Einkaufskooperationen und Einkaufsallianzen


Seminararbeit, 2005

42 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Begriffsdefinitionen und Kooperationsstrategien
2.1Definition der Grundbegriffe Kooperation und Allianz
2.1.1 Kooperation
2.1.2 Allianz
2.2 Formen der Kooperation
2.2.1 Intensitätsstufen der Kooperation
2.2.2 Innerbetriebliche Beschaffungskooperation
2.2.3 Horizontale Kooperation
2.2.4 Vertikale Kooperation
2.2.5 Diagonale Kooperation
2.2.6 X/Y-Einkaufskooperationen

3. Planung und Umsetzung von Kooperationen
3.1 Grundvoraussetzungen in einer Kooperation
3.2 Ziele und Chancen horizontaler Kooperationen
3.3 Risiken horizontaler Kooperationen
3.4 Erfolgsfaktoren für horizontale Kooperationen
3.5 Wichtige Punkte der Kooperationsvereinbarung

4. Organisationsformen auf dem Beschaffungsmarkt
4.1 Lead-Buyer-Prinzip
4.2 Schaffung einer eigenen Rechtspersönlichkeit
4.3 Einkaufsgenossenschaft
4.3.1 Praxisbeispiel EDEKA-Genossenschaften
4.3.2 Praxisbeispiel REWE-Genossenschaften
4.3.3 Praxisbeispiel INTERSPORT
4.4 Full-Service-Kooperation
4.5 Einkaufskontor
4.6 Einkaufsgemeinschaft
4.7 Freiwillige Kette
4.8 E-Kooperation
4.9 Kommerzieller Dienstleister

5. Kartellrechtliche Beurteilung

6. Schlussbetrachtung und Zukunftstrends

7. Literaturverzeichnis
7.1 Bücher / CD-ROMS
7.2 Online-Dokumente

8. Abbildungsverzeichnis

1. Einführung

Die fortschreitende Verschärfung und Globalisierung des Wettbewerbs zwingt vor allem kleine und mittlere Unternehmen (KMU) zur Kooperation, um am Markt zu bestehen. Da die Märkte dank moderner Telekommunikation immer transparenter werden, wollen die gut informierten Kunden nicht nur über qualitätsgerechte, sondern vor allem auch über preisgünstige Güter verfügen.

Die durch die Zusammenarbeit erreichten Synergieeffekte können langfristig dazu dienen, Marktpositionen auszubauen und die rechtliche sowie wirtschaftliche Selbständigkeit zu sichern. Kooperationen im Einkauf sind notwendig, um strukturelle und größenbedingte Nachteile auszugleichen. Da das Einkaufsvolumen durch die Bündelung steigt, wird auch die Verhandlungsposition am Beschaffungsmarkt gestärkt. Dadurch hat man bessere Chancen zu ähnlich günstigen Konditionen wie die Großunternehmen einzukaufen.

Diese Vorteile machen sich deutsche Handelsunternehmen, Landwirte und Handwerker schon lange zu Nutzen, während sich diese Art der zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit in der Industrie nur ansatzweise entwickelt.

Die ersten Genossenschaften gründete Hermann Schulze-Delitzsch bereits ab 1849, darunter eine Einkaufsgenossenschaft für Schuhmacher und Tischler. Auch wurden durch ihn die ersten Kreditgenossenschaften für Kleingewerbetreibende (die heutigen Volksbanken) ins Leben gerufen. Im Jahr 1859 schloss er die ihm nahe stehenden Genossenschaften zum „Allgemeinen Verband der deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften“ zusammen. Durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen wurden genossenschaftliche Kooperationsmodelle im landwirtschaftlichen Bereich schon vor 1850 gegründet.

In folgender Seminararbeit soll neben Begriffsdefinitionen auch auf die Zielsetzungen, Chancen und Risiken sowie auf Praxisbeispiele von Kooperationen eingegangen werden.

2. Begriffsdefinitionen und Kooperationsstrategien

2.1 Definition der Grundbegriffe Kooperation und Allianz

2.1.1 Kooperation

Eine Kooperation ist eine zwischenbetriebliche Zusammenarbeit rechtlich selbständiger Unternehmen bezüglich einzelner Projekte oder Unternehmensbereiche.[1]

Ziel einer Kooperation ist die Senkung von Kosten und die Steigerung der gemeinsamen Wettbewerbsfähigkeit. Es wird u.a. nach Intensitätsstufen der Zusammenarbeit unterschieden, welche von reinem Informations-/Erfahrungs-austausch über Absprachen bis hin zu Gemeinschaftsgründungen hinreichen.[2]

