Selbstreflexion der Malerei. Eine Analyse des Gemäldes "Un Bar aux Folies-Bègeres" von Edouard Manet


Hausarbeit, 2018

20 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 .Einleitung

2. Bildbetrachtung บท Bar aux Folies-Bègeres
2.1 Das Gemälde und sein Hintergrund
2.2. Vergleich des Gemäldes mit der Vorskizze
2.3. Der Spiegel-Aspekt im Gemälde

3. Selbstreflexion der Malerei
3.1. Innere und äußere Bilder in บท Bar aux Folies-Bergère
3.2. Zur Selbstreflexion der Mal er ei

4. Fazit

Literaturverzeichnis:

Abbildungsverzeichnis

l.Einleitımg

Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit der Intention des berühmten Bildes บท Bar aux Folies- Bergère von Edouard Manet. Es soll dabei nicht eine bloße weitere oberflächliche Analyse des berühmten Gemäldes entstehen, sondern auf innere und äußere Bilder eingegangen werden um auf diesem Weg zur „Selbstreflexion der Malerei“ zu gelangen. Anhand des Gemäldes soll dieser Begriff, dessen Definition ich vor allem von Bernhard Lypp übernehme, beleuchtet werden und so zu einer weiterführenden Analyse beitragen.

Grundlegend für diese Überlegungen ist, sich mit der Frage nach dem Bild zu beschäftigen und herauszuflnden, warum es wichtig ist, nach der tieferen Aussage von Bildern zu suchen. In seiner Bild-Anthropologie spricht Hans Belting davon, „der Mensch [sei] [...] ,Ort der Bilderi“1, er ist sowohl der Erzeuger der Bilder als auch der Empfänger. Dabei lässt sich zwischen endogenen Bildern wie Träume, Erinnerungen oder Vorstellungen und exogenen, Bilder wie Gemälde oder Fotografien -also greifbaren Bildern- unterscheiden. Die Verwobenheit dieser beiden Dimensionen ist kaum voneinander zu trennen, so Stehen endogene Bilder auch immer in Wechselwirkung zu exogenen Bildern.2 Das Bindeglied zwischen diesen beiden Welten ist das sogenannte Trägermedium, beispielsweise eine Leinwand oder ein Kamerafilm.

Im Folgenden soll vor allem inhaltlich und deutungstechnisch vorgegangen werden, so werden Analysebereiche wie Farbigkeit und rein formal-strukturelle Aspekte weitestgehend ausgeklammert. Ziel ist es, dem tieferen Sinn des Gemäldes ein Stück näher zu kommen, mein persönliches Anliegen ist es dabei vor allem zu einem erweiterten Verständnis beizutragen, wie viel Tiefe in einem Bild verborgen sein kann.

บท Bar aux Folies-Bergère von Edouard Manet eignet sich hierfür besonders gut, da der Maler eine sehr exzentrische Person war und dieses Gemälde teils seine Persönlichkeit wieder spi egeit.

Ich möchte die Tatsache vorweg nehmen, dass aufgrund der Begrenztheit des Umfangs dieser Arbeit nur Teilaspekte genauer beleuchtet werden können und somit nicht auf alle Interpretationsansätze aus der Literatur näher eingegangen werden kann.

2. Bildbetrachtung Un Bar aux Folies-Bègeres 2.1 Das Gemälde und sein Hintergrund

Édouard Manet malte dieses Bild in der Zeit zwischen 1881 und 1882. Damals war er bereits schwer erkrankt und starb ein Jahr später. Dies war unter anderem ein Grund dafür, warum Manet sein Gemälde nicht direkt in der auf dem Bild dargestellten Bar gemalt hat, sondern in seinem Atelier.3

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Edouard Manet, บท Bar aux Folies-Bergère, 1881/82; London, Courtauld Institute Gallery

Dargestellt wird ein Konzertcafe mit typischer Inneneinrichtung für die damalige Zeit, die Ausstattung ist geprägt von gehobenen Materialien wie Glas und Marmor.

Im Vordergrund befindet sich die Theke einer Bar, hinter der ein Barmädchen steht. Elemente wie verschiedene Sekt, Wein,- und Bierflaschen sowie die Obstschale sind nebeneinander auf dieser aufgereiht. Manet hat sich eine Marmortheke in sein Atelier bringen lassen, um sie mitsamt ihrer Accessoires in Details abmalen zu können. Auch bat er das Barmädchen, bei dem es sich um eine echte Serviererin mit Namen Suzon handelt, in sein Atelier zu kommen um für ihn Modell zu Stehen.4 Im Hintergrund des Bildes sieht man einen riesigen Spiegel, der das Leben in der Bar widerspiegelt. Unzählige Menschen reihen sich aneinander und verschwimmen zu einer Menschenmasse, die dem Spektakel, welches oben links im Bild angedeutet wird, folgen. Man kann sowohl die Balustrade eines Balkons erkennen wie auch die darunterliegende Bar, hier wird die Vorstellungskraft des Betrachters angeregt, der sich die Farbtupfer als Menschen vorstellen muss.

Auf den ersten Blick wirkt das Bild stimmig, da das Barmädchen ebenso wie der Spiegel hinter ihr, frontal zum Betrachter steht. Auf den zweiten Blick fallen jedoch einige Unstimmigkeiten im Mittelgrund des Bildes auf. So werden weder die Flaschen auf der Theke noch die Rückenansicht des Barmädchens oder der Kunde an der Bar korrekt gespiegelt. Der Mann am rechten Bildrand müsste zwischen uns als Betrachter und dem Barmädchen Stehen, wenn die Spiegelung korrekt gemalt wäre. Ins Auge sticht auch die Drehung, die sich in Suzon selbst vollzieht. Während sie den Betrachter scheinbar frontal fixiert, ist ihr Körper im Spiegelbild gedreht und gleichzeitig etwas nach vorne geneigt.5 Alles wirkt verzerrt und versetzt zum Vordergrund, so als würde der Spiegel schräg Stehen.

Auch der Hintergrund, der das Innenleben der Bar durch die Spiegelung wiedergeben soll, weist einige verwirrende Elemente auf. So wird zunächst nicht klar, auf welcher Höhe sich die Theke im Vergleich zum Hintergrund befindet. Ist man als Betrachter auf Augenhöhe mit dem Barmädchen, befindet sich hinter einem selbst eine Art Balkon, auf dem die Menschen dem Spektakel folgen. Verwunderlich ist, dass man einen Blick in das Untergeschoss der Bar bekommt, obwohl das Vorhandensein der Theke dies normalerweise im Spiegelbild verhindern müsste.

Laut Thierry de Duve folgt Manet in seinem Gemälde grundsätzlich der Logik der Einheitsperspektive, so würde man als Betrachter den Fluchtpunkt ungefähr auf Augenhöhe von Suzon festlegen. Hier ergeben sich aber bei genauerer Betrachtung einige Details, die aus diesem Schema herausfallen und dadurch dem gesamten Bild eine Verzerrung überstülpen.6 Zum perspektivischen Bildaufbau lässt sich sagen, dass man diesen zwar durch eine Rekonstruktion der Fluchtlinien entschlüsseln kann, dieser für das Gesamtverständnis aber weniger ausschlaggebend ist. Vielmehr geht es um die Gesamtkomposition und den Aufbau anhand von optischen Gegebenheiten. Gemeint ist damit, dass der Betrachter sich die grundsätzliche Logik des Bildes durch sein Aussehen erschließen kann. Dabei ist das Besondere an dem Bild, dass es mehrere Perspektiven, sozusagen mehrere Zeitmomente in einem Bild festhält, dadurch findet auch eine ständige Bewegung des Bildes statt. „Entweder bewegt sich der Betrachter oder der Spiegel.“7 So lässt sich sagen, dass Manet jedem Gegenstand seinen eigenen Blickwinkel und Fluchtpunkt zugesteht, dadurch ist das Bild nicht durch eine einheitliche Dimension geprägt.8

Um darauf einzugehen, welcher Hintergrund dem Gemälde zugrunde liegt, muss auf den Zeitgeist in der damaligen Gesellschaft eingegangen werden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in Paris, wo Manet zu dieser Zeit lebte, viele neue „Café-concerts“, die eine Mischung zwischen Bar, Kabarett und Theater darstellten. Dort trafen sich Menschen unterschiedlichster Klassen um die Kunst und das Nachtleben zu genießen. Zu diesen Café-concerts zählte auch das Folies-Bergère, welches als eines der populärsten und größten Vergnügungseinrichtungen in Paris galt. So waren diese neuartigen Cafés zu dieser Zeit ein beliebtes Thema bei vielen Künstlern. Auch Edouard Manet setzte sich mit dem Vergnügungsangeboten seiner Heimatstadt auseinander, dadurch entstand unter anderem die Idee zu dem Gemälde Un Bar aux Folies-Begère. Theorien, dass auch Bilder wie „In einem Café“ von Caillebotte oder „Das Konzertcafe“ von Boldini eine Inspiration für Manets Gemälde darstellten, sind nicht auszuschließen. Ebenso gibt es Hinweise darauf, dass der Roman namens „Der Bauch von Paris“ von Zola eine ausschlaggebende Quelle gewesen sein könnte, da in einem Abschnitt eine sehr ähnliche Szene wie die in Un Bar aux Folies-Begère beschrieben wird.9 Einzuordnen ist die Entstehung des Gemäldes in die Zeit des Impressionismus. Alte Traditionen werden aufgebrochen, die Künstler begeben sich in die Natur und vor Ort um Momentaufnahmen festzuhalten. Auch das Stichwort Seelenmalerei kennzeichnet den Impressionismus, so tragen diese Gegebenheiten sicherlich zur Entstehung des Gemäldes bei. Auffallend ist an บท Bar aux Folies-Bergère, dass sich die typische getupfte Malweise des Impressionismus größtenteils im Hintergrund findet, der Vordergrund gleicht eher einer realistischen Momentdarstellung.

2.2. Vergleich des Gemäldes mit der Vorskizze

Zu dem Gemälde บท Bar aux Folies-Bergère existiert eine Vorskizze, dessen grundsätzlicher Aufbau dem Originalbild kaum gleicht. Betrachtet man diese Gegebenheit genauer, lassen sich bereits einige Hinweise auf spätere Interpretationsansätze finden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2 Edouard Manet, Skizze zu "บท bar aux Folies-Bergère", 1881; Amsterdam, Stedelijk Museum

So lässt sich in der Skizze deutlich die Szene erkennen, die ebenso in dem Endgemälde dargestellt wird, jedoch ist der Bildausschnitt ein anderer und auch die Dame an der Bar wurde eindeutig durch ein anderes Modell ersetzt.

Die Skizze schneidet die Theke der Bar am linken Rand ab, lässt sie aber in der rechten unteren Ecke vor dem Bildrand enden. Dies begünstigt die im Spiegel dargestellte Position des Mannes an der Bar, der dann in Wirklichkeit leicht außerhalb des Blickfelds am Rande der Bar Stehen könnte. Auch ist die Barfrau leicht gedreht dargestellt, wodurch der in der Spiegelung dargestellte Blickkontakt durchaus nachzuvollziehen ist. So ist auch eine mögliche Identifikation des Betrachters mit dem Mann an der Bar gegeben, anders als in dem endgültigen Gemälde.10

Insgesamt weist dieses im Gegensatz zur Vorskizze deutlich mehr horizontale Gliederungselemente auf. Das gesamte Bild ist sehr plan und frontal zum Betrachter angelegt.

[...]


1 Belting, S. 12

2 Vgl. ebd. S. 20ff.

3 Vgl. Ranke 1984, S.478ff.

4 Vgl. ebd, S. 478f.

5 Vgl. Körner 1996, S. 198f.

6 Vgl de Duve 2000, S. 75ff.

7 De Duve 2000, S. 78.

8 Vgl. ebei. S. 75IT.

9 Vgl. Ranke 1984, S. 480f.

10 Vgl. Busch 1956, s.6f.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Selbstreflexion der Malerei. Eine Analyse des Gemäldes "Un Bar aux Folies-Bègeres" von Edouard Manet
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2018
Seiten
20
Katalognummer
V450131
ISBN (eBook)
9783668839366
ISBN (Buch)
9783668839373
Sprache
Deutsch
Schlagworte
selbstreflexion, malerei, eine, analyse, gemäldes, folies-bègeres, edouard, manet
Arbeit zitieren
Angelika Bals (Autor:in), 2018, Selbstreflexion der Malerei. Eine Analyse des Gemäldes "Un Bar aux Folies-Bègeres" von Edouard Manet, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450131

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