Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Aufbau und Ziel der Arbeit
2. CSR - Ein Überblick
2.1 Definition Corporate Social Responsibility
2.2 Verwandte Konzepte des CSR
2.2.1 Corporate Citizenship
2.2.2 Corporate Governance
2.3 Das Drei-Säulenmodell - Tripple Bottom Line
2.3.1 Motivation und Zielsetzung von CSR
2.3.2 Ökonomische Dimension (economic prosperity)
2.3.3 Ökologische Dimension (environmental protection)
2.3.4 Soziale Dimension (social equity)
2.3.5 Interne und externe Dimension
2.4 Der CSR-Check
2.5 CSR und Stakeholder
2.5.1 Interne Stakeholder
2.5.2 Externe Stakeholder
2.6 CSR - Instrumente
2.7 Verantwortung und Ethik von Unternehmen
3. Entwicklung, Bedeutung und Umsetzung von CSR
3.1 Entwicklung von CSR
3.1.1 Der ehrbare Kaufmann
3.1.1.1 Antike
3.1.1.2 Mittelalter
3.1.1.3 Frühe Neuzeit
3.1.1.4 Moderne
3.1.2 Meilensteine der Entwicklung von CSR
3.2 Bedeutung von CSR
3.2.1 Nutzen und Chancen von CSR
3.2.2 CSR als „Business Case“
3.2.3 CSR als Teil der Unternehmensstrategie
3.2.4 CSR global
3.2.4.1 UN Global Compact
3.2.4.2 OECD-Leitlinien
3.2.4.3 Global Reporting Initiative (GRI)
3.2.5 CSR in Europa
3.3 Umsetzung von CSR anhand von Beispielen
3.3.1 Beispiel „BMW Group“
3.3.2 Beispiel „H&M Group“
3.3.3 Beispiel „McDonalds“
4. Schlussbetrachtung - Quo vadis?
5. Abkürzungsverzeichnis
6. Abbildungsverzeichnis
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Corporate Social responsibility is a hard-edged business decision. Not because it is a nice thing to do or because it is a nice thing to do or because people are forcing to do ...because it is good for our business (Niall Fitzgerald- ehemaliger CEO/Unilever) ”[1]
Der konservative Mantel großer Unternehmen wurde zum großen Teil seit geraumer Zeit abgelegt. Multinationale Unternehmen sehen sich im Wandel und der monetäre Aspekt ihrer geschäftlichen Interessen ist in den Hintergrund gerückt. Noch vor ein paar Jahren stand die Bevölkerung großen Konzernen noch mit Respekt und Ehrfurcht gegenüber. Heute ist dieser abgeschüttelt und das Handeln jener Unternehmen wird mit argwöhnischen Auge betrachtet. Ausschlaggebend war vor allem die Veröffentlichung des „Grünbuch CSR“ im Jahr 2001. Dabei verfolgt dieses Schreiben der Kommission der Europäischen Gemeinschaften konkret ein Ziel: „(-) nachhaltige Entwicklung ins Zentrum der Politik und gesellschaftliche Unternehmensverantwortung ins Zentrum jeder Geschäftsstrategie zu rücken“[2].
Was war nun der Grund für den Aufschrei der Bevölkerung, beziehungsweise der Politik, der durch alle Schichten ging und ein Umdenken und Änderung der Vorgaben mit sich führte? Vor allem die mediale Berichterstattung und der Informationsfluss. An dieser Stelle schon vereinfacht durch den technischen Fortschritt. Sehen wir uns nur den Austausch von Informationen auf Plattformen wie Facebook an. Ebenso weitere Kanäle wie Reddit, Twitter oder Wikileaks. Umweltskandale, Korruption, Kinderarbeit und generell menschenunwürdige Arbeitsbedingungen wurden publik. Schnell gerieten derartige Skandale in den Fokus der Öffentlichkeit. Erinnert man sich nur an den Primark-Skandal. Eine Kundin, die sich in einer Filiale in Nordirland eine Hose kaufte, fand einen Zettel in deren Gesäßtasche. Dieser beinhaltete einen Hilferuf aus einem asiatischen Land, in dem die Kleidung hergestellt wurde. Allen Anschein nach blieb es nicht bei dieser einen Botschaft. Es wurden mehrerer solcher Zettel bei Twitter gepostet[3]. Nun war es nicht nur der eine Konzern, der durch seine negativen Arbeitsbedingungen Schlagzeilen machte. Ebenso Nike, Adidas, New Balance und Fila gerieten in den Fokus der Öffentlichkeit.
