Die Exegese des Gleichnisses von der sich durchsetzenden Saat


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Zum Markusevangelium im Allgemeinen
2.1. Historischer Hintergrund des Evangeliums
2.2. Zur Entstehung des Evangeliums
2.3. Die Verwendung des Begriffs „Evangelium" von Markus
2.4. Die Theologie des Markus

3. Die Exegese des Gleichnisses der sich durchsetzendenSaat
3.1. Das Gleichnis der sich durchsetzenden Saat (Mk 4,3-9)
3.2. Aufbau und Gliederung des Textes
3.3. Form und Gattung des Gleichnisses
3.4. Die exegetische Analyse des Gleichnisses

4. Die Exegese der Deutung des Gleichnisses
4.1. Die Deutung des Gleichnisses der sich durchsetzendenSaat
4.2. Aufbau und Gliederung des Textes
4.3. Form und Gattung des Textes
4.4. Die exegetische Analyse des Textes

5. Hauptaussagen des Gleichnisses im Zusammenhang mitder Deutung

6. Fazit

Literatur

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit dem Gleichnis der sich durchsetzenden Saat und der dazugehörigen Deutung auseinandersetzen. Dazu werde ich zuerst den Hintergrund des Markusevangeliums beschreiben, um die Situation zu veranschaulichen, in der Markus, ein Anhänger Jesu Christi der zweiten christlichen Generation, das Evangelium verfasst hat, denn der Verfasser gibt dem Geschriebenen immer eine eigene Note und lässt seine Erfahrungen so manches mal mit hineinfließen. Dabei soll auch auf die Theologie des Markus eingegangen werden, um seinen Blickwinkel zu verdeutlichen, aus dem er das Evangelium und besonders das zu behandelnde Gleichnis schrieb.

Anschließend wird das Gleichnis exegetisch analysiert, ebenso die Deutung. Die Interpretation des Gleichnisses findet im Zusammenhang mit der Deutung statt, da die Deutung ja eine Interpretation des Gleichnisses darstellen soll. Dabei gilt mein Interesse auch der Veränderung des Schwerpunktes im Gleichnis, wenn es durch die Deutung erklärt wird.

Da ich dieses Gleichnis gut kenne und es für mich eine hohe Aussagekraft besitzt, habe ich mich für dessen Analyse entschieden, um es im Kontext der damaligen Situation der Christen zu sehen und zu begreifen, in der Erwartung, meine Sicht zu erweitern.

2. Zum Markusevangelium im Allgemeinen

2.1. Historischer Hintergrund des Evangeliums

Als Quelle für die Beschreibung des historischen Hintergrundes wird hier ausschließlich Schenke benutzt.

Als das Markusevangelium verfasst wurde, herrschte in Judäa Kriegszustand. Hier bedient Schenke sich der Geschichtswerke des jüdischen Schriftstellers Josephus Flavius, welcher Augenzeuge in der Zeit vor, während und nach dem jüdischen Krieg war. Der jüdische Krieg wird hier nicht selbst beschrieben, sondern vielmehr seine Auswirkungen auf die jüdische Bevölkerung in den hellenistischen Städten des Landes und des römischen Reiches.

Durch die verantwortungslose Politik des römischen Prokurators Cessius Florus bildeten sich Aufstände der Bevölkerung in Judäa gegen die römische Besatzungsmacht. Währenddessen stritten sich die Juden in Caesarea mit den syrischen Einwohnern um die Vorherrschaft der Stadt, da diese von einem Juden gegründet worden war. Als die Hellenen von Caesarea diesen Streit vor Nero gewannen und die Vorherrschaft der Stadt beurkundet hatten, brach dort ein Krieg aus. Die Nachricht davon drang bis nach Jerusalem vor. Auch dort ging der Streit zwischen Juden und Hellenen so weit, dass das Opfer für den Kaiser eingestellt wurde, eine klare Kriegserklärung gegen Rom. Als die aufständischen Juden, die „Zeloten“, schließlich eine römische Festung belagerten und dort ein Massaker anrichteten, waren viele blutige Ausschreitungen gegen alle Juden im Land die Folge. Nun wurden in immer mehr hellenistischen Städten die jüdischen Bürger von den Bewohnern umgebracht, so dass letztendlich sehr viele Juden vom Krieg betroffen waren.

