Jean Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung


Hausarbeit (Hauptseminar), 2010

21 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

Seite:

A. Hinfühmng: Piagets Theorie im entwicklungspsychologischen Kontext

B. Jean Piagets ,Theorie der kognitiven Entwicklung’
1.Grundannahmen und Zentrale Begriffe in Piagets Theorie
1.1. Die Entwicklungskomponenten
1.2. Die Entwicklungsfaktoren
2.Piagets Stadienmodell
2.1. Die sensomotorische Periode (Geburt bis 2 Jahre)
2.2. Die präoperationale Periode (2 bis 7 Jahre)
2.3. Die Periode der konkreten Operationen (7 bis 11 Jahre )
2.4. Die Periode der formalen Operationen (11-15 Jahre)

c. Kritische Würdigung

Literaturverzeichnis

Anhang:

1. Skizze zum Adaptationsprozess

2. Skizze ZUM Wasser VERSUCH

3. Skizze zum Pendelversuch

Literaturverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Skizze zum Adaptationsprozess

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Strangl, Werner: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENT- WICKLErNG/AKKASSMODELLSMALL.GIF

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Skizze zum Wasserversuch

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Strângi, Werner: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/Mengen- invarianz.gif

Skizze Zum Pendel versuch

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Strângi, Werner: http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/KOGNITIVEENTWICKLUNG/Pendel-

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A. Hinführung: Piagets Theorie im entwicklungspsychologischen Kontext

Als Teilgebiet der Psychologie beschäftigt sich die Entwicklungspsychologie mit den ontogenetischen ״Veränderungen in den psychischen Funktionen des Menschen“ (Zimbardo & Gerrig 1999, s. 450). Sie beobachtet den Entwicklungsverlauf des Individuums, analysiert psychische Veränderungen und versucht diese durch bestimmte Determinanten zu erklären. Durch Beobachtungen der unterschiedlichen Entwicklungsschritte eines Menschen zieht die Entwicklungspsychologie Rückschlüsse und trifft Vorhersagen auf den weiteren Verlauf seiner Entwicklung. Daraus ergibt sich der Vorteil, dass man in die Entwicklung eingreif en und sie beeinflussen kann.

Entwicklung kann somit als ist ein Prozess von Wachsen, Reifen und Lernen verstanden werden. Unter Wachsen wird ״die quantitative Veränderung des Organismus im Sinne der Vergrößerung der Masse in der Ontogenese“ (Joswig 2009) verstanden. Reifung hingegen bezeichnet einen ״Prozess qualitativer Veränderungen des gesamten Organismus bzw. seiner Teile“ (ebd.), deren biologische Strukturen und Funktionen sich gengesteuert in bestimmter Abfolge entfalten. Entwicklungspsychologisch betrachtet, steht Lernen bzw. Anpassung für den individuellen und lebenslangen Erfahrungserwerb des Menschen aus der Umweh und die ihm entsprechende Verhaltensmodifikation (vgl. ebd.). Folglich kann die Persönlichkeitsentwicklung als ein Prozess von Denken, Sprechen und Handeln beschrieben werden, ״in dem biologische Reifung, individuelles Lernen und Sozialisation in komplexer Weise ineinandergreifen“ (Legewie & Ehlers 1994, s. 337). Darunter wird auch die ontogenetische Veränderung verschiedenartiger menschlicher Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Körpermotorik, Sprache, Emotion, soziale Kognition, Moralentwicklung und Motivation erfasst.

