Im Laufe des letzten Jahrhunderts und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die USA zu einer militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Weltmacht. Diese Stellung nutzte sie insbesondere, um ihre militärische Schlagkraft noch weiter aufzubauen. Dieser zunehmende Militarismus führte zur Bildung eines Netzwerks der militärisch-industriellen Monopole und des Staates.
Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Struktur und Wirkungsweise des militär-industriellen Komplexes (MIK) in den USA. Dabei wird insbesondere sein wirtschaftlicher und politischer Einfluss betrachtet.
Nachdem im zweiten Kapitel auf die militärische und imperiale Eigenschaft der USA eingegangen wird, beschäftigt sich Kapitel 3 mit dem kontrovers diskutierten Begriff des militär-industriellen Komplexes. Dazu werden Interpretationen aus verschiedenen politischen und ideologischen Lagern herangezogen und zu einer allgemeingültigen Definition zusammengefasst. Die anschließende Darstellung der historischen Entwicklung des MIK in den USA soll seine Rolle in der Politik seit dem Zweiten Weltkrieg betonen. Um eine möglichst objektive Analyse des MIK zu ermöglichen, werden dann einige zentrale Kritikpunkte an das MIK-Konzept genannt.
Zum umfassenden Verständnis der Wirkungsweise des MIK in den USA werden in Kapital 4 seine Einflussmechanismen auf Wirtschaft und Politik beschrieben. Zunächst wird der Rüstungssektor wegen seiner zentralen Stellung im MIK betrachtet. Danach wird der Einfluss des MIK auf die amerikanische Wirtschaft untersucht. Dabei wird die wirtschaftliche Rolle des Pentagon sowie die Entwicklung der Militärausgaben in den letzten 30 Jahren betrachtet, um anschließend auf die Argumente der Befürworter und der Gegner erhöhter Militärausgaben einzugehen.
Abschließend wird der Einfluss des MIK auf die politische Willensbildung in den USA anhand von Indikatoren belegt. Die Hauptakteure sowie die Mechanismen dieses Einflusses werden durch die Betrachtung der politischen Praxis in den USA und mehrere Beispiele aufgedeckt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Militarismus und Imperialismus in den USA
3 Das MIK in den USA
3.1 Kontroverse Definitionen des MIK
3.2 Historische Entwicklung des MIK in den USA
3.3 Kritik am MIK-Konzept
4 Einflussmechanismen zwischen MIK, Wirtschaft und Politik
4.1 Besonderheiten des Rüstungssektors in den USA
4.2 Die wirtschaftliche Bedeutung des MIK
4.2.1 Das Pentagon
4.2.2 Entwicklung der Militärausgaben
4.2.3 Einfluss der Militärausgaben auf die Wirtschaft
4.3 Rolle des MIK in der politischen Willensbildung
5 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang
1 Einleitung
Im Laufe des letzten Jahrhunderts und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die USA zu einer militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Weltmacht. Diese Stellung nutzte sie insbesondere, um ihre militärische Schlagkraft noch weiter aufzubauen. Dieser zunehmende Militarismus führte zur Bildung eines Netzwerks der militärisch-industriellen Monopole und des Staates.[1]
Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der Struktur und Wirkungsweise des militär-industriellen Komplexes (MIK) in den USA. Dabei wird insbesondere sein wirtschaftlicher und politischer Einfluss betrachtet.
Nachdem im zweiten Kapitel auf die militärische und imperiale Eigenschaft der USA eingegangen wird, beschäftigt sich Kapitel 3 mit dem kontrovers diskutierten Begriff des militär-industriellen Komplexes. Dazu werden Interpretationen aus verschiedenen politischen und ideologischen Lagern herangezogen und zu einer allgemeingültigen Definition zusammengefasst. Die anschließende Darstellung der historischen Entwicklung des MIK in den USA soll seine Rolle in der Politik seit dem Zweiten Weltkrieg betonen. Um eine möglichst objektive Analyse des MIK zu ermöglichen, werden dann einige zentrale Kritikpunkte an das MIK-Konzept genannt.
