Vom Produktivitätsparadoxon zur New Economy: Der Beitrag der IKT zum beschleunigten Produktivitätswachstum in den USA


Seminararbeit, 2005

28 Seiten, Note: 2


Leseprobe


A. Inhaltsverzeichnis

B. Abbildungsverzeichnis

I. Einleitung

II. Vom Solow-Paradoxon zur New Economy
1. Beschreibung des Solow-Paradoxons
2. Was ist die New Economy?
3. Makroökonomische Veränderungen in den 1990ern.

III. Der Anteil der IKT am gesteigerten Produktivitätswachstum
1. Die drei Wirkungskanäle
a. Technischer Fortschritt im IKT-Sektor
b. Akkumulation und Nutzung von IKT-Kapitalgütern
c. Netzwerk- und Spill-Over Effekte
2. Messung
a. Messmethodik
b. Messprobleme
3. Die Rolle sinkender Preise
2. Ein empirischer Überblick
4. Kritische Betrachtungen und Hinweise

IV. Andere Ursachen für das gesteigerte Produktivitätswachstum
1. Die Konjunktur als Treiber
2. Änderungen der Organisationsgestaltung

V. Nachhaltigkeit des gesteigerten Wachstums der Produktivität
1. Rückgang der IKT Investitionen
2. Die Rolle des „intangible capital“

VI. Fazit

C. Literaturverzeichnis:

B. Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts, Arbeitslosenquote und Kerninflationsrate 1991 – 2000 in den USA

Abbildung 2: Größere ökonomische Stabilität in den 1990er Jahren

Abbildung 3: Moore’s Law

Abbildung 4: Entwicklung der Relativpreise für Halbleiter und Computer, 1959-1999

Abbildung 5: Quellen des Produktivitätswachstums in den USA in den Perioden 1990-95 und 1995-99 in unterschiedlichen Studien

Abbildung 6: Entwicklung der Stundenproduktivität im nicht-landwirtschaftlichen Unternehmenssektor der USA

I. Einleitung

Der Begriff New Economy war lange Zeit in aller Munde. Die meisten Nicht-Ökonomen verbanden damit zumeist moderne Unternehmen aus dem Bereich Internet oder Telekommunikation wie Yahoo! oder Nokia. Dazu kam die Euphorie an den Börsen, v.a. bei den neu eingerichteten Marktsegmenten, den so genannten „Neuen Märkten“. Junge Menschen, die frisch von der Universität kamen und wenig Erfahrung als Unternehmer hatten, bekamen von Investoren Millionensummen in die Hand, um ein Unternehmen zu gründen. Die Geschäftsideen waren manchmal brillant, oft aber ohne die notwendige Substanz und Tragfähigkeit. Die Kurse an den Wertpapiermärkten erklommen trotzdem immer neue Rekorde. Doch dann platzte die Blase, die Party war vorbei. Zuvor noch hoch gelobte Unternehmen gingen mitsamt ihren Gründern unter.

Weniger Aufmerksamkeit von der breiten Öffentlichkeit erhielt ein Phänomen, das sich auf makroökonomische Ebene zu selben Zeit in den USA abspielte. Was aber vielleicht viel eher den Namen New Economy verdient hätte. Die Arbeitslosenquote ging zurück und überraschender Weise gleichzeitig auch die Inflationsrate. Daneben war in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre eine Beschleunigung der Produktivitätswachstumsrate zu beobachten. Viele glaubten die US-amerikanische Wirtschaft habe damit die lange Phase der schwachen Produktivitätsentwicklung, das Solow-Paradoxon, überwunden. Vielfach wurde auch behauptet, die günstigere Produktivitätsentwicklung hinge mit den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien zusammen. Diese könnten vielleicht sogar einen 5. Kondratieff-Zyklus einläuten. Welchen Anteil die IKT wirklich am gesteigerten Produktivitätswachstum haben, soll im Rahmen dieser Arbeit untersucht werden.

