Aus der Sicht der Psychiatrie kann nicht gesagt werden, dass alle seelischen Leidenszustände und Störungen auf das Trauma mütterlichen Liebesmangels zurück zu führen sind. Wir sind auch das Ergebnis des Erbgutes, das wir von Vater und Mutter mitbekommen haben.
Dennoch ist die frühe Phase der ersten zwei Jahre in der seelischen Entwicklung eines neugeborenen Kindes wichtig für seine spätere Lebensbewältigung. Die kognitiven Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen wir ab dem sechsten Lebensjahr in der Schule. Unser Lehrer ist dabei der Schul-Lehrer.
Die seelischen Fähigkeiten des Vertrauens, des Geliebtwerdens, des Mutes zur Exploration der Umwelt lernen wir in der Frühphase nach der Geburt.
Unsere Lehrerin ist dabei die Mutter, oder ein gleichwertiger Mutterersatz. Das Kind erhält das Gefühl: „Ich werde geliebt, ich bin etwas wert." Die Verfestigung des Gefühls der Sicherheit durch Verlässlichkeit der Mutterzuwendung nennt man auch „basales Sicherheitsgefühl“ oder „Urvertrauen“.
Deutung von Werken Thomas Bernhards und Elfriede Jelineks
unter Verwendung der Bindungstheorie von Bowlby
Der Antrieb zum Schreiben entsteht bei vielen Schriftstellern durch den eigenen Leidensdruck, der sich aus der Kindheits- und Jugendentwicklung ergeben hat.
Marcel Reich Reinicki gab einer Sammlung seiner Beurteilungen von Schriftstellern den Titel: ״Lauter schwierige Patienten“.
Die Werke von Thomas Mann sind von Buddenbrook bis zu Doktor Faustus nichts anderes als Autobiografien in verschiedenen Gewändern.
Im Niederschreiben der eigenen Problematik liefern Schriftsteller ein Thema mit Variationen, um den Druck in ihrem Innern zu erleichtern.
Bei der Psychotherapie neurotischer Leidenszustände wird vom Therapeuten oft empfohlen, die Gedanken aufzuschreiben, um das Chaos der Gefühle in geordnetes Denken zu verwandeln.
Elfriede Jelinek: Das Schreiben war mein Rettungsboot, aber befreit hat es mich nicht...Froh macht mich nichts. Nur manchrnal gerate ich während des Schreibens in Zustände, in denen ich nicht ganz bei Bewusstsein bin. (Interwiew)
Thomas Bernhard: Meine Überraschung war groß, plötzlich einem Menschen gegenüber zu Stehen, der, ich mochte sagen, hemmungslos seine Krankengeschichte aus sich herausredet. (Frost, Suhrkamp Tb 47, S.296)
Aus der Sicht der Psychiatrie kann nicht gesagt werden, dass alle seelischen Leidenszustände und Störungen auf das Trauma mütterlichen Liebesmangels zurück zu führen sind. Wir sind auch das Ergebnis des Erbgutes, das wir von Vater und Mutter mitbekommen haben.
Dennoch ist die frühe Phase der ersten zwei Jahre in der seelischen Entwicklung eines neugeborenen Kindes wichtig für seine spätere Lebensbewältigung.
Die kognitiven Fähigkeiten, wie Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen wir ab dem sechsten Lebensjahr in der Schule. Unser Lehrer ist dabei der SchulLehrer.
Die seelischen Fähigkeiten des Vertrauens, des Geliebtwerdens, des Mutes zur Exploration der Umwelt lernen wir in der Frühphase nach der Geburt. Unsere Lehrerin ist dabei die Mutter, oder ein gleichwertiger Mutterersatz.
Das Kind erhält das Gefühl: ״Ich werde geliebt, ich bin etwas wert“.
Die Verfestigung des Gefühls der Sicherheit durch Verlässlichkeit der Mutterzuwendung nennt man auch ״basales Sicherheitsgefühl“ oder ״Urvertrauen“.
Die Wichtigkeit der frühen Mutterbindung als Basis für die spätere Lebensbewältigung ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Erstaunlicherweise ist diese Erkenntnis in der modernen Verhaltensforschung erst durch das Beobachten von Tieren erhärtet worden.
Begonnen hat es mit den Arbeiten von Konrad Lorenz, (1963) der systematisch beobachtete, wie frisch aus dem Ei geschlüpfte Gänse vom Bewegungsbild der eigenen Mutter eine Prägung, ein Imprinting, wie ein Paßwort erhalten, sodass sie immer dieser Mutter folgen, und bei Trennung von dieser Mutter ein Verhalten von ängstlichem Suchen und Piepsen zeigen.
