Bis zum Ende dieses Jahrhunderts alle Krankheiten, welche den Mensch betreffen, heilen? Und das gerade einmal mit drei Milliarden Dollar? Egal ob man nun den Gedankengängen des amerikanischen Milliardärs Mark Zuckerberg zu folgen geneigt ist oder diese prinzipiell als utopisch und weltfremd abstempeln möchte, in einigen Punkten seiner Kernaussage offenbart er menschliche Grundansichten.
So begleitet die Krankheit an sich den Menschen schon seit seiner Entstehung und zwang diesen somit von Beginn an, sich einen gewissen Umgang mit jener und den Menschen die von ihr betroffen sind, anzueignen. Ein Thema also, welches sich schon historisch gesehen anzugehen lohnt. Gleichzeitig zeigt die gesamte Aussage von Zuckerberg den modernen Überlegenheitsgedanken der Medizin, den dieser ohne Rücksicht auf andere Meinungen auch durchzusetzen gedenkt. Dabei ist die ethische Fragestellung, ob man einen Betroffenen zum Schutz der Gemeinschaft aussetzt und diesem damit seinem Schicksal überlässt, oder ihm eine Möglichkeit zur Genesung eingesteht, so alt wie der moderne Mensch selbst – biologisch, nicht kulturell betrachtet.
Doch ist die Menschheit allein wegen einer solch langen Verbundenheit mit dieser Thematik und der überlegenen modernen Medizintechnik in der Lage auch moralische Theorien von allgemeiner Gültigkeit zu entwickeln, welche dem medizinischen Wissensboom der letzten Jahre als ebenbürtig anzusehen sind? Und ist dabei die Hypothese, dass „gute Medizin inhärent moralisch“ sei, universal verwendbar und somit nicht mehr so stark an ethische Reflexion gebunden, wie andere Teilgebiete der Moral oder kann die Ansicht eines fachfremden Philosophen – im Zuge dieser Hausarbeit wird Friedrich Nietzsche diesen Platz einnehmen – der Diskussion um menschengerechten Umgang mit Medizin letztendlich von Nutzen sein, ist sie gar unablässig um in den Kern der Problematik vorzudringen? All dies sind Fragen, mit denen sich die moderne Medizintechnik konfrontiert sieht und welche im Zuge dieser Hausarbeit näher beleuchtet werden sollen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung unter Berücksichtigung der Hauptthese
- II. Medizinethik heutzutage – So vielschichtig wie das menschliche Leiden
- III. Nietzsche und der Umgang mit Krankheit – eine Beziehung auf mehreren Ebenen
- a. Das Leben des Philosophen – Etappen einer Krankenakte
- b. Der Umgang mit Kranken in „Zur Genealogie der Moral\" - Abschottung als Mittel zum Zweck
- IV. Unvereinbare Ansichten - Nietzsche zu konservativ für die heutige Medizinethik?
- V. Schlusswort mit Ausblick
- VI. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Verhältnis zwischen Nietzsches Menschenbild in "Zur Genealogie der Moral" und der heutigen Medizinethik. Sie hinterfragt, ob Nietzsches Philosophie, insbesondere seine Sicht auf Krankheit und die „Krankenethik", einen fruchtbaren Ansatz für die moderne Medizinethik bieten kann. Die Arbeit untersucht, ob Nietzsches Ansichten relevant sind für die aktuellen Herausforderungen der Medizinethik, wie zum Beispiel den Umgang mit Krankheit, die ethische Beurteilung von medizinischen Fortschritten und die Frage nach der Beziehung zwischen Medizin und Moral.
- Der Umgang mit Krankheit im Kontext der heutigen Medizinethik
- Nietzsches Sicht auf Krankheit und seine „Krankenethik" in "Zur Genealogie der Moral"
- Die Relevanz von Nietzsches Philosophie für die moderne Medizinethik
- Das Verhältnis zwischen „Ist- und Sollzustand" in der Medizinethik
- Die Schwierigkeit, eine einheitlich gültige Moraltheorie in der heutigen Medizinethik zu entwickeln
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den aktuellen Diskurs über Krankheit und Medizinethik und stellt die Hauptthese der Arbeit vor: Die Analyse der Relevanz von Nietzsches Philosophie für die heutige Medizinethik. Im zweiten Kapitel wird die Vielschichtigkeit des Begriffs Medizinethik erörtert, wobei verschiedene Definitionen und relevante Aspekte beleuchtet werden.
Im dritten Kapitel werden die Lebensgeschichte und die Krankengeschichte von Friedrich Nietzsche sowie seine „Krankenethik" in "Zur Genealogie der Moral" vorgestellt. Das vierte Kapitel setzt Nietzsche und die heutige Medizinethik direkt in Beziehung zueinander, analysiert mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede und hinterfragt die Relevanz von Nietzsches Ansichten für den heutigen medizinischen Kontext.
Schlüsselwörter
Nietzsche, Medizinethik, Krankheit, "Zur Genealogie der Moral", Krankenethik, Moraltheorie, „Ist- und Sollzustand", menschliche Mannigfaltigkeit, Moderne Medizinethik, Bioethik, Menschenrechte, Gentechnik, Embryonenforschung
- Quote paper
- Sascha Himmelsbach (Author), 2017, Nietzsches Menschentier in "Zur Genealogie der Moral" als persönliche Feldstudie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/418759