Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Beschreibung der Praktikumsschule
Aufgaben und Belastungen im Lehrerberuf
Unterrichtsbeobachtung: Frageverhalten im Unterricht
Unterrichtsbeobachtung: Umgang mit Unterrichtsstörungen
Hospitation - Nachvollzug didaktischer Entscheidungen
Planung, Beschreibung und Analyse der Durchführung des Unterrichts
Reflexion der Schulpraktischen Studie
Literatur
Anlage 1.1: Frageverhalten im Unterricht
Anlage 1.2: Umgang mit Unterrichtsstörungen
Anlage 1.3: Nachvollzug didaktischer Entscheidungen
Anlage 1.4: Planung, Beschreibung und Analyse der Durchführung des Unterrichts
Anlage 2: Nachweis der Tätigkeiten / Aktivitäten während des Praktikums
Einleitung
Die vorliegende Arbeit bildet den Abschluss des Moduls Praxis- und Studienfeld Schule. Im Rah- men der Schulpraktischen Studien hospitierte ich Unterrichtsstunden und -einheiten sowie Pau- senaufsichten und schulische Veranstaltungen an der Albert-Schweitzer Oberschule vom 08.09.14 bis zum 02.10.14. Ziele dieses Praktikums waren es, Charakteristika meines späteren Tätigkeits- feldes Schule kennen zu lernen. Dazu gehören Verfahren der Erkundung der Praktikumsschule sowie der Unterrichtsbeobachtung und die daraus folgende Analyse und Beschreibung unter Anlei- tung von schulischen Mentor/innen. Die Belastungen im Lehrerberuf und Strategien für deren Be- wältigung, die Analyse der Aufgaben der Lehrkräfte im Schulalltag und meinen Wandel von der Schüler- zur Lehrerrolle, sowie die Berufswahl zu reflektieren, waren weitere Ziele der Schulprakti- schen Studie. Meine persönlichen Erwartungen waren es, Lehrer-Schüler-Verhältnisse sowie posi- tive als auch evtl. negative Situationen des Schulalltags zu beobachten, um mein Bild von dem Beruf zu vervollständigen und somit angenehme aber auch problemhafte Seiten aufzuzeigen. Es sollte meine Berufsentscheidung festigen und mich in der Fortsetzung des Studiums ermutigen. Die Hospitation und der eigene Unterrichtsversuch sollten bestätigen, was ich im Studium bereits gelernt habe und ermitteln, wo meine Stärken liegen, wo meine Defizite sind und in welcher Hin- sicht ich mich noch weiter entwickeln muss. Aus Gründen des praktischen Sprachgebrauchs und einem begünstigtem Textfluss, verzichte ich auf das ständige Wiederholen der weiblichen oder männlichen Formen, gemeint sind aber stets beide. Um der Verschwiegenheitspflicht nachzukom- men, habe ich im gesamten Portfolio sämtliche Schüler- und Lehrernamen entweder abgekürzt oder verschlüsselt.
Einen besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle meiner Mentorin aussprechen, die für mich stets eine kompetente Ansprechpartnerin war. Dank gilt auch dem Schulleiter, der es mir ermöglichte, mein Praktikum an der Albert-Schweitzer-Oberschule zu absolvieren und dadurch viele neue Erfahrungen sammeln zu können.
Beschreibung der Praktikumsschule
Aufgaben 1: Beschreiben Sie Ihre Praktikumsschule unter besonderer Berücksichtigung der fol- genden Aspekte: Schulform, Gebäude und Einzugsbereich, Schulpersonal (Schulleitung, Lehrer- Kollegium, pädagogische und sonstige Mitarbeiter/innen), pädagogische Schwerpunktsetzungen der Schule (Schulprogramm, besondere pädagogische Aktivitäten, ggf. weitere Besonderheiten der Schule). Machen Sie transparent, mit welchen Methoden Sie die Daten über die Schule ge- wonnen haben.
Mein Praktikum habe ich im Rahmen des Moduls Praxis- und Studienfeld an der 1982 gegründe- ten Albert-Schweitzer-Oberschule absolviert. 2008/2009 zog sie in das Gebäude der ehemaligen Nikolaus-Kopernikus-Mittelschule. Das Gebäude, welches 1980 erbaut wurde, ist ein teilsanierter, farbenfreudiger Plattenbau mit 3 Etagen und einem Kellergeschoss. Dort befinden sich die Es- sensausgabe, der WTH-Raum und der Schulclub. Die Schule besitzt ein Schulplanetarium und eine Sternwarte, welche von umliegenden Bildungseinrichtungen genutzt werden können. Neben zahlreichen Klassenzimmern verfügt die Schule über ein Café, welches von Schülern während der Pause geführt wird und eine WTH Schülerküche. Die Gänge sind mit künstlerischen Arbeiten von Schülern, Informationsmaterial oder Bildern von besonderen Anlässen geschmückt. In den Klas- senzimmern hängen oft Wandzeitungen oder Steckbriefe, aber auch die selbst erarbeiteten Klas- senregeln sowie die Hausordnung der Schule.
Der eingezäunte Schulhof grenzt direkt an die Schule an und schließt die Turnhalle mit ein. Zur Pausengestaltung haben die Schüler vier Tischtennisplatten, ein Fußball-, Basketballfeld zur Verfügung. Bälle und Schläger liegen dazu vor der Sporthalle aus. Zwischen den Grünflächen des Schulhofes sind viele Sitzgelegenheiten für die Schüler und eine Gartenmodelleisenbahn, die von einer Arbeitsgemeinschaft gepflegt wird. Das Umfeld der Schule ist dicht bebaut und durch vielgeschossige Gebäude geprägt. Aufgrund der sinkenden Einwohnerzahl wurden viele leerste- hende Wohnungen abgerissen, zurückgebaut oder saniert. Durch eine gute Verkehrsanbindung zur Innenstadt und durch die Nähe des Centers mit seinen zahlreichen Einzelhandelsflächen be- sitzt der Stadtteil dennoch Vorzüge. Durch Kooperationsverträge unterhält die Schule engen und regen Kontakt mit angrenzenden Grundschulen, um zukünftige Oberschüler erfolgreicher auf ihren neuen Bildungsweg vorbereiten zu können. Die Oberschule beinhaltet den Bildungsweg der Hauptschule, deren Schüler entweder separiert als Klasse oder als Gruppe in den Hauptfächern nach Hauptschullehrplan unterrichtet werden. Die Schule hat das Motto: „Humane Schule nach Al- bert Schweitzer, die mit Werte-, Wissen-, Methoden- und Sozialkompetenz auf das wirkliche Leben solide und fundiert vorbereitet“. (vgl. Schulprogramm, Albert-Schweitzer-Oberschule) Das Motto und die Projekttage an der Schule nehmen Bezug zum Leben und Wirken von Albert Schweitzer,
so spürt man die Verbundenheit zum Namensgeber der Schule. Das Kollegium besteht aus 35 Lehrerinnen und Lehrern, von denen manche in mehreren Schulen tätig sind. Die Schulsozialar- beiterin ist täglich an der Schule, arbeitet eng mit den Lehrern zusammen und kümmert sich um die Probleme von Schülern und Eltern. Die Unterrichtszeiten sind so eingeteilt, dass die ersten vier Unterrichtsstunden zu 2 Blöcken zusammengefasst sind. Pausen sind immer zwischen 25-30 min und werden grundsätzlich auf dem Schulhof verbracht. Nur bei schlechtem Wetter dürfen die Schüler im Gebäude bleiben. In Freistunden erhalten die Schüler die Möglichkeit, den Schulclub mit seinen Freizeitangeboten, z.B. Schülerbibliothek, spielerisch und sinnvoll zu nutzen. Das Streitschlichterprojekt bildet Schüler aus, die daran interessiert sind, eine verantwortungsbewusste Funktion als Moderator beim friedlichen Lösen von Konflikten innerhalb der Schülerschaft zu sein und zu einem toleranten und respektvollen Umgang miteinander beizutragen.
