Diese Arbeit beleuchtet die kommunitaristische Kritik an John Rawl und seinen Theorien. In der liberalen Theorie nach Kant ist das Recht den Vorstellungen eines guten und gelingenden Lebens vorgeordnet, da diese von den Individuen so unterschiedlich gesetzt werden, dass sie nicht zu einem gemeinschaftlichen Prinzip taugen. Die Individuen setzen daher ein in gegenseitigem Interesse formuliertes Gesetz fest, das ihnen erlaubt, ihre Vorstellungen von einem guten Leben zu verwirklichen, ohne anderen dadurch Schaden zuzufügen.
Die liberale Theorie betrachtet die Gesellschaft als Assoziation von Individuen, von denen ein jedes seine Konzeption eines guten oder wertvollen Lebens hat. Die Funktion des Stattes sollte die Ermöglichung dieser Lebenspläne sein und dabei einem Prinzip der Gleichheit folgen. Ein sich liberal verstehender Staat darf sich nicht auf eine bestimmte Auffassung des guten Lebens gründen, sondern allein auf Prinzipien der Gerechtigkeit.
John Rawls steht in dieser liberalen Tradition wenn er schreibt: " In der Theorie der gerechtigkeit als Fairness nimmt man nicht beliebige neigungen der Menschen als gegeben hin, um dann nach der besten Art ihrer Erfüllung zu suchen. Vielmehr sind Bedürfnisse und Ziele von Anfang an durch die Grundsätze der Gerechtigkeit beschränkt."
Inhaltsverzeichnis
- Der Rechtsbegriff bei Kant und Rawls
- Das Differenzprinzip und die Kritik von M. Sandel
- Güter und Identitäten im kommunitaristischen Denken
- Liberale und kommunitaristische Begründungsargumente
- Die Rolle des sozialen Umfelds und der Identitätsbildung
- Der zweite Aspekt des Liberalismus: Kants praktische Vernunft
- Die Selbstgesetzgebung der Vernunft
- Der moralische Standpunkt der Unparteilichkeit
- Das postsoziale Selbst
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text beleuchtet die Spannung zwischen liberaler und kommunitaristischer Philosophie im Hinblick auf den Begriff des Guten und der Gerechtigkeit. Er analysiert die Positionen von Kant und Rawls und deren Kritik durch Kommunitaristen wie Sandel, Taylor und Walzer. Ziel des Textes ist es, die grundlegenden Argumente beider Denkschulen darzustellen und die unterschiedlichen Konzeptionen von Individuum und Gesellschaft zu beleuchten.
- Das Verhältnis von Recht und gutem Leben
- Der Urzustand und die Gerechtigkeitsgrundsätze bei Rawls
- Die Kritik am Differenzprinzip und die Bedeutung der Gemeinschaft
- Konvergente Güter und das unmittelbar gemeinsame Gut
- Das postsoziale Selbst und die Rolle der Lebensformen
Zusammenfassung der Kapitel
- Der erste Abschnitt beleuchtet die Rechtsphilosophie von Kant und Rawls, die das Recht als Grundlage für die Freiheit und die Verwirklichung individueller Lebenspläne versteht.
- Der zweite Abschnitt setzt sich mit der Kritik von Michael Sandel am Differenzprinzip auseinander. Sandel argumentiert, dass die Rawlssche Konstruktion auf eine moralische Bindung innerhalb der Gesellschaft angewiesen ist, die sie selbst nicht zu liefern vermag.
- Der dritte Abschnitt stellt die kommunitaristischen Positionen von Charles Taylor vor, der zwischen konvergenten Gütern und einem unmittelbar gemeinsamen Gut unterscheidet. Das gemeinsame Gut entsteht aus einem geteilten Schicksal und bildet Wir-Identitäten, die auf einem Band der Solidarität beruhen.
- Der vierte Abschnitt diskutiert die liberale und kommunitaristische Begründungsargumente. Er stellt heraus, dass die kommunitaristische Kritik sich vor allem gegen eine instrumentelle Rationalität richtet, die die Gemeinschaft als Gefahr für das individuelle Interesse betrachtet.
- Der fünfte Abschnitt betont die konstitutive Rolle des sozialen Umfelds und der Identitätsbildung für das Individuum. Die kommunitaristische Kritik zeigt, dass die liberale Theorie diese Aspekte nicht ausreichend berücksichtigt.
- Der sechste Abschnitt beschreibt den zweiten Aspekt des Liberalismus, der auf Kant zurückgeht. Kants praktische Vernunft transzendiert das empirische Selbstinteresse und orientiert sich am Universalisierungsprinzip der Gerechtigkeit.
- Der siebte Abschnitt behandelt die Selbstgesetzgebung der Vernunft, die sich auf das für alle gültige Sittengesetz bezieht. Die moralischen Normen entstehen durch Einsicht in das, was alle gemeinsam wollen könnten.
- Der achte Abschnitt betont den moralischen Standpunkt der Unparteilichkeit, der es ermöglicht, Bedingungen für einen Konsens in Gerechtigkeitsfragen zu schaffen.
- Der neunte Abschnitt führt den Begriff des postsozialen Selbst ein, das nicht unabhängig von Lebensformen und Gemeinschaften existiert, sondern durch sie geprägt wird.
Schlüsselwörter
Liberale Philosophie, Kommunitarismus, Recht, Gerechtigkeit, gutes Leben, Differenzprinzip, Urzustand, Gemeinschaft, konvergente Güter, unmittelbar gemeinsames Gut, Wir-Identität, Solidarität, postsoziales Selbst.
- Arbeit zitieren
- Philip Hamdorf (Autor:in), 1999, Die kommunitaristische Kritik an John Rawls, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/415918