Intrapreneurship. Ein modernes Konzept zur Innovationsförderung in Unternehmen

Strategien in Zeiten gesteigerten Wettbewerbsdrucks


Bachelorarbeit, 2015

65 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abstract / Zusammenfassung

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Veränderte Rahmenbedingungen in der Makroumwelt
2.1 Politisches Umfeld
2.2 Wirtschaftliches Umfeld
2.3 Gesellschaftliches Umfeld
2.4 Technisches Umfeld

3 Intrapreneurship als Ziel eines modernen Unternehmens
3.1 Begriffsabgrenzung
3.2 Voraussetzungen zur Implementierung des Intrapreneurship-Konzepts
3.3 Sieben Aspekte für den Unternehmenserfolg
4 Fazit

Literaturverzeichnis

Abstract / Zusammenfassung

Durch die implizierten Veränderungen des Zeitalters der Globalisierung entstehen neue Herausforderungen für Unternehmen, welche ein fundamentales Umdenken erfordern. Daher wird in dieser Bachelorarbeit analysiert, wie Innovationen im Unternehmen mit Hilfe des Intrapreneurship-Konzeptes entstehen und somit die Wettbewerbsfähigkeit bei steigendem Konkurrenzdruck nachhaltig gesichert werden kann. Ziel ist es, ein generelles Rahmenkonzept zu entwickeln, um die Entstehung und Förderung des Intrapreneurship-Konzeptes im Unternehmen aufzuzeigen. Dazu wird eine wissenschaftliche Untersuchung konservativer und moderner Methoden durchgeführt und aufgrund der Auswertung von Fachliteratur diskutiert. Die Analyse der sieben unternehmensgestaltenden Kernvariablen führte zu dem Ergebnis, dass für jeden Erfolgsfaktor (Strategie, Struktur, Systeme, Unternehmenskultur, Mitarbeiter, Fähigkeiten und gemeinsame Werte) Intrapreneurship fördernde Konzepte entwickelt werden können. Diese müssen in einer ausgewogenen Balance stehen, um die Mitarbeitermotivation hinsichtlich unternehmerischen Denkens und Handelns zu steigern. Aufgrund der Rahmenbedingungen im Kontext von Globalisierung und der rasanten Dynamik der Märkte stellt Intrapreneurship ein umfassendes, jedoch robustes Konzept zur Förderung und Sicherung von Innovationsfreude dar und ist damit ein erfolgsversprechendes Modul zur Erreichung überdurchschnittlicher Wettbewerbsfähigkeit.

Changes in the age of globalization imply new challenges for companies, requesting them to question their core competencies and capabilities in a fundamental way. This Bachelor’s Thesis analyses the origin of a firm’s innovative activity using the concept of intrapreneurship, whereby aiming to increase competitiveness in contrast of increasing competition. This work develops generic framework for the promotion and emergence of intrapreneurship in a firm. A scientific observation of conservative and modern methods is conducted to generate this framework, which is discussed in the context of corresponding literature. The analysis of seven core variables that shape a company leads to a proposal for action in regard to each of the core variables (strategy, structure, systems, style, staff, skills and shared values) to promote intrapreneurship. These have to be in balance in order to increase employee motivation in terms of entrepreneurial thinking and action. Due to changing circumstances brought to the economic landscape by globalization and fast adapting markets, intrapreneurship displays a comprehensive, yet robust concept for the promotion and securement of innovative activity, thereby representing a promising module for the achievement of an above-average competitive position.

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: PEST-Analyse

Abbildung 2: Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels

Abbildung 3: Hauptsächlich am Wertewandel beteiligte Wertegruppen

Abbildung 4: Generation Y wünscht sich Freude an der Arbeit

Abbildung 5: Überblick der Menschenbilder

Abbildung 6: SWOT-Analyse

Abbildung 7: Intrapreneur´s 10 commandments

Abbildung 8: Verhaltens- und Entwicklungsleitsätze für Mitarbeiter als Mitunternehmer

Abbildung 9: Gallup Engagement Index

Abbildung 10: Die drei Bewusstseinsebenen des Menschen

Abbildung 11: 7-S-Modell

Abbildung 12: Übersicht der flexiblen Hierarchien

Abbildung 13: Gliederung der Anreize

Abbildung 14: Wissenstreppe

1 Einleitung

„Die Märkte der Welt entwickeln sich zu einem Weltmarkt.“[1]

