Bereits seit unserem Aufbruch im Morgengrauen hatte der Nebel die Landschaft einen undurchdringlichen Schleier gehüllt. Es ist kalt und naß. Um uns herum sehen wir nichts weiter als Wälder, deren Bedrohlichkeit durch den wabernden Nebel nur noch verstärkt wird. Plötzlich ein entferntes Brausen, das sich schnell nähert. Das Brausen verstärkt sich zu einem furchterregenden Dröhnen. Die Germanen! Gleich werden sie aus dem Unterholz hervorbrechen und...Aber nein, es handelt sich lediglich um einen altersschwachen PKW, der soeben auf der Bundesstraße Richtung Brahmsche an, bzw. unter uns vorbeifährt. Wir befinden uns auf der Aussichtsplattform des Museums der „Varusschlacht“ in Kalkriese, einem winzigen Dorf wenige Kilometer von Osnabrück entfernt. Hier also soll sie stattgefunden haben, die „Schlacht im Teutoburger Wald“. In diesem Engpaß der Kalkrieser- Niewedder Senke, oder, wie uns der begleitende Archäologe nahelegt, in der grünen Hölle von Kalkriese. In einem wohlsituierten Hinterhalt zwischen dem Kalkrieser Berg und dem nur wenige hundert Meter weiter nördlich gelegenen großen Moor wurden, sofern man der Arbeit der hiesigen Archäologen Glauben schenken kann, im Jahre 9 n. Chr. drei römische Legionen sowie zahlreiche Auxiliarverbände unter der Führung des Publius Quinctilius Varus vernichtet. Seitdem der berühmte Historiker Theodor Mommsen im Jahre 1854 aufgrund von Münzfunden in diesem Gebiet einen ersten Anhaltspunkt für den bis dato völlig unbekannten Ort der Varusschlacht gefunden zu haben glaubte, entbrannte eine hitzige Diskussion unter Historikern und Archäologen über den wahren Ort dieses Ereignisses. Bis heute wurden circa 700 verschiedene Theorien mehr oder minder hohen Stellenwertes zu diesem Thema entwickelt, doch die endgültige Antwort auf die Frage, wo die Schlacht im Jahre 9 n. Chr. stattfand, ist bis jetzt noch jeder Autor schuldig geblieben. Diese Arbeit soll daher auch kein weiterer Versuch sein, mittels letztendlich unbelegbarer Thesen Licht ins Dunkel der Geschichte zu bringen, vielmehr sollen die Hintergründe dieser verheerenden römischen Niederlage beleuchtet werden, die dazu führte, „daß die römische Herrschaft, die an der Küste des Ozeans nicht haltgemacht hatte, am Rheinufer ihre Grenze fand.“1 Hauptziel dieser Arbeit ist es, die Frage nach der Schuld an der clades Variana zu beantworten. [...] 1 Lucius Annaeus Florus, Bellum Germanicum II, 30,39.
Inhaltsverzeichnis
- Die Varusschlacht - Historische Hintergründe und Schuldfrage
- Einleitung
- Der Ort des Geschehens
- Historische Quellen - Überlieferung und Kritik
- Die Persönlichkeit des Varus
- Kindheit und Jugend
- Die Ämterlaufbahn des Varus
- Das Consulat
- Die Statthalterschaft in Africa
- Die Statthalterschaft in Syrien
- Die Schuldfrage
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die historischen Hintergründe der Varusschlacht, die zur Vernichtung dreier römischer Legionen im Jahre 9 n. Chr. führte. Sie befasst sich mit der Frage nach der Schuld am Desaster, insbesondere in Bezug auf die Person des römischen Statthalters Publius Quinctilius Varus.
- Kritisches Studium der historischen Quellen, insbesondere der Aussagen von Velleius Paterculus, Tacitus, Florus und Cassius Dio
- Analyse der Rolle des römischen Kaisers Augustus bei der Ausbreitung der römischen Herrschaft in Germanien
- Untersuchung des römischen Selbstverständnisses und der Auswirkungen auf die politische Strategie in den Provinzen
- Rekonstruktion der Ereignisse vor und während der Varusschlacht
- Bewertung der Persönlichkeit und der Handlungsweise des Varus
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Varusschlacht als historisches Ereignis vor und beschreibt die Debatte um den genauen Ort der Schlacht.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit den historischen Quellen, die zur Rekonstruktion der Varusschlacht herangezogen werden, und analysiert deren Glaubwürdigkeit.
- Das dritte Kapitel befasst sich mit der Persönlichkeit des Publius Quinctilius Varus. Es beleuchtet seine Kindheit und Jugend, seine Ämterlaufbahn und analysiert sein Verhalten während seiner Statthalterschaft in Syrien.
Schlüsselwörter
Varusschlacht, römische Expansion, Germanien, Publius Quinctilius Varus, Kaiser Augustus, historische Quellen, kritische Analyse, Schuldfrage, Statthalterschaft, Syrien, römisches Selbstverständnis, politische Strategie.
- Arbeit zitieren
- Nicolai Clarus (Autor:in), 2003, Steuerloch Germanien-Ein Grenzfall. Die Frage der Schuld am Untergang des Varusheeres im Jahre 9 n. Chr., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/38428