Der amerikanische Verhaltensforscher Harry Frederik Harlow (1905 - 1981) beobachtete neugeborene Rhesusaffen im Verhältnis zu ihrer Mutter. Die Kleinen suchen die Nähe der wärmenden und beschützenden Mutter, indem sie sich an deren weiches Fell anschmiegen. Bei Trennung von der Mutter zeigen sie angstvolles Verhalten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Harlow trennte neugeborene Rhesusäffchen von der Mutter und stellte ihnen als Ersatz eine Kunstfigur, einmal mit einem weichen Fell und einmal aus einem Metallgitter mit Saugflaschen zur Verfügung. Es war deutlich zu erkennen, dass die kleinen Äffchen die Kunstmutter mit dem weichen Fell vorzogen und in ihrer weiteren Entwicklung weniger verhaltensgestört waren, als die Äffchen mit der Ersatzmutter aus Metalldraht.
Harlow erkannte daraus, dass das Anschmiegen an das wärmende und Geborgenheit vermittelnde Fell der Surrogat-Mutter für die seelische Entwicklung der Kleinen mindestens ebenso wichtig war wie die Nahrung.
Harry Harlow wies auf diese Weise nach, dass soziale Bindungen für die emotionale Entwicklung der Primaten extrem wichtig sind. Der britische Psychoanalytiker und Psychiater John Bowlby hielt Harlow zugute, dass er die Bindungstheorie ״gerettet“ und alle Welt davon überzeugt habe, wie wichtig die Eltern-Kind-Beziehung sei.
Die Erkenntnisse von Harlow und Bowlby führten zu einer grundsätzlichen Änderung in Kliniken der Geburtshilfe, in denen bisher die Neugeborenen in Säuglingszimmern untergebracht, und nur zum stillen der Mutter ins Bett gelegt wurden. Das neue System erhielt den Namen ״Rooming In“. Die Neugeborenen blieben bei der Mutter, um eine frühe emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind aufzubauen.
Kein tierliebender Mensch würde einer Katzenmutter die neugeborenen Kätzchen wegnehmen, sie in getrennten Holzkästchen aufbewahren, um sie nur zum Säugen zum Muttertier zu geben. Die Mutter-Katze würde Tag und Nacht miauend im Hause herumstreifen und ihre Kleinen suchen. Seltsamerweise hat man es bei Menschen jahrzehntelang so gemacht, weil es dem Ablauf des Klinikalltages mehr entsprach.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Katzenmutter folgt den Instinkten der Natur. Der intelligente Mensch glaubte es besser zu wissen als die Natur.
Auf obigem Bild sehen wir zwei neugeborene von der Hasenmutter in Eis und Schnee verlassene Häschen, die mit der Saugflasche aufgezogen wurden, und die ihr Bedürfnis nach einem Mutterersatz am warmen Fell eines englischen Setters befriedigen konnten, von dem sie auch freundlich angenommen wurden.
Die Versuche von Harlow an kleinen Rhesusaffen haben gezeigt, dass die Störung des emotionalen Verhaltens über die Zeit der Trennung von der Mutter hinausgeht. Bei dem Bemühen der Kleinen um Nähe, um Saugen, sich Festhalten oder dem Folgen der Bewegung der Mutter mit dem Blick ist es wichtig, dass von der Mutter eine adäquate Antwort erfolgt, mit der sie zeigt, dass die Signale des Kindes verstanden werden.
Im Falle der adäquaten Antwort der Mutter entwickelt sich das Kleine rasch, es zeigt Sicherheit, ist neugierig in der Exploration der Umwelt, es wagt, sich von der Mutter zu entfernen und zeigt eine rasch zunehmende Autonomie, Unabhängigkeit und die Fähigkeit, zu Artgenossen Vertrauen zu haben.
Bei Unterdrückung der Sicherheitsbedürfnisse des kleinen Rhesusaffen durch Trennung von der Mutter geschieht das Gegenteil. Sie zeigen ein zurückgezogenes Verhalten, klammern sich an die Geschwister an, und
bei völliger Isolierung kauern sie sich zusammen oder zeigen stereotype wackelnde Bewegungen des Kopfes, wie man es bei verhaltensgestörten Kleinkindern kennt.
