Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Grundlagen der Textilherstellung
1.1 Das Rohmaterial
1.2 Die Verarbeitung
1.3 Das Weben
2. Funde
2.1 Latènezeitliche Gewebefunde
2.2 Grabfunde
2.3 Latènezeitliche Fibeln
3. Bildzeugnisse
3.1 Beispiele aus dem Osthallstattkreis
3.2 Der Gundestrup-Kessel
4. Die Kelten in der Kunst der Griechen und Römer
Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Einleitung
Die folgende Hausarbeit soll einen Überblick über die Tracht der Kelten im 3. bis 1. Jh. v. Chr. geben. Ziel ist es, Handwerk und Mode der Kelten aufgrund von Funden und Überlieferungen, sowohl aus dem eigentlichen Kulturkreis wie auch aus der Sicht anderer Völker zu beleuchten. Hauptaugenmerk wird auf die eigentlichen Textilien und weniger auf weitere Trachtbestandteile gelegt. Eine Ausnahme bilden die Fibeln, die ein wichtiger Bestandteil der Tracht und schon mehr ein Kleidungsstück als ein reines Accessoires waren. Als erstes wird das Handwerk betrachtet. Wie und mit welchen Mitteln werden die Stoffe für die Textilherstellung gewonnen und verarbeitet? Dann werden anhand von Funden, die in der Latènezeit vorherrschenden Stoffe und Muster im Kontext zu früheren Perioden dargestellt. Da diese Funde nur Bruchstücke der eigentlichen Kleidung sind und keine Auskunft über die Trageweise geben, werden abschließend künstlerische Darstellungen aus dieser Zeit betrachtet. Dabei werden Darstellungen aus dem eigenen Kulturraum und von benachbarten Völkern herangezogen. Damit ergibt sich ein Überblick von der Gewinnung der Stoffe über Verarbeitung hin zu der handwerklichen Herstellung und der Trageweise.
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1. Grundlagen der Textilherstellung
1.1 Das Rohmaterial
Im Laufe der Zeit wurden immer mehr Rohmaterialien zur Textilherstellung verwendet. Während des Neolithikums wurden für die Herstellung gröberer Geflechte und Gewebe zwei pflanzliche Faserstoffe, Bast und Nesseln, verwendet.1
Als pflanzlicher Bast wird Material aus der Rinde von Bäumen bezeichnet, entweder nur vom Stamm abgeschält oder auch aufbereitet, d.h. vom Begleitgewebe befreit. Nach der Aufbereitung erhält man 1-5 cm lange, sehr feste, geschmeidige Stränge, die sich unter Umständen sogar verspinnen lassen.2
Um aus Nesseln Fasern zu gewinnen muss die Pflanze erst gebrochen und dann einer so genannten Röste ausgesetzt werden. Dabei wird sie durch Mikroorganismen zersetzt sodass man hinterher die Fasern leicht von dem unerwünschten Zellgewebe trennen kann. Später verarbeitete man zusätzlich noch Flachs. Nachdem im mitteleuropäischen Raum Schafe heimisch wurden, die ein sehrlanges Fell hatten, begann man mit der daraus gewonnenen Wolle weitaus feinere Gewebe zu produzieren.
In der späten Urnenfelderzeit und Hallstattzeit kommt es auch zur Verwendung von Hanf.3
1.2 Die Verarbeitung
Um die Faserstoffe zu Geweben verarbeiten zu können, mussten sie durch Verspinnen in Fadenform gebracht werden. Hierzu waren ein Spindelstab aus Holz, Knochen oder Geweih (Abb.1) nötig. Dieser war mit einem
Schwungrätchen, auch Spinnwirtel genannt, der in der Regel
aus Ton oder Stein war, versehen um den Spindelstab in Drehung
zu versetzen. In der Latènezeit kommen diese Spinnwirtel
hauptsächlich in Siedlungen vor. In einigen Gebieten spielen
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Abb. 1
sie eine größere Rolle als Grabbeigabe. Nach zurzeit
geltenden Forschungsstand finden sie sich aber nur in
Frauengräbern.4 „Um den Faserstoff während des Spinnens halten zu können, brauchte man wahrscheinlich eine Hilfskonstruktion – einen Spinnrocken“5 Dabei handelt es sich um kurze Stäbe, auf die die Woll- bzw. Flachsfasern aufgesteckt waren. Das beim Spinnen entstandene Garn lässt sich textiltechnisch in zwei Kategorien unterteilen. Wenn das Garn rechtsherum gesponnen ist, spricht man von einem S-gedrehten Faden und wenn es linksherum gesponnen ist, spricht man von einem Z-gedrehten Faden.
Zwei miteinander verdrillte Einzelgarne werden zu Zwirn, der ebenfalls S- oder Z-gedreht sein kann.
Meistens ist die Spinnrichtung der dazu verwendeten Garne entgegengesetzt der des Zwirns, z.B. besteht S-Zwirn häufig aus zwei Z-Garnen.6 (Abb.2)
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Abb. 2
1.2 Das Weben
Der in Mitteleuropa ab dem Neolithikum belegte Webstuhltyp war der senkrechte Gewichtswebstuhl (Abb.3), dieser ist auch für die Latènezeit gut belegt. Er besteht aus einem waagerechten Querbalken „…dem Tuchbaum“7
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Abb. 3
und zwei senkrechten Stützen. An dem Querbalken
werden die Kettfäden befestigt. Zur Herstellung des
einfachsten Bindungstyps, der Leinwandbindung, teilt man die Kettfäden abwechselnd zwei Gruppen zu, welche durch einen am unteren Ende der Stützbalken befindlichen zweiten Querbalken, den so genannten Trennstab, separiert werden. Zur straffen Spannung der Kettfäden werden Webgewichte, die meistens aus Ton oder Stein sind, angehängt. Wird der Webstuhl nun schräg gegen die Wand gelehnt, hängen die hinten liegenden Kettfäden senkrecht herunter, während die andere Gruppe durch den Trennstab vorn gehalten wird.
Zwischen den zwei Gruppen entsteht das „…natürliche Fach“8, durch das der Schussfaden gezogen wird. Damit nun ein Gewebe entsteht, muss der Schuss aber durch das genau umgekehrte „…künstliche Fach“9 zurückgeführt werden. Dieses entsteht, wenn die hinteren Kettfäden mit einem „…Litzenstab“10 verbunden werden, der wenn er nach vorn gezogen wird, die hinteren Kettfäden ebenfalls mit nach vorne holt, so dass sie nun vor der anderen Gruppe liegen. Dieses Hin- und Herführen des Schussfadens wird solange wiederholt bis das Gewebe die gewünschte Länge erreicht hat.11
Kleinere Geräte wurden zur Bandweberei genutzt, eine spezielle Art der Bandherstellung ist die Brettchenweberei. (Abb.4)
„Als Webgeräte dienten Sätze von durchlochten
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Abb. 4
Brettchen, z.B. aus Holz oder Knochen“12 Durch die
Drehung der Brettchen wurden die Kettfäden zu einem
Zwirn verdrillt, diese Zwirne bilden später auch das sichtbare Gewebe (Abb.5), während der Schuss kaum zu sehen ist.13 In der
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Abb. 5
Latènezeit vorkommende Bindungsarten sind die Leinwandbindung, Ripsbindung, Panamabindung, 2/2 Köperbindung und die 2/1 Köperbindung.(Abb.6)
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Die Köperbindungen kommen in verschiedenen Varianten vor, wie z.B. Spitzköper, Fischgratköper, Rautenköper und Diamantköper (Abb.7).14
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2. Funde
2.1 Latènezeitliche Gewebefunde
Der Dürrnberg hat in der Latènezeit die wirtschaftlichen Funktionen Hallstatts übernommen. In den Salzbergwerken findet sich der umfangreichste Gewebekomplex der Frühlatènezeit. Es liegen aber weniger Gewebereste vor als aus der Hallstattzeit, die man in den Bergwerken Hallstatts fand. Trotzdem lässt sich ein Vergleich anhand dieser in den Bergwerken gefunden Textilien zwischen Hallstattzeit und früher Latènezeit ziehen. Auffällig ist, dass 20 % aller Gewebe aus Flachs bestehen, der in Hallstatt völlig fehlt. Die Masse der Dürrnberger Textilien ist aus Wolle oder Flachs und in einfacher Leinwandbindung (Abb. 6.1) gewebt. Daneben gibt es auch 2/2 Köperbindungen (Abb. 6.4) und die in der Hallstattzeit selten vorkommende 2/1 Köperbindung (Abb. 6.5). Die in Hallstatt gefundenen aufwendigen Varianten wie Fischgrat- (Abb. 7.2) und Spitzköperbindung (Abb. 7.1) finden sich am Dürrnberg nicht. Die in der Hallstattzeit beliebten Spinnmuster verschwinden fast ganz, Streifenmuster sind nun häufiger vertreten. Die Kombination von S-Zwirn und Z-Garn ist bei mehr als der Hälfte aller Funde zu beobachten. Eine mögliche Erklärung dieser Unterschiede ist zum einen ein möglicher Klimawechsel, dass eine Erwärmung dazu führte, dass man Flachs der Wolle bevorzugte. Zum anderen könnte das verschwinden Komplizierter Muster auf eine größere Weberei schließen, die eine Menge einfacher Stoffe in entsprechend schneller Zeit produzierte.15
[...]
[1] vgl. Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 7
[2] Ebd.
[3] vgl. Ebd., S. 7f
[4] vgl. Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 8f
[5] Ebd., S. 9
[6] vgl. Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 9
[7] Ebd., S. 10
[8] Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 11
[9] Ebd., S. 11
[10] Ebd., S. 11
[11] vgl. Ebd., S. 10f
[12] Ebd., S. 15
[13] vgl. Ebd., S. 15
[14] vgl. Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 27f
[15] vgl. Kurzynski, „...und ihre Hosen nannten sie bracas“. Intern. Arch. 22, 1996, S. 33ff