Der Palästinakonflikt ist zugleich eines der verworrensten und traurigsten Kapitel des 20.Jahrhunderts. Vielleicht kann die Lösung nun im 21. Jahrhundert gefunden werden. Dazu erscheint es jedoch erforderlich, zum einen das Knäuel an historischen Ereignissen zu entwirren und zum anderen diese historischen Ungerechtigkeiten in den heutigen Kontext zu stellen. Für diesen Konflikt gilt in besonderem Maße, dass es keine auf der Hand liegende intuitive Lösung gibt. Dazu sind zu viele Einzelschicksale entstanden, die alle ihre eigenen Vorstellungen von individueller Gerechtigkeit verfechten. Als einziger Weg scheint nur die Suche nach einer universalistischen moralischen Gerechtigkeit offen zu sein. Diesen Weg, den Andrei Marmor in seinem Aufsatz‚ Entitlement to Land and the Right of Return: An Embarrassing Challenge for Liberal Zionism’ beschreitet, möchte ich nachvollziehen. Besondere Berücksichtigung finden sollen die theoretischen Grundlagen von Marmors Überlegungen, welche auf Jeremy Waldrons Text ‚Redressing Historic Injustice’ beruhen. Dabei beschäftigt sich Marmor mit einem bestimmten Aspekt des Konflikts, nämlich dem der Vertreibung der Palästinenser von ihrem Land durch die Israelis. Dieser Aspekt ist von besonderer Bedeutung, da Eigentumsfragen den einzelnen essentiell betreffen und somit gesamtgesellschaftlich eine entscheidende Rolle in Konflikten einnehmen können. Eine besondere Bedeutung gewinnt die Eigentumsproblematik im Rahmen historisch angelegter Konflikte, da es dort vielfach um Land, Okkupation und Vertreibung geht. Insofern sehe ich meine Arbeit im weiteren Blickwinkel der Kolonialisierungsgeschichte und ihrer heutigen moralischen Implikationen im Allgemeinen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Synopsis von Waldrons und Marmors Texten
- 'Redressing Historic Injustice' von Jeremy Waldron
- 'Entitlement to Land and the Right of Return: An Embarrassing Challenge for Liberal Zionism' von Andrei Marmor
- Kritische Würdigung
- Marmors Thesen
- Waldrons Theorie
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie moraltheoretische Überlegungen zur Wiedergutmachung von historischer Ungerechtigkeit im Kontext des Palästinenserkonflikts angewandt werden können. Im Mittelpunkt stehen dabei die theoretischen Ansätze von Jeremy Waldron und Andrei Marmor, insbesondere im Hinblick auf das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge. Die Arbeit analysiert die Stärken und Schwächen der beiden Theorien und hinterfragt die Möglichkeiten einer normativen Lösung des Konflikts.
- Historische Ungerechtigkeit und Wiedergutmachung
- Das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge
- Die Rolle des liberalen Zionismus
- Die Grenzen und Möglichkeiten normativer Theorien im Konfliktfall
- Die Bedeutung des Eigentumsrechts und der Landnutzung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt den Palästinenserkonflikt als ein komplexes und tragisch geprägtes Kapitel der Geschichte dar. Sie erläutert die Bedeutung der historischen Ungerechtigkeit für den heutigen Konflikt und die Notwendigkeit einer universalistischen moralischen Gerechtigkeit als Grundlage für eine Lösung. Zudem wird der Fokus auf die Eigentumsfrage und die Bedeutung des Themas der Vertreibung gelegt.
Synopsis von Waldrons und Marmors Texten
'Redressing Historic Injustice' von Jeremy Waldron
Waldron verfolgt in seinem Artikel einen rationalen Universalismus im Sinne Kants. Sein Ausgangspunkt ist Kants Prinzip, dass zwar das Recht besteht, in andere Länder zu reisen, nicht aber, sich gegen den Willen der dort lebenden Bevölkerung niederzulassen. Waldron beschäftigt sich mit der Situation, dass historische Ungerechtigkeit durch Landnahme stattgefunden hat und die Nachfahren von Tätern und Opfern heute notgedrungen auf dem gleichen Territorium leben. Er stellt die Frage, wie das ursprüngliche Unrecht im gegenwärtigen Kontext wiedergutgemacht werden kann.
'Entitlement to Land and the Right of Return: An Embarrassing Challenge for Liberal Zionism' von Andrei Marmor
Marmor untersucht den Palästinenserkonflikt im Hinblick auf das Rückkehrrecht der palästinensischen Flüchtlinge. Er zeigt die logischen Brüche des liberalen Zionismus auf und argumentiert, dass die Grenzen Israels moralisch nicht haltbar sind, da sie über das Gebiet hinausgehen, das in der Palästina-Resolution der UN-Generalversammlung vorgesehen war. Marmor plädiert für ein gerechtes Teilen des Landes zwischen Israelis und Palästinensern und stellt die Verpflichtung Israels, einen eigenen lebensfähigen Staat für die Palästinenser zu ermöglichen, heraus.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen der politischen Philosophie, wie historischer Ungerechtigkeit, Wiedergutmachung, Eigentumsrecht, Selbstbestimmungsrecht, Rückkehrrecht, Kolonialismus, liberalem Zionismus und dem Palästinenserkonflikt. Sie analysiert moraltheoretische Ansätze von Jeremy Waldron und Andrei Marmor, die im Kontext des Palästinenserkonflikts besondere Relevanz erlangen.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2004, Moraltheoretische Überlegungen zur Wiedergutmachung von historischer Ungerechtigkeit (Waldron - Marmor), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39597