Der Fokus dieser Arbeit liegt auf der Anti-Atomtod-Bewegung in der zweiten Hälfte der 50er-Jahre; einer Zeit, in der sich die Gesellschaft – vorwiegend getragen von der SPD – auf parlamentarischer und außerparlamentarischer Ebene stark mit der Problematik der Wiederbewaffnung und der Atombewaffnung der Bundeswehr auseinandersetzte.
Diese Diplomarbeit analysiert die These, dass der Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen Kampagne gegen den Atomtod auch im Zusammenhang mit kommunistischen Beeinflussungsversuchen seitens der DDR bewertet werden müsse. Diesbezüglich werden mehrere erkenntnisleitende Fragen gestellt. Erstens: In welchem Ausmaß hat es kommunistische Beeinflussungsversuche seitens der DDR gegeben? Zweitens: Inwieweit sind diese Beeinflussungsversuche von der SPD wahrgenommen worden und wie wurden sie gewichtet? Drittens: Welche Rolle spielten die Beeinflussungsversuche beim Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen ‚Kampf dem Atomtod’-Kampagne?
In chronologischer Abfolge wird die Haltung der SPD bis zum Jahr 1957/58 skizziert, es wird ein Überblick über die NATO-Strategien und deren Wandel im Verlauf der 50er-Jahre gegeben und die damit einhergehenden öffentlichen Reaktionen werden dargelegt. In einem Exkurs wird sodann der These nachgegangen, die Beeinflussungsversuche der DDR in der Anti-Atomtod-Bewegung markierten den Beginn einer Jahrzehnte andauernden Propagandaoffensive der DDR in der Bundesrