Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Gestaltung von Übergangsprozessen von einer Planwirtschaft in eine Geldwirtschaft. Ich konzentriere mich bei der Analyse auf die Umwandlung der Finanzsysteme, weil gerade funktionsfähigen Finanzsystemen eine große Bedeutung für die erfolgreiche Transformation beigemessen wird. Von Relevanz ist auch die Betrachtung des Bankensystems, der Geldpolitik und des Wechselkursregimes.
Ich versuche die Priorität einer kohärenten Transformationsstrategie heraus zu stellen. In der Literatur zur Transformationsforschung existieren prinzipiell zwei konträre ökonomische Paradigmen. Zum Einen die dominierende neoklassische/neoliberale Doktrin, praktiziert als „Schocktherapie“ und bekannt als Washington Consensus, und zum Anderen die keynesianisch inspirierte gradualistische Öffnung.
Ich vergleiche die Transformationswege von Russland und China. Russland unterzog sich der radikalen Schockstrategie, um den Systemübergang in die Geldwirtschaft zu gestalten. Internationale Institutionen wie z.B. der IWF motivierten und unterstützten Russland bei diesem Reformweg. Heute lässt sich die russische radikale Transformation als weitgehend gescheitert betrachten.
China dagegen betreibt eine „Politik des sanften Wandels“, und zwar ohne jegliche Einmischung multilateraler Institutionen. China kreierte seinen Transformationsprozess in eine sozialistische Geldwirtschaft in eigener Regie.
Der ökonomische Systemübergang in China ist äußerst erfolgreich.
Der Kontrast zwischen den beiden Ländern könnte nicht größer sein. Im Verlauf der Transformation kam es zu einer Umkehr der ökonomischen Kräfteverhältnisse zwischen Russland und China. Russland sackte ab in ein rohstoffexportierendes „Zweite Welt Land“, während China sich zur aufstrebenden „Supermacht“ entwickelte.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Planwirtschaft
- 1.2 Transformation und -theorien
- 1.2.1 Transformation aus neoklassischer Perspektive
- 1.2.2 Transformation aus keynesianischer Perspektive
- 1.2.3 Fazit
- 2. Entwicklung Chinas
- 2.1 Allgemeiner chinesischer Transitionsprozess
- 2.2 Gesamtwirtschaftliche Entwicklung
- 2.3 Finanzsystem
- 2.3.1 Bankensystem
- 2.3.2 Aktienmarkt
- 2.3.3 Geld- und Zinspolitik
- 2.4 Wechselkurspolitik in der VR China
- 2.5 Fazit
- 3. Entwicklung Russlands
- 3.1 Anpassungskrise 1991-1994
- 3.2 Stabilisierungsphase 1995-1997
- 3.3 Finanzkrise 1998
- 3.4 Stabilisierungsphase Ende 1999-2005
- 3.5 Bankensystem
- 3.6 Fazit
- 4. Washington Consensus/ Post W.C.
- 4.1 Inhalte der Strukturanpassungsprogramme
- 4.2 Kritik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den Übergang von Plan- zu Geldwirtschaften, fokussiert auf die Transformation der Finanzsysteme in Russland und China. Ziel ist es, die Bedeutung funktionsfähiger Finanzsysteme für eine erfolgreiche Transformation hervorzuheben und zwei gegensätzliche Transformationsstrategien – Schocktherapie (Russland) und gradueller Wandel (China) – zu vergleichen. Die Arbeit analysiert die Rolle des Bankensystems, der Geldpolitik und des Wechselkursregimes.
- Vergleich der Transformationswege Russlands und Chinas
- Analyse der Rolle des Finanzsystems bei der Transformation
- Bewertung des Washington Consensus und alternativer Strategien
- Untersuchung der Auswirkungen unterschiedlicher Transformationsstrategien
- Bedeutung von Planwirtschaft und deren Herausforderungen bei der Transformation
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Transformation von Plan- zu Geldwirtschaften ein und fokussiert auf die Analyse der Finanzsysteme. Sie stellt zwei gegensätzliche ökonomische Paradigmen gegenüber: die neoklassische/neoliberale Schocktherapie (Washington Consensus) und den keynesianisch inspirierten graduellen Ansatz. Der Vergleich der Transformationswege Russlands (Schocktherapie) und Chinas (gradueller Wandel) bildet den roten Faden der Arbeit und verdeutlicht den starken Kontrast in den Ergebnissen beider Strategien.
1.1 Planwirtschaft: Dieses Kapitel beschreibt die Kernelemente der Planwirtschaft, charakterisiert durch administrative Planung und Kontrolle wirtschaftlicher Prozesse. Es beleuchtet das „Gesetz des Sozialismus“ als ökonomisches Leitziel, die Funktionsweise des Mengenplans und die Rolle der staatlichen Monobank. Besonders hervorgehoben wird die Trennung von Geldflüssen zwischen Unternehmen und privaten Haushalten zur Vermeidung von Inflation und die daraus resultierenden Probleme wie Korruption und Rent-Seeking, die später im Transformationsprozess eine Rolle spielen.
1.2 Transformation und Transformationstheorien: Dieses Kapitel beleuchtet die Komplexität des Transformationsprozesses, der nicht nur ökonomische, sondern auch politische und gesellschaftliche Veränderungen umfasst. Es betont, dass Transformation kein einheitlicher Prozess ist und von verschiedenen Faktoren wie Wertevorstellungen und Verhaltenserbschaft beeinflusst wird. Die erfolgreiche Transformation wird mit der positiven Korrelation wirtschaftlicher und soziopolitischer Prozesse in Verbindung gebracht.