In einem Artikel des Spiegels wurden unbezahlte Überstunden, Niedriglöhne und sogar giftige Chemikalien angeprangert. Der genannte Skandal ereignete sich ebenso im asiatischen Raum[4].
Nun wurden, wie schon Anfangs erwähnt, die Rufe der Öffentlichkeit immer lauter. Unternehmen haben eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft und Umwelt. Der Klimawandel schreitet voran und lässt sich unter keinen Umständen mehr leugnen. Ebenso, dass der Mensch daran eine nicht unerhebliche Mitschuld hat. Das Interesse und die Sensibilität der Bevölkerung hinsichtlich des Schutzes, sind in den letzten Jahren gestiegen. Die Öffentlichkeit verlangt nach einem verantwortungsvollen Umgang. Nicht das Konzept der Profitmaximierung ist ausschlaggebend, sondern das neu gewonnene und noch relativ junge CSR (Corporate Social Responsibility) -Konzept.
1.1 Aufbau und Ziel der Arbeit
In der nachfolgenden Arbeit sollen im ersten Teil die theoretischen Hintergründe von CSR erläutert werden und welchen Umfang diese wichtige Thematik eigentlich hat. Des Weiteren werden Bestandteil die Entwicklung, die Bedeutung und Umsetzung von CSR sein. Letzteres soll an drei Unternehmensbeispielen verdeutlicht werden. Ziel meiner Arbeit ist es, ein umfassendes Verständnis durch Aufarbeitung von theoretischen Hintergründen zu vermitteln. Ferner ist es unumgänglich zu erwähnen wie das CSR-Konzept in der Praxis überhaupt angewendet wird. Dabei sollen folgende Fragen geklärt werden:
- Was versteht man unter CSR?
- Was ist die Motivation?
- Welche Dimensionen existieren innerhalb des Konzepts?
- Welche Stakeholder sind betroffen?
- Wie wurde das Konzept entwickelt?
- Was sind der Nutzen und die Folgen?
- Gibt es internationale Unterschiede?
- Welche praktischen Beispiele gibt es?
2. CSR - Ein Überblick
„It takes 20 years to build a reputation and five minutes to ruin it” (Warren Buffet)[5]
Der öffentliche Diskurs in Bezug auf CSR hat in den letzten Jahren eine neue Form angenommen. Nicht nur in der Bevölkerung, sondern auch in den Marketing -und Kommunikationsabteilungen großer Firmen ist man sich der Wichtigkeit dieser Thematik bewusst. Ihnen wird klar, dass ihr Vorgehen transparent dokumentiert und kommuniziert werden muss.
Im nachfolgenden Abschnitt soll eine theoretische Aufarbeitung von CSR erfolgen. Bestandteile sind dabei eine geläufige Definition des Konzepts an sich, sowie der eng verwandten Konzepte. Des Weiteren wird die Motivation des Konzepts, die Dimensionen und die Auswirkung auf Stakeholder betrachtet.
2.1 Definition Corporate Social Responsibility
Eine einheitliche Definition ist, wie so oft bei einer derart weitläufigen Thematik nicht vorhanden. Die Literatur weißt dabei eine Vielzahl jener auf. Andreas Schneider schreibt in seinem Werk dazu: „Stellt für den einen „jegliches Engagement“ über gesetzliche Verpflichtungen hinaus bereits „ CSR “ dar, ist es dies für den anderen nicht. Die einen betonen „SocialSponsoring“ sei keine richtige CSR, andere wiederum grenzenDiversitätsmanagement und Nachhaltigkeit stark von CSR ab und meinen, dass es etwas ganz anderes sei “[6]. Ebenso stellt die Regelung für den einen Personenkreis nur eine Norm dar, für den anderen eine Verordnung. Nicht zu verachten sind die herrschenden kulturellen und regionalen Unterschiede in Bezug auf die Betrachtungsweise (ebd.). Dow Votaw, ein ehemaliger Professor der Universität Kalifornien sagte dazu: „ The term is a brilliant one; it means something, but not always the same thing to everybody. To some it conveys the idea of legal responsibility or liability; to the others it means socially responsible behavior in an ethical sense; to still others, the meaning transmitted is that of ‘responsible for ’, is a casual mode; many simply equate it with a charitable contribution”[7]. CSR gilt als eine Begrifflichkeit, die im unternehmerischen Alltag über die Jahre mehr und mehr an Relevanz gewonnen hat. In den letzten Jahren schreiben sich immer mehr Firmen das Konzept auf ihr Aushängeschild. Wie schon erwähnt, gab es mehrere Anläufe, CSR zu definieren. Drei solcher Erklärungsversuche seien an dieser Stelle erwähnt:
Die europäische Kommission von 2001 und 2002:
„Soziale Verantwortung der Unternehmen (Corporate Social Responsibility - CSR) ist ein Konzept, das den Unternehmen als Grundlage dient, um auf freiwilliger Basis soziale und ökologische Belange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Beziehung zu den Stakeholdern zu integrieren “[8]. Diese im Grünbuch der Kommission festgelegte Definition dient bis heute für viele als treffendste und plausibelste. Schneider hat ebenso darauf hingewiesen, dass die Kommission im Jahr 2012 die genannte Definition durch einen weiteren Satz ergänzt hat. Dabei wird darauf hingewiesen, dass CSR nicht in das „Kerngeschäft“ von Unternehmen eingegliedert werden soll, es soll um eine „Art des Unternehmensmanagement“ gehen (ebd.).
Die europäische Kommission von 2011:
In Verbindung mit der Erläuterung der Begrifflichkeit von 2001/2002 wurden weitere Punkte in den Vorgabenkatalog zu CSR aufgenommen. Unter anderem wurde CSR auch neu definiert, nämlich als „die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkung auf die Gesellschaft“. Die Kommission bezieht sich dabei auch auf die Einhaltung der schon bestehenden Rechtsvorschriften und Tarifverträge zwischen verschiedenen Parteien. Vor allem geht es auch um die Zusammenarbeit der Unternehmen mit Stakeholdern. Relevant ist Integration sozialer, ökologischer und ethischer Normen, sowie Belange der Verbraucher und Menschenrechte. Ergebnis sollen dabei gemeinsame Werte der Unternehmer und übrigen Stakeholder beziehungsweise Gesellschaft sein. Des Weiteren „sollen etwaige negative Auswirkungen aufgezeigt, verhindert und abgefedert werden“[9]
Die ISO 26000 - globale Definitionsbasis:
Wichtig ist, dass an dieser Stelle erwähnt werden muss, dass es sich bei dieser Definition nicht um den Begriff CSR als solches geht, sondern vielmehr um den Begriff „Social Responsibility“ (SR). Dabei sollen folgende Grundsätze beachtet werden[10].
- Rechenschaftspflicht der Unternehmen/Organisation
- Transparenz
- Ethisches Verhalten
- Achtung der Interessen der Anspruchsgruppen
- Achtung der Rechtsstaatlichkeit
- Achtung der internationalen Wirtschaftsstandards
- Achtung der Menschenrechte
Nur wenn diese Grundsätze eingehalten werden, kann man von einer glaubwürdigen Umsetzung der Unternehmen beziehungsweise Organisationen ausgehen. Weiterhin ist die Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung nur gegeben, wenn die sieben Kernthemen, der unten stehenden Abbildung, des CSR abgegolten sind[11].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2 Verwandte Konzepte des CSR
Nachdem wir uns eine theoretische Grundlage zum Begriff Corporate Social Responsibility geschaffen haben, sollen in diesem Part Konzepte, die als nahe Verwandte gelten, genauer erläutert werden. Als Überbegriff steht Corporate Responsibility, mit seinen Unterpunkten CSR, CC (Corporate Citizenship) und CG (Corporate Governance).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.2 Corporate Responsibility und seine Bestandteile[12]
2.2.1 Corporate Citizenship
Der „Arbeitskreis Nachhaltige Unternehmensführung der Schmalbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e.V.“ definiert den Begriff Corporate Citizenship als finanzielle Unterstützung zu humanitären Projekten, für Unternehmensstiftungen oder gar das Sponsern lokaler Sportvereine[13]. An dieser Stelle herrscht mit Ernst & Young (Abb.2) Einigkeit. Auch hier werden humanitäre Hilfsprojekte, Sponsoring und Stiftungen genannt. Doch werden noch Kulturförderung, Bildungsprojekte und allgemein Spenden genannt.
2.2.2 Corporate Governance
Corporate Governance wurde im Deutschen Governance Kodex definiert und befasst sich mit „ den verbindlichen Spielregeln verantwortungsvoller Unternehmensführung wie Steuer -und Wirtschaftsgesetzen oder auch moralischen Werten, an denen Unternehmensleitung und Mitarbeiter ihr Handeln ausrichten sollen“(ebd.). Wieder wird hier auf die regionalen Unterschiede hingewiesen. Jedes Unternehmen ist dabei verpflichtet, sich mit den landesspezifischen Spielregeln auseinanderzusetzen. In der Abbildung wird noch Value Statement[14] und Anti-Korruption genannt.
2.3 Das Drei-Säulenmodell - Tripple Bottom Line
2.3.1 Motivation und Zielsetzung von CSR
Die drei Säulen des CSR-Konzepts werden gleichzeitig als „Triple Bottom Line“ benannt, wie auch als Dimensionen des besagten Begriffs. Wie in der Abbildung (Abb.2) sehr anschaulich dargestellt, wird klar warum es sich um die Säulen des Konzepts handelt.
Es sei an dieser Stelle ökonomische, ökologische und soziale Verantwortung genannt. Allgemein wie schon in der Abbildung beschrieben, geht es bei ersterem um eine „langfristige Wertschöpfung“, Liquidität, Marktsicherung und Bindung der Kunden. Jedem Unternehmen sollte des Weiteren bewusst sein, dass es die Aufgabe hat, jene zu schützen. Sei es nun durch ein „Umweltmanagementsystem“, „Abfallmanagement“ oder „Travelmanagement“. Die soziale Dimension spricht vor allem von Diversität, Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, einer Work-Life-Balance, Gesundheitsmanagement und von einem lebenslangen Lernen. Es geht also im Allgemeinen um ein Handeln, dass in die Zukunft gerichtet ist. In der Literatur wird es beschrieben, als „die Ausrichtung unternehmerischer Entscheidungen auf die
Zukunft (Zeitperspektive) und das Abwägen ökonomischer, ökologischer und sozialer Ziele (Mehrfachzielsetzung) (...)“[15].
Aus diesen drei Bereichen resultiert das Ergebnis nachhaltiger Unternehmensführung (ebd.). Man könnte auch von einem magischen Dreieck sprechen, denn nur bei Einhaltung aller Bereiche ist der Grundsatz der Nachhaltigkeit erreicht. Als Erfinder gilt, wenn auch nicht eindeutig, der Oldenburger Professor Bernd Heins[16]. Im Grunde hat man an dieser Stelle auch schon die Motivation und Zielsetzung von CSR behandelt. Dass die Unternehmen nicht aus rein altruistischen Gründen diese Ziele verfolgen, erklärt sich von selbst. Die ökonomische Zielsetzung wird trotz dieser ambitionierten Beweggründe im Vordergrund bleiben. An dieser Stelle lässt sich bestimmt nicht bestreiten, dass hinter diesen ebenso eine ausgeklügelte Marketingstrategie steckt. Zusammengefasst kann man von folgenden Zielen sprechen[17]:
[...]
[1] Vgl. theguardian.com - Corporate Social Responsibility.
[2] Vgl. csr-in-deuschland.de - CSR-Politik der EU.
[3] Vgl. süddeutsche.de - Primark-Kunden finden eingenähte Hilferufe in Kleidung.
[4] Vgl. Spiegel.de - Greenpeace findet Gift in WM-Kollektion
[5] Vgl. slideshare.net - Corporate Social responsibility.
[6] Vgl. Andreas Schneider, René Schmidpeter 2012, S.17.
[7] Vgl Coelho, McClure, Spry 2003, S.15.
[8] Vgl Andreas Schneider, René Schmidpeter 2012, S.41.
[9] Vgl. Europäische Kommission 2011, S.7.
[10] Andreas Schneider, René Schmidpeter 2012, S.23.
[11] Bundesministerium für Arbeit und Soziales 2011, S.12 ff.
[12] Vgl. Ernst & Young 2010, S. 12.
[13] Vgl. Andreas Schneider, René Schmidpeter 2012, S.41f.
[14] Eine unternehmerische Erklärung zu ihren Überzeugungen und Prioritäten. Wird oft benutzt um bestimmte Zielkunden und die eigenen Mitarbeiter damit zu erreichen. (businessdicitionary.com - value statement).
[15] Vgl. Andreas Schneider, René Schmidpeter 2012, S.42.
[16] Vgl. nachaltigkeit.info - Nachhaltigkeitsdreieck/ Dreieck der Nachhaltigkeit.
[17] Vgl. in Verbindung mit statista.com - Welche Ziele verfolgen Sie mit ihrem CSR-Engagement?