Einleitung
Nach dem Untergang der Sowjetunion ist die weltpolitische Ostgrenze Europas beseitigt. Die politische Geographie Europas hat sich von Grund auf verändert. Auch die Grenzen der Europäischen Union werden sich in Kürze nach Osten hin verschieben und weitere zehn Staaten werden den Mitgliederkreis von 15 auf 25 erhöhen. Mit jedem Beitritt nimmt die kulturelle Vielfalt zu und es erhöht sich die kulturelle Distanz zwischen den verschiedenen Nationalitäten, so dass Gegensätze zum Vorschein kommen. Wo Gegensätze und teils auch Konflikte zwischen Nationalitäten ausbrechen, teilen sich die verschiedenen Nationalitäten innerhalb von Staatsgrenzen in Minderheiten und Mehrheiten. Während der Nationalitätenfrage in der Nachkriegszeit keine große politische Brisanz zugeschrieben wurde, änderte sich diese Einstellung langsam durch die Auflösung des Ostblocks und erst recht durch die Diskussion der Aufnahme der ehemaligen Ostblockstaaten in die Europäische Union. Europa ist also gekennzeichnet von dem geschichtlich bedingten Umstand, dass es, wenn überhaupt, nur sehr wenige Staaten gibt, die in ethnischer, linguistischer oder religiöser Sicht wirklich als homogen zu bezeichnen sind (Hofmann 1999: 842). Diese Heterogenität wurde während des Ost-West-Konflikt in den Hintergrund gestellt, da es primär galt interne Kräfte zu vereinigen, um gegen die externe Gefahr anzukommen. Wenn Georg Brunner (1993: 7) schreibt, dass „die Nationalitäten- und Minderheitenproblematik den Osten und Südosten Europas bis zum Zweiten Weltkrieg beherrschte und durch die totalitäre Herrschaft des Kommunismus unterdrückt, aber in keinem Fall gelöst wurde“, so gilt das nicht nur für diese Region. In dieser Arbeit stehen weniger die Nationalitätenkonflikte in Europa selbst im Vordergrund, als die aus den Konflikten resultierenden Auseinandersetzungen um die Anerkennung von Minderheiten, bzw. die Durchsetzung ihrer Rechte. Die Arbeit wird die Entwicklung des Minderheitenschutzes in Europa erörtern und zukünftige Wege diskutieren.
Im ersten Teil dieser Arbeit sollen zunächst die Grundzüge der Nationalitätenproblematik besprochen werden. Viele Begriffe sind ideengeschichtliche Konstrukte. Zu Beginn ist deshalb die begriffliche Präzisierung wichtig, damit die den verwendeten Begriffen zugeschriebenen Vorstellungsinhalte deutlich werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gründzüge: Menschengruppen und Herrschaftsverbände
- Nation
- Nationalität und Minderheit
- Herrschaftsverbände
- Nationalitäten und Minderheitenschutz in Europa:
- Minderheitenschutz und Selbstbestimmungsrecht
- Ursprünge des Minderheitenschutzes in Europa
- Minderheitenschutz innerhalb der Vereinten Nationen
- Minderheitenschutz im KSZE/OSZE Prozess
- Minderheitenschutz im Rahmen des Europarates
- Ansätze einer Nationalitätenpolitik in der Europäischen Union
- Staatenverbindungen als Lösung von Nationalitätenproblemen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Entwicklung des Minderheitenschutzes in Europa im Kontext der Nationalitätenproblematik, die durch den Zusammenbruch des Ostblocks und die Erweiterung der Europäischen Union an Bedeutung gewonnen hat. Dabei werden die historischen Wurzeln des Minderheitenschutzes sowie die aktuellen Ansätze der Europäischen Union zur Bewältigung von Nationalitätenkonflikten beleuchtet.
- Die verschiedenen Konzepte des Nationalismus und der Nation
- Die Bedeutung von Nationalität und Minderheiten im europäischen Kontext
- Die Geschichte des Minderheitenschutzes in Europa
- Die Rolle der Vereinten Nationen, der KSZE/OSZE und des Europarates im Minderheitenschutz
- Mögliche Ansätze einer Nationalitätenpolitik in der Europäischen Union
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in die Problematik der Nationalitätenkonflikte in Europa ein, die durch die Erweiterung der Europäischen Union verstärkt wurden. Die Arbeit fokussiert auf die Frage des Minderheitenschutzes und dessen historische Entwicklung sowie zukünftige Herausforderungen.
Gründzüge: Menschengruppen und Herrschaftsverbände
Dieses Kapitel erläutert die verschiedenen Konzepte von „Nation“ und „Nationalität“ und zeigt die unterschiedlichen Ideen von Menschengruppen und Herrschaftsverbänden auf. Dabei werden die historischen Entwicklungen vom Feudalismus über den Absolutismus bis zur modernen Staatsnation beleuchtet.
Nationalitäten und Minderheitenschutz in Europa
Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung des Minderheitenschutzes in Europa. Es wird die Geschichte des Minderheitenschutzes von den frühen Anfängen bis zur aktuellen Situation im Kontext der Vereinten Nationen, der KSZE/OSZE und des Europarates analysiert.
Schlüsselwörter
Nationalitätenkonflikte, Minderheitenschutz, Europäische Union, Nation, Nationalität, Minderheiten, Selbstbestimmungsrecht, KSZE/OSZE, Europarat, Staatenverbindungen, Herrschaftsverbände, ethnische Vielfalt, kulturelle Distanz, politische Geographie, Ost-West-Konflikt, Sowjetunion, Geschichte, Politik, Recht.
- Arbeit zitieren
- Cindy Susann Leister (Autor:in), 2003, Nationalitätenkonflikte in Europa. Ansätze einer Nationalitätenpolitik in der Europäischen Union, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42381