Die Sicherheit in der Nähe der Mutter beinhaltet also auch die Fähigkeit, sich von ihr zu trennen, um die Umwelt zu erforschen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei völliger Trennung von der Mutter ist die Verhaltensstörung der Rhesusaffen bis zur Sexualreife zu bemerken durch Unfähigkeit zur vertrauensvollen Partnersuche mit zärtlichem Körperkontakt, und zur Durchsetzung eigener Ansprüche gegenüber anderen. John Bowlby
(Bindungstheorie Bowlby, Wikipedia)
Nach der Beobachtung von Bowlby an Kleinkindern verläuft die Entwicklung nach völliger
Trennung von der Mutter in drei Phasen.
1 )Protest: Schreien und Weinen
2) Verzweiflung:Stummes, zurückgezogenes Verhalten
3) Abtrennung: Kontaktaufnahme zu Erwachsenen, aber gestörtes Verhalten.
Bowlby hat beschrieben, dass es verschiedene Störungen der frühen Mutterbindung gibt. Wir müssen uns vergegenwärtigen, dass eine adäquate Mutterbeziehung nicht nur in liebevoller Zuwendung besteht, sondern dass die Fähigkeit zur Trennung von der Mutter durch Vertrauen ebenso erlernt werden muss.
In den ersten Wochen ist das Neugeborene noch unfähig zu selbständigem Leben. Mutter und Kind sind noch eine biologische Einheit. Die Abtrennung von der Mutter zum richtigen Zeitpunkt muss erlernt
werden, damit sich das Kind zu einem eigenen Ich, zu einer eigenen Persönlichkeit entwickeln kann.
Ein Fehler der frühen Mutterbeziehung besteht also nicht nur in Trennung und Liebesentzug, sondern auch in dem Bestreben einer Mutter, die Selbständigkeit des Kindes zu verhindern.
Die Entwicklung einer Persönlichkeit lässt sich in folgender Weise darstellen:
Faktoren einer Persönlichkeitsentwicklung
Genetischer Erbanteil
Frühkindliche Erziehung
Selbsterziehung im Erwachsenenalter auf der Basis eigener Erfahrungen
Entwicklungsstufen
Kindheit:
Völlige Abhängigkeit des Neugeborenen von der Mutter
Zunehmende Trennungsfähigkeit zur Exploration der Umwelt ohne Angst
Vertrauen finden zu anderen Personen
Adoleszenz
Genitale Phase mit dem ״Sturm der Plorinone“
Fähigkeit zu Beziehung zu einem Partner ausserhalb der Familie
Erwachsenenalter
Fähigkeit, sich von den Eltern zu lösen und unabhängig Entscheidungen
zu treffen, sowie liebevolle Kontaktfindung zu einem Partner mit
befriedigender Sexualität
Normale und wünschenswerte psychoaffektive Entwicklung
(nach dem Modell von Bowlby)
Sichere Mutterbindung
In den frühen Phase befriedigende Mutter-Kind-Beziehung zum Aufbau
eines basalen Vertrauens mit
Fähigkeit zu anderen Personen Beziehung aufzunehmen.
Die Mutter war in der Frühphase verlässlich gegenwärtig, bot Schutz vor
Gefahr und bot Befriedigung der Bedürfnisse in einer Atmosphäre des
Geliebtwerdens mit zärtlichem Körperkontakt und freundlicher stimme.
Psychoaffektive Fehlentwicklungen nach Bowlby
Unsichere Mutterbindung
Die Gegenwart der Mutter ist in Momenten des Unwohlseins, des Plungers
oder der Angst des Verlassenseins nicht sicher. Die Exploration der
Umwelt macht Angst. Fremden gegenüber verhält das Kind sich wie
blockiert.
Gesichtsausdruck desorientiert, stereotype Bewegungen.
Vermeidende Mutterbindung
Die Alarmsignale des Kindes mit unglücklichem Gesichtsausdruck, Weinen
und Schreien werden von der Mutter nicht adäquat beantwortet.
Das Kind entwickelt eine defensive Selbstgenügsamkeit, Narzismus.
Affektive Partnerbindung wird erschwert, weil sie in der Frühphase nicht
erlebt wurde.
Symbiotische Mutterbindung
Die Mutter verhindert die Entwicklung der Autonomie des Kindes.
Das Kind lernt, dass es nur durch völligen Gehorsam, durch totale
Unterordnung die Angst vor Verlust der Mutterliebe vermeiden kann.
Brav und gehorsam sein ist der einzige Weg, den drohenden
Liebesentzug der Mutter zu vermeiden.
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