Menschen sind heute auf eine Weise verbunden, die noch vor zwanzig Jahren niemand für möglich gehalten hätte. Diese globale Vernetzung schlägt sich in allen Bereichen des menschlichen Lebens nieder. Es bestehen internationale Verflechtungen in den Bereichen Wirtschaft, Politik, Kultur, Umwelt und Kommunikation, welche zwischen Individuen, Gesellschaften, Institutionen und auch Staaten stattfinden. Hauptmotoren dieser Globalisierungsentwicklung sind technische und informationstechnologische Innovationen sowie weltpolitische und handelstechnische Gründe. Für Unternehmen bringt dies einschneidende Veränderungen mit sich, da sich der Vertrieb von Produkten und Dienstleistungen nicht mehr auf das lokale Umfeld beschränkt, sondern sich global erweitert hat. Dadurch entsteht ein tiefgreifender Wandel der Wettbewerbsbedingungen, welcher durch die zunehmende Marktdynamik zusätzlich gesteigert wird. Es ist daher für Unternehmen unerlässlich, sich auf diese - durch die Globalisierung hervorgerufenen - Umbrüche einzustellen, um auf dem internationalen Markt bestehen zu können. Um das Fundament für eine erfolgreiche Unternehmensplanung zu legen ist es zunächst nötig, eine Analyse der Rahmenbedingungen der Makroumwelt durchzuführen. Die PEST-Analyse ist hierbei ein geeignetes Instrument, um das externe Umfeld auf politische, wirtschaftliche, soziokulturelle und technologische Einflussfaktoren zu untersuchen. Da in Zeiten der Globalisierung die Wettbewerbsfähigkeit vor allem auf der Innovationsfähigkeit der Unternehmen und der Reaktionsgeschwindigkeit derer bei Marktveränderungen beruht, werden mehr denn je Mitarbeiter benötigt, welche sich begeistert für das Unternehmen einsetzen, indem sie unternehmerisch handeln und denken. Eine zielführende praktische Umsetzung ist das Intrapreneurship-Konzept, durch das die Mitarbeiter befähigt werden, ein mitunternehmerisches und damit innovatives Denken zu entwickeln. Es stellt sich die Frage, durch welche Maßnahmen eine effektive und effiziente Implementierung sowie Umsetzung von Intrapreneurship ermöglicht werden kann. Dabei kristallisieren sich sieben unternehmensgestaltende Kernvariablen heraus (Strategie, Struktur und Systeme sowie Unternehmenskultur, Mitarbeiter, Fähigkeiten und Vision), durch die es jedem Unternehmen möglich ist, mit Hilfe bestimmter Methoden Intrapreneurship entstehen zu lassen und zu fördern. Jeder Mitarbeiter der als Intrapreneur agiert, ist somit ein Motor für eine Marktführerschaft avancierende Organisation in Zeiten der Globalisierung, denn „Persönlichkeiten, nicht Prinzipien, bringen die Zeit in Bewegung.“[2]

2 Veränderte Rahmenbedingungen in der Makroumwelt

„In den vergangenen 20 bis 30 Jahren haben sich erhebliche Umbrüche in Arbeit, Wirtschaft und Gesellschaft vollzogen, die nicht nur die grundlegenden Rahmenbedingungen der Regulierung von Arbeit verändern und neue Anforderungen an sie generieren, sondern mittlerweile auch das institutionelle System der Arbeitsbeziehungen unter Druck geraten lassen.“[3]

Die traditionelle Gesellschaft mit ihren Vorgaben aber auch Sicherheiten rückt zusehends in den Hintergrund. Der moderne, in einer individualisierten Gesellschaft lebende Mensch gestaltet sein Leben vor dem Hintergrund einer Fülle an Alternativen hinsichtlich Lebensstil, Beruf, Beziehungsform, Lebensort und moralischer Orientierung. Parallel hierzu ist das Wirtschafts- und Arbeitssystem im Vergleich zu der weniger konfliktreichen Nachkriegszeit, die im Zeichen von Wiederaufbau, Wirtschaftswunder und Vollbeschäftigung stand, heute von einer durch die Globalisierung verschärften Konkurrenz- und Wettbewerbssituation geprägt. Die neuen Wettbewerbsbedingungen zusammen mit den modernen Technologien und der Wertewandel stellen neue Herausforderungen für die Zukunft von Unternehmen dar.[4] Während Unternehmen sehr wenig bis keinen Einfluss auf die Makroumwelt haben, beeinflusst diese die Entwicklung des Unternehmens erheblich. Eine Analyse der jetzigen und kommenden Umweltveränderungen ist daher von großer Bedeutung, um Chancen und Risiken unternehmerischer Strategien aufzudecken.

Daher ist es die Aufgabe der Unternehmen, Entwicklungstendenzen der Makroumwelt frühestmöglich zu antizipieren, um auf dem Markt bestehen zu können. Dahingehend wurden verschiedene Modelle zur Gliederung der Umweltfaktoren entwickelt, welche sich bis heute nur gering in den einbezogenen Aspekten unterscheiden. Eines der bekanntesten Modelle ist die PEST-Analyse, in welcher die Einflussfaktoren in die Bereiche political, economic, social und technological gliedert werden. Da die Makroumwelt durch zahlreiche Aspekte und Strömungen beeinflusst und verändert wird, werden in der nachfolgenden PEST-Analyse ausschließlich Faktoren berücksichtigt, die sich in Bezug auf die Globalisierung und Marktdynamik verändert und einen neuen Ist-Zustand hervorgerufen haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: PEST-Analyse

(Quelle: Eigene Darstellung)

Durch die weitreichenden Veränderungen der wirtschaftlichen, politischen und technischen Einflussfaktoren im 21. Jahrhundert entstand erstmals die Notwendigkeit der Entwicklung eines internen Unternehmertums. Zusätzlich spielt der gesellschaftliche Umschwung eine gravierende Rolle bei der Implementierung und Umsetzung des Intrapreneurship-Konzeptes.

2.1 Politisches Umfeld

Alle Unternehmen unterliegen einer Fülle staatlicher Regulierungen in den wirtschaftlichen Bereichen Struktur, Ordnung und Prozesse. Unter die politischen Einflussfaktoren fallen somit alle von Seiten des Staates festgelegten Rahmenbedingungen, die jedes Unternehmen einhalten muss. Diese sind auf kommunaler, regionaler, nationaler und globaler Ebene definiert. Dazu zählen alle Richtlinien, Gesetze und Verordnungen, die von jedem, der in der Wirtschaft tätig ist, akzeptiert werden müssen. Bei international agierenden Unternehmen sind zusätzlich gesetzliche Vorschriften hinsichtlich des Umwelt-, Arbeits- und Steuerrechts von Bedeutung, die sich in den Bereichen des Umweltschutzes, den Freihandelszonen, den Zöllen, den Mindestlöhnen und dem Kündigungsrecht niederschlagen.

Grundlage aller politischen Handlungen ist heute stets der internationale Wettbewerb auf wirtschaftlicher Ebene. Das Hauptaugenmerk richtet sich auf den Finanzsektor mit dem Ziel der Haushaltskonsolidierung. Auf politischer Ebene beschäftigt man sich mit der Frage, wie ein weiterer Stellenabbau verhindert werden kann und wie die Steuerpolitik angepasst werden kann, um weiterhin konkurrenzfähig zu bleiben. Auch werden Überlegungen angestellt, durch welches Angebot von finanziellen Mitteln und Zuschüssen Firmen im eigenen Land gehalten werden können.

In Hinblick auf die Globalisierung kommt der Freihandelspolitik die größte Bedeutung zu. Durch Freihandelsabkommen werden Verträge zwischen Staaten geschlossen, in denen sie untereinander auf Handelshemmnisse verzichten. Drittländern gegenüber besteht jedoch weiterhin eine autonome Außenhandelspolitik. Durch den Verzicht auf Zölle, Exportbeschränkungen und Importquoten kommt es zu einer explosiven Steigerung des Außenhandels, welche die Wettbewerbsfähigkeit eines Staates sichert. Das Ziel ist dabei immer, die Produktion im eigenen Land durch Importe zu ersetzen, die auswärts billiger hergestellt werden können. Im Laufe der Geschichte entstanden aus mehreren einzelnen Freihandelsabkommen gesamte Freihandelszonen, die jedoch bisher kontinental beschränkt sind. Zu den bekanntesten zählen das NAFTA im nordamerikanischen Kontinent, der EWR im europäischen Wirtschaftsraum und der Mercosur im südamerikanischen Raum. Inzwischen gibt es „rund 500 regionale und bilaterale Abkommen, die weltweit den Handel zwischen Volkswirtschaften erleichtern.“[5] Die neueste Tendenz besteht in einem Versuch der Ausweitung von Zonen über die Kontinente hinweg. Bekanntestes Beispiel hierfür ist das aktuell verhandelte transatlantische Freihandelsabkommen TIPP, welches zu einer Handelspartnerschaft zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten führen soll. Auch für Entwicklungsländer stellt die mögliche Einbindung in ein Abkommen einen großen Sprung in Richtung wirtschaftlicher Entwicklung dar. So wird der Zugang zu den Märkten der Industrieländer möglich gemacht und durch den Wegfall von Zöllen kann eine Marktfähigkeit erreicht werden.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass es durch die Einführung von Freihandelszonen zu einem Konjunkturanstieg der beteiligten Länder kommt. Der Absatzmarkt vergrößert sich, es findet eine erhöhte Leistungsfähigkeit statt und neue Arbeitsstellen werden geschaffen. Eine freie Wahl der Arbeitsstätte wird innerhalb der Mitgliedsstaaten erleichtert.

2.2 Wirtschaftliches Umfeld

Neben den politischen Einflussfaktoren ist zu bedenken, dass sich jedes Unternehmen im Rahmen einer Volkswirtschaft entwickelt. „Gesamtwirtschaftliche Größen und deren Veränderungen beeinflussen Konjunktur und Wachstum und unmittelbar die Nachfrage- und Kostenbedingungen der Unternehmen und der Konsumenten.“[6] Diese Entwicklungen können entweder auf regionaler, nationaler oder auch globaler Ebene stattfinden. Die fortschreitende Globalisierung führt dazu, dass sich moderne Unternehmen oft nicht mehr auf einen Standort beschränken, sondern versuchen, auf internationaler Ebene Fuß zu fassen. Dies macht es nötig, neben den nationalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die konjunkturellen Prozesse und Entwicklungen in der EU, im Euro-Raum und auch in den USA, in Japan und Südostasien zu beobachten. Wichtige Bereiche sind hier das Wirtschaftswachstum, die Inflationsrate, geltende Wechselkurse sowie die Arbeitslosenquote. Abhängig von diesen Bedingungen sind die Einkommensentwicklung, die Nachfrageentwicklung, der Kostendruck, die Wettbewerbsintensität sowie das Investitionsrisiko.[7] Auch sind Trends in den Bereichen Wachstum, Konkurrenz, Konsum und Investition in der spezifischen Branche zu berücksichtigen, um zukunftsorientiert zu arbeiten.

In Hinblick auf die wachsende Globalisierung stellen die geschilderten politischen Veränderungen die rechtliche Grundlage für neue Entwicklungen im wirtschaftlichen Bereich dar. Der Ausbau von Freihandelszonen ist somit die Voraussetzung für globalen Handel, bei dem Produkte nicht mehr bloß regional, sondern weltweit getauscht werden. Dadurch erhalten „die betriebswirtschaftlichen Ziele ‚Kosten‘, ‚Qualität‘, ‚Zeit‘ (Entwicklungs- und Lieferzeit) und ‚Flexibilität‘ (…) aus wettbewerbsstrategischer Sicht eine grundsätzliche Neubewertung.“[8] Am deutlichsten werden diese globalen wirtschaftlichen Veränderungen, wenn man die geschichtliche Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels betrachtet.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Entwicklung des grenzüberschreitenden Warenhandels

(Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung [2014], o. S., eigene Berechnungen mit Daten der World Trade Organization: International Trade Statistics 2013)

In der Grafik werden die steigende ökonomische Bedeutung des Außenhandels sowie die Veränderungen des Verhältnisses von Warenhandel und Weltwarenproduktion veranschaulicht. Es wird ersichtlich, dass im Zeitraum von 1960 bis 2008 der Warenexport um den Faktor 15,6 und die Weltwarenproduktion um den Faktor 5,3 zunahmen. Pro Jahr sind dies im Durchschnitt beim Export 5,9 Prozent, bei der Produktion 3,5 Prozent. Bedingt durch diese vermehrte Zunahme des grenzüberschreitenden Handels im Vergleich zur Produktion nimmt die Bedeutung des Außenhandels stetig zu. Dies zeigt auch die Quote: Der prozentuale Anteil der Exporte und Importe am weltweiten BIP lag im Jahr 2012 bei 51,7 Prozent. Lediglich die globale Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008/2009 führte zu einem Einbruch in dieser Entwicklung. Inzwischen hat sich die Wirtschaft wieder erholt und der Warenexport inzwischen einen vorläufigen Höchstwert erreicht. Der nominale Wert der exportierten Waren erreichte 2012 18,4 Billionen US-Dollar.[9]

