Der Begriff des Sozialkapitals ist zur Zeit "en voge". Soziales Kapital begünstigt - so die einhellige Meinung - Kooperation zwischen Akteuren und dient so der Lösung vieler politikwissenschaftlicher Probleme. Dabei wirkt Soziales Kapital nicht nur auf der Mikro-, sondern auch auf der Makrobene. Die Studien von Knack und Zak bzw. Knack und Keefer zeigen unter anderem, dass systemisches Sozialkapital positiv mit wirtschaftlichem Wachstum korreliert ist. Grundlegend dafür ist jedoch die Existenz eines demokratischen Rechtsstaates, der durch Schaffung einer Rechtssicherheit und einer Art Gleichheit aller die Entstehung von Vertrauen in den Staat und damit die Produktion von systemischen Sozialkapital begünstigt. Wie aber kann die Vertrauenswürdigkeit eines Rechtsstaates, welche die Basis für die Vertrauensvergabe der Bevölkerung bildet, kommuniziert werden? Persönliche Gespräche zwischen Politikern und Bürgern oder öffentliche Reden können einen Beitrag dazu leisten. Gerade in größeren Gesellschaften ist jedoch eine wirksame Kommunikation zwischen Staat und Bevölkerung nur über Massenmedien als zwischengeschaltete Akteure möglich. Nicht zuletzt bildet sich jeder Einzelne an Hand der täglichen Medienberichterstattung ein subjektives Urteil über Wirksamkeit und Effektivität staatlicher (und informeller) Institutionen und damit ein Urteil über ihre Vertrauenswürdigkeit. Warum aber wird wiederum den Informationen der Medien so stark vertraut?
Dieser Frage soll in der vorliegenden Arbeit auf Basis von Rational Choice nachgegangen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitorische Abgrenzung der relevanten Begriffe
- Definition anlehnend an Coleman: Der Begriff des Vertrauens
- Definition anlehnend an Coleman: Der Begriff des Sozialkapitals
- Massenmedien in demokratischen Rechtsstaaten
- Eine Betrachtung der Rolle der Medien im Staat aus funktionalistischer Sicht
- Warum vertrauen rationale Treugeber Massenmedien?
- Was ist der potentielle Gewinn, der dem Treugeber aus dem Konsum von Medien erwächst?
- Was ist der potentielle Verlust, der dem Treugeber aus dem Konsum von Medien erwächst?
- Zusammenfassung: Die Vertrauensvergabe an Massenmedien
- Fazit: Vertrauen, Medien und mediale Wirkungen auf Systemkapital
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht den Einfluss von Massenmedien auf die Produktion, Aufrechterhaltung und Destruktion von systemischem Sozialkapital in demokratischen Rechtsstaaten. Dabei wird der Fokus zunächst auf die Frage gerichtet, warum es für Akteure rational ist, Massenmedien als vertrauenswürdige Referenz bezüglich der Vertrauenswürdigkeit des Staates heranzuziehen.
- Begriffsdefinition von Sozialkapital und Vertrauen im Kontext des Rational Choice Ansatzes
- Die Rolle von Massenmedien in demokratischen Rechtsstaaten und deren Funktion als Vertrauensreferenz
- Rationale Entscheidungsprozesse bei der Vertrauensvergabe an Massenmedien
- Mögliche Wirkungen von Massenmedien auf die Produktion, Aufrechterhaltung und Destruktion von Sozialkapital
- Anwendung der Systemtheorie von David Easton zur Beschreibung der Funktion von Massenmedien im politischen Prozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Definition der Begriffe Sozialkapital und Vertrauen, die sich auf die theoretischen Überlegungen von James S. Coleman stützt. Die Arbeit argumentiert, dass Vertrauen in demokratischen Rechtsstaaten eine rationale Entscheidung darstellt, die auf der Abwägung von Gewinnchancen und Verlustrisiken basiert. Anschließend wird die Rolle von Massenmedien als Vertrauensreferenz in demokratischen Rechtsstaaten betrachtet. Die Arbeit argumentiert, dass Massenmedien aufgrund ihrer Rolle als Informationsvermittler und Meinungsbildner eine wichtige Funktion bei der Produktion und Aufrechterhaltung von Vertrauen in staatliche Institutionen einnehmen. Die Arbeit untersucht auch die rationalen Überlegungen, die Akteure bei der Vertrauensvergabe an Massenmedien anstellen. Abschließend werden die möglichen Auswirkungen von Massenmedien auf die Produktion, Aufrechterhaltung und Destruktion von systemischem Sozialkapital in demokratischen Rechtsstaaten diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Sozialkapital, Vertrauen, Massenmedien, demokratischer Rechtsstaat, Rational Choice Ansatz, Systemtheorie, Informationsvermittlung, Meinungsbildung, Nutzenmaximierung, Gewinnchancen, Verlustrisiken, Produktion, Aufrechterhaltung, Destruktion, Systemkapital.
- Quote paper
- Steffen Kroggel (Author), 2004, Massenmedien - Eine rationale, intermediäre Vetrauensreferenz im demokratischen Rechtsstaat?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/37996