Um die Persönlichkeitsentwicklung der Schüler voranzutreiben und deren Handeln zu forcieren, steht der Erwerb von anwendungsbereitem Wissen, die Entwicklung von Methoden-, Lern-, Sozial- und Medienkompetenz sowie die Werteorientierung im Mittelpunkt der schulischen Bildung und Erziehung. Das Fördern und Fordern von einzelnen leistungsstarken oder leistungsschwachen Schülern ist ein Schwerpunkt der Schule. Ab der 6. Klasse können sich die Schüler für eine zweite Fremdsprache Französisch entscheiden, die bis zur Klasse 10 verbindlich ist. Andernfalls wählen die Schüler einen Neigungskurs aus den Bereichen: Kunst und Kultur, Gesundheit und Soziales, Naturwissenschaft und Technik usw..
Die Berufsorientierung stellt ein wichtiges Bildungs- und Erziehungsziel dar und wird durch fächerverbindenden Unterricht mit hohem Praxisbezug, Schülerbetriebspraktika, Arbeitspro- ben und berufswahlbezogenen Gesprächen u.v.m. umgesetzt. Die Albert-Schweitzer-Oberschule erhielt den Titel „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Im Rahmen dieses Projektes fin- den verschiedene Aktionstage, an denen Schüler Einblicke in andere Kulturen bekommen oder von Gleichberechtigung, Toleranz und Gewaltlosigkeit hören. Ebenso finden Sporttage, wie Völ- kerballturniere unter dem Motto „Gemeinsam stark“ statt. Weitere Möglichkeiten für eine sinnvolle Freizeitgestaltung sind Ganztagsangebote, wie zum Beispiel der Schulchor, Zumba-Fitness oder das Schülerradio. In jeder Klasse werden Klassen- und Elternsprecher gewählt, die den Schüler- bzw. Elternrat bilden. Gemeinsam mit dem Lehrerkollegium wird in der Schulkonferenz über die Aufgaben und Probleme der Schule beraten.
Alle Informationen zur Schule habe ich den Gesprächen mit meiner Mentorin oder anderen Lehrern, der Homepage der Schule und dem Schulprogramm entnommen.
Aufgabe 2: Beziehen Sie den Stand der Schulentwicklung an Ihrer Praktikumsschule auf die Kriterien für eine „gute Schule“ (vgl. Klafki 1998). Begründen Sie Ihre Schlussfolgerung.
Wolfgang Klafki beschreibt in „Kriterien einer guten Schule“ wie bestimmte Faktorengruppen auf die Schule einwirken und sie auszeichnen. Diese Faktorengruppen können zum Beispiel das Lehrerkollegium, die Funktion des Schulleiters und die Qualität des Unterrichts sein, aber auch das Schulleben und ein angenehmes Schulklima u.v.m. Ein positiv eingestelltes Kollegium, welches sich verantwortlich für die Schüler fühlt, ihnen Vertrauen entgegen bringt und zu persönlichen Gesprächen offen und bereit ist zählt zu den fundamentalen Kriterien einer gut funktionierenden Schule. (vgl. Klafki 1998, Punkt 2.2.1.). Nach meinen Beobachtungen konnte ich einen sehr freundlichen und offenen Kontakt zwischen Lehrern und Schülern erkennen.
Die Lehrkräfte kümmern sich um ihre Schüler und sind an deren Persönlichkeitsentwick- lung interessiert. Auch im Lehrerzimmer oder Telefonate mit Eltern wurde sich täglich über das Verhalten und Befinden der Schüler ausgetauscht. Generell hatte ich das Gefühl, das die Lehrer- kollegen größtenteils alle an einem Strang ziehen. Eben dieser Austausch und das große Maß an Zusammenarbeit weisen eine gewisse Zielübereinstimmung nach, die ein weiteres Merkmal einer guten Schule bildet. (vgl. Klafki 1998, Punkt 2.2.2.) Die Ganztagsangebote stellen für Schüler so- wohl sportliche, musische als auch künstlerische Freizeitaktivitäten dar. Medienkompetente Schü- ler können sich im Schülerradio und Tüftler bei der Gartenbahn betätigen. Während der Pausen sind die Tischtennisplatten und das Fußball spielen sehr beliebt. Manche Schüler beschäftigen sich auch im Schulclub. Im Rahmen des Unterrichts gibt es viele interessante Angebote, wie Ta- gesausflüge ins Schulbiologiezentrum, Wandertage oder fächerverbindenden Unterricht. Dieses vielseitige Schulleben zeichnet eine gute Schule aus. (vgl. Klafki 1998, Punkt 2.2.4.)
Durch die Stunden, die ich bei verschiedenen Lehrern hospitiert habe, hatte ich den Ein- druck, so weit ich das einschätzen kann, dass auch die Qualität im Unterricht stimmte, da er klar strukturiert, abwechslungsreich und effektiv war. An der Schule unterrichten viele berufserfahrene Lehrer, die einen spürbaren Stand von Bildung und Erziehung durchsetzen und dadurch die Klas- se wirklich im Griff zu haben schienen. Dazu dienen auch die thematischen Elternabende. In Ge- sprächen mit den Eltern wird ein reger Kontakt gesucht, denn eine gute Zusammenarbeit führt zu einer hohen Akzeptanz der Bildungsvorhaben. Die Lehrkräfte der Schule vermittelten mir den Ein- druck, dass der Schulleiter seine Aufgaben gut erledigt, sich für seine Kollegen einsetzt und Pro- bleme der Schule, auch organisatorischer Art durch Kooperation mit Lehrern und Eltern löst. (vgl. Klafki 1998, Punkte 2.2.5./2.2.6/2.2.7/2.2.8)
Dass die Schule demokratischen und humanen Leitzielen folgt, bestätigt u.a. das Motto der Schu- le. Das Wort human spiegelt sich in der gesamten Struktur der Bildungsstätte wider. Anhand dieser Aspekte und meiner gewonnenen Eindrücke würde ich die Albert-Schweitzer-Oberschule als eine gute Schule beurteilen.
Aufgaben und Belastungen im Lehrerberuf
Vorbereitung/Aufgabe 1: Formulieren Sie zu den 3 vorgegebenen Leitfragen zum Thema „Aufgaben und Belastungen im Lehrerberuf“ jeweils noch 2 Unterfragen.
Leitfrage 1: Mit welchen Erwartungen an Sie als Lehrkraft werden Sie in Ihrem Berufsleben kon- frontiert?
Unterfragen:
Wie schaffen Sie es jeden morgen motiviert an Ihren Job zu gehen?
Welche Möglichkeiten der beruflichen Weiterbildung können Sie während Ihres Schuldienstes wahrnehmen bzw. wie werden Sie der Aufgabe der ständigen Weiterbildung als Lehrer gerecht?
Leitfrage 2: Welche Herausforderungen erleben Sie in Ihrem täglichen Umgang mit Kindern und Jugendlichen?
Unterfragen:
Wie gehen sie an solche Herausforderungen heran, um effektive Lösungen zu finden?
Wie schaffen Sie es die zeitlich schwer messbaren Unterrichtsvor- und -nachbereitungen oder an- dere pädagogische Aktivitäten (Ausflüge, Klassenfahrt) mit ihrer Privatsphäre in Einklang zu brin- gen?
Leitfrage 3: Inwiefern beanspruchen Ihre Aufgaben als Lehrkraft Ihre persönlichen Kraftreserven?
Unterfragen:
Wie tanken Sie Ihre Kraftreserven wieder auf?
Welche Hinweise können Sie mir als angehende Lehrerin abschließend geben, um den Belastungen in Lehrerberuf stand zu halten?
