Die vorliegende Arbeit ist in den Jahren 1995 und 1996 als Abschlußarbeit meines Studiums der Geschichte an der Universität Bielefeld entstanden. Es handelte sich dabei um die Fortführung einer Seminararbeit aus dem Wintersemester 1993/94, die im Rahmen des von Prof. Neithard Bulst und Prof. Wolfgang Mager abgehaltenen Seminars „Städtische Führungsschichten im Vergleich“ entstand.
Mit der Anfertigung dieser Seminararbeit waren erstmals im Rahmen meiner Ausbildung zum Historiker umfangreiche Archivarbeiten erforderlich. Dementsprechend schwierig und langwierig gestalteten sich die Sichtung des Materials, die Entzifferung der Handschriften und schließlich die inhaltliche Auswertung und Interpretation der Quellen. Im Ergebnis war die Seminararbeit zwar in hohem Grade quellengesättigt, allerdings ging dieser Vorzug zu Lasten der methodischen Reflexion. Diese Asymetrie findet sich, wenngleich in abgeschwächter Form, auch in der auf die Seminararbeit aufbauenden Magisterarbeit.
Ungeachtet dieser kritischen Einschätzung aus heutiger Perspektive erscheint – auch zu diesem späten Zeitpunkt – eine Publikation der bislang unveröffentlichten und unbeachteten Arbeit lohnenswert und wichtig: Wenngleich ich das Studium der früheuzeitlichen Verwaltungsgeschichte nach Abgabe der Arbeit nicht weiter verfolgt habe, so besteht doch Grund zu der Annahme, daß die Ergebnisse von zumindest lokalgeschichtlicher Relevanz sind, vielleicht sogar in eine (Neu-)Interpretation der brandenburg-preußischen Verwaltungsgeschichte einfließen können. Die Untersuchung hat außerdem eine Vielzahl familiengeschichtlich bedeutsamer Befunde ergeben, die auf diesem Wege einer interessierten Forschergemeinde zu Verfügung gestellt werden. Zudem erscheint es mir wichtig, das Faktum, daß dieses Thema bereits bearbeitet wurde, Lehrenden und künftigen Studierenden zur Kenntnis zu bringen. Auch wenn die Anforderungen an Seminar- und Magisterarbeiten nicht in der Erbringung eigenständiger Forschungsleistungen liegen, ist der Aspekt wissenschaftlichen Fortschritts im Hinblick auf lokalgeschichtliche Studien hier doch von Relevanz. Und schließlich ist es ein persönliches Interesse, die Unzufriedenheit darüber, daß die vielen in die Abfassung dieser Arbeit gesteckten Stunden ohne Nutzen bleiben, das mich zu einer vorsichtigen Überarbeitung und anschließenden Veröffentlichung dieser Arbeit bewogen haben.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- I Einleitung
- II Darstellender Teil
- 1. Die frühneuzeitliche Stadt im Spiegel der Forschung
- 2. Die Verwaltungsstrukturen in Bielefeld
- 2.1. Vor der Reform von 1719.
- 2.2. Die Reform von 1719.
- 3. Die "Professionalisierung frühneuzeitlicher Stadtverwaltungen"
- 4. Quellenlage und Methode.
- III Auswertung des Quellenmaterials
- 1. Das Sozialprofil der Gruppe
- 2. Die Juristen innerhalb der Gruppe.
- 3. Die Bedeutung verwandtschaftlicher Beziehungen …....
- 3.1. Verwandtschaftliche Protektion.
- 3.2. Genealogische Darstellung der verwandtschaftlichen Beziehungen..\li>
- 4. Die Bürokratisierung der Verwaltung..\li>
- 4.1. Die Rekrutierung neuer Ratsmitglieder.
- 4.2. Die Professionalisierung des Verwaltungsablaufes...\li>
- 4.3. Das Zusammenspiel städtischer und staatlicher Behörden.....
- IV Zusammenfassung
- Quellen- und Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der städtischen Verwaltung Bielefelds im 18. Jahrhundert. Sie untersucht die politische Führungsschicht der Stadt, den Magistrat, die Gemeinheitsvorsteher und die Richter, in der Zeit von 1719 bis 1807/08. Ziel ist es, die Stellung des Stadtbürgertums im Zeitalter des Absolutismus zu beleuchten und die Kontroverse um die Eingriffe des preußischen Staates in die städtische Selbstverwaltung zu erforschen.
- Verhältnis der frühneuzeitlichen Stadt zum absolutistischen Staat
- Intensität der staatlichen Eingriffe in die Stadtverwaltung
- Entwicklung einer einheitlichen Behördenorganisation
- Fortbestehen eines altständischen Politikmodells
- Verwandtschaftliche Verflechtung und Beharrungsvermögen des traditionellen Politikmodells
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor und skizziert die zentralen Fragen, die im Fokus der Untersuchung stehen. Sie beleuchtet die historische Situation und den Kontext, in dem die städtische Verwaltung Bielefelds im 18. Jahrhundert agierte.
- Die frühneuzeitliche Stadt im Spiegel der Forschung: Dieses Kapitel beleuchtet die Forschung zur städtischen Verwaltung in der Frühen Neuzeit und skizziert die relevanten Denkansätze und Perspektiven.
- Die Verwaltungsstrukturen in Bielefeld: Dieses Kapitel analysiert die Verwaltungsstrukturen der Stadt Bielefeld, sowohl vor der Reform von 1719 als auch danach. Es gibt einen Einblick in die Veränderungen, die durch die Reform Friedrich Wilhelms I. eingeführt wurden.
- Die "Professionalisierung frühneuzeitlicher Stadtverwaltungen": Dieses Kapitel beschäftigt sich mit dem Prozess der Professionalisierung von Stadtverwaltungen in der Frühen Neuzeit und analysiert die damit verbundenen Veränderungen. Es untersucht die Entwicklung von Strukturen und Abläufen im Hinblick auf die Moderne.
- Quellenlage und Methode: Dieses Kapitel beschreibt die Quellenlage und die methodischen Herangehensweisen der Arbeit. Es erklärt, welche Quellen verwendet wurden und wie die Auswertung des Materials erfolgte.
- Das Sozialprofil der Gruppe: Dieses Kapitel beleuchtet die soziale Zusammensetzung der politischen Führungsschicht in Bielefeld und analysiert die sozialen Hintergründe der Mitglieder des Magistrats, der Gemeinheitsvorsteher und der Richter.
- Die Juristen innerhalb der Gruppe: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Juristen in der politischen Führungsschicht und analysiert ihre Bedeutung im Verwaltungsapparat.
- Die Bedeutung verwandtschaftlicher Beziehungen: Dieses Kapitel analysiert die Bedeutung verwandtschaftlicher Beziehungen innerhalb der politischen Führungsschicht und untersucht die Rolle von Verwandtschaft und Protektion in der Verwaltung.
- Die Bürokratisierung der Verwaltung: Dieses Kapitel analysiert die Bürokratisierung der Verwaltung in Bielefeld und untersucht die Rekrutierung neuer Ratsmitglieder, die Professionalisierung des Verwaltungsablaufes und das Zusammenspiel städtischer und staatlicher Behörden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit der frühneuzeitlichen Stadtverwaltung Bielefelds im 18. Jahrhundert, dem Stadtbürgertum im Zeitalter des Absolutismus, der Verwaltungsreform Friedrich Wilhelms I., der Professionalisierung von Stadtverwaltungen, dem altständischen Politikmodell, der Verwandtschaftlichen Verflechtung, der Bürokratisierung und der Analyse der politischen Führungsschicht in Bielefeld.
- Quote paper
- Axel Oberschelp (Author), 1996, Städtische Verwaltung in der Frühen Neuzeit - Bielefeld im 18. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42540