Zum umfassenden Verständnis der Wirkungsweise des MIK in den USA werden in Kapital 4 seine Einflussmechanismen auf Wirtschaft und Politik beschrieben. Zunächst wird der Rüstungssektor wegen seiner zentralen Stellung im MIK betrachtet. Danach wird der Einfluss des MIK auf die amerikanische Wirtschaft untersucht. Dabei wird die wirtschaftliche Rolle des Pentagon sowie die Entwicklung der Militärausgaben in den letzten 30 Jahren betrachtet, um anschließend auf die Argumente der Befürworter und der Gegner erhöhter Militärausgaben einzugehen.
Abschließend wird der Einfluss des MIK auf die politische Willensbildung in den USA anhand von Indikatoren belegt. Die Hauptakteure sowie die Mechanismen dieses Einflusses werden durch die Betrachtung der politischen Praxis in den USA und mehrere Beispiele aufgedeckt.
2 Militarismus und Imperialismus in den USA
Die Großmacht Ambitionen der Vereinigten Staaten bestanden schon in den ersten Jahren ihrer Existenz und prägten ihre Außenpolitik bereits seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts.[2] Aus dem Zweiten Weltkrieg gingen sie als die stärkste Führernation der kapitalistischen Welt hervor[3] und wurden zum wichtigsten ökonomischen und politischen Zentrum des Imperialismus.[4] Um diese Stellung aufrechtzuerhalten, bauten die USA ihre militärische Schlagkraft weiter auf, errichteten weltweit ein Netzwerk aus Militärpakten und –basen[5] und verfolgten eine Politik der Bündnisse und Allianzen.
Die wachsende Stärke der Sowjetunion nutzten sie in den darauffolgenden Jahren als Argumentation für ihren steigenden Militärbedarf und die weltweite militärische Präsenz.[6] In der Verbreitung des Sozialismus sahen die USA den Verlust an Einfluss und somit an wirtschaftlichen Interessen in der Welt. Denn durch Geschäfte in den wachsenden Auslandsmärkten konnten sie höhere Profite erzielen als im Inland.[7] Ziel US-amerikanischer Banken und Kapitalgesellschaften war daher die absolute Kontrolle über ausländische Märkte und Bezugsquellen.[8] Hierfür setzten die USA ihr militärisches und ökonomisches Machtpotential intensiv ein.[9]
Dieses imperiale Verhalten bezeichnete Lenin noch 1916 als „(...) das monopolistische Stadium des Kapitalismus.“[10] Der Grund für die Aggressivität der imperialen Politik der USA sah er in dessen Wirtschaftsstärke und in der Tatsache, dass die USA ihren Machtanspruch erst erhoben haben, nachdem alle Kolonien bereits aufgeteilt wurden.[11]
Heutzutage verfolgt die Regierung von George W. Bush weiterhin eine Politik der uneingeschränkten Weltherrschaft. Die neue Weltordnung, die Bush im Sinn hat, basiert heute stärker den je auf imperiale Ambitionen, ergänzt mit dem Streben nach neuer Öl-Reserven und sieht in dem Krieg ein gewöhnliches Mittel der Politik.[12] „Das Denken in militärischen Kategorien und der Triumph des Militärischen bei sämtlichen weltwirtschaftlichen und -politischen Diskursen sind die Kennzeichen der gegenwärtigen US-Politik, die als empire management bezeichnet werden kann.“[13]
Die militärische und imperiale Ausrichtung der USA, besonders nach dem Zweiten Weltkrieg führte zum Entstehen einer militärisch-industriellen Koalition, die eine komplexe Struktur aufweist und angeblich einen starken Einfluss auf Wirtschaft und Politik ausübt.
3 Das MIK in den USA
3.1 Kontroverse Definitionen des MIK
Der MIK Begriff wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Die verschiedenen Autoren behandeln das gleiche Phänomen mit ganz unterschiedlichen ideologischen und theoretischen Ansätzen. Das Spektrum reicht von der „anti-marxistischen soziologischen“ Sichtweise in der kapitalistischen Welt bis zur marxistischen Theorie in Osteuropa.[14]
Aus marxistischer Sicht wird der MIK charakterisiert „(...) durch die Verschmelzung der Macht und Interessen der führenden Rüstungsmonopole und ihrer staatlichen Organisationen mit der militärischen Führungsspitze und den staatlichen Führungsorganisationen (...).“[15] Als Ursache für das Entstehen des MIK nennen die Marxisten die Herrschaft der Monopole und ihr permanentes Machstreben[16] und sehen darin eine Gefahr, die zur Verschärfung aller gesellschaftlichen Konflikte des imperialen Systems führt.[17]
Im Rahmen der MIK Auseinandersetzung in der kapitalistischen Welt treten die Positionen „elitism“ und „pluralism“ besonders im Vordergrund. Die Vertreter der ersten Richtung halten den MIK für eine Interessengemeinschaft der Machtelite (gleiche Herkunft, gleiche Ausbildung, ähnliche Macht- und Führungspositionen), die wichtige Bereiche der Gesellschaft beherrschen und somit ihre Interessen durchsetzen. Die Vertreter der zweiten Richtung behaupten, dass der MIK nur eine von mehreren „Interessenkonstellationen“ in der amerikanischen Politik darstellt. Sie warnen vor seinen Gefahren für die Demokratie, bestreiten aber zugleich seine dominierende Stellung.[18]
Ausgehend von diesen Interpretationen, kann der MIK allgemein definiert werden als eine Verflechtung von personellen, institutionellen und ideologischen Interessengruppen[19] in den Bereichen Militär, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.[20] Die Hauptakteure dabei sind die mit dem Bankkapital verbundenen Rüstungsmonopole, die staatlichen Militärorgane, die rechtsextremen politischen Organisationen sowie die Militärforschungsinstitutionen.[21] Dieses „Geflecht“ versucht durch gegenseitige Unterstützung seine Position in der Gesellschaft zu verstärken, die politischen Entscheidungen zu beeinflussen und selbst unkontrollierbar zu bleiben.[22]
3.2 Historische Entwicklung des MIK in den USA
Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg bildete sich eine starke Koalition der militär-industriellen Monopole mit dem Staat, die einen zunehmenden Einfluß auf die Innen- und Außenpolitik der USA gewann. Diese Entwicklung veranlasste 1960 den amerikanischen Präsidenten Eisenhower den Begriff des „militärisch-industriellen Komplexes“ erstmals öffentlich zu erwähnen. Er sprach von der Bildung einer „permanenten Rüstungsindustrie von kolossalen Ausmaßen und ein gewaltiges Rüstungsestablishment“ und warnte zugleich vor der „Erlangung, vorsätzlich oder nicht, eines unzulässigen Einflusses durch den militär-industriellen Komplex.“[23]
Eisenhowers Nachfolger, J. F. Kennedy, propagierte während seines Wahlkampfes, dass er die militärischen Bemühungen der USA verstärken und effizienter machen würde, was ihn zum Wahlsieg führte.[24] Seitdem erlangte der MIK in den USA eine so große Macht, dass er maßgeblich die Innen- und Außenpolitik des Landes prägte.[25]
Die in den 70er Jahren inzwischen verfolgte Entspannungs- und Abrüstungspolitik wurde von der Reagan-Administration mit der Begründung beendet, dass sie nur zur Schwächung der amerikanischen Stellung und zur Stärkung der Sowjetunion führt. Stattdessen unternahm Reagan Anfang der 80er Jahre eine verstärkte und umfassende Aufrüstungspolitik,[26] die den MIK zu einem erneuten Machtzuwachs verhalf.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und dem Ende des Kalten Krieges war eine neue außenpolitische Strategie erforderlich, die die dominierende Stellung des Militärs weiterhin erhalten sollte. Im Golfkrieg gegen den Irak im Jahre 1990 kam diese neue Strategie zum ersten Mal zum Ausdruck.[27]
[...]
[1] Vgl. Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, (Hrsg.) Institut für Internationale Politik und Wirtschaft der DDR, Berlin 1988, S. 95.
[2] Vgl. Biermann, W.: Die Herren der Welt: Die Weltmachtpolitik der USA nach 1945, Köln 2000, S. 10.
[3] Vgl. Hall, G.: Der USA-Imperialismus und die Realitäten der Epoche, in: Probleme des Friedens und des Sozialismus, Nr. 1, 1982, S. 17.
[4] Vgl. Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, a.a.O., S. 11.
[5] Vgl. Baran, P./ Sweezy, P.: Monopolkapital: Ein Essay über die amerikanische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, 1. Aufl., Frankfurt am Main 1967, S. 185.
[6] Vgl. ebd., S. 178f.
Vgl. Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, a.a.O., S. 10.
[7] Vgl. Baran, P./ Sweezy, P.: Monopolkapital, a.a.O., S. 187.
[8] Vgl. ebd., S. 195.
[9] Vgl. Biermann, W.: Die Herren der Welt, a.a.O., S. 13.
[10] Vgl. Baran, P/Sweezy, P.: Monopolkapital, a.a.O., S. 14.
[11] Vgl. Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, a.a.O., S. 11.
[12] Vgl. Beste, R./Didzoleit, W./Hoyng, H./Klussmann, U.: Die Herren der Welt, in: Der Spiegel, Nr. 17, 19. April 2003, S. 20.
[13] Biermann, W./Klöne, A.: Ein Kreuzzug für die Zivilisation? Internationaler Terrorismus, Afghanistan und die Kriege der Zukunft, Köln 2002, S. 93.
[14] Vgl. Bredow, W.: Moderner Militarismus: Analyse und Kritik, Stuttgart 1983, S. 67.
[15] Ebd., S. 67.
[16] Vgl. Mechtersheimer, A.: Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland, in: Aus Politik und Zeitgeschichte 21, Nr. 28, Bonn 1971, S. 11.
[17] Vgl. Bredow, W.: Moderner Militarismus, a.a.O., S. 67.
[18] Vgl. Walpuski, G./Wolf, D.O.A.: Einführung in die Sicherheitspolitik: Ein Lehr- und Studienbuch, München 1979, S. 206f.
[19] Vgl. Mechtersheimer, A.: Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 9.
Vgl. Walpuski, G./Wolf, D.O.A.: Einführung in die Sicherheitspolitik, a.a.O., S. 206.
[20] Vgl. ebd., S. 206.
Vgl. Bredow, W.: Moderner Militarismus, a.a.O., S. 71.
[21] Vgl. Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, a.a.O., S. 96.
Vgl. Mechtersheimer, A.: Der militärisch-industrielle Komplex in den USA und in der Bundesrepublik Deutschland, a.a.O., S. 8.
[22] Vgl. Walpuski, G./Wolf, D.O.A.: Einführung in die Sicherheitspolitik, a.a.O., S. 206.
[23] Handbuch: USA-Politik und Ökonomie, a.a.O., S. 95f.
[24] Vgl. Bredow, W.: Moderner Militarismus, a.a.O., S. 66.
[25] Vgl. Biermann, W./Klöne, A.: Ein Kreuzzug für die Zivilisation?, a.a.O., S. 84.
[26] Vgl. Czempiel, E.O./Witzel, R.: Grundzüge der amerikanischen Außenpolitik nach 1945: Lehr- und Handbuch, in: Regierungssystem der USA, (Hrsg.) Jäger, W./Welz, W., Oldenbourg 1995, S. 378f.
[27] Vgl. ebd., S. 386.
- Arbeit zitieren
- Daniela Kandrova (Autor:in), 2004, Einfluss des "militärisch-industriellen Komplexes" auf Politik und Wirtschaft der USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43730
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