Zur Zeit findet ein großer Wandel in der Forschung bezüglich der Funktion von Stereotypen statt. Wo anfangs noch ideologisch kritisiert wurde, dass Stereotypisierung Ausgrenzung und Diskriminierung fördere, so wird sich heute mehr auf ihre Funktion in der Kommunikation konzentriert. Stereotype formen Bilder vom Gegenüber und uns selbst, die jeder Kommunikation voraus sind: sie beeinflussen und führen die Konversation oder schränken diese ein. Diese Bilder entstehen nicht nur in einer konkreten Kontaktsituation sondern werden schon früh sozial und medial geprägt.
In Bezug auf die Entstehung von Nationenbildern und die Kommunikation im interkulturellen Kontext spielen vor allem Medien eine große Rolle, die im direkten Zusammenhang mit einer Reise in fremde Länder stehen. Hieraus entstand die Idee, Reiseführeranalysen durchzuführen, da diese häufig mehrfach und von mehreren Personen gelesen werden und somit eine hohe Reichweite haben. Aus den Leseranalysen 2016 zu Reisemedien des MairDuMont Verlages ging hervor, dass fast 80% der Reiseführer vor einer Reisebuchung gekauft werden. Damit leisten sie einen erheblichen Beitrag zur Entscheidung für eine Reise und sind ebenso meinungs- und bildungsprägend.
Gerade für die Reiseführerbranche und den Erhalt ihrer Authentizität ist es unumgänglich, sachlich fundiertes Wissen über fremde Kulturen zu vermitteln und dieses nicht als selbstverständlich vorauszusetzen, da stereotypisierte Bilder und Texte einen großen Einfluss auf die Einstellung und Erwartungshaltung der Menschen haben.
Gerade in Bezug auf Brasilien halten sich viele Klischees, die medial und durch einen regen Tourismus gefördert werden, weshalb sich der untersuchte Raum Brasilien thematisch besonders eignet. Nicht zuletzt auch bedingt durch die zwei großen Sportereignisse, die Fifa WM 2014 und die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro. Diese Arbeit thematisiert die Konstruktion von brasilianischen Stereotypen in deutschen Reiseführern, verdeutlicht das abgebildete Brasilienbild und untersucht den Einfluss von Stereotypen auf das Kulturbild Brasiliens und deren Folgen für die interkulturelle Kommunikation.
Inhaltsverzeichnis
- 1 EINLEITUNG
- 1.1 Problemstellung und Relevanz der Arbeit
- 1.2 Zielvorstellungen
- 1.3 Konzeption der Arbeit und methodische Vorgehensweise
- 2 DIE KONSTRUKTION VON STEREOTYPEN
- 2.1 Definition und Begriffserklärung
- 2.2 Begriffsabgrenzung und Vorurteil
- 2.3 Bedingungen und Faktoren für die Bildung und den Erhalt von Stereotypen
- 2.3.1 Entstehung und Struktur von Stereotypen
- 2.3.2 Methodische Konstruktion und Kontinuität von Stereotypen
- 2.4 Formen von Stereotypen
- 2.4.1 Explizite Stereotype und implizite Stereotype
- 2.4.2 Nationenbilder und nationale Stereotype
- 3 ZUR FUNKTION VON STEREOTYPEN
- 3.1 Kognitive Funktion
- 3.2 Soziokulturelle Funktion
- 3.3 Verbreitung von Stereotypen
- 3.4 Gefahr und Abbau von Stereotypen
- 4 ZUR SOZIOLOGIE DER IDENTITÄT
- 4.1 Identitätsbildung und kollektive Identität
- 4.2 Eigen- und Fremdwahrnehmung
- 4.2.1 Im Allgemeinen
- 4.2.2 Fremdkonstruktionen und Xenophobie
- 4.2.3 Praxisfeld Tourismusbranche
- 4.3 Kulturbegriff und die Rolle der Kunst
- 4.4 Interkulturelle Kompetenz und Kommunikation
- 5 DER UNTERSUCHTE RAUM: BRASILIEN
- 5.1 Brasilien im Überblick
- 5.1.1 Ethno-geografische Grundlagen
- 5.1.2 Historisches und Kolonialisierung
- 5.1.3 Wirtschaft und politische Situation
- 5.1.4 Brasilianisches Bewusstsein/Gesellschaft
- 5.2 Nationale Identität Brasiliens
- 5.2.1 Säulen der Identität
- 5.2.2 Symbole der Identität
- 5.3 Die deutsch-brasilianischen Beziehungen
- 6 DAS UNTERSUCHTE MEDIUM: REISEFÜHRER
- 6.1 Typologie und Kategorisierung des Reiseführers
- 6.2 Aufgabe und Stellenwert
- 6.3 Der ideale Reiseführer
- 6.3.1 Anforderungen an Reiseführer aus der Sicht des Verbrauchers
- 6.3.2 Merkmale eines guten Reiseführers aus kulturtouristischer Sicht
- 7 QUALITATIVE ANALYSE
- 7.1 Methodische Vorgehensweise
- 7.2 Analyse des dargestellten Brasilienbildes – MARCO POLO
- 7.2.1 Äußere Gestaltung und Aufbau
- 7.2.2 Bildanalyse
- 7.2.3 Textanalyse
- 7.3 Analyse des Vergleichsgegenstandes – POLYGLOTT
- 7.3.1 Äußere Gestaltung und Aufbau
- 7.3.2 Bildanalyse
- 7.3.3 Textanalyse
- 7.4 Schlussbetrachtung / Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Konstruktion von Stereotypen in der interkulturellen Kommunikation anhand der Darstellung Brasiliens in deutschen Reiseführern. Das Hauptziel ist es herauszufinden, welches Brasilienbild vermittelt wird und wie Stereotype konstruiert werden, sowie deren Einfluss auf die interkulturelle Kommunikation zu bestimmen. Eine Bewertung der Stereotype wird vermieden; stattdessen wird eine qualitative Übersicht über die Darstellung Brasiliens angestrebt.
- Konstruktion und Funktion von Stereotypen in der interkulturellen Kommunikation
- Analyse der Darstellung Brasiliens in deutschen Reiseführern
- Identifizierung stereotypischer Darstellungen in Bild und Text
- Der Einfluss von Stereotypen auf das Kulturbild Brasiliens
- Bedeutung von Reiseführern als Vermittlungsinstanz zwischen Kulturen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Arbeit untersucht die Rolle von Stereotypen in Reiseführern über Brasilien, insbesondere deren Einfluss auf die interkulturelle Kommunikation. Reiseführer, aufgrund ihrer hohen Reichweite, werden als wichtige Einflussfaktoren auf die Wahrnehmung Brasiliens betrachtet. Die Arbeit zielt darauf ab, qualitativ zu analysieren, wie das Brasilienbild in ausgewählten Reiseführern dargestellt wird, ohne eine wertende Beurteilung der Stereotype.
2 Die Konstruktion von Stereotypen: Dieses Kapitel definiert den Begriff "Stereotyp" und grenzt ihn von "Klischee" und "Vorurteil" ab. Es untersucht die Entstehung und Struktur von Stereotypen, die Faktoren, die zu ihrer Bildung und Aufrechterhaltung beitragen, und verschiedene Formen von Stereotypen, darunter explizite und implizite Stereotype sowie Nationenbilder.
3 Zur Funktion von Stereotypen: Dieses Kapitel beleuchtet die kognitiven und soziokulturellen Funktionen von Stereotypen. Es diskutiert deren Rolle als kognitive Vereinfachungsmechanismen, als Mittel zur Identitätsbildung und -stärkung, sowie deren Verbreitung und die Gefahren von Stereotypen, insbesondere im Kontext von Vorurteilen und Diskriminierung. Möglichkeiten des Abbaus werden angesprochen.
4 Zur Soziologie der Identität: Dieses Kapitel behandelt Identitätsbildung, kollektive Identität und den Einfluss von Eigen- und Fremdwahrnehmung auf die interkulturelle Kommunikation. Es betrachtet Fremdkonstruktionen, Xenophobie und die besondere Rolle des Tourismus. Der erweiterte Kulturbegriff und die Bedeutung von Kunst für die interkulturelle Verständigung werden diskutiert.
5 Der untersuchte Raum: Brasilien: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über Brasilien, einschließlich ethno-geografischer Grundlagen, historischer Entwicklung, wirtschaftlicher und politischer Situation und des brasilianischen Gesellschaftsbewusstseins. Die Säulen und Symbole der brasilianischen nationalen Identität werden analysiert, sowie die deutsch-brasilianischen Beziehungen.
6 Das untersuchte Medium: Reiseführer: Dieses Kapitel untersucht die Typologie und Kategorisierung von Reiseführern, ihre Aufgabe und ihren Stellenwert im Tourismus. Es definiert den „idealen Reiseführer“ aus der Sicht der Verbraucher und aus kulturtouristischer Perspektive, und benennt die Anforderungen an einen guten Reiseführer hinsichtlich der interkulturellen Kommunikation.
7 Qualitative Analyse: Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der vergleichenden Inhaltsanalyse von zwei Reiseführern (MARCO POLO und POLYGLOTT) über Brasilien. Es analysiert die Darstellung des Brasilienbildes in beiden Reiseführern, vergleicht die Ergebnisse und diskutiert deren Beitrag zur interkulturellen Kommunikation.
Schlüsselwörter
Stereotype, Vorurteile, interkulturelle Kommunikation, Brasilien, Reiseführer, Nationenbilder, Identität, Fremdwahrnehmung, Kulturbild, qualitative Inhaltsanalyse, MARCO POLO, POLYGLOTT, Tourismus, interkulturelle Kompetenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Masterarbeit: Stereotype in Reiseführern über Brasilien
Was ist das Thema der Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Konstruktion von Stereotypen in der interkulturellen Kommunikation anhand der Darstellung Brasiliens in deutschen Reiseführern. Sie analysiert, welches Brasilienbild vermittelt wird, wie Stereotype konstruiert werden und wie diese die interkulturelle Kommunikation beeinflussen.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel ist die qualitative Analyse des Brasilienbildes in ausgewählten Reiseführern. Es geht darum, stereotypische Darstellungen in Bild und Text zu identifizieren und deren Einfluss auf das Kulturbild Brasiliens zu untersuchen. Eine Bewertung der Stereotype selbst wird vermieden.
Welche Methoden werden angewendet?
Die Arbeit verwendet eine qualitative Inhaltsanalyse. Zwei deutsche Reiseführer (MARCO POLO und POLYGLOTT) werden vergleichend untersucht. Die Analyse umfasst die äußere Gestaltung, Bild- und Textanalysen.
Welche Reiseführer wurden untersucht?
Die Arbeit analysiert die Darstellung Brasiliens in den Reiseführern von MARCO POLO und POLYGLOTT.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Konstruktion von Stereotypen, Funktion von Stereotypen, Soziologie der Identität, Der untersuchte Raum: Brasilien, Das untersuchte Medium: Reiseführer und Qualitative Analyse. Jedes Kapitel behandelt einen spezifischen Aspekt des Themas.
Was sind die wichtigsten Themenschwerpunkte?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konstruktion und Funktion von Stereotypen in der interkulturellen Kommunikation, die Analyse der Brasilien-Darstellung in Reiseführern, die Identifizierung stereotypischer Darstellungen, den Einfluss von Stereotypen auf das Kulturbild und die Bedeutung von Reiseführern als Vermittlungsinstanz zwischen Kulturen.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Stereotype, Vorurteile, interkulturelle Kommunikation, Brasilien, Reiseführer, Nationenbilder, Identität, Fremdwahrnehmung, Kulturbild, qualitative Inhaltsanalyse, MARCO POLO, POLYGLOTT, Tourismus und interkulturelle Kompetenz.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die konkreten Schlussfolgerungen der Arbeit werden im Kapitel „Qualitative Analyse“ und der Schlussbetrachtung dargestellt. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Verständnis der Konstruktion und Wirkung von Stereotypen in Reiseführern zu vermitteln.
Wer ist die Zielgruppe?
Die Zielgruppe der Arbeit sind Wissenschaftler, Studenten und alle Interessierten, die sich mit interkultureller Kommunikation, Stereotypenforschung, Tourismus und Brasilien beschäftigen.
Wo kann ich die vollständige Arbeit finden?
Die vollständige Arbeit ist nicht öffentlich zugänglich. Dies ist nur eine Zusammenfassung für akademische Zwecke.
- Quote paper
- Katharina Rinio (Author), 2018, Die Konstruktion von Stereotypen in der interkulturellen Kommunikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/441223