II. Vom Solow-Paradoxon zur New Economy

1. Beschreibung des Solow-Paradoxons

Bis zur Mitte der 1990er Jahre war von einer New Economy auf makroökonomischer Ebene noch nichts erkennbar. Seit dem Ende der 1960er Jahre war die US-amerikanische Wirtschaft vielmehr in eine Phase des verlangsamten Produktivitätswachstums, in den so genannten "Productivity-Slowdown", eingetreten. Eigentlich hatte man erwartet, dass neue Technologien und insbesondere der Einsatz von Computern zu wesentlichen Produktivitätssteigerungen führen würden. Obwohl man die Verbreitung der neuen Technik in den Büros auch sehen konnte, war in den Produktivitätsstatistiken nichts von den erhofften Steigerungen erkennbar. Dies veranlasste Robert Solow 1987 zu dem bekannten Satz: „You can see the computer age everywhere but in the productivity statistics“. Das Ausbleiben der erhofften Produktivitätsfortschritte führte auch die Anhänger der Neuen Wachstumstheorie in Erklärungsnöte. Im Kern dieser Theorie geht es doch gerade um technischen Fortschritt und Innovationen als endogene Ursache für die gesamtwirtschaftliche Produktivitätsentwicklung. Computer stellten offensichtlich den technischen Fortschritt dar, nur die Produktivität zog nicht mit. Dazu kommt, dass viele Güter aus dem Bereich der IKT über Externalitäten verfügen, die theoriegemäß gesamtwirtschaftlich die Produktivität steigern sollten.

Die Gründe für das unerwartet niedrige Produktivitätswachstum sind vielschichtig. An erster Stelle sind hier statistische Mess- und Erfassungsprobleme zu nennen. Dabei wird argumentiert, dass in der Statistik die besondere Eigenschaften der IKT-Produkte zu wenig Berücksichtigung fänden. Insbesondere die qualitativen Verbesserungen würden in der Statistik nur unvollständig abgebildet. Fehlerhafte Preisdeflatoren führten zu einer Unterschätzung des Produktivitätsfortschritts. Außerdem würden viele neue Güter wie Software überhaupt nicht in der Statistik auftauchen und auch deshalb sollte der gemessene Produktivitätsfortschritt zu gering ausfallen. Weiterhin sind Probleme bei der Outputmessung von Dienstleistungen zu nennen, so dass der gemessene Output zu gering ausfällt.

Statistische Messfehler im Bereich der IKT gewinnen zunehmend an Bedeutung, weil der Anteil der IKT am gesamten BIP ansteigt.

Als weitere Ursache sind falsche oder übertriebene Erwartungen an die neuen Technologien zu nennen. Diese haben dazu geführt, dass übertrieben Investitionen statt fanden und in den Unternehmen nun überdimensionierte Systeme stehen, deren volle Leistung nicht abgerufen wird. Die stetig fallenden Preise haben diesen Prozess noch verstärkt.

Für den Umgang mit der neuen Technik waren umfangreiche Schulungen notwendig. Die Unternehmen mussten viele Leute beschäftigen, die herausfinden sollten, wie man die neue Technik bedient und welche organisatorischen Umgestaltungen für die Anwendung notwendig sind. Dies dämpfte zunächst die Produktivität.[1]

Außerdem wird darauf verwiesen, dass die IKT zu unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Unternehmen oder Branchen geführt habe. Während die einen profitiert haben, konnten die anderen keinen Vorteil daraus ziehen bzw. Wettbewerbsvorteile der einen Unternehmen haben zu Nachteilen bei anderen geführt. Dadurch gleichen sich Gewinne und Verluste bei der Produktivität aus. Gesamtwirtschaftlich ist damit kein Anstieg des Wachstums erkennbar.

Im Vergleich zum gesamten Sachkapitalstock der USA, war der Anteil der IKT auch Anfang der 1990er Jahre noch recht gering, so dass sich Produktivitätssteigerungen in diesem Bereich nur unwesentlich gesamtwirtschaftlich auswirkten und sich vornehmlich auf den Informationstechnologie-Sektor selbst beschränkten.[2]

Teilweise werden die neuen Technologien als Basisinnovationen aus der Theorie der langen Wellen betrachtet. Langfristig ließen sich diese in allen Bereichen der Wirtschaft einsetzten und führten zu Produktivitätssteigerungen[3]. Der Diffusionsprozess braucht allerdings Zeit um alle Unternehmen zu erreichen. Die USA seien Anfang der 1990er Jahre erst am Anfang dieses Prozesses gestanden. Man kam auch zur Ansicht, dass erst Netzwerkeffekte, bei einer Verbreitung der Technologien, zu den erhofften Produktivitätssteigerungen führen würden.

Währen der Ausbreitungsphase der IKT war in den USA gleichzeitig eine Ausbreitung von haushaltsnahen Dienstleistungen zu beobachten. Diese sind im Allgemeinen durch eine geringe Produktivität gekennzeichnet und könnten so gesamtwirtschaftlich die Vorteile aus den IKT kompensiert haben. Die Folge war kein Produktivitätswunder sondern ein Job-Wunder.[4]

2. Was ist die New Economy?

Der Begriff New Economy steht eigentlich für zwei völlig unterschiedliche Sachverhalte. Da wäre zum einen die spezielle makroökonomische Entwicklung der US-amerikanischen Wirtschaft in der 2. Hälfte der 1990er Jahre. Diese wich durch das gesteigerte Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum in Kombination mit niedrigen Inflationsraten und Arbeitslosenquoten so gravierend von der Vorperiode ab, dass man sie als New Economy titulierte.

Zum anderen wird der Begriff verwendet, um den Bereich der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien von einer traditionell geprägten „Old Economy“ abzugrenzen. Die New Economy umfasst dabei Sektoren, die IKT produzieren und intensiv nutzen. Dazu zählen in hohem Maße auch Dienstleister.

Teilweise wurden auch einfach die Unternehmen, die an der Börse an einem „neuen Markt“ gelistet waren, der New Economy zugeschrieben. Einheitliche Regeln für eine Zuordnung wurden nicht festgelegt und so lässt sich relativ beliebig eine Gruppe „New Economy“ kreieren. Deshalb ist die übliche Einteilung nach bestimmten Sektoren auch nicht frei von Kritik geblieben. Wenn man beispielsweise die IKT als Basisinnovationen betrachtet, dann wirkt eine solche Querschnittstechnologie eben nicht auf bestimmte Sektoren, sondern durchdringt die gesamte Wirtschaft. Entsprechend wäre ein New Economy-Begriff, der sich auf einzelne Bereiche der Wirtschaft beschränkt ungeeignet.[5]

Eine allgemeine Bekanntheit erlangte der Begriff durch eine Rede von Alan Greenspan, dem Vorsitzenden des US-amerikanischen Zentralbankrates, vor dem Kongress. Er war der Ansicht, dass die hohen Produktivitätssteigerungsraten, Preissteigerungen bei hohem Beschäftigungsgrad verhindern würden. Die Theorie der NAIRU, dass bei einer Arbeitslosenquote von unter 6% die Preisstabilität in Gefahr sei, gelte nicht mehr. In dieser neuen Situation sah er es als gerechtfertigt an, von einer New Economy zu sprechen. Als Hauptursache für das gesteigerte Wachstum der Produktivität nannte er die rasche Entwicklung und Verbreitung der Informations- und Kommunikationstechnologien.[6]

Die Anhänger der New Economy-Theorie glauben, dass diese neunen Technologien durch eine grundlegende Reduzierung der Transaktionskosten, steigende Skalenerträge und positive Netzwerk- und Rückkoplungseffekte zu nachhaltig höheren Produktivitätssteigerungen führen würden und die Theorie von einem Trade-Off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit damit obsolet sei.[7]

Ob diese Analyse haltbar ist, soll im weiteren Verlauf dieser Arbeit noch untersucht werden

3. Makroökonomische Veränderungen in den 1990ern.

Was genau hat sich nun aber volkswirtschaftlich in den USA abgespielt? Welche Parameter haben sich verändert?

In der ersten Hälfte der 1990er Jahre entwickelte sich das Wachstum der Produktivität noch recht träge. Zwischen 1990 und 1995 stieg die Arbeitsproduktivität um durchschnittlich 1,02% im Jahr.

In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre stieg die Wachstumsrate zur Überraschung vieler dann stark an. Die Produktivität wurde zum Zugpferd der amerikanischen Volkswirtschaft und die

Anhänger der New Economy glauben seither an einen steileren Wachstumspfad, der durch strukturelle Verbesserungen in der Volkswirtschaft erreicht wurde.[8]

Bemerkenswert ist auch die zeitliche Dauer, über diese hinweg die Wirtschaft der USA wachsen konnte. Nach Angabe des National Bureau of Economic Research ist diese Phase erst im Jahre 2001 zu Ende gegangen und hat damit zehn Jahre überdauert. Ein tieferer Blick in die Statistik belegt scheinbar auch die These der New Economy. In einigen Jahren sind tatsächlich Inflationsrate und Arbeitslosigkeit zurückgegangen, was den Trade-Off in der Phillips-Kurve in Frage stellt.[9]

Abbildung 1: Wachstumsrate des Bruttoinlandsprodukts, Arbeitslosenquote und

Kerninflationsrate 1991 – 2000 in den USA

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dazu kommt noch, dass das Wachstum auf höherem Niveau auch geringere Schwankungen aufweist (Abbildung 2). Die Abweichungen der Wachstumsraten in den 1990ern sind deutlich geringer als in den Jahrzehnten zuvor. Damit zeigte sich die Volkwirtschaft in ihrer Entwicklung stabiler als man es für möglich hielt.

Abbildung 2: Größere ökonomische Stabilität in den 1990er Jahren

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auf Basis von Vierteljahreswerten bzw. von Monatsdaten (Arbeitslosigkeit)

Quelle: Temple, J. (2002), S. 244.

III. Der Anteil der IKT am gesteigerten Produktivitätswachstum

Zweifellos haben mehrere Faktoren zu dem gesteigerten Wirtschaftswachstum und insbesondere zum Produktivitätswachstum in den USA beigetragen. In der Literatur wird aber immer wieder der Beitrag der IKT hervorgehoben. Diese Analysen und Ergebnisse sollen hier nachgezeichnet und überprüft werden.

1. Die drei Wirkungskanäle

Es lassen sich drei Wirkungskanäle isolieren über die die neuen IKT auf das Produktivitäts- und Wirtschaftswachstum einwirken.

[...]


[1] vgl. Baily, M.N, (2004), S. 39f.

[2] vgl. Scherrer, C., (2001), S. 12.

[3] vgl. Brynjolfsson, E., Hitt, L.M. (2000), S. 24.

[4] vgl. Hagemann, H., Schreyer, M., Seiter, S. (2001a), S. 205 ff.

[5] vgl. Kalmbach, P. (2003), S. 38 u. S. 43.

[6] vgl. Scherrer, C., (2001), S. 7 f.

[7] vgl. Hagemann, H., Schreyer, M., Seiter, S. (2001a), S. 203.

[8] vgl. Hagemann, H., Schreyer, M., Seiter, S. (2001a), S. 201 und 205 ff.

[9] vgl. Kalmbach, P. (2003), S. 38 f.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Vom Produktivitätsparadoxon zur New Economy: Der Beitrag der IKT zum beschleunigten Produktivitätswachstum in den USA
Hochschule
Universität Hohenheim
Veranstaltung
New Economy
Note
2
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V42938
ISBN (eBook)
9783638408493
Dateigröße
1230 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Produktivitätsparadoxon, Economy, Beitrag, Produktivitätswachstum, Economy
Arbeit zitieren
Tobias Buchmann (Autor:in), 2005, Vom Produktivitätsparadoxon zur New Economy: Der Beitrag der IKT zum beschleunigten Produktivitätswachstum in den USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42938

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