Durchführung/Aufgabe 2: Führen Sie ein Interview anhand dieser Fragen mit einer Lehrkraft Ihrer Praktikumsschule und dokumentieren Sie dieses. Erstellen Sie dazu ein zusammenfassendes Protokoll mit den wichtigsten Aspekten aus den Aussagen der Lehrkraft.
Das Interview mit Lehrer/in XYZ wurde im Lehrerzimmer in einer Freistunde durchgeführt. Wir wurden dabei kaum gestört, da fast alle Lehrer Unterricht hatten.
Frage nach Erwartungen, die an Lehrkr ä fte im Berufsleben gestellt werden: Lehrer/in XYZ ging zu- erst auf den Bildungsauftrag der Schule ein. Es werde von ihm/ihr als Lehrer eine hohe Fach-, So- zial-, Methoden- und Medienkompetenz erwartet. Eltern möchten, dass ihre Kinder zu bestmögli- chen Lernergebnissen geführt werden. Lehrkräfte sollen ein offenes Ohr für die Probleme der Schüler sowie für Eltern haben und mit ihnen im ständigen Kontakt stehen. Die Gesellschaft und auch weiterführende Bildungseinrichtungen erwarten, dass Schüler auf das Leben nach der Schul- zeit vorbereitet werden und demzufolge nötige Voraussetzungen für eine Berufsausbildung mit- bringen.
Fragen nach der t ä glichen Motivation: Lehrer/in XYZ erzählte, wenn man vor den Kindern steht, wären viele Probleme vergessen und es mache Freude. Er/sie versucht immer positiv an Schüler heranzugehen und hinter die „Kulissen“ zu schauen, denn jeder Schüler ist einzigartig und unverwechselbar. Oft kämen Kinder mit Noten 3 und 4 aus der Grundschule an die Oberschule. Deshalb würde es auch darauf ankommen, die Freude am Lernen zu wecken. Wenn Schüler über ein solides Wissen im Fach verfügen und in Leistungskontrollen gute Ergebnisse erzielen, sei es ein schönes Gefühl, das Leuchten in den Augen der Kinder zu sehen.
Frage nach M ö glichkeiten der st ä ndigen beruflichen Weiterbildung: Lehrer/in XYZ sagte, dass am Schuljahresanfang jeder sein eigenes Konzept abgeben müsse, wie man sich im kommenden Schuljahr fortbilden möchte. Es gibt einen Katalog im Internet oder von Verlagen, wie Paetec, Schroedel und Cornelsen, in dem gute und interessante Seminare angeboten werden. Er/Sie hat schon einige davon besucht und bevorzugt fachspezifische und psyschologisch-thematische Seminare. Als Lehrer nutzt man alle Möglichkeiten, die einem geboten werden, so auch schulinterne Bildungsveranstaltungen. Da hätte sich noch keiner abgeseilt.
Frage nach Herausforderungen im t ä glichen Umgang mit Jugendlichen: Herausforderungen gäbe es in dem Beruf viele, sagte Lehrer/in XYZ, als wir zur zweiten Leitfrage kamen. Zum Beispiel wäre es manchmal schwierig, immer schnell und auch richtig auf Situationen zu reagieren, ohne dabei die Kinder zu verletzen. Da müsste man schon sehr vorsichtig und immer fachlich kompe- tent sein sowie psychologisch und pädagogisch wirksam werden. Der Unterricht sollte differen- ziert, motivierend und effektiv gestaltet sein. Verhaltensauffällige Schüler und der Umgang mit so- zialschwachen Elternhäusern können sehr viel Kraft kosten. In den höheren Klassen stellen auch Prüfungen große Herausforderungen dar, weil daran Bildungserfolge der Lehrer erkennbar sind.