Noch bevor der jüdische Krieg ausbrach, verließen die Christen aus Jerusalem die Stadt, da die aufständischen Juden die Stadt beherrschten und den Tempel entweihten. Für die Christen war das ein Zeichen für das baldige Strafgericht Gottes, da sie in der Erwartung der eschatologischen Wende lebten. Ob sie zuerst in die Berge Judäas flohen und ihnen schon während oder erst nach dem Krieg eine hellenistische Stadt als Wohnsitz zugewiesen wurde, ist nicht eindeutig erwiesen worden. Durch die Auflösung der Jerusalemer Gemeinde durch den jüdischen Krieg wurde die Epoche des Urchristentums beendet. Da die eschatologische Naherwartung sich nicht erfüllt hatte, begriff die Gemeinde ihre Aufgabe der Weltmission. Die eschatologische Naherwartung blieb jedoch. In dieser Zeit erlebten die christlichen Gemeinden eine Zeit des Umbruchs. Durch den jüdischen Krieg waren sie oft in lebensgefährlichen Situationen, da auch ihre politische Haltung zum römischen Staat noch nicht geklärt war. Es entstanden Fragen bezüglich der Bewahrung der Traditionen, der theologischen und organisatorischen Neuorientierung in der Zeit des Umbruchs. Diese Fragen waren für die Christen von existentieller Bedeutung.

Inmitten dieser Zeit schrieb Markus sein Evangelium und unternahm damit den Versuch, anhand der Lehre und Weisungen Jesu authentische Antworten auf die Fragen der Christen zu geben (vgl.Schenke, S.11-28).

2.2. Zur Entstehung des Evangeliums

Der Name des Autors ist nicht genau bekannt. Seine Identität wird nicht preisgegeben. Durch altkirchliche Nachrichten wird der Name Markus jedoch einigermaßen gesichert. Zudem wäre dem Autor wohl ein berühmterer Name zugedacht worden, wenn er nicht schon unter dem Namen Markus bekannt gewesen wäre.

Auch die Herkunft des Autors ist nicht genau feststellbar. Er scheint laut Schenke mit den Jerusalemer Ortschaften vetraut zu sein, doch die geografische Lage der Orte, in die er Jesus führt, scheint nur teilweise zu stimmen, was trotzdem für einen Jerusalemer Bürger sprechen kann, da diese früher keine genaueren Kenntnisse vom Umland hatten. Auch die Art der Verwendung der griechischen Sprache deutet auf eine erlernte Fremdsprache des Autors hin, was ein weiteres Indiz für seine Herkunft aus Jerusalem ist. Sicher ist sich Schenke, dass der Autor nicht zu den ersten zwölf Jüngern Jesu gehört, jedoch könnte die Bedeutung, die er ihnen zuteilt, ein Beweis für seine Jerusalemer Herkunft sein, da nur hier die „Zwölf“ in der Kirche der Frühzeit gewirkt hatten ( vgl. Schenke, S.28ff.).

Der Entstehungsort des Markusevangeliums kann laut Schweizer nicht festgestellt werden. Es ist lediglich sicher, dass es „irgendwo im römischen Imperium“( Schweizer, S.9) geschrieben wurde.

Die Leserschaft, an die sich Markus richtet, besteht laut Schweizer aus Heiden- und Judenchristen. Für erstere unter der Leserschaft spricht, dass Markus aramäische Ausdrücke übersetzt ( vgl. Mk.5,41) und jüdische Bräuche erklärt ( vgl. Mk.7,3f ). Folglich kann davon ausgegangen werden, dass die Leser weder mit der jüdischen Sprache aramäisch noch mit jüdischen Bräuchen vertraut sind. Da Markus sich auch mit dem Problem reiner und unreiner Speisen befasst ( vgl. Mk 7,15ff), welches nur für Juden gilt, geht Schweizer davon aus, dass Markus sein Evangelium an christliche Gemeinden richtet, die aus Juden- und Heidenchristen bestehen ( vgl. Schenke, S.32ff).

Die Entstehungszeit des Markusevangeliums wird auf die Zeit um kurz vor 70 n.Chr. geschätzt. Dafür sind laut Schenke einige Hinweise zu erkennen, von denen an dieser Stelle einige angeführt werden sollen.

Zum einen blickt der Autor auf die „Zwölf“ als eine Größe der Vergangenheit zurück, in der Gegenwart hatten sie jedoch keine Funktion mehr.

Außerdem ist die christliche Gemeinde, die sich aus Juden- und Heidenchristen zusammensetzt, zum Entstehungszeitpunkt des Evangeliums bereits streng vom Judentum geschieden, denn während die jüdischen Gemeinden laut Markus „nach Menschensatzungen handeln“(Mk.7,1-13), strebt die christliche Gemeinde nach dem Befolgen des von Jesus verkündeten Willens Gottes (vgl. Schenke, S.35ff).

