Mit vor Gewalt, Obszönität und Sexualität strotzenden Auftritten verletzt Manson seit Beginn seiner Karriere die Grenzen des sogenannten „guten Geschmacks”, stilisiert sich bis zum heutigen Tag zum ultimativen Antagonisten der Popmusik, nutzt die sich längst verselbstständigten Gerüchte und Legenden über seine Persona gnadenlos aus.
Zwischen 1994, in diesem Jahr erscheint das Debütalbum "Portrait of an American Family", und 2003 ("The Golden Age of Grotesque") befindet sich Manson auf dem Zenit seiner Karriere. "Holy Wood" (2000) erreicht in den USA Gold-, "Antichrist Superstar" (1996) und "Mechanical Animals" (1998) sogar Platinstatus. Für Manson, der sich selbst vorrangig als Künstler und nicht als Musiker sieht , haben diese kommerziellen Erfolge nach eigener Aussage aber keine Priorität: „My art is not limited to the songs I create but also to the reaction it creates” , formuliert er 2001 in einem Interview mit dem Musikjournalisten Anthony DeCurtis. „I like to sit back and look at the whole thing as if it’s a tornado that I’m controlling. It’s creating chaos. When you create chaos, ideas are turned upside down, and everybody looks at things in a different way.”
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, mithilfe welcher Strategien Marilyn Manson das von ihm genannte „Chaos” entstehen lässt, inwiefern er Transgression nutzt und welches Ziel er damit verfolgt. Ist es die reine Freude an der plumpen Provokation, die Manson Grenzen überschreiten und Tabus brechen lässt, oder steckt dahinter eine tiefere, bedeutungsvollere Botschaft? Wie gestaltete sich der Entwicklungsprozess „vom College-Boy zum gefürchteten Bandleader, der sich den Vornamen eines Starlets und den Nachnamen eines Mordbuben gibt” ? Und könnte Marilyn Manson ohne das konservative Biotop der amerikanischen Gesellschaft überhaupt existieren?
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorien zum Begriff der Transgression
- 2.1 Georges Bataille
- 2.2 Michel Foucault
- 2.3 Julia Kristeva
- 2.4 Anthony Julius
- 2.5 Zusammenfassung und Anwendung auf das Forschungsthema
- 3. Kulturelle Strukturen in den USA der 1990er Jahre
- 3.1 Virtuelle Gewalt und „Safety Culture“
- 3.2 Nationale Identität und Patriotismus
- 3.3 Die Rolle von Religion und Glauben
- 4. Transgression durch das Verletzen religiöser und patriotischer Gefühle
- 4.1 Marilyn Mansons „Antichrist”-Persona
- 4.2 Umdeutung christlicher Mythologie und Symbolik
- 4.3 Mitgliedschaft in der Church of Satan
- 4.4 Entweihung religiöser und nationaler Symbole
- 4.4.1 Demonstrative Zerstörung der Bibel
- 4.4.2 Demonstrative Zerstörung der amerikanischen Flagge
- 5. Marilyn Mansons Aussehen: ein transgressiver Akt?
- 5.1 Interpretationsversuch des Manson'schen Looks
- 5.2 Infragestellen von Geschlechterdichotomien
- 6. Darstellung des Abjekten bei Marilyn Manson
- 6.1 Das Abjekte in Musikvideos
- 6.1.1 „Sweet Dreams (Are Made of This)”
- 6.1.2 „The Beautiful People”
- 6.1.3 „s(AINT)”
- 6.2 Selbstmutilation bei Live-Auftritten
- 6.1 Das Abjekte in Musikvideos
- 7. Transgression durch den Gebrauch faschistoider Ikonographie
- 7.1 Interpretation des Antichrist Superstar-Symbols
- 7.2 Faschistoide Elemente in Marilyn Mansons Musikvideos
- 8. Im Mainstream angekommen und gleichzeitig dagegen sein: Was bleibt von Marilyn Mansons transgressiver Kunst?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Strategien, mit denen Marilyn Manson „Chaos“ erzeugt, und untersucht, inwiefern er Transgression nutzt und welches Ziel er damit verfolgt. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Mansons Grenzüberschreitungen und Tabubrüche lediglich Ausdruck reiner Provokation sind oder eine tiefere Botschaft transportieren. Darüber hinaus soll der Entwicklungsprozess von Mansons Persona beleuchtet werden, sowie die Rolle des konservativen Biotops der amerikanischen Gesellschaft für seine Karriere.
- Theorien zum Begriff der Transgression
- Kulturelle Strukturen in den USA der 1990er Jahre
- Transgression durch das Verletzen religiöser und patriotischer Gefühle
- Marilyn Mansons Aussehen und sein Gebrauch von faschistoider Ikonographie als transgressiver Akt
- Darstellung des Abjekten in Musikvideos und Live-Auftritten
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und präsentiert Marilyn Mansons Persona als provokativen Antagonisten der Popmusik. Kapitel 2 widmet sich verschiedenen Theorien zum Begriff der Transgression, wobei insbesondere die Beiträge von Georges Bataille und Julia Kristeva beleuchtet werden. Kapitel 3 untersucht die kulturellen Strukturen der USA in den 1990er Jahren, die für den Erfolg von Marilyn Manson ausschlaggebend waren. Kapitel 4 analysiert Mansons transgressive Strategien im Detail, darunter seine Identifikation mit dem „Antichristen“, die Mitgliedschaft in der Church of Satan und die Entweihung religiöser und nationaler Symbole. Kapitel 5 beleuchtet Mansons provokatives Aussehen und seine Infragestellung von Geschlechterdichotomien. Kapitel 6 untersucht die Darstellung des Abjekten in Musikvideos und Live-Auftritten und analysiert die Rolle der Selbstmutilation in Mansons Performance. Kapitel 7 befasst sich mit Mansons Gebrauch von faschistoider Ikonographie, insbesondere mit der Interpretation des Antichrist Superstar-Symbols. Kapitel 8 stellt die Frage, was von Marilyn Mansons transgressiver Kunst im Mainstream erhalten geblieben ist.
Schlüsselwörter
Transgression, Marilyn Manson, Antichrist, Church of Satan, Abjekte, faschistoide Ikonographie, amerikanische Gesellschaft, Popkultur, Medien, Provokation, Grenzüberschreitung, Tabubruch, Kunst, Musik, Performance, Gender, Identität, religiöse und patriotische Gefühle.
- Quote paper
- B.A. Juliane Becker (Author), 2017, „You came to see the mOBSCENE“. Transgression bei Marilyn Manson, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/375780