Frage nach L ö sungen: Lehrer/in XYZ antwortete, dass es gut sei, sich Partner zu suchen, die mit- helfen können, wie z.B. Beratungslehrer oder die Schulpsychologin. Des Weiteren versucht Leh- rer/in XYZ durch gezielte Aussprachen mit Schülern und auch deren Eltern etwas Positives zu be- wirken und sie durch Lob und entsprechende Noten zu Erfolgen zu führen. Ziel ist ein gutes Leh- rer-Schüler-Verhältnis. Erfahrungsgemäß wollen Schüler auch messbare Verantwortung überneh- men wie zum Beispiel die Rolle des Streitschlichters oder Gruppenleiters im Lernteam.
Frage, wie es zu schaffen sei, Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen: Antwortender lachte erst kurz. Das sei eben das große Problem. Es fällt schwer, eine Grenze zu ziehen und oft nimmt man die Probleme mit ins Bett. Ausflüge und Klassenfahrten hat Lehrer/in XYZ früher gern durchgeführt, aber ihre Begeisterung ist zurückgegangen, da es sehr stressig ist, 24h für die Schüler da zu sein. Für Unterrichtsvor- und -nachbereitungen brauche Lehrer/in XYZ ungefähr zwei Stunden pro Unterrichtseinheit, Korrekturen ausgeschlossen. Der Zeitpegel für Unterrichtsvorbereitungen kann aber auch ansteigen, weil jede Klasse andere Lernansprüche hat.
Frage nach Beanspruchung pers ö nlicher Kraftreserven: Lehrer/in XYZ antwortete, es sei logisch, dass mit zunehmenden Alter die Kraft sinke. Er/Sie arbeitet zur Zeit mit verminderter Stundenzahl und habe nicht unbedingt vor, bis 65 zu arbeiten. Die Planung der einzelnen Stunden sei sehr auf- wändig, auch wenn man auf alte Unterrichtsvorbereitungen aus vergangenen Jahren zurückgrei- fen könnte. Das ständige auf Abruf sein und kaum ungestörte Pausen zehren an den Kräften .Das Hintergrundwissen über die Kinder, die aus sozialschwachen Familien kommen bzw. bei denen die Familie nicht funktioniert oder die durch andere schwierige Situationen geprägt sind, belasten ei- nen Lehrer, weil man sich deren Probleme annimmt, Mitleid empfindet und helfen möchte. Schüler, die sich in der Schule ganz normal geben, aber außerhalb negativ auffallen, bereiten auch viel Kopfzerbrechen. Schule kann die Erziehung durch die Familie nicht ersetzen. Das ständige Ste- hen und Reden im Unterricht und auf dem Schulhof ist körperlich belastend. Diese Faktoren über- steigen mitunter eine zumutbare Belastung und können ein Gefühl des Ausgebranntseins zur Fol- ge haben. Manche Schüler lassen Anstand und Höflichkeit im Verhalten zu Lehrern und anderen erwachsenen Personen vermissen, dies erschwert eine störungsfreie Arbeit in der Schule.
Frage nach Auftanken der Kraftreserven: Lehrer/in XYZ erzählte, dass er/sie den beruflichen Stress mit schönen Unternehmungen im Privatleben ausgleicht, wie Urlaub, Kulturveranstaltungen oder wöchentlichem Sport. Beim Stundenplanbau wird darauf geachtet, dass Lehrer bestimmte Sport- oder Erholungskurse in ihrer Freizeit besuchen können.
Frage nach Tipps und Hinweisen f ü r mich: Lehrer/in XYZ empfahl mir, eine sinnvolle Planung zu machen, so dass nach einer Unterrichtsphase der Spannung eine der Entspannung folgt, also Ru- hephasen einbauen, wo Schüler selbstständig arbeiten. Nicht alle Schülerreaktionen sollte man überbewerten und auf sich beziehen. Das Konsequentsein spielt im Schulalltag eine große Rolle. Man solle die besagte Grenze ziehen und Schulangelegenheiten möglichst nicht mit nach Hause nehmen. Die Privatsphäre des Lehrers sollte anonym bleiben. Als Lehrer sollte man gut zuhören und Dinge für sich behalten können, um das Vertrauen der Schüler und Eltern zu gewinnen. Auch der Humor dürfte nicht zu kurz kommen. Bei Problemen ist es erforderlich, sich Partner zu suchen, mit denen man zusammenarbeiten kann. Und auch unter Kollegen erweist es sich als günstig, die Arbeit aufzuteilen z.B. bei Absprachen von Kontrollen oder anderen Unterrichtsvorbereitungen. Es wäre immer gut, eine andere Meinung zu hören.
