War Macht das unmittelbare Ziel für die Akteure der Berlinblockade 1948/49?


Seminararbeit, 2004

16 Seiten, Note: 2,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Realismus nach Morgenthau
2.1. Allgemein
2.2. Das internationale System
2.3. Das Menschenbild
2.4. Der Begriff der Macht
2.5. Das Gleichgewicht der Mächte

3. Die Berlinblockade
3.1. Der Kalte Krieg vor der Berlinblockade
3.1.1. Die Ziele der Alliierten nach dem zweiten Weltkrieg
3.1.2. Zunehmende Uneinigkeit zwischen den Westmächten und der UdSSR
3.1.3. Die Spaltung zwischen den Westmächten und der UdSSR
3.1.4. Die Westmächte auf dem Weg zur Gründung eines westdeutschen
Staates
3.1.5. Auseinandersetzungen auf den Zufahrtswegen nach Berlin
3.1.6. Die Baby-Luftbrücke
3.1.7. Der Weg zur Berlinblockade
3.2. Die Berlinblockade
3.2.1. Ursache der Blockade
3.2.2. Die Reaktion der Westmächte auf die Blockade
3.2.3. Der Verlauf der Luftbrücke
3.2.4. Der Prozess der Staatsgründung in den westlichen Besatzungszonen
3.2.5. Ergebnisse und Folgen der Blockade

4. Analyse: Macht als unmittelbares Ziel?

Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ich möchte in dieser Hausarbeit der Frage nachgehen, ob Macht und das Streben nach Macht, d.h. Macht zu erhalten, zu vergrößern oder zu demonstrieren, für die Akteure der Berlinblockade in den Jahren 1948/49 der ausschlaggebende Punkt war.

Im Realismus nach Hans J. Morgenthau spielt der Begriff der Macht eine ganz zentrale Rolle. So behauptet er in seinem 1963 erschienen Buch „Macht und Frieden“, dass „Staatsmänner im Sinne eines als Macht verstandenen Interesses denken und handeln“ (Morgenthau 1963, S.51).

Dies möchte ich in meiner Arbeit am Beispiel der Berlinblockade genauer überprüfen.

Dazu werde ich den Realismus nach Morgenthau zunächst genauer vorstellen. Dabei möchte ich diese Theorie kurz zusammenfassen, um danach auf einzelne Punkte genauer einzugehen, d.h. ich möchte mich in diesem Zusammenhang mit dem internationalen System in der Vorstellung Morgenthaus sowie mit dessen Menschenbild, außerdem mit dem Begriff der Macht und dem des Gleichgewichts der Mächte näher auseinandersetzen.

Anschließend werde ich die Berlinblockade beschreiben, wozu ich zunächst auf ihre Vorgeschichte eingehe und mich dabei besonders mit dem Verhältnis zwischen den Westmächten und der UdSSR und den Auseinandersetzungen und Ereignissen auf den Zufahrtswegen nach Berlin beschäftige.

In einem weiteren Kapitel möchte ich mich mit der Berlinblockade selbst beschäftigen. Zu diesem Zweck werde ich zunächst die Ursachen der Blockade und die Reaktion der Westmächte auf die Blockade erläutern.

Anschließend möchte ich den Verlauf der Luftbrücke, den Prozess der Staatsgründung in den westlichen Besatzungszonen sowie das Ende, die Folgen und die Ergebnisse der Blockade näher erläutern.

Zum Abschluss meiner Arbeit werde ich wieder zur Ausgangsfrage zurückkehren und versuchen, diese Frage unter Berücksichtigung meiner Ergebnisse zu beantworten.

2. Der Realismus nach Morgenthau

2.1. Allgemein

Im Realismus wird das internationale System als ein System ohne verbindliche Strukturen, d.h. folglich als Anarchie, dargestellt. Die einzig wichtigen Akteure in diesem System der Anarchie sind Nationalstaaten, die zunächst ihr Eigeninteresse verfolgen, welches in erster Linie auf Machterwerb ausgerichtet ist.

Um Stabilität und Frieden zu sichern, muss das Gleichgewicht der Mächte in den internationalen Beziehungen aufrechterhalten und stabilisiert werden.

Dem Realismus liegt ein negatives Menschenbild zugrunde: Für den Menschen spielt Moral keine Rolle, er ist vielmehr machthungrig und konfliktbereit, weshalb der Frieden in der internationalen Politik ständig gefährdet ist (vgl. Lauth/Zimmerling 2001, S.146).

2.2. Das internationale System

Laut Morgenthau ist das internationale System ein offenes, multipolares Staatensystem, welches keine zentralen Entscheidungs- und Sanktionsmöglichkeiten hat, praktisch also eine Anarchie ist. Die einzelnen Akteure im internationalen System sind souveräne Nationalstaaten (vgl. Lehmkuhl 2001, S.73): diese sind jedoch nicht gleichwertig, d.h. es gibt eine Machthierarchie: die wichtigsten Staaten in der internationalen Politik sind die Großmächte (vgl. Jackson/Sorensen 2003, S.68). In diesem System muss es laut Morgenthau zwangsläufig zu Kriegen und Konflikten kommen, da jeder Staat sein eigenes Nationalinteresse gegen die anderen Staaten durchsetzen möchte und da Ressourcen, Territorien, Macht etc. begrenzt vorhanden sind, d.h. man kann sie nur umverteilen, nicht aber vergrößern (vgl.Lehmkuhl 2001, S.73).

2.3. Das Menschenbild im Realismus

Das Menschenbild im Realismus ist ein eher pessimistisches. Zunächst gehen die Realisten davon aus, dass Menschen von Natur aus „political animals“(Jackson/Sorensen 2003, S.76) sind, was automatisch Konflikte zwischen ihnen provoziert (vgl. Jackson/Sorensen 2003, S.76) und dass sie das Verlangen haben, die Führung zu übernehmen und gegenüber den Mitmenschen Vorteile zu besitzen. Außerdem vermeiden sie es, von anderen dominiert zu werden und haben Verlangen danach, mächtig zu sein (Jackson/Sorensen 2003, S.68).

Die Realisten gehen davon aus, dass menschliches Handeln ständig in verschiedene Widersprüche eingebunden ist, welche einen Zustand der Angst erzeugen, dem der Mensch zu entkommen versucht, indem er danach strebt, seine Macht zu vermehren, um dadurch Sicherheit zu gewinnen (Lehmkuhl 2001, S.75).

Morgenthau greift bei der Beschreibung des Menschenbildes auf ein Zitat von George Washington zurück, welches wie folgt lautet:

„ Schon eine geringe Kenntnis der menschlichen Natur wird uns davon überzeugen, dass dem bei weitem größten Teil der Menschen das Interesse als leitendes Prinzip gilt; fast jeder Mensch steht mehr oder weniger unters seinem Einfluss. Eine Zeit lang oder unter bestimmten Voraussetzungen mag das Motiv der Bürgertugend Menschen dazu bewegen, ein von Interesse unabhängiges Verhalten an den Tag zu legen; aber dieses reicht nicht aus, dauerhafte Übereinstimmung mit den verfeinerten Geboten und Pflichten der gesellschaftlichen Ordnung herzustellen. Wenige Menschen sind fähig, stets dem öffentlichen ihr privates Interesse oder ihren privaten Vorteil zu opfern“ (Morgenthau 1962, S.54).

2.4. Der Begriff der Macht

Macht kann grundsätzlich alles umfassen, was die Beherrschung von Menschen durch Menschen bewirkt und erhält (vgl. Morgenthau 1963, S.54/55). Mit politischer Macht sind wechselseitige Machtbeziehungen zwischen den Inhabern öffentlicher Gewalt untereinander und zwischen diesen und dem Volk gemeint (vgl. Lemke 2000, S.20).

Machtstreben ist das Merkmal aller Politik und demnach muss internationale Politik Machtpolitik sein (vgl. Lemke 2000, S.20): Nationalstaaten möchten ihre Macht sichern bzw. vergrößern, um die eigene Existenz zu gewährleisten (vgl. Lemke 2000, S.21).

Laut Morgenthau ist sowohl die Innen- als auch die Außenpolitik von drei Grundstrukturen bestimmt: Machterhaltung, Machtvermehrung und Machtdemonstration. Bei der Machterhaltung geht es um eine Politik des status quo, bei der Machtvermehrung um eine imperialistische Politik und bei der Machtdemonstration um eine Prestigepolitik (vgl. Morgenthau 1963, S.81). Das unmittelbare Ziel der Politik ist laut den Realisten die Macht, auch wenn es noch andere längerfristige Ziele gibt (vgl. Jackson/Sorensen 2003, S.77).

2.5. Das Gleichgewicht der Mächte

Die Machtbeziehungen im internationalen System unterliegen einem Regelungsbedarf, der durch die „balance of power“ und die Reziprozität gewährleistet wird. „Balance of power“ bzw. „Gleichgewicht der Mächte” meint eine annähernde Gleichheit der Macht der Einzelstaaten (vgl. Lehmkuhl 2001,S.74), dieses Gleichgewicht entsteht zwangsläufig, wenn mehrere Nationen nach Macht streben (vgl. Morgenthau 1963, S.145).

Reziprozität bedeutet, dass Staaten, welche die Regeln des zwischenstaatlichen Miteinanders nicht beachten, mit Sanktionen von Seiten der anderen Staaten zu rechnen haben (vgl. Lehmkuhl 2001, S.74). Sie ist die normative Grundlage des Gleichgewichts der Mächte (vgl. Lehmkuhl 2001, S.74). Laut Morgenthau ist dieses System in der Lage, sich im Falle von äußeren oder inneren Einwirkungen selbst zu helfen, indem es das alte Gleichgewicht wiederherstellt oder ein neues bildet (vgl. Morgenthau 1963, S.146). Das Verdienst dieses System ist, die Unabhängigkeit der Einzelstaaten zu bewahren und die Macht der einzelnen Akteure in den internationalen Beziehungen richtig einschätzen zu können (Lehmkuhl 2001, S.74).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
War Macht das unmittelbare Ziel für die Akteure der Berlinblockade 1948/49?
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Politikwissenschaftliches Institut)
Veranstaltung
Seminar "Einführung in die internationale Beziehungen"
Note
2,7
Autor
Jahr
2004
Seiten
16
Katalognummer
V41902
ISBN (eBook)
9783638400664
ISBN (Buch)
9783638762700
Dateigröße
491 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Hausarbeit behandelt die Berlinblockade/Luftbrücke unter der Fragestellung, ob man die realistische Theorie auf diesen Konflikt anwenden kann.
Schlagworte
Macht, Ziel, Aktuere, Berlinblockade, Seminar, Einführung, Beziehungen
Arbeit zitieren
Sarah Kleefuß (Autor:in), 2004, War Macht das unmittelbare Ziel für die Akteure der Berlinblockade 1948/49?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41902

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