Die folgende Arbeit setzt sich zum Ziel, Kataloge und Listen im Werk des irischen Dichters James Joyce zu analysieren. Vor allem in den beiden letzten Romanen Ulysses und Finnegans Wake treten derlei Aufzählungen verstärkt und für den Leser deutlich spürbar auf. Viele Leser haben mit diesen umfangreichen Wortketten Probleme, da sie offensichtlich den Erzählfluss stören und vom plot abschweifen. Man ist häufig geneigt, die endlosen Namenslisten schlichtweg zu überspringen. Zu beachten ist jedoch, dass eigentlich nichts in Joyces Spätwerken überflüssig genannt werden darf; man denke nur an die Art und Weise, wie sogar einzelne Buchstaben in Finnegans Wake zusätzliche Bedeutungen und Assoziationen hervorrufen können und sollen, ein Umstand, der gerade im Fall Joyce umfangreiche akribische Studien zu einzelnen Lesarten hervorgebracht hat.
Im Wesentlichen soll also versucht werden, die Kataloge und Listen bei Joyce auf ihre Struktur und ihre Wirkungsabsicht hin zu analysieren. Dabei wird insbesondere Wert gelegt auf die Feststellung, dass von Stephen Hero bis Finnegans Wake eine stetige Entwicklung in Konzeption, Frequenz und Breite der Funktionen von Katalogen und Listen bei Joyce feststellbar ist. Die Katalogform wurde, wie auch die Romanform selbst, experimentell ausgelotet, von den frühen, wenig auffälligen Beispielen bis hin zu den großartigen Parodien, Pseudoenzyklopädien und Weltinventaren im letzten Teil von Ulysses und in Finnegans Wake.
This analysis of catalogues and lists in James Joyce's novels was written in German as a thesis in 1999. It is basically a research report of the scientific treatment of the subject at the time. In the first part the catalogue and the list as literary devices are described with reference to international writers from antiquity to modernity. The second part deals with the use of lists and catalogues in James Joyce's novels A Portrait of the Artist as a Young Man, Stephen Hero, Ulysses and Finnegans Wake.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkung
- I. Kataloge und Listen in der Weltliteratur
- 1. Die Aufzählung als Bestandteil der Rhetorik (Lausberg, Curtius)
- 2. Beispielanalysen – Von Homer bis Fitzgerald
- 2.1. Homer
- 2.2. Ovid
- 2.3. Widsith
- 2.4. Chaucer
- 2.5. Spenser
- 2.6. Milton
- 2.7. Fitzgerald
- 3. Arbeitshypothesen bezüglich Joyce
- II. Kataloge und Listen in Joyces Werk
- 1. Frühe Beispiele - Stephen Hero, Dubliners und Portrait
- 2. Radikalisierung – Ulysses
- 2.1. Cyclops\" - dialogic foregrounding
- 2.2. „Circe\" hallucinatory maelstrom
- 2.3. „Ithaca“ — catechetic encyclopedism
- 3. „Chaosmos\" oder „Die Welt als Buch“ – Finnegans Wake
- III. Conclusio: Konsequente Entwicklung des Stilprinzips
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Kataloge und Listen im Werk von James Joyce, insbesondere in den Romanen Ulysses und Finnegans Wake. Sie analysiert die Struktur und Wirkungsabsicht dieser Aufzählungen, die im Laufe von Joyces Schaffen eine stetige Entwicklung durchlaufen.
- Die Bedeutung von Listen und Katalogen in der Weltliteratur
- Die Verwendung von Katalogen und Listen bei James Joyce
- Die Entwicklung von Katalogen und Listen in Joyces Werk
- Die Funktion von Katalogen und Listen in Ulysses und Finnegans Wake
- Der Einfluss von Katalogen und Listen auf die Rezeption von Joyces Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik von Katalogen und Listen in der Weltliteratur. Sie untersucht Beispiele aus verschiedenen Epochen, um die Entwicklung und Funktion dieser Stilmittel aufzuzeigen. Anschließend werden Arbeitshypothesen bezüglich Joyces Werk aufgestellt. Der zweite Teil analysiert die Verwendung von Katalogen und Listen in Joyces frühen Werken, wie Stephen Hero, Dubliners und Portrait, sowie in den Romanen Ulysses und Finnegans Wake. Es wird gezeigt, wie Joyce die Tradition literarischer Kataloge weiterentwickelt und sie zu einem zentralen Element seines Schreibstils macht. Die Arbeit beleuchtet die verschiedenen Funktionen von Katalogen und Listen in den genannten Werken und geht insbesondere auf die radikale Verwendung dieser Stilmittel in Ulysses ein.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit Kataloge und Listen im Werk von James Joyce, insbesondere in den Romanen Ulysses und Finnegans Wake. Zu den zentralen Themen gehören die Funktion von Katalogen und Listen in der Weltliteratur, ihre Entwicklung in Joyces Schaffen und ihre Wirkung auf die Rezeption seiner Werke. Die Arbeit beleuchtet außerdem den Einfluss von Joyce's literarischen Vorgängern, sowie die Rolle von Katalogen und Listen im Rahmen des modernen Sprachverständnisses.
- Arbeit zitieren
- Ralf Hartmann (Autor:in), 1999, Kataloge und Listen im Werk von James Joyce. "A Portrait of the Artist as a Young Man", "Stephen Hero", "Ulysses" und "Finnegans Wake", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375060