Diskussion/Aufgabe 3: Diskutieren Sie Ihre gewonnenen Erkenntnisse aus dem Interview anhand der zentralen Aspekte zum Thema aus unten stehender Literatur.
Lehrer/in XYZ spricht mit den Erwartungen, mit denen er/sie im Berufsleben konfrontiert wird, die Charakteristik der prinzipiellen Offenheit bzw. Grenzenlosigkeit der Aufgabenstellung im Lehrerbe- ruf an. Er/Sie geht auf den Bildungs- und Erziehungsauftrag ein, die dem Lehrer verschiedenste Kompetenzen abverlangen, um Schüler auf das Berufsleben oder den weiteren Bildungsweg vor- zubereiten. Von ihm/ihr wird ein offenes Ohr für alle schulischen Probleme erwartet. Die Kultusmi- nisterkonferenz beschreibt 2000 das Aufgabenfeld des Lehrers. Dazu zählen das Unterrichten, Er- ziehen, Beurteilen, Beraten, die Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen und Schule. (vgl. Rothland 2012, S.29) Es ist schwer, sich ständig auf alles zu konzentrieren. Die Aufgabe der stän- digen Weiterbildung sieht Lehrer/in XYZ dagegen nicht als Belastung, sondern als eine Möglich- keit, sich zu entwickeln und die eigene Arbeit somit zu verbessern. Das finde ich gut, weil Weiter- bildungen für die Optimierung des Unterrichts wichtig sind und für Problemlösungen dem Lehrer wirksame Anregungen vermitteln.
Der vorbereitete und gute Unterricht, die Zusammenarbeit mit Eltern, u.v.m. brauchen sehr viel Zeit Es fällt schwer, eine Grenze zu ziehen und mit der Problematik abzuschließen. Wie im Text von Martin Rothland zitiert wird, „Immer kann man noch mehr tun, sich noch besser vorberei- ten, sich noch eingehender mit schwierigen Schülern befassen, noch mehr Fachbücher lesen“ (Giesecke, 2001, S.10), beschreibt auch Lehrer/in XYZ, dass er/sie für Unterrichtsvorbereitungen pro Unterrichtseinheit zwei Stunden braucht, da man immer nochmal im Internet nachschaut.Man sucht nach Methoden, die den Lernansprüchen der Klassen angemessen sind. Lehrer/in XYZ fällt es schwer, Aufgaben zu begrenzen. Er/Sie nimmt die Probleme der Kinder manchmal mit ins Bett. Das liegt u.a. auch daran, dass ein großer Teil der Arbeit zu Hause stattfindet.
Das Problem der Grenzenlosigkeit der Aufgabenstellung wird auch dadurch bestärkt, dass die Ar- beitszeiten nicht vollständig geregelt sind. Dies spricht auch Martin Rothland an. (vgl. S. 23/24) In der Albert-Schweitzer-Oberschule haben die Physik- und Kunstlehrer und die stellv. Schulleiterin eigene Räume, die sie für die Vorbereitungen oder Korrekturen des Unterricht nutzen können. Es wäre gut, wenn jeder Lehrer seinen eigene Raum in der Schule hätten, um an Ort und Stelle sein Arbeitspensum zu erfüllen. Leider ist das nur Wunschdenken. Der Beruf fließt somit oft in das Pri- vatleben ein und verdrängt den eigenen Freiraum. Das zehrt an den Kräften eines Lehrers.
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