2. Entwicklung Chinas: Dieses Kapitel befasst sich mit dem chinesischen Transformationsprozess, der sich durch eine "Politik des sanften Wandels" auszeichnet. Es werden Aspekte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, des Finanzsystems (Bankensystem, Aktienmarkt, Geld- und Zinspolitik) und der Wechselkurspolitik analysiert. Der Fokus liegt auf der Eigenregie Chinas bei der Gestaltung seines Transformationsprozesses im Gegensatz zu Russland.
3. Entwicklung Russlands: Dieses Kapitel analysiert den russischen Transformationsprozess, der durch eine radikale Schocktherapie geprägt war. Es unterteilt die Entwicklung in verschiedene Phasen (Anpassungskrise, Stabilisierungsphasen, Finanzkrise) und analysiert das russische Bankensystem. Im Gegensatz zu China wird die weitgehende Misserfolgsgeschichte der russischen radikalen Transformation beleuchtet.
4. Washington Consensus/ Post W.C.: Dieses Kapitel behandelt den Washington Consensus und die damit verbundenen Strukturanpassungsprogramme. Es wird sowohl der Inhalt dieser Programme als auch deren Kritik beleuchtet. Der Vergleich mit dem chinesischen Ansatz verdeutlicht die unterschiedlichen Ansätze und deren Auswirkungen auf den Transformationsprozess.
Schlüsselwörter
Transformation, Planwirtschaft, Geldwirtschaft, Finanzsystem, Russland, China, Washington Consensus, Schocktherapie, gradueller Wandel, Bankensystem, Geldpolitik, Wechselkurspolitik, ökonomische Entwicklung, Transformationsforschung.
Häufig gestellte Fragen zu: Transformation von Plan- zu Geldwirtschaften in Russland und China
Was ist der Hauptfokus dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Übergang von Plan- zu Geldwirtschaften, insbesondere die Transformation der Finanzsysteme in Russland und China. Sie vergleicht zwei gegensätzliche Transformationsstrategien: die Schocktherapie (Russland) und den graduellen Wandel (China), und hebt die Bedeutung funktionsfähiger Finanzsysteme für eine erfolgreiche Transformation hervor.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit analysiert die Rolle des Bankensystems, der Geldpolitik und des Wechselkursregimes in beiden Ländern. Sie vergleicht die Transformationswege, untersucht die Auswirkungen unterschiedlicher Strategien und bewertet den Washington Consensus und alternative Strategien. Die Bedeutung von Planwirtschaften und deren Herausforderungen bei der Transformation wird ebenfalls beleuchtet.
Welche Länder werden im Vergleich betrachtet?
Die Arbeit vergleicht die Transformationsprozesse in Russland und China. Russland repräsentiert den Ansatz der Schocktherapie, während China einen graduellen Wandel verfolgt hat. Dieser Kontrast ermöglicht eine umfassende Analyse der Vor- und Nachteile beider Strategien.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Einleitung (mit Beschreibung der Planwirtschaft und Transformationstheorien), Entwicklung Chinas (inklusive Finanzsystem und Wechselkurspolitik), Entwicklung Russlands (mit Phasenanalyse und Betrachtung des Bankensystems) und Washington Consensus/Post W.C. (mit Analyse der Strukturanpassungsprogramme und deren Kritik).
Welche Rolle spielt der Washington Consensus?
Der Washington Consensus und die damit verbundenen Strukturanpassungsprogramme werden kritisch analysiert und mit dem chinesischen Transformationsansatz verglichen, um die unterschiedlichen Ansätze und deren Auswirkungen auf den Transformationsprozess zu verdeutlichen.
Welche Schlüsselkonzepte werden behandelt?
Schlüsselkonzepte umfassen: Transformation, Planwirtschaft, Geldwirtschaft, Finanzsystem, Schocktherapie, gradueller Wandel, Bankensystem, Geldpolitik, Wechselkurspolitik, ökonomische Entwicklung und Transformationsforschung.
Was sind die zentralen Ergebnisse der Analyse?
Die Arbeit hebt die Bedeutung funktionsfähiger Finanzsysteme für eine erfolgreiche Transformation hervor und zeigt die unterschiedlichen Ergebnisse der Schocktherapie in Russland und des graduellen Wandels in China auf. Sie verdeutlicht den starken Kontrast in den Ergebnissen beider Strategien.
Welche ökonomischen Paradigmen werden verglichen?
Die Arbeit stellt die neoklassische/neoliberale Schocktherapie (Washington Consensus) dem keynesianisch inspirierten graduellen Ansatz gegenüber. Der Vergleich der Transformationswege Russlands und Chinas illustriert den starken Kontrast in den Ergebnissen beider Strategien.
Wie wird die Planwirtschaft beschrieben?
Die Planwirtschaft wird als System charakterisiert, das durch administrative Planung und Kontrolle wirtschaftlicher Prozesse, ein "Gesetz des Sozialismus" als ökonomisches Leitziel, die Funktionsweise des Mengenplans und die Rolle der staatlichen Monobank gekennzeichnet ist. Die Trennung von Geldflüssen zwischen Unternehmen und privaten Haushalten zur Vermeidung von Inflation und die daraus resultierenden Probleme wie Korruption und Rent-Seeking werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Aspekte der Transformation werden berücksichtigt?
Die Arbeit betont, dass Transformation ein komplexer Prozess ist, der nicht nur ökonomische, sondern auch politische und gesellschaftliche Veränderungen umfasst und von verschiedenen Faktoren wie Wertevorstellungen und Verhaltenserbschaft beeinflusst wird. Die erfolgreiche Transformation wird mit der positiven Korrelation wirtschaftlicher und soziopolitischer Prozesse in Verbindung gebracht.
- Arbeit zitieren
- Melanie Peisker (Autor:in), 2005, Vergleichende-Analyse der Transformationsländer Russland und China mit besonderem Fokus auf die Finanzsysteme, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43510