2.1.2 Allianz

Die (strategische) Allianz ist die meist langfristige grundsätzliche Vereinbarung zur Zusammenarbeit mit der Zielsetzung der Risikoteilung, Neutralisierung der Konkurrenz, des Know-how-Austausches und vor allem der Verbesserung der Wettbewerbsposition.[3] Allianzen werden grundsätzlich immer mit dem Ziel abgeschlossen, wirtschaftlichen Rahmenbedingungen besser Rechnung zu tragen. Also sind unter dem Begriff Kooperation und Allianz eigentlich komplementäre bzw. kompatible Ziele subsumiert. Unter einer Allianz kann man also eine horizontale Kooperation verstehen, da es sich meist um Wettbewerber gleicher Wirtschaftsstufe handelt.[4]

2.2 Formen der Kooperation

Als Unterscheidungskriterien für die Beschaffungskooperationen gelten die Intensität der Zusammenarbeit, die Wertschöpfungsstufen, auf denen sich die Kooperationspartner befinden und ob sich der Materialbedarf ähnelt oder ergänzt.

2.2.1 Intensitätsstufen der Kooperation

Die niedrigste Stufe der Kooperation besteht lediglich aus dem Austausch von Informationen. Es sind kaum hierarchische Koordinationsmechanismen notwendig.

Die nächste Intensitätsstufe wird durch ein koordiniertes, arbeitsteiliges Vorgehen gekennzeichnet. Eine Zuteilung von Bereichen der Beschaffungsaktivitäten unter den Unternehmen findet statt. Durch die gemeinsamen Beschaffungsaktivitäten fällt ein gewisser Kooperationsaufwand an.5

Die höchste Stufe der Zusammenarbeit ist durch die Gründung einer gemeinschaftlich getragenen Organisation (Joint Venture) gekennzeichnet, die in der Regel eine eigene Rechtspersönlichkeit darstellt. Bei dieser intensiven Kooperationsstufe werden unternehmenseigene Beschaffungsaktivitäten stark eingeschränkt.[5]

2.2.1 Innerbetriebliche Beschaffungskooperation

Hierbei handelt es sich um die Kooperation mit anderen betrieblichen Funktionen und stellt somit streng genommen keine zwischenbetriebliche Kooperation dar. Sie wird jedoch trotzdem als Kooperation bezeichnet, denn wenn Unternehmen in selbstverantwortlich agierende Subeinheiten aufgegliedert werden (z.B. Produktlinien, Marktfelder, Geschäftsbereiche…) bestehen und entstehen durchaus Koordinationsnotwendigkeiten und Kooperationsmöglichkeiten seitens der Beschaffung.[6]

2.2.2 Horizontale Kooperation (Sprachgebrauch: Einkaufskooperation)

Dieser Kooperationstyp steht im Mittelpunkt dieser Seminararbeit.

Horizontale Beschaffungsallianzen werden zwischen Unternehmen geschlossen, die im Beschaffungs- bzw. im Versorgungsbereich auf derselben Wertschöpfungsstufe stehen und gleichartige oder eng substituierbare Güter anbieten, wie z.B. zwischen Lebensmittel-Einzelhändlern. Die kooperierenden Unternehmen bearbeiten den Beschaffungsmarkt gemeinsam.[7] Die Ziele einer solchen Zusammenarbeit sind im Wesentlichen die Kostenreduzierung durch Mengenbündelung, die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit sowie die Steigerung der Marktmacht.[8]

Als ein Beispiel aus der Praxis kann die Einkaufsgruppe EMV-Profi GmbH & Co. KG genannt werden, deren Mitgliedsunternehmen alle aus der Heimwerkermarkt- bzw. Baubranche stammen.

Wie folgende Abbildung zeigt, sind jedoch grundsätzlich Kooperationen in den unterschiedlichsten Bereichen von Unternehmen denkbar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Horizontale Verflechtungen zweier Unternehmen (Quelle: Voegele A. u.a.; a.a.O.; S.31)

2.2.3 Vertikale Kooperation

Da es sich hierbei um eine Kooperation entlang der Wertschöpfungskette handelt, spricht man von der so genannten Abnehmer-Zulieferer-Kooperation. Der Beschaffungsmarkt des Abnehmers und der Absatzmarkt des Zulieferers werden durch ein Netzwerk substituiert. Durch langfristige Rahmenverträge konzentriert man sich häufig bewusst auf einen Lieferanten, um die Ziele der Qualitätssicherung und der Senkung der Einstandspreise zu verwirklichen.[9]

Jedoch wird hierbei oft die Autonomie der Zulieferer eingeschränkt, da die Abhängigkeit vom Abnehmer zunimmt.[10]

Wenn auch nicht der Regelfall, gibt es die Konstruktion der vertikalen Einkaufskooperation. Hier arbeiten Vertrieb und Beschaffung von Unternehmern auf vor- und nachgelagerter Wertschöpfungsstufe zusammen. Als Beispiel sind die umfangreichen Rahmenverträge und die Zusammenarbeit in der Automobilindustrie zu nennen.[11]

Wie die unten stehende Abbildung zeigt, kann sich die Zusammenarbeit auf vertikaler Ebene auch auf andere Funktionsbereiche von Unternehmen beziehen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Vertikale Verflechtungen zweier Unternehmen (Quelle: Voegele A. u.a.; a.a.O.; S.31)

2.2.4 Diagonale Kooperation

Diagonale Kooperationen sind durch branchenübergreifende Zusammenarbeit gekennzeichnet.[12] Da die kooperierenden Unternehmen weder in der gleichen Branche tätig sind noch auf derselben Wertschöpfungsstufe stehen, befinden sie sich nicht in einer Konkurrenzsituation. Der Aufbau einer Vertrauensbasis ist somit einfacher, als bei einer horizontalen Kooperation.

Diese 4. Form der Kooperation ist im Einkaufssektor selten anzutreffen, da sich der Materialbedarf unterschiedlicher Branchen selten deckt. Als Ausnahme könnte die Kooperation bei der Beschaffung von C-Material (Arbeitschutzartikel, Reinigungsmittel, Büromaterial, Schrauben, Büromöbel) genannt werden, wenn es branchenübergreifende Verwendung findet.[13]

2.2.5 X/Y-Einkaufskooperationen

Wenn Unternehmen unterschiedliche Bedarfsprogramme haben, diese sich aber insofern ergänzen, dass die jeweiligen Schwächen durch die anderen Unternehmen ausgeglichen werden, dann liegt eine X-Einkaufskooperation vor. Beispielsweise benötigt ein Unternehmen eine geringe Menge von Objekt A und eine große Menge von Objekt B. Jetzt wäre es doch sinnvoll, mit einem Unternehmen zu kooperieren, das eine große Menge von Objekt A und eine geringe Menge von Objekt B beschaffen muss. Die Bedarfe würden sich ergänzen, und es könnte nun jeweils eine große Menge von A und von B bestellt werden. So verschaffen sich die Unternehmen wechselseitig Vorteile durch den gemeinsamen Einkauf größerer Mengen. Y-Einkaufskooperationen zeichnen sich dadurch aus, dass die Kooperationspartner möglichst ähnliche Beschaffungsobjekte haben.[14]

[...]


[1] vgl. Brockhaus Multimedial 2000 ; a.a.O.

[2] vgl. Gabler Wirtschafts-Lexikon, Multimedial; a.a.O.

[3] vgl. ebd.; a.a.O.

[4] vgl. Heck, A.; a.a.O.; S. 7ff

[5] vgl. Mike Hieronimus; Leitfaden für Beschaffungskooperationen; a.a.O.; S.5 (Online Dokument)

[6] vgl. Arnold, U / Eßig, M; a.a.O; S. 10

[7] vgl. Gabler Wirtschafts-Lexikon, Multimedial; a.a.O.

[8] vgl. Holger Schneider; Herausragende Kriterien für einen erfolgreichen Einsatz elektronischer Beschaffung im Mittelstand; S.21; a.a.O.; (Online-Dokument)

[9] vgl. Arnold, U / Eßig, M; a.a.O.; S. 10

[10] vgl. Arnold, U; a.a.O.; S 7-8

[11] vgl. Holger Schneider; Herausragende Kriterien für einen erfolgreichen Einsatz elektronischer Beschaffung im Mittelstand; S.19; a.a.O.; (Online-Dokument)

[12] vgl. Landkreis Regensburg Homepage a.a.O.; (Online-Dokument)

[13] vgl. Mike Hieronimus; Leitfaden für Beschaffungskooperationen; a.a.O.; S.6 (Online Dokument)

[14] vgl. Mike Hieronimus; Leitfaden für Beschaffungskooperationen; a.a.O.; S.6 (Online Dokument)

Ende der Leseprobe aus 42 Seiten

Details

Titel
Einkaufskooperationen und Einkaufsallianzen
Hochschule
Hochschule Pforzheim
Veranstaltung
Beschaffungsmanagement II
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
42
Katalognummer
V43012
ISBN (eBook)
9783638409063
ISBN (Buch)
9783638656955
Dateigröße
1596 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Zusätzlich enthalten: Präsentation mit 15 Folien!! Kooperationsformen und Strategien, Planung und Umsetzung von Kooperationen in der Praxis, Voraussetzungen, Ziele, Chancen und Risiken von horizontalen Kooperationen in der Praxis, Organisationsformen mit Praxisbeispielen, kartellrechtliche Beurteilungen und Zukunftstrends werden in dieser Seminararbeit tiefgreifend erörtert.
Schlagworte
Einkaufskooperationen, Einkaufsallianzen, Beschaffungsmanagement
Arbeit zitieren
Simon Kohler (Autor:in), 2005, Einkaufskooperationen und Einkaufsallianzen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43012

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