Durch diese rasante Entwicklung verschärft sich zunehmend der Wettbewerbsdruck auf die einzelnen Länder. Daher versuchen die Unternehmen, möglichst viele Kosten bei Produktion und Personal zu sparen. Dies führt immer häufiger zu einer Auslandsverlagerung, auch offshoring genannt, bei der unternehmerische Funktionen, Prozesse oder ganze Standorte ins Ausland verlagert werden. Diese befinden sich häufig in Schwellenländern in Osteuropa und Asien. Diese Verlagerung beinhaltet viele Vorteile: So führt dies zur Erschließung neuer Absatz- und Beschaffungsmärkte, das Wissen der Arbeitnehmer in diesem Land kann genutzt werden und die Lohnkosten sind häufig niedriger. Auch rechnen sich die kürzeren Absatz- und Beschaffungswege und die daraus geringeren Transportkosten. Ein bekanntes Beispiel ist die Auslagerung der IT-Anwendungsentwicklung nach Indien. Das offshoring wird in erster Linie von Unternehmen genutzt, die eine gewisse Größe und Komplexität aufweisen. Für kleine und mittelständische Unternehmen bietet sich das outsourcing an, bei dem sich Unternehmen nur noch auf die Kernkompetenzen konzentrieren und Teile von Aufgaben und Strukturen an interne oder externe Dienstleister abgeben. Die Vergabe an Fremdfirmen kann von regional bis global variieren. Beispiele für outsourcing gibt es in der Textilbranche und im Elektronikbereich, wo die Produktion an meist asiatische Auftragsfertiger auslagert wird. Aufgrund der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien werden auch zunehmend Dienstleistungen wie Webdesign- und Programmieraufträge, Marketing-Aufgaben und Services wie Übersetzung und Recherche ins Ausland verlagert. Aber nicht nur die Industrieländer profitieren von offshoring und outsourcing. Auch die Wirtschaft in den Schwellenländern wird durch diese Maßnahmen angeregt, die Arbeitnehmer können das zunehmende Arbeitsplatzangebot in ihrem Heimatland nutzen.

2.3 Gesellschaftliches Umfeld

Parallel zu den Veränderungen in Politik und Wirtschaft, die stets neue Herausforderungen für Unternehmen darstellen, haben in den letzten Jahrzehnten auch gravierende Umbrüche in der Gesellschaft stattgefunden. „Gesellschaftlicher Wandel, Veränderungen der Wertvorstellungen und Verhaltensweisen der Menschen führen so zu veränderten Vorstellungen von der Funktion der Unternehmung in der Gesellschaft und von der Stellung des Menschen in der Organisation.“[10] Dies wirkt sich auch auf die Unternehmensstrategie aus, da durch den zunehmenden Wunsch nach Sinn, Herausforderung und Autonomie in der Arbeit zunehmend neue Ansprüche an diese gestellt werden. Diese veränderte Haltung legt den Grundstein für die gelungene Einführung von Intrapreneurship-Konzepten.

2.3.1 Wertewandel

Es zeichnet sich ein Wertewandel ab, der durch soziale und kulturelle Umbrüche gekennzeichnet ist. Dieser prägt die Einstellungen und Orientierungsmuster sowie die Erwartungshaltungen der Menschen und verändert die Positionierung des Einzelnen im gesellschaftlichen Gefüge. Als Werte werden hier „innere Führungsgrößen des menschlichen Tuns und Lassens, die überall dort wirksam werden, wo nicht biologische Triebe, Zwänge oder rationale Nutzenerwägungen den Ausschlag geben“[11] gesehen. Es wird davon ausgegangen, dass die grundlegenden Werte eines Menschen in seinen jungen Jahren geprägt werden und über die gesamte Lebenszeit stabil bleiben. Sie dienen dann als Richtschnur und Orientierung für die gesamte Lebensführung.[12] Die zwei Wertegruppen Pflicht- und Akzeptanzwerte sowie Selbstentfaltungswerte werden als die Träger des aktuellen Wertewandels gesehen. Hierbei kommt es zu einem Rückgang der Pflicht- und Akzeptanzwerte zugunsten der Selbstentfaltungswerte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Hauptsächlich am Wertewandel beteiligte Wertegruppen

(Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an Klages [1985], S. 18)

Wesentliche Gründe für die Verschiebung der Werte sind zum einen das gestiegene Niveau materieller Versorgung und die daraus resultierenden Konsummöglichkeiten. Das Einkommen sichert heute – eng verknüpft mit der vermehrten arbeitsfreien Zeit – nicht mehr lediglich die Existenz, sondern ermöglicht auch das Ausleben und Ausgestalten individueller Lebensstile. Zum anderen führte die Bildungsexpansion dazu, dass ein höheres Bildungsniveau zum Teil unabhängig von den sozialen Bedingungen der Herkunftsfamilie erreicht werden kann.[13] Auf Grundlage dessen kommt es zunehmend zur Aufhebung der geschlechtsspezifischen Rollenverteilung sowie zu einer Pluralisierung der privaten Lebensformen. „Die private Lebensführung wird damit zunehmend zu einer selbst zu gestaltenden Aufgabe, zum individuellen Projekt“.[14] Die herkömmliche Kleinfamilie wird immer häufiger durch Single-Haushalte, kinderlose Ehepaare, nichteheliche Lebensgemeinschaften und Ein-Eltern-Familien abgelöst. Dies führt zu einer individualisierten Lebensweise, die auch veränderte Ansprüche an die Erwerbstätigkeit mit sich bringt. Flexible Arbeitszeiten und Kinderbetreuung stellen hier wichtige Faktoren dar.

Grundsätzlich ist zu beobachten, dass die Menschen ihr Leben nicht mehr an den traditionellen, kollektiven Werten orientieren, sondern sich auf eine eigene Kreation ihres Lebensstils einlassen, der die individuelle Wahl des Bildungsweges, der Berufswahl, der privaten Lebensführung beinhaltet.[15] Der moderne Mensch strebt nach Individualisierung und Selbstverwirklichung, welche er auf privater Ebene aber auch im beruflichen Umfeld weitestgehend erreichen möchte. „Individualisierung, Enttraditionalisierung und Wertewandel führen dazu, dass Beschäftigte heute umfassendere Ansprüche an die Arbeit herantragen“.[16] Diese zeigen sich in einer immer größer werdenden Ablehnung von Unterordnung, Verpflichtung und Ausführung von Tätigkeiten ohne Eigenverantwortung. Bei relativer Sicherheit des Arbeitsplatzes und dadurch ausreichenden finanziellen Mitteln verlagern sich die Prioritäten auf dessen inhaltliche Bedingungen und die Möglichkeiten, die sich für die Persönlichkeitsentwicklung ergeben. Die erworbenen Fähigkeiten fachlicher, intellektueller und kommunikativer Art sollen in der Erwerbstätigkeit Anwendung finden.[17] Ebenso sind für den modernen Menschen und Arbeitnehmer größtmögliche Selbstständigkeit, Selbstverwirklichung und Individualität im Beruf wichtig.[18] Bei der jüngeren Bevölkerungsschicht kommen Werte wie Freizeit, Lebensqualität und Autonomie zusätzlich zum Tragen. Dies zeigt sich deutlich bei einer Befragung von Studenten zum Wandel der Werte und der Prioritäten in Hinblick auf das Berufsleben, welche die Hochschule Pforzheim im Rahmen eines studentischen Forschungsprojektes durchführte.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Generation Y wünscht sich Freude an der Arbeit

(Quelle: Academicworld [o. J.], o. S.)

Gerade bei der jetzigen und kommenden Generation zeigt sich, dass eine schnelle Karriere und ein hohes Gehalt nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr sind Freude an der Arbeit, Work-Life-Balance sowie soziale Komponenten von Bedeutung, ebenso der Führungsstil in einem Unternehmen.[19] Es steht außer Frage, dass auch diese Generation der beruflichen Tätigkeit an sich einen hohen Stellenwert einräumt. Es zeigt sich jedoch, dass die Leistungsbereitschaft vielmehr von der Erwartung, sich selbst als Person einbringen zu können, abhängt. Eigener Handlungsspielraum, das Nutzen eigener Fähigkeiten und Neigungen sowie die Verwirklichung eigener Sinnvorstellungen treten in den Vordergrund.[20]