Aus diesen Hinweisen lässt das Markusevangelium sich als eine Schrift der zweiten urchristlichen Generation deuten.

Darüber hinaus ist die um 70 n.Chr. geschehene Zerstörung Jerusalems noch nicht eingetreten, steht aber kurz bevor. Die im Markusevangelium verfasste Warnung (vgl. Mk.13,14-20) wird von Schenke so gedeutet, dass der Autor nicht auf den Fall Jerusalems zurück-, sondern vorausblickt (vgl. Schenke, S.37f).

Die Quellen des Markusevangeliums sind laut Schweizer vermutlich Berichte über die Worte und Taten Jesu, die im Jüngerkreis schon vor, aber ganz besonders nach Ostern mündlich weitergegeben wurden. Diese wurden schon vor Markus zusammengestellt und nach bestimmten Stichwörtern geordnet, damit man sie nicht vergessen würde. Sie hatten den Sinn, die Jüngerschaft gemäß Jesu Vorstellungen zu lehren und wurden zur gottesdienstlichen Verkündigung genutzt, beispielsweise für den Unterricht von Taufbewerbern. Die Passionsgeschichte war schon relativ früh zusammenhängend erzählt worden, was vermutlich den Grund hatte, dass sie in jeder Karwoche aufs neue erzählt wurde und dadurch selbst Einzelheiten nicht in Vergessenheit gerieten. Später wurde auch sie aufgeschrieben (vgl. Schweizer, S.3).

2.3. Die Verwendung des Begriffs „Evangelium“ von Markus

Das Wort „Evangelium“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „Freudenbotschaft“. Bedeutsam wird das Wort erst in der nachösterlichen Zeit. Es wird zum grundlegenden missionstechnischen Begriff der frühen urchristlichen Gemeinden. In der Redequelle „Q“ ist das „Evangelium“ die prophetische Botschaft vom kommenden Reich, Paulus bezeichnet damit die christliche Verkündigung über Tod und Auferstehung Jesu, welche die Welt zum Glauben an Jesus Christus und zur Heilung durch ihn aufruft (vgl. Schweizer, S.11f).

Indem Markus seine Schrift „Evangelium“ nennt, bezieht er das ganze Leben Jesu in diesen Begriff mit ein. Für ihn ist Evangelium Jesu Leben, von der Johannestaufe bis zum Kreuz, was diesen Begriff nicht zur bloßen Geschichtserzählung abstuft, sondern auch bei ihm zuerst Predigt bleibt. Markus fertigt keine einfache Lebensbeschreibung von Jesus an, er bietet in seiner Zusammenstellung seines Materials das Evangelium von Jesus Christus (vgl. Pesch, 1980).

2.4. Die Theologie des Markusevangeliums

Laut Pesch fällt es schwer, von einer eigenständigen Theologie des Markus zu reden, denn er ist vermutlich ein „konservativer Sammler und Redaktor des Überlieferungsstoffes“ ( Pesch, 1980 ) und hat die überlieferten Traditionen wenig bearbeitet. Eher könnte man sagen, dass Markus die Theologie seiner Traditionen repräsentiert. Daher muss die Theologie der einzelnen Traditionen herausgearbeitet werden.

Zu beachten ist der Standpunkt des Verfassers. Er schreibt das Evangelium laut Pesch nicht als unbeteiligter Beobachter, sondern als ein an Jesus Christus glaubender Mensch und damit aus einem nachösterlichen Standpunkt. Daher trägt er die Fragen und Themen seiner Zeit auch in die Darstellung der Geschichte Jesu hinein. Dies wird beispielsweise in den Kapiteln 6-8 deutlich, die von der Heidenmission handeln, ebenso in den Kapiteln 8-10, deren Thema die Nachfolge ist.

Das Markusevangelium ist durch die Zusammentragung des Materials und die Redaktion der Markus vorliegenden Traditionen nun ein theologisches Werk mit einer theologischen Gesamtaussage. Es bietet eine geschlossene Theologie über die Geschichte und Verkündigung Jesu Christi. Diese soll an dieser Stelle nach Rudolf Pesch in drei theologische Schwerpunkte gegliedert werden.