Im Laufe der Zeit haben sich vier verschiedene Sichtweisen der Entwicklungstheorie herausgebildet, die die Entwicklung des Menschen mittels bestimmter Determinanten zu erklären versuchen. Die endo genetische Theorie führt die Entwicklung des Menschen auf bereits vorhandene ontogenetisch vermittelte Anlagen zurück und analysiert diese auf der Grundlage von Gemeinsamkeiten innerhalb einer Altersgruppe. Dieser Sichtweise zufolge, wirkt das Subjekt nicht aktiv an seiner Entwicklung mit. Die exogenetische Position geht ebenso davon aus, dass der Mensch selbst nicht aktiv zu seiner Entwicklung beiträgt, sondern lediglich durch die Umweh, also durch exogene Faktoren beeinflusst und geprägt wird. Die Entwicklungsanalyse beschränkt sich hierbei auf den unterschiedlichen Entwicklungsstand innerhalb einer Altersgruppe. Eine weitere Theorie führt die Entwicklung auf die wechselseitige Bedingtheit von Mensch und Umweh zurück. Bei dieser interaktionistischen Perspektive beeinflussen also sowohl Individuum als auch die Umweh die menschliche Entwicklung. Die vierte Position setzt den Fokus auf das Individuum, das, durch den stetigen Austausch mit der Umwelt, aktiv an seiner Entwicklung mitwirkt. Hierbei wirkt der Mensch handelnd auf die Umwelt ein, erkennt und interpretiert sie nach eigenen Maßstäben. Ein bedeutender Vertreter dieser so genannten konstruktivistischen Theorie war der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget. Seine ,Theorie der kognitiven Entwicklung’ soll im Folgenden vorgestellt werden. Ausgehend von dem Grundmotiv ״das menschliche Erkenntnisvermögen, seine Struktur und Leistungsfähigkeit aus seiner Genese, wie sie sich in der Entwicklung des Einzelwesens wie auch in der Wissensgeschichte darlegt“ (Buggle 2001, s. 24), zu erklären, entwarf Piaget seine Theorie über die geistige Entwicklung vom Säuglings- bis zum Jungendalter. In zahlreichen freien Unterhaltungen[1] - unter anderem an seinen eigenen Kindern - fand der Schweizer Biologe und Entwicklungspsychologe heraus, dass ״sich das Denken des Kindes von dem des Erwachsenen qualitativ unterscheidet“ und, ״dass sich die Erkenntnis im Lauf ihrer Entwicklung von den frühesten Lebenstagen an durch die aktive und konstruktive Rolle des Subjekts aufbaut, und zwar in einer unveränderlichen Folge von Stadien“ (Piaget 2003, s. 13). Piaget führte das geistige Wachstum bzw. die Intelligenzentwicklung sowohl auf bestimmte Entwicklungsphasen, als auch auf soziale und intem-kognitive Faktoren zurück. Der Psychologe war der Ansicht, dass sich Fähigkeiten beim Individuum zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausbilden und dass dabei neu erworbene Fähigkeiten die früheren voraussetzen. So kann beispielsweise ein Subjekt erst lesen lernen, wenn es schon sprechen kann (vgl. Kesselring 1999, s. 61). Piaget zufolge durchläuft die kognitive Entwicklung insgesamt vier Phasen, durch die das Denken zunehmend differenzierter, abstrakter und organisierter wird. Am Ende einer gelungenen kognitiven Entwicklung - Piaget sieht das im Alter von etwa 15 Jahren erreicht - steht die Fähigkeit zu formalen Denkoperationen.

Mit diesen Erkenntnissen hob sich Piaget deutlich von den lange vorherrschenden Deutungssystemen der Psychologie ab, ״die den Menschen im Kern als durch äußere oder innere Kräfte determiniertes Wesen sehen“ (Buggle 2001, s. 17). Der Schweizer Psychologe wandte sich mit seiner Theorie gegen die behavioristische Psychologie, die davon ausgeht, dass man einem Kind prinzipiell jederzeit das beibringen könne, was man wolle (vgl. Kesselring 1999, s. 61). Gleichzeitig grenzte er sich von der ethologische Perspektive ab, die alles Verhalten und alle Erkenntnis auf angeborene Fähigkeiten zurückführt. Mit der Annahme, dass alle Erkenntnis ״erst nach und nach durch aktives Handeln des erkennenden Subjekts“ (Piaget 2003, s. 13), also auch auf der Grundlage von Erfahrung aufgebaut wird, hob sich Piaget auch von der aprioristischen Sichtweise ab, die alle Erkenntnis auf das reine Denkvermögen des Subjekts, ohne

Erfahrungswelt, zurückführt. Der Schweizer Psychologie versuchte sich aber auch vom reinen Empirismus abzugrenzen, dem er die Unterbewertung der subjektiven Aktivität in der Interaktion mit den Gegenständen der Umwelt vorwarf.

