Dass die Juden im Mittelalter auch in der Schweiz diskriminiert und verfolgt worden waren, war mir bekannt; nicht aber in welchem Umfang und aus welchen Beweggründen. Als Fallbeispiel habe ich Zürich gewählt, weil ich in der Agglomeration aufgewachsen bin, das Gymnasium in dieser Stadt absolviert habe und nun auch an der Universität Zürich studiere.
Im ersten Teil meiner Proseminararbeit, habe ich es mir zum Ziel gesetzt, zu untersuchen, wie der Alltag der Juden im mittelalterlichen Zürich aussah; welche Rechte sie hatten, wie sie ihren Lebensunterhalt verdienten.
Danach möchte ich auf die Diskriminierung, Vertreibung und Verfolgung der Juden eingehen. Erst einmal möchte ich einen eher allgemeinen Überblick geben, weshalb die Juden Aussenseiter in der christlichen Gesellschaft Europas des Mittelalters waren: Welche Ereignisse haben zu der Ausweisung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung geführt? Welche angeblichen Verbrechen wurde ihnen vorgeworfen, in welcher Art und Weise wurde gegen sie vorgegangen?
Danach will im Speziellen auf die Situation der Juden in Zürich eingehen. Wann wurden sie vertrieben oder gar verfolgt? Was wurde ihnen vorgeworfen, welche Beweggründe steckten dahinter? Bei der Untersuchung dieser Fragen habe ich einen chronologischen Aufbau gewählt, damit die vielen Veränderungen unterworfene Situation der Zürcher Juden nachvollziehbar wird. Die politischen Entwicklungen in der Stadt Zürich, welche nicht spurlos an den Juden vorbeigegangen sein dürften, möchte ich dabei weitgehend ausser Acht lassen, da dies den Rahmen meiner Proseminararbeit sprengen würde.
In erster Linie stütze ich mich bei der Untersuchung dieser Fragen auf Darstellungen, welche zu diesem Thema verfasst wurden. Dabei gilt es allerdings anzumerken, dass viele dieser Werke nicht unbedingt auf dem neusten Stand und im Fall von Baer und Steinberg um die vorletzte Jahrhundertwende entstanden sind. Dennoch ist ihr Informationsgehalt beachtlich und dürfen deshalb nicht ausser Acht gelassen werden – zumal die Erforschung dieser Thematik im Bezug auf die Stadt Zürich noch in den Kinderschuhen zu stecken scheint, wie ein Blick in die Bibliographie zur Geschichte der Juden in der Schweiz verrät.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Entstehung und Struktur der jüdischen Gemeinde Zürichs
- 1.1. Rechtliche Stellung
- 1.2. Wirtschaftliche Tätigkeit
- 2. Die mittelalterlichen Beschuldigungen gegen die Juden
- 2.1. Ritualmord
- 2.2. Hostienschändung
- 2.3. Schuld am Schwarzen Tod - Brunnenvergiftung
- 3. Vertreibung und Verfolgung der Zürcher Juden
- 1. Entstehung und Struktur der jüdischen Gemeinde Zürichs
- III. Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit befasst sich mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde Zürichs im Mittelalter, insbesondere mit deren rechtlicher Stellung, wirtschaftlichen Aktivitäten, den ihnen vorgeworfenen Verbrechen und der daraus resultierenden Verfolgung und Vertreibung. Die Arbeit untersucht die Lebensbedingungen der Juden in Zürich und die Gründe für ihre Ausgrenzung innerhalb der christlichen Gesellschaft des Mittelalters.
- Rechtliche Stellung der Juden in Zürich im Mittelalter
- Wirtschaftliche Tätigkeit der jüdischen Gemeinde
- Vorwürfe gegen die Juden im Mittelalter, insbesondere Ritualmord, Hostienschändung und Schuld am Schwarzen Tod
- Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Zürich
- Die Rolle der politischen Entwicklungen in Zürich in Bezug auf die Juden
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet eine Übersicht über die Forschungsfrage und den Aufbau der Arbeit. Sie beschreibt das Ziel, die Lebensbedingungen der Juden im mittelalterlichen Zürich zu beleuchten, und die Gründe für ihre Diskriminierung, Vertreibung und Verfolgung zu untersuchen. Die Einleitung erläutert auch die verwendete Methodik und die Quellenlage.
Der Hauptteil der Arbeit untersucht die Entstehung und Struktur der jüdischen Gemeinde in Zürich, beleuchtet deren rechtliche Stellung und wirtschaftliche Aktivitäten. Er analysiert die in der mittelalterlichen Gesellschaft weit verbreiteten Vorwürfe gegen die Juden, wie Ritualmord, Hostienschändung und Schuld am Schwarzen Tod. Schliesslich befasst sich dieses Kapitel mit der Verfolgung und Vertreibung der Juden in Zürich.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themenschwerpunkte der Arbeit sind: Jüdische Gemeinde Zürich, Mittelalter, Rechtliche Stellung, Wirtschaftliche Tätigkeit, Diskriminierung, Verfolgung, Vertreibung, Ritualmord, Hostienschändung, Brunnenvergiftung, Schuld am Schwarzen Tod, Quellenlage, Sekundärliteratur.
- Quote paper
- Philipp Schlatter (Author), 2003, Die jüdische Gemeinde Zürichs im Mittelalter: Rechte - Verfolgung - Vertreibung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39620