendem Strafrecht zwangsläufig schuldunfähig?
Aus dem Inhalt:
- Kindesmisshandlung;
- Kinderschutz;
- dissoziale Persönlichkeitsstörung;
- Manipulationsstrategien;
- artifizielle Krankheitserzeugung
Inhaltsverzeichnis
- Hinführung zur Thematik
- Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom als subtile Form der Kindesmisshandlung
- Historischer Abriss und Etymologie
- Definitionen
- Klassifikation nach ICD-10-GM und DSM-5
- Epidemiologie
- Manifestation psychischer Störungen in Kindesmisshandlungen nach dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom
- Warnhinweise und charakteristische Merkmale
- Opfer
- Täterinnen
- Soziales Umfeld
- Symptomatik, Manipulationsstrategien und Taten
- Ursachen der Kindesmisshandlung und Motivationslagen der Täterinnen
- Entlarvung der Täterinnen als interdisziplinäre Herausforderung
- Auswirkungen und Folgen für die Involvierten
- Opfer
- Täterinnen
- Soziales Umfeld, Gesellschaft und zentrale Akteure im Kinderschutz
- Warnhinweise und charakteristische Merkmale
- Schuldunfähigkeit aufgrund des Münchhausen-by-proxy-Syndroms - eine kritische Auseinandersetzung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom (Mbps) als Form der Kindesmisshandlung. Sie untersucht die historische Entwicklung, Definitionen und Klassifikation des Syndroms sowie die epidemiologischen Aspekte. Darüber hinaus werden die Auswirkungen und Folgen für Opfer, Täterinnen und das soziale Umfeld beleuchtet.
- Historische Entwicklung und Definition des Mbps
- Klassifikation des Mbps nach ICD-10-GM und DSM-5
- Manifestation psychischer Störungen bei Kindern, die Opfer von Mbps sind
- Ursachen und Motivationslagen der Täterinnen
- Folgen des Mbps für Opfer, Täterinnen und das soziale Umfeld
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Thematik des Münchhausen-by-proxy-Syndroms. Kapitel 2 behandelt die historische Entwicklung, Definitionen und Klassifikation des Syndroms sowie die epidemiologischen Aspekte. In Kapitel 3 werden die Manifestation psychischer Störungen in Kindesmisshandlungen nach dem Münchhausen-by-proxy-Syndrom, die Warnhinweise, charakteristische Merkmale, Ursachen und Motivationslagen der Täterinnen sowie die Auswirkungen und Folgen für die Involvierten beleuchtet. Kapitel 4 untersucht die Frage der Schuldunfähigkeit aufgrund des Münchhausen-by-proxy-Syndroms.
Schlüsselwörter
Münchhausen-by-proxy-Syndrom, Kindesmisshandlung, psychische Störungen, Opfer, Täterinnen, soziales Umfeld, Schuldunfähigkeit, ICD-10-GM, DSM-5, Epidemiologie, Auswirkungen, Folgen.
- Arbeit zitieren
- Marina Filchner (Autor:in), 2016, Das Münchhausen-by-proxy-Syndrom, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/374772