Die angeführten Beispiele zeigen, dass sich Piagets Ansichten deutlich von anderen erkenntnis- und entwicklungstheoretischen Perspektiven abheben. Auch heute noch findet seine Theorie, besonders in der Pädagogik, große Beachtung. Kaum ein Lehrbuch verweist nicht auf ihn. Da seine ,Theorie der kognitiven Entwicklung’ auch in der Gegenwart große Relevanz hat, hat sich die vorliegende Arbeit näher mit diesem Thema beschäftigt. Im Folgenden werden das Piagetsche Stadienmodell mit seinen prägnanten Merkmalen vorgestellt. Abschließend wird die Theorie einer kritischen Würdigung unterzogen. Hier sollen sowohl die Vorzüge, als auch die Nachteile der Piagetschen Theorie herausgearbeitet werden. Für das Verständnis des Stufenmodells sind einige Begriffe und erkenntnistheoretische Ansichten von grundlegender Bedeutung. Um seine kognitive Entwicklungstheorie in seinen vielschichtigen Zügen zu erfassen, müssen aber zunächst seine Grundannahmen und die zentralen Themen der Theorie erläutert werden.

B. Jean Piagets ,Theorie der kognitiven Entwicklung’

1. Grundannahmen und Zentrale Begriffe in Piagets Theorie

Jean Piaget ging der Frage nach, nach welchen strukturellen Gesetzmäßigkeiten sich die menschliche Erkenntnis entwickelt und wie leistungsfähig sie ist. Von dieser Frage ausgehend, analysierte er ״die jeweils komplexe Beziehung zwischen Erkennendem und Erkanntem und deren sukzessive Veränderungen unter ontogenetisch-entwicklungspsychologischem und wissenschafts-geschichtlichem Blickwinkel“ (Buggle 2001, s. 17).

Piaget war der Meinung, dass sich das Subjekt im ständigen Austausch mit seiner Umwelt befindet und dass das Individuum selbst aktiv an dem Erkenntnisakt beteiligt ist. Durch die physische (handeln) und psychische (erkennen) Interaktion mit der Umwelt bzw. der Objekte die auf das Subjekt einwirken, konstruiert er sein Wissen. Denn um Objekte zu erkennen, muss das Individuum auf sie einwirken: ״Es muss sie von der Stelle bewegen, verbinden, in Beziehung zueinander setzen, auseinander nehmen und wieder zusammensetzen“ (Piaget 2003, s. 43 f.). Um objektive Erkenntnis zu erlangen, müssen Handlungen koordiniert und Objekte in Beziehung zueinander und zu dem Subjekt gesetzt werden. Unter objektiver Erkenntnis versteht Piaget beispielsweise, dass sich das Individuum bei der Betrachtung eines Hauses, das es nur von vorne sieht, auch dessen Rückseite vorstellen kann. Dafür ist es notwendig ״den Blickwinkel anderer Subjekte oder den Standpunkt von Objekten“ einzunehmen (Piaget 2003, s. 61). In

[...]


[1] Eine freie Unterhaltung ist eine in der Psychoanalyse und der Psychiatrie angewandte ,klinische Methode’. Vgl. Piaget 2003, s. 13.

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Details

Titel
Jean Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung
Hochschule
Universität Rostock
Veranstaltung
Entwicklungspsychologie
Note
1,0
Autor
Jahr
2010
Seiten
21
Katalognummer
V423948
ISBN (eBook)
9783668694163
ISBN (Buch)
9783668694170
Dateigröße
663 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
jean, piagets, theorie, entwicklung
Arbeit zitieren
M.A. Florina Jurca (Autor:in), 2010, Jean Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/423948

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