Kinderkriegen als rationale Entscheidung


Seminararbeit, 2005

12 Seiten, Note: 2,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Erklärungsansätze
1. Der ökonomische Ansatz
a. Das Rational-Choice-Modell
b. Die Fertilitätsökonomik
2. Der soziologische Ansatz

III. Empirische Befunde
1. Historische Entwicklung der Fertilität
2. Zusammenhänge zwischen
Bildung bzw. Einkommen und Fertilität

IV. Fazit

V. Literaturverzeichnis

I. Einleitung

In der Fernesehansprache, in der Bundespräsident Horst Köhler seine Entscheidung für die vorgezogenen Neuwahlen verkündete und begründete, sprach er auch von „gewaltigen Aufgaben“, denen „unser Land“ gegenübersteht: „Wir haben zu wenig Kinder, und wir werden immer älter.“[1]

Damit hat er eines der wichtigsten und aktuellsten Themen angesprochen. Denn dadurch entsteht eine ungleichgewichtige Alterstruktur, die die Ursache für viele Probleme ist, die derzeit diskutiert werden: Renteneintrittsalter, Krankenversorgung, Generationenvertrag, das Sozialsystem der Bundesrepublik Deutschland.

Allgemein gehen die durchschnittlichen Kinderzahlen in modernen Industrienationen zurück. In den kommenden 30 bis 50 Jahren wird das auch auf alle anderen Länder der Welt zutreffen. Die relativen Geburtenraten werden dann überall unter das Bestandhaltungsniveau von durchschnittlich 2,1 Kindern pro Frau fallen.[2]

In Deutschland nehmen die Geburtenraten schon seit 1875 ab, nach einer Erholung nach dem Zweiten Weltkrieg sind sie seit Mitte der 1960er Jahre drastisch gefallen und seit ungefähr zehn Jahren haben sie sich auf einem niedrigen Niveau von 1,4 Kindern pro Frau eingependelt. Und dieser Verlauf verhält sich in anderen westlichen Industrienationen kaum unterschiedlich.[3]

Stellt sich also die Frage, wo die Ursachen liegen, dass immer weniger Kinder zur Welt kommen: Warum werden immer weniger Schwangerschaften herbeigeführt? Warum entscheiden sich die Menschen dazu, weniger Kinder zu bekommen? Aus welchen Gründen entscheiden sich Menschen überhaupt, sich zu reproduzieren?

Zu diesem Thema haben sich viele Soziologen Gedanken gemacht. Aber auch Ökonomen haben sich dieser Fragestellung angenommen, denn möglicherweise ist die Entscheidung ein Kind zu bekommen ja eine rational nachvollzieh- und begründbare.

So wird im Rahmen dieser Hausarbeit zunächst auf die Grundidee des Rational-Choice-Modells eingegangen, um sich dann mit der Fertilitätsökonomie wie Gary S. Becker[4] sie unter anderen formulierte zu beschäftigen.

Sodann soll geprüft werden, ob nicht unter Umständen auch andere, soziologische Theorien das Entscheidungsmuster zur Reproduktion ergänzen können oder ob sie dies zu erklären sogar besser in der Lage sind. Abschließend wird die Entwicklung der Fertiliät dargestellt sowie empirische Befunde über den Zusammenhang zwischen selbiger und rational messbarer Größen wie Einkommen oder formaler Bildungsgrad angeführt, um diese Erkenntnisse in Relation zu den zuvor vorgestellten Theorien zu stellen.

II. Erklärungsansätze

1. Der ökonomische Ansatz

Phänomene demographischer Natur anhand der Entscheidungsmethodik der Ökonomie zu begründen hat bereits seit Thomas Robert Malthus und Adam Smith eine lange Tradition. Doch die Erklärung der Fertiliät als eine ökonomische Theorie wurde vor allem durch den oben schon genannten Beitrag von Gary S. Becker gegründet.[5] Bevor aber die Theorie dargestellt wird, soll zunächst auf die Basis dafür, das Modell der rationalen Entscheidung in aller Kürze eingegangen werden.

a. Das Rational-Choice-Modell

In den Sozialwissenschaften sind es vor allem drei Grundannahmen, auf die der Rational-Choice-Ansatz fußt:

Das ist 1.) der methodologische Individualismus: Soziale Situationen begründen sich durch individuelle Handlungen. Das ist 2.) die Entscheidung nach rationaler Wahl: Die oben genannte individuelle Handlung beruht auf einer Entscheidung, die rational getroffen wurde. Und das ist 3.) die nutzenmaximierende Handlung: Die individuelle rational getroffene Entscheidung ist dann rational, wenn alle Handlungsalternativen unter Berücksichtigung aller dadurch auftretenden Vor- und Nachteilen mit den Präferenzen des Akteurs abgewogen wurden und sich der Akteur für diejenige Handlungsalternative entscheidet, die seinen Nutzen maximiert. Es wird angenommen, dass es mehrere grundlegende Präferenzen gibt, die die meisten Akteure aufweisen und die dadurch mehr oder weniger stabil sind.[6]

[...]


[1] Köhler, Horst: „Fernsehansprache von Bundespräsident Horst Köhler am 21. Juli 2005“, 21.07.2005, http://www.bundespraesident.de/-,2.625010/Fernsehansprache-von-Bundespra.htm (01.08.2005)

[2] vgl. Hradil, Stefan: „Die Sozialstruktur Deutschlands im internationalen Vergleich“, Wiesbaden 2004, S. 83

[3] vgl. ebenda, S. 48 f.

[4] Becker, Gary S.: „An Economic Analysis of Fertility. Demographic and Economic Change in Developed Countries, Princeton 1960

[5] vgl. Zimmermann, Klaus F.: „Die ökonomische Theorie der Familie“, in: Felderer, Bernhard (Hg.): „Beiträge zur Bevölkerungsökonomie“, Berlin 1986, S. 7

[6] vgl. Zimmerling, Ruth: „’Rational Choice’-Theorien: Fluch oder Segen für die Politikwissenschaft?“, in Druwe, Ulrich / Kunz, Volker (Hrsg): „Rational Choice in der Politikwissenschaft. Grundlagen und Anwendungen“, Opladen 1994, S. 15ff.

Ende der Leseprobe aus 12 Seiten

Details

Titel
Kinderkriegen als rationale Entscheidung
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Grundseminar
Note
2,5
Autor
Jahr
2005
Seiten
12
Katalognummer
V43650
ISBN (eBook)
9783638413992
ISBN (Buch)
9783640330355
Dateigröße
450 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kinderkriegen, Entscheidung, Grundseminar
Arbeit zitieren
Tilman Scheipers (Autor:in), 2005, Kinderkriegen als rationale Entscheidung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43650

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