Maschinen bestimmen unser Leben bereits seit langer Zeit und sind nicht mehr aus unserem Alltag wegzudenken. Das Wissen und die Macht, dass durch Maschinen das Leben leichter und Arbeit produktiver wird, besitzt der Mensch bereits seit Jahrtausenden. Mit Beginn des Computer- und Internetzeitalters schaffen Maschinen darüber hinaus sogar eine Aufwertung unserer geistigen Fähigkeiten, indem sie für uns Informationen wesentlich schneller und auf immer neue Arten verarbeiten und bereitstellen. Mittlerweile existieren Systeme, deren Komplexität die Kapazitäten unseres Gehirns bei weitem übersteigen. Infolge dieser technologischen Umbrüche stellt sich unwillkürlich die Frage: Wird unser Denken sukzessive automatisiert?
Die Automatisierung des Lebens ist jedoch keineswegs ein Phänomen der Moderne. Im Gegenteil: Der künstliche Mensch hat eine jahrhundertealte Geschichte. Im 19. Jahrhundert spielt die Thematik eine besonders große Rolle und taucht als literarisches Motiv vor allem in der Romantik bei zahlreichen Schriftstellern auf. Auch in den Werken von Georg Büchner, der zu der Epoche des Vormärz gezählt wird, finden sich vermehrt die Motive der Puppe, der Marionette und des Automaten. Ziel dieser Arbeit ist es, diese Motive in Büchners Werk näher zu betrachten. Insbesondere das Automatenmotiv steht in einem klaren Zusammenhang zu den philosophischen Debatten des 17. und 18. Jahrhunderts, in denen immer neue Systemverwandtschaften zwischen Tier, Maschine und Mensch erörtert werden. An dieser Stelle sind als Vertreter eines aufklärerischen Rationalismus insbesondere René Descartes und Baruch de Spinoza zu nennen, auf die Büchner auch in seinen eigenen philosophischen Überlegungen eingeht. Auch Julien Offray de la Mettrie spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Die Entstehung des ‚homme machine‘- Gedankens in der Aufklärung sowie Büchners Weltanschauung und Menschenbild sollen im ersten Teil der Arbeit als Basis für die spätere Analyse des Lustspiels „Leonce und Lena“ dienen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Philosophische Einflüsse
- 2.1 Der, homme machine‘- Gedanke
- 2.2 Büchners Weltanschauung und Menschenbild
- 3. Das Automaten- und Marionettenmotiv in Leonce und Lena
- 3.1 Typologie der Gesellschaft
- 3.2 Rollenzwang und Identitätsverlust
- 3.3 Sinnleere und Gefühllosigkeit
- 4. Fazit und Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Automatenmotiv in Georg Büchners Werk „Leonce und Lena“ und setzt dieses in Bezug zu den philosophischen Debatten des 17. und 18. Jahrhunderts, die sich mit der Beziehung zwischen Tier, Maschine und Mensch auseinandersetzten.
- Analyse des Automatenmotivs in Büchners Werk
- Einfluss der philosophischen Debatte um den „homme machine“-Gedanken
- Büchners Weltanschauung und Menschenbild
- Typologie der Gesellschaft und Rollenzwänge in „Leonce und Lena“
- Die Themen Sinnleere und Gefühllosigkeit im Zusammenhang mit dem Automatenmotiv
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Automatisierung des Lebens ein und stellt die Relevanz des Automatenmotivs in der Literatur, insbesondere bei Georg Büchner, heraus. Der Fokus liegt auf dem Zusammenhang zwischen dem Automatenmotiv und philosophischen Debatten des 17. und 18. Jahrhunderts.
Kapitel 2 beleuchtet die philosophischen Einflüsse auf Büchners Werk, insbesondere den „homme machine“-Gedanken der Aufklärung und Büchners eigene Weltanschauung und Menschenbild.
Kapitel 3 analysiert das Automaten- und Marionettenmotiv in „Leonce und Lena“, wobei die typologischen Merkmale der Gesellschaft, die Rolle von Rollenzwängen und die Phänomene der Sinnleere und Gefühllosigkeit im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Automatenmotiv, „homme machine“, Georg Büchner, Leonce und Lena, Philosophie, Aufklärung, Typologie, Gesellschaft, Rollenzwang, Sinnleere, Gefühllosigkeit.
- Arbeit zitieren
- Simona Dunsche (Autor:in), 2015, Maschinenmenschen bei Georg Büchner. Analyse des Lustspiels "Leonce und Lena", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/421404