Wachsende Insolvenzquoten in der Bundesrepublik Deutschland erregen nicht nur Besorgnis bei Wirtschaftforschungsinstituten, sondern führen auch im Bankensektor zu gedrückter Stimmung. Dabei zeigt sich, dass vor allem solche Kreditinstitute um ihre Existenz bangen, deren Kundenstruktur aus einer Vielzahl von bonitätsmäßig schlecht eingestuften Unternehmen besteht. Grund dafür ist, dass die Eigenmittel der Gläubiger im Vergleich zur Ausfallwahrscheinlichkeit der Schuldner zu gering bemessen sind, um die hier auftretende, überdurchschnittlich hohe Zahl von erwarteten Ausfällen finanziell zu verkraften.
Damit verhindert werden kann, dass Bankinstitute, infolge hohen Konkurrenzdrucks und zunehmender Globalisierung Kreditnehmern mit hochgradig zweifelhafter zukünftiger Liquidität Mittel gewähren, ohne für die in Kauf genommenen Ausfallrisiken adäquate Eigenmittel zu hinterlegen und damit den Finanzsektor, je nach Bedeutung des Kreditinstituts, in eine instabile Position bringen, hat der Basler Ausschuss Reform-Vorschläge unterbreitet, welche die Höhe des aufzubringenden Eigenkapitals an die Ausfallwahrscheinlichkeiten der einzelnen Kunden koppeln.
Aufgrund der dadurch veränderten Kostenstruktur ist es zudem möglich, dass Unternehmen mit hoher Kreditwürdigkeit zu geringen Zinssätzen bedient werden, jenen mit geringer Bonität hingegen hohe Zinssätze abverlangt werden. Dadurch kann verhindert werden, dass Unternehmen mit schlechter Bonität auf Kosten von Unternehmen mit guter Qualität Liquide Mittel erhalten.
Ausgangspunkt der Untersuchung ist die Darstellung der Eigenkapitalunterlegungspflicht von Kreditinstituten nach der aktuellen Gesetzeslage. Anschließend wird die vom Basler Ausschuss vorgelegte Eigenkapitalvereinbarung in ihren Grundzügen dargestellt. Im folgenden Abschnitt werden verschiedene statistische Methoden erläutert, um Ausfallwahrscheinlichkeiten gemäß Basel II konkret zu bestimmen. Um die Güte der Prognosemodelle zu messen, werden dabei außerdem verschiedene Validierungsmethoden und Gütemaße vorgestellt. Abschnitt vier soll einen Überblick über den Datensatz geben. Dabei werden vor allem deskriptive Methoden der Datenbeschreibung angewendet. Die Auswertung des Datensatzes sowie die dabei gewählte Vorgehensweise sind zentrale Punkte des darauf folgenden Kapitels. Hier werden die Resultate der unterschiedlichen Prognoseverfahren einander gegenübergestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einleitung und Gang der Untersuchung
- Gang der Untersuchung
- Bankaufsichtliche Behandlung von Kreditrisiken
- Eigenkapitalunterlegungspflicht nach geltendem Recht
- Darstellung der Neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung
- Aufbau
- Standardansatz
- IRB-Basisansatz
- IRB-Fortgeschrittenenansatz
- Anforderungen an Rating Modelle nach Basel II
- Aufsichtsrechtliche Anforderungen an die IRB-Ansätze
- Voraussetzungen für die Zulassung des fortgeschrittenen IRB-Ansatzes
- Ausgewählte Statistische Verfahren zur Ermittlung der schuldnerspezifischen PD
- Logitmodell
- Logit-Modelle mit linearen und nichtlinearen Einflussfaktoren
- Nichtparametrische Logit-Modellierung
- Diskrete Hazardratenmodelle
- Überblick
- Sterbetafel
- Hazardratenmodelle mit zeitabhängigen Kovariablen
- Diskriminanzanalytische Verfahren
- Parametrische Diskriminanzanalyse
- Nicht-Parametrische Diskriminanzanalyse
- Prognosequalität der Modelle
- Alpha- und Betafehler
- Gini-Curve
- Informations-Entropie
- Datenbeschreibung
- Bemerkungen zum vorliegenden Datensatz
- Deskriptive Darstellung der Daten
- Verwendete Variablen zur Modellierung
- Empirische Ergebnisse
- Vorgehensweise
- Modellergebnisse
- Logitmodell
- Diskriminanzanalytisches Modell
- Validierung und Bewertung der Modelle nach Basel II-Anforderungen
- Logitmodell
- Diskriminanzanalytisches Modell
- Zusammenfassung der Modelle
- Eigenkapitalanforderungen nach Basel II
- Eigenkapitalbedarf der Portfoliomodelle
- Segmentspezifische Ermittlung der PD und deren Folgen nach Basel II
- Vergleich der Ausfallraten im Falle zweier fiktiver Banken mit qualitativ unterschiedlichem Kundenstamm
- Zusammenfassung, Kritik und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit analysiert die Anforderungen von Basel II an die Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeit (PD) von Kreditnehmern. Ziel ist es, ein Modell zu entwickeln, das zur Berechnung der PD geeignet ist und den Anforderungen von Basel II entspricht.
- Anforderungen von Basel II an die PD-Schätzung
- Entwicklung und Validierung von Modellen zur PD-Schätzung
- Bewertung der Modelle anhand verschiedener Kriterien
- Anpassung der Modelle an segmentspezifische Besonderheiten
- Auswirkungen der PD-Schätzung auf die Eigenkapitalanforderungen von Banken
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Diese Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Aufbau und die Forschungsmethodik. - Kapitel 2: Bankaufsichtliche Behandlung von Kreditrisiken
Dieses Kapitel beleuchtet die bankaufsichtliche Behandlung von Kreditrisiken, insbesondere die Eigenkapitalunterlegungspflicht nach Basel II. - Kapitel 3: Ausgewählte Statistische Verfahren zur Ermittlung der schuldnerspezifischen PD
Dieses Kapitel präsentiert verschiedene statistische Verfahren, die für die Ermittlung der Ausfallwahrscheinlichkeit von Kreditnehmern eingesetzt werden können. - Kapitel 4: Datenbeschreibung
Dieses Kapitel beschreibt die Daten, die für die Modellierung verwendet werden, und erläutert die verwendeten Variablen. - Kapitel 5: Empirische Ergebnisse
Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Modellierung und bewertet die entwickelten Modelle anhand der Anforderungen von Basel II. - Kapitel 6: Segmentspezifische Ermittlung der PD und deren Folgen nach Basel II
Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der PD-Schätzung auf verschiedene Kundensegmente.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen Basel II, Kreditrisiken, Ausfallwahrscheinlichkeit (PD), Rating Modelle, Logitmodelle, Diskriminanzanalyse, Validierung, Eigenkapitalanforderungen, Segmentspezifische PD-Ermittlung.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. Stefan Eichmeier (Autor:in), 2002, Verfahren zum internen Rating und zur PD-Schätzung im Rahmen von Basel II, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37620