2.3.2 Verändertes Menschenbild

Dieser Wertewandel wird nochmals deutlicher, wenn man die geschichtliche Entwicklung des Menschenbildes betrachtet. Als Grundlage dient hierbei die Gesamtheit der Annahmen über Eigenschaften, Bedürfnisse, Werte, Einstellungen und Motive von Menschen.[21]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Überblick der Menschenbilder

(Quelle: Peters/Ghadiri [2013], S.14)

Über die Gliederung der Arbeitspsychologie in fünf Phasen mit unterschiedlichen Menschenbildern ist man sich in der Literatur einig. Aus jedem dieser Grundtypen des Menschen ergeben sich spezifische Motivationsquellen des Handelns, die sich auch in der Arbeit niederschlagen. Der Wechsel von einer Phase in die nächste lässt sich durch ökonomische Krisen, demografische und gesellschaftliche Veränderungen sowie neue Technologien begründen.[22]

Zu Beginn dominierte das Menschenbild des economic man, welches hauptsächlich von dem amerikanischen Ingenieur Frederik Winslow Taylor geprägt wurde. Er sah den Mensch als maschinenähnliches Wesen, welches lediglich operative und sich wiederholende Tätigkeiten ausüben sollte. Man ging davon aus, dass der economic man nur ökonomische Ziele in der Arbeit verfolgt und dadurch seine Motivation durch monetäre Anreize gefördert werden kann.[23] Beim anschließenden Menschenbild des social man wurde der arbeitende Mensch erstmals als „soziales Wesen wahrgenommen, dem zwischenmenschliche Beziehungen wichtig sind und für den soziale Bedingungen am Arbeitsplatz einen großen Stellenwert einnehmen.“[24] Das Leistungsverhalten jedes Einzelnen beruht somit nicht auf individuellem sondern auf sozialem Verhalten.[25] Die Motivationssteigerung ist bei dieser Betrachtungsweise des Menschen somit abhängig von der sozialen Zufriedenheit in einem positiven Betriebsklima. Das geschichtlich folgende Menschenbild des self-actualising man prägte Abraham Harold Maslow mit seinem Motivationsmodell. Dies beruht auf einer hierarchischen Bedürfnispyramide, bei der zuerst die Defizitbedürfnisse (physiologische Bedürfnisse, Sicherheitsbedürfnisse, Achtungsbedürfnisse und soziale Bedürfnisse) befriedigt sein müssen, bevor die Wachstumsbedürfnisse, welche die Selbstverwirklichung entsprechend der individuellen Fähigkeiten beinhalten, angestrebt werden können.[26] Eine größtmögliche Motivation besteht demnach, wenn alle aktuell dominanten Bedürfnisse befriedigt sind.[27]

Das geschichtlich nun folgende Menschenbild des complex man vereint alle vorausgegangenen Vorstellungen von Mensch und Motivation. Die eindimensionalen Motivationsgrundlagen werden zu einem komplexen Konstrukt vereint, das der Individualität jedes Menschen gerecht werden will. Der complex man besitzt „vielfältige, situationsabhängige und miteinander interagierende Motive. Diese vorherrschenden Bedürfnisse sind dabei abhängig von seiner persönlichen Entwicklung und der aktuellen Lebenssituation.“[28] Hier spielen erstmals die sozio-kulturellen Einflüsse eine tragende Rolle bei der Betrachtung des Menschen hinsichtlich seiner Motivationsgrundlage. Es wird deutlich, dass die Arbeitsmotivation nicht nur von finanziellen, sozialen oder individuellen Aspekten getragen wird, sondern vielmehr ein mehrdimensionales Konstrukt darstellt. Mitarbeiter erwarten, dass ihre Bedürfnisse nach Anerkennung, Sozialkontakten und Information befriedigt werden. Ebenso wollen sie bei Partizipation, ihrer beruflichen Karriereentwicklung und bei eigenverantwortlichem Arbeiten unterstützt werden.[29] Das aktuelle Menschenbild des brain-directed man stellt eine Weiterführung des complex man dar. Es wird versucht, mit Hilfe der Hirnforschung die im Gehirn ablaufenden Prozesse hinsichtlich der Motivationsstruktur zu erklären. Neben den rationalen Überlegungen bestimmen auch unbewusste Handlungsmuster, Emotionen und Affekte unsere Motivlage und Handlungsweise.[30]

Bei der Betrachtung des veränderten Menschenbildes wird deutlich, dass es einen tiefgreifenden Umbruch hinsichtlich der Motivationslage in Bezug auf Arbeit gab. Die Zeit, in welcher finanzielle Anreize im Vordergrund der Arbeitsmotivation standen, ist einer Phase der komplexen Motivationsstruktur gewichen. Die Menschen suchen heute mehr denn je den Sinn ihrer Arbeit. Nur wenn sie eine Vision, also ein emotional hohes Ziel vor Augen haben, werden sie ihre gesamte Arbeitskraft einbringen.[31] Folglich hängt die Art der Mitarbeiterführung und Motivierung sowie der Blickwinkel bei der Neueinstellung maßgeblich davon ab, welches Menschenbild die Führungskraft eines Betriebes verinnerlicht hat und welche Anreize sie dem Arbeitnehmer bietet.

2.4 Technisches Umfeld

Jede neue Technik nimmt Einfluss auf das Leben jedes Einzelnen, auf die Entwicklung der gesamten Gesellschaft sowie auf die Arbeitswelt. Durch die extrem rasante Entwicklung der Informations- und Kommunikationstechnologien innerhalb der letzten Jahrzehnte fanden gravierende Veränderungen statt, die sich auf alle Bereiche des menschlichen Lebens auswirken. Die Integration dieser Technologien birgt neue Möglichkeiten der Anwendung auf den Ebenen der Produktion und der Prozesse von Wirtschaft und Gesellschaft, da sie die natürliche Beschränkung der menschlichen Informationsverarbeitungskapazität überwindet. So trägt sie zu einer Leistungserweiterung in den Bereichen Geschwindigkeit, Raum und Zeit bei. Nachfolgend werden die wichtigsten Entwicklungstendenzen in den Bereichen Kapazitätssteigerung, Mobilität, Zusammenarbeit, Integration, Offenheit, Verteilung und Globalisierung beschrieben.

[...]


[1] Pribilla/Reichwald/Goecke [1996], S. 2.

[2] Seiwert, [1996], S. 37.

[3] Holtrup [2008], S. 9.

[4] Vgl. Pribilla/Reichwald/Goecke [1996], S. 1.

[5] Hansen/Gala [2014], o. S.

[6] Handelswissen [o. J.], o. S.

[7] Vgl. Handelswissen [o. J.], o. S.

[8] Picot/Reichwald/Wigand [1996], S. 4.

[9] Vgl. Bundeszentrale für politische Aufklärung [2014], o. S.

[10] Neugebauer [1997], S. 51.

[11] Klages [1985], S. 9 f.

[12] Vgl. Müller [2012], o. S.

[13] Vgl. Holtrup [2008], S. 41 f.

[14] Holtrup [2008], S. 45.

[15] Vgl. Müller [2012], o. S.

[16] Holtrup [2008], S. 11.

[17] Vgl. Holtrup [2008], S. 48.

[18] Vgl. Picot/Reichwald/Wigand [1996], S. 4.

[19] Vgl. Academicworld [o. J.], o. S.

[20] Vgl. Klages [1985], S. 41 ff.

[21] Vgl. Staehle [1992], S. 142.

[22] Vgl. Staehle [1992], S. 143.

[23] Vgl. Peters [2015], S. 6 f.

[24] Peters [2015], S. 8.

[25] Vgl. Staehle [1992], S. 145.

[26] Vgl. Peters [2015], S. 9 f.

[27] Vgl. Hentze [1995], S. 33 f.

[28] Peters [2015], S. 10.

[29] Vgl. Staehle [1992], S. 145.

[30] Vgl. Peters [2015], S. 11 f.

[31] Vgl. Pribilla/Reichwald/Goecke [1996], S. 10.

Ende der Leseprobe aus 65 Seiten

Details

Titel
Intrapreneurship. Ein modernes Konzept zur Innovationsförderung in Unternehmen
Untertitel
Strategien in Zeiten gesteigerten Wettbewerbsdrucks
Hochschule
Hochschule Fresenius München
Note
1,3
Autor
Jahr
2015
Seiten
65
Katalognummer
V379605
ISBN (eBook)
9783668585744
ISBN (Buch)
9783960951544
Dateigröße
2462 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
intrapreneurship, konzept, innovationsförderung, unternehmen, strategien, zeiten, wettbewerbsdrucks
Arbeit zitieren
Iris Reichelt (Autor:in), 2015, Intrapreneurship. Ein modernes Konzept zur Innovationsförderung in Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/379605

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