Ausgangspunkt der folgenden Auseinandersetzung mit Georg Büchners Dantons Tod ist das Seminar Politische Dramen II an der Universität Leipzig. Dessen Ziel war es durch seine dezidierte Themenstellung den Blick zu schärfen für die Aktualität, das Engagement und das kritische Potential von Literatur und zwar im Hinblick auf politische Konzeptionen bzw. politisches Handeln überhaupt. Ausgehend von der dem Common Sense entsprechenden Definition von Politik als Umsetzung von Konzepten und Maßnahmen, die sich auf die Gestaltung des öffentlichen Lebens und seiner Institutionen beziehen, geeinigt hatten, wurden dahingehend verschiedenste Werke diverser Autoren des 19. und 20. Jahrhunderts analysiert und interpretiert. Darunter auch Georg Büchners grandioses Revolutionsdrama Dantons Tod.
Der Eindruck der immensen Komplexität des Stückes, der sich bereits im Seminar angedeutet hatte, erfuhr durch die Recherche und Lektüre der umfangreichen wissenschaftlichen Sekundärliteratur weitere Verstärkung. Nach und nach kristallisierte sich dabei heraus, dass die Erhellung des politischen Gehalts von Dantons Tod als nach wie vor unabgeschlossen bezeichnet werden kann. Dies rührt zum einen von der bekannten desolaten Überlieferungslage hinsichtlich Büchners Schaffen überhaupt her, wird aber auch durch die Pluralität der im Danton enthaltenen politischen Positionen und ihrer Verstrickungen mit Diskursen zu anderen Thematiken bedingt, die – je nachdem worauf man das Hauptaugenmerk legt oder welcher Ideologie die Interpretation dienen soll – zu verschiedensten Deutungen geführt haben.
Auch wenn sich meine Interpretation auf den politischen Gehalt konzentrieren wird, sollen auch andere Aspekte des Stückes nicht gänzlich unbeachtet bleiben, da Büchner diese mit der politischen Dimension derart kunstvoll verwoben hat, dass sie zum Teil nur schwer voneinander zu trennen sind. Dies erachte ich insofern als notwendig, als dass das Verständnis unter gänzlicher Ausblendung der historischen, literaturgeschichtlichen, philosophischen und moralischen Aspekte des Stücks stark getrübt würde.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Zwischen revolutionärem Handeln und Fatalismus der Geschichte
- - Anmerkungen zu Büchner, seiner Zeit und seinem Werk
- 2. Das Inventar von Dantons Tod - eine Makro-Analyse
- 3. Das Personal des Dramas im Spiegel der Politik
- 3.1. Danton und die Gemäßigten
- a) Danton-resignierender Revolutionär und ambivalenter „Held”
- b) Dantons Gefolgschaft
- 3.2. Das Volk hungernde Masse und Spielball der Demagogie
- 3.3. Robespierre und die radikalen Jakobiner
- a) Robespierre - der vermeintliche Heilsbringer
- b) Robespierres Gefolgschaft
- 3.4. Die Frauen
- 3.1. Danton und die Gemäßigten
- 4. Die politische Intention als pluralistische Konstruktion
- 4.1. Kein politisches Lehrstück
- 4.2. Der politische Gewaltdiskurs
- 4.3. Das Stück als Paraphrase des Fatalismus der Geschichte?
- 4.4. Das Drama als pluralistische Konstruktion von Sinn
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Georg Büchners Drama „Dantons Tod“ und analysiert dessen politischen Gehalt. Der Fokus liegt dabei auf der Interpretation der verschiedenen politischen Positionen, die im Stück dargestellt werden, sowie auf der Frage, ob das Drama eine eindeutige politische Botschaft vermittelt oder eher eine pluralistische Konstruktion von Sinn darstellt.
- Politische Positionen im Drama
- Der Gewaltdiskurs im Stück
- Der Fatalismus der Geschichte als Thema
- Die Rolle des Volkes in der Revolution
- Die pluralistische Konstruktion von Sinn
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die Entstehung von „Dantons Tod“ im Kontext der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse des frühen 19. Jahrhunderts. Der Fokus liegt dabei auf Büchners eigener Positionierung in dieser Zeit und seinen kritischen Anmerkungen zum politischen System. Kapitel 2 widmet sich einer Makro-Analyse des Dramas, die die zentralen Elemente des Stücks beleuchtet. Kapitel 3 analysiert das Personal des Dramas im Spiegel der Politik und untersucht die verschiedenen Charaktere und ihre jeweiligen politischen Rollen. Dabei werden insbesondere Danton, Robespierre und das Volk betrachtet. Schließlich beleuchtet Kapitel 4 die politische Intention von „Dantons Tod“ und analysiert die Frage, ob das Drama ein politisches Lehrstück, eine Paraphrase des Fatalismus der Geschichte oder eher eine pluralistische Konstruktion von Sinn darstellt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie der Französischen Revolution, der politischen Gewalt, dem Fatalismus der Geschichte, dem Gewaltdiskurs und der Pluralität der Interpretationen. Weitere wichtige Begriffe sind Danton, Robespierre, das Volk, Revolution, Demokratie und Tyrannei.
- Quote paper
- Thomas Haegeler (Author), 2004, Georg Büchners Dantons Tod - ein Politikum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38309