EINLEITUNG
In dem Seminar „Mittelalterliche Farbsymbolik“ konnte festgestellt werden, dass in dem Text „dy heyling varb“1 (V.380-420) nicht, wie zunächst angenommen, die Farben die Hauptrolle spielen, sondern, dass es sich hier um einen sogenannten Blason2 handelt, ein Gedicht zu Ehren von Christus3. Es hebt an mit einer Selbstdemütigung des Dichters, mündet in eine Klage, geht über in eine Lobrede, beschreibt dann das eigentliche Wappen und endet in einer Fürbitte.
Thema dieser Arbeit ist nun die durch den christlichen Glauben geprägte Allegorie dieses Wappens und weiterer religiöser Bilder und Wappendarstellungen. „Vorläufer“ dessen, was wir uns heute unter Wappen vorstellen, finden wir zum Beispiel schon im alten Rom, im bekannten Feldzeichen4, einer Lanze mit aufgesetzter Adlerikone. Noch älter sind allerdings die allegorischen Auslegungen der in solchen Signa verwendeten Bilder, deren Deutung sich im Laufe der Zeit wandelte oder erweiterte, besonders mit Anbruch des Christentums, als man begann, jene Bilder bei der Interpretation auf Christus zu beziehen. Man „schuf“ sogar Darstellungen, die eigens für die Verehrung Christi gedacht waren, wie die auch in der Arbeit vorgestellten Arma Christi oder das Herz Jesu.
Die folgende Abhandlung konzentriert sich im ersten Teil auf die Wappenschilderung in der Dichtung „dy heyling varb“. Hierbei wird zunächst auf die Illustration der einzelnen Bestandteile, deren Ursprung und Deutung eingegangen. Daran schließt die Erläuterung der Besonderheiten der in dem Text vorkommenden Farb- und Zahlensymbolik. Untersucht wird insgesamt der Bezug zu Christus und die dabei auftretenden Probleme hinsichtlich der Auslegung und eindeutigen Zuweisung. Im zweiten Teil beschäftigen wir uns mit weiteren Allegorien, die sich durch den christlichen Glauben entwickelten und sich ihren Weg in die Wappenkunst bahnten.
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1 In: Wickede 1909, S. S.33-44
2 vgl. Galbreath 1978, S.60.
3 vgl. Wickede 1909, S.62.
4 vgl. Galbreath 1978, S.26.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Hauptteil
- 2.1. Das Wappen in „,dy heyling varb“
- 2.1.1. Darstellungen der Trinität: Der Gnadenstuhl
- 2.1.2. Die Evangelistensymbole
- 2.1.3. Farb- und Zahlensymbolik
- 2.1.3.1. Die Farben der Trinität
- 2.1.3.2. Die Farben der Evangelisten
- 2.2. Weitere Darstellungen in bezug auf Christus
- 2.2.1. Arma Christi
- 2.2.2. Die Herz-Jesu-Verehrung
- 2.2.3. Wappen eines wahren bußfertigen Menschen
- 3. Resumé
- 4. Anhang
- 4.1. Dies ist Schild und Wappen eines wahren bußfertigen und reuigen Menschen und es ist dreigeteilt: weiß, schwarz und blau
- 4.2. ,,dy heyling varb“ Vers 380 - 420
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die im Wappen der Dichtung „dy heyling varb“ dargestellte christliche Allegorie und erläutert, wie diese durch die Bilder und Symbole der Trinität, der Evangelisten und weiterer religiöser Motive verkörpert wird.
- Die Darstellung der Trinität im Wappen im Kontext des „Gnadenstuhls“
- Die Bedeutung der Evangelistensymbole im Wappen und ihre Verbindung zu den Farben
- Die Rolle der Farb- und Zahlensymbolik in der Darstellung des Wappens
- Weitere christliche Allegorien im Wappen, wie beispielsweise Arma Christi und die Herz-Jesu-Verehrung
- Die Bedeutung des Wappens als Symbol für einen „wahren bußfertigen Menschen“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der mittelalterlichen Farbsymbolik im Text „dy heyling varb“ ein und beleuchtet die Entstehung des Wappens als symbolisches Element. Der Hauptteil widmet sich der Analyse des Wappens in „dy heyling varb“, wobei zunächst die Darstellung der Trinität und der Evangelistensymbole erläutert werden. Anschließend wird auf die Bedeutung von Farb- und Zahlensymbolik sowie die weiteren christlich geprägten Allegorien im Wappen eingegangen.
Schlüsselwörter
Mittelalterliche Farbsymbolik, christliche Allegorie, Wappen, Trinität, Gnadenstuhl, Evangelistensymbole, Farb- und Zahlensymbolik, Arma Christi, Herz-Jesu-Verehrung, „dy heyling varb“
- Arbeit zitieren
- Nadine Scherny (Autor:in), 2003, Christliche Wappenallegorie: am Beispiel der Wappenschilderung in "dy heyling varb", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41976