Eines der meist diskutierten politisch-ökonomischen Konzepte ist Ende der 90er Jahre von der offiziellen Agenda der Bretton-Woods-Organisationen verschwunden. Der Washington Consensus hatte mit dem katastrophalen Verlauf der Asienkrise 1997 als Generalkonzept zu offensichtlich versagt. Selbst der damalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, kritisierte öffentlich die stereotypen „Empfehlungen“ auf der neoklassischen Agenda. Diese umfasste im wesentlichen drei Hauptpunkte: Liberalisierung, Deregulierung und Haushaltsdisziplin. Obwohl John Williamson 1989 den Leitpfaden als Antwort auf die Schuldenkrise in Lateinamerika entwarf, wurde er von IWF/Weltbank weltweit in unterschiedlichsten Situationen angewandt. Die in den internationalen Finanzorganisationen vorherrschenden Vertreter der ökonomischen Neoklassik waren vor allem von zwei Dingen überzeugt: 1. Der Staat ist prinzipiell unfähig, die Probleme der Entwicklungsländer zu lösen. 2. Der Markt als effizienteste Institution überhaupt führt gesetzmäßig zu Wohlstand, wenn man ihn nur lässt. Die, für die von Adam Smith10 formulierte Hypothese, notwendigen Bedingungen 11 wurden jedoch kaum berücksichtigt. Marktversagen kam in dieser Ideologie einfach nicht vor. Die historischen Erkenntnisse aus den langen Entwicklungsphasen der heutigen Industrieländer wurden schlicht ignoriert. Die immer stärker werdende Kritik am Washington Consensus und seine Erfolglosigkeit führte schließlich zu dessen offizieller Aufgabe. Im Herbst 1999 stellten IWF und Weltbank ihre neue Strategie zur Armutsbekämpfung vor.
Die Veröffentlichungen zum Thema Strategiewechsel bei der Weltbank sind breit gefächert. Die Stärkung der Institutionen wird jedoch meist nur als Teilaspekt abgehandelt. Mit der hier vorliegenden Arbeit soll deshalb der Frage nachgegangen werden: Nach dem Ende des Washington Consensus: Fördert die Weltbank jetzt starke Institutionen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die große Wende bei der Weltbank?
- Das Ende des Washington Consensus
- Was ist neu?
- Was versteht die Weltbank unter Guten Institutionen?
- Die neue Rolle des Staates: Capable State
- Staat und Markt
- Staat und Armut
- Staat und Bildung
- Wie wirkt sich die neue Strategie in der Praxis aus?
- Selektivität: Mittelvergabe abhängig von guter Wirtschaftspolitik?
- Partizipation und Ownership
- Worauf liegt der Schwerpunkt der PRS-Programme?
- Führt der PRSP-Prozess insgesamt zu besseren Institutionen?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die neue Strategie der Weltbank nach dem Ende des Washington Consensus und beleuchtet, ob diese tatsächlich zur Förderung starker Institutionen führt.
- Analyse der Kritik am Washington Consensus und seiner Folgen
- Bewertung der neuen Strategie der Weltbank, die auf Armutsbekämpfung und gute Regierungsführung setzt
- Untersuchung der Bedeutung von Institutionen für Entwicklung und Wohlstand
- Beurteilung der Rolle des Staates in der Entwicklungszusammenarbeit
- Empirische Analyse des PRSP-Prozesses und seiner Auswirkungen auf Institutionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Relevanz des Themas "Institutionen" in der Entwicklungspolitik dar und beleuchtet die kritische Auseinandersetzung mit der neuen Strategie der Weltbank.
- Die große Wende bei der Weltbank?: Dieses Kapitel beschreibt das Ende des Washington Consensus und die neuen Ansätze der Weltbank zur Armutsbekämpfung. Es werden die Kernelemente der neuen Strategie, wie "Partizipation" und "Ownership", erläutert.
- Die neue Rolle des Staates: Capable State: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bedeutung des Staates als Akteur in der Entwicklungszusammenarbeit und definiert die Rolle des "Capable State". Es beleuchtet die Interaktion von Staat und Markt sowie die Auswirkungen auf Armut und Bildung.
- Wie wirkt sich die neue Strategie in der Praxis aus?: Dieses Kapitel untersucht die konkrete Umsetzung der neuen Strategie der Weltbank und die Auswirkungen des PRSP-Prozesses auf die Entwicklung von Institutionen. Es beleuchtet Themen wie Selektivität, Partizipation und Ownership.
Schlüsselwörter
Entwicklungspolitik, Weltbank, Washington Consensus, PRSP, Good Governance, Institutionen, Armutsbekämpfung, Capable State, Selektivität, Partizipation, Ownership, Neoliberalismus, Neoinstitutionalismus
- Quote paper
- Jan Stoye (Author), 2005, Nach dem Ende des Washington Consensus: Fördert die Weltbank jetzt starke Institutionen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41512