1. Die Sendung des Messias Jesus

Das Evangelium wird als Evangelium Jesu Christi eingeführt. Somit wird Jesus, der Messias, als Thema des Evangeliums vorgestellt. Dies tut Markus mittels des christologischen Begriffs „Christus“, der im Urchristentum schon geläufig war. Weiterhin bezeichnet er Jesus als den „Sohn Gottes“. Seine Gottessohnschaft wird dem Leser bei Jesu Taufe (Mk 1,11) und seiner Verklärung (Mk 9,7) deutlich gemacht. Auch das Bekenntnis des Hauptmanns beim Tode Jesu bringt die Gottessohnschaft zum Ausdruck. Die Christusbezeichnung wird durch eine Bekenntnis von Petrus in Mk 8,29 deutlich, und auch Jesus selbst interpretiert sich in Mk 8,31 als Christus in Form des leidenden Menschensohnes.

Diese Textstellen zeigen die christologische Intention des Evangeliums. Mit den Titeln werden entsprechende Heilserwartungen verbunden, die durch Jesus neu bestimmt werden.

Markus beschreibt genau, in welchem Sinne Jesus der Messias ist, nämlich in der gelebten Sendung von Gott, was in seinem geschichtlichen Wirken deutlich wird. Wichtig ist dabei, dass das Evangelium im Ganzen, nicht bloß Jesu Wirken, die wahre Messianität Jesu offenbart. Diese wird erst durch den Kreuzestod und die Auferstehung verständlich (vgl. Pesch, 1980).

2. Die nahegekommene Gottesherrschaft

Die christologische Intention des Evangeliums ist zu zeigen, dass Jesus nicht nur der Inhalt, sondern vor allem der Verkünder des Evangeliums ist. Gleich bei seinem ersten öffentlichen Auftritt verdeutlicht Jesus seine Aufgabe, das Evangelium Gottes mit dem zentralen Inhalt der nahgekommenen Gottesherrschaft zu verkünden (Mk 1,15). Durch sein Wirken (Heilungen, Dämonenaustreibungen,usw.) zeigt er, dass Gottes Herrschaft menschenfreundlich ist und sich als Heil erweist. Jesu Gleichnisse zeugen davon, dass sie zwar die letzte eschatologische Wirklichkeit ist, jetzt jedoch schon verborgen wirksam, wenn auch oft verkannt, ist.

Diese Botschaft muss unter die Menschen gebracht werden, damit sie wirken kann, gemäß Jesu Worten: „Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium.“(Mk 1,15). Dazu werden Menschen benötigt, die die Botschaft weitergeben (vgl.Pesch,1980).

3. Evangelium als Gedächtnis und Verheißung

Das von Jesus verkündete Evangelium ist eine Zeitansage (Mk 1,15) für den Beginn des von Gott verheißenen Heils , welches Israel, aber auch allen anderen Völkern gilt (Mk 13,10). Jesus und sein Wirken stehen für das von Gott zugesagte und jetzt schon wirksam werdende Heil. Dieses Heil gibt es ohne das Evangelium Jesu Christi nicht, daher ist es notwendig für alle Menschen, dass Jesus das Evangelium verkündet.

Das Evangelium bewahrt das Gedächtnis dieses Heils für alle Menschen, und damit bewahrt es die heilbringende Geschichte Jesu Christi vor dem Vergehen und dem Vergessen. Dabei soll sie jedoch nicht als etwas Vergangenes angesehen werden. Sie findet ihre Erfüllung in Jesus, der zwar schon auf die Erde kam, darüber hinaus aber noch einmal kommen wird.

Die Gemeinde in der Nachfolge Jesu trägt dieses Gedächtnis weiter und verkündigt die darin enthaltene Verheißung für die Menschen. Viele Texte (Mk 8,34-38;10,17-31) im Markusevangelium zeugen von der Lebensverheißung Jesu Christi (vgl.Pesch,1980).

[...]

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Exegese des Gleichnisses von der sich durchsetzenden Saat
Hochschule
Universität Hildesheim (Stiftung)  (Institut für evangelische Theologie)
Veranstaltung
Gleichnisse im Religionsunterricht
Note
1,5
Autor
Jahr
2003
Seiten
17
Katalognummer
V45245
ISBN (eBook)
9783638426787
ISBN (Buch)
9783638802406
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Exegese, Saat, Gleichnisse, Religionsunterricht, Vom Sämann, Mk 4 Verse 3-9
Arbeit zitieren
Monika Reichard (Autor:in), 2003, Die Exegese des Gleichnisses von der sich durchsetzenden Saat, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45245

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