Die mediale Präsenz jedes politischen und gesellschaftlichen Ereignisses in Russland, angefangen bei den Duma- und Präsidentschaftswahlen im Dezember 2003 bzw. März 2004 bis zu den Terroranschlägen in Moskau und Nord-Ossetien vor und nach den Wahlen in Tschetschenien im September 2004, spiegelt die Entwicklung der russischen Informationspolitik unter Vladimir Putin wider. Obwohl Russland heute formal eines der liberalsten Pressegesetze des Welt besitzt und die Zensur offiziell abgeschafft ist, gilt es als Land mit eingeschränkter Pressefreiheit.
Im folgenden soll das russische Verständnis des Rechtes zu informieren und informiert zu sein sowie die Wahrnehmung von Zensur betrachtet werden. Im weiteren wird veranschaulicht, welche Veränderungen und Tendenzen sich in den letzten Jahren in der Medienlandschaft abzeichnen und wie diese im demokratischen Kontext zu bewerten sind. Das aktuelle Fallbeispiel der Entlassung des Moderators Leonid Parfjonovs und die Absetzung seines Politmagazins "Namedni" beim TV-Sender NTW soll die Wichtigkeit einer komplexen und kontextbezogenen Betrachtung der Ereignisse und Vorgänge auf dem russischen Medienmarkt betonen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Pressefreiheit - zwischen Definition und Auslegung
- Die Freiheit und ihre Finanzierung
- Informationssicherheit statt Pressefreiheit
- Zensur: bekämpft oder erwünscht?
- Der Fall Parfjonov: Zensur contra Unternehmensethik
- Russland: Demokratie auf dem Rückzug?
- Vermerke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende wissenschaftliche Beitrag untersucht den Wandel der politischen Kultur in Russland mit besonderem Fokus auf die Entwicklung der Pressefreiheit im Kontext der \"Putinisierung\". Der Text analysiert die Diskrepanz zwischen dem formalen Schutz der Pressefreiheit in Russland und der realen Situation, die durch Zensur und staatliche Einflussnahme geprägt ist.
- Definition und Auslegung von Pressefreiheit in Russland im Vergleich zum Westen
- Die Rolle der Finanzierung in der russischen Medienlandschaft
- Die Auswirkungen der Informationspolitik unter Vladimir Putin auf die Pressefreiheit
- Die Herausforderungen der Zensur und die Bedeutung der Unternehmensethik
- Der Rückzug der Demokratie in Russland im Spiegel der Pressefreiheit
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontext der Untersuchung dar, indem sie die Entwicklung der russischen Informationspolitik unter Vladimir Putin beleuchtet und die aktuelle Situation der Pressefreiheit in Russland im internationalen Vergleich einordnet.
- Pressefreiheit - zwischen Definition und Auslegung: Dieses Kapitel analysiert die unterschiedlichen Auffassungen von Pressefreiheit im Westen und in Russland. Es beleuchtet die Bedeutung der Geschichte und der politischen Kultur für die Definition und Auslegung des Begriffs.
- Die Freiheit und ihre Finanzierung: Das Kapitel befasst sich mit der Finanzierung der Medien in Russland und den Auswirkungen verschiedener Finanzierungsmodelle auf die Pressefreiheit. Es wird die Frage aufgeworfen, ob eine wirkliche Pressefreiheit in einem System mit starkem staatlichen und oligarchischen Einfluss überhaupt möglich ist.
- Informationssicherheit statt Pressefreiheit: In diesem Kapitel wird die Informationspolitik Putins und ihre Auswirkungen auf die Pressefreiheit analysiert. Der Fokus liegt auf der Frage, ob der Staat die Pressefreiheit zugunsten der Informationssicherheit einschränkt.
- Zensur: bekämpft oder erwünscht?: Dieses Kapitel befasst sich mit der Thematik der Zensur in Russland. Es werden verschiedene Formen der Zensur untersucht und die Frage gestellt, ob die Zensur von staatlicher Seite aktiv gefördert wird oder ob sie sich eher durch die Selbstzensur der Medien ergibt.
- Der Fall Parfjonov: Zensur contra Unternehmensethik: Dieses Kapitel analysiert den Fall des Journalisten Leonid Parfjonov und die Absetzung seines Politmagazins \"Namedni\" beim TV-Sender NTW. Es dient als Beispiel für die komplexen Zusammenhänge von Zensur, Unternehmensethik und dem Druck auf unabhängige Medien in Russland.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieses wissenschaftlichen Beitrags sind Pressefreiheit, Zensur, politische Kultur, Informationspolitik, \"Putinisierung\", Russland, Demokratie, Medienlandschaft, Unternehmensethik, und der Fall Parfjonov.
- Quote paper
- Julia Schatte (Author), 2004, Pressefreiheit contra "Putinisierung"- Zum Wandel der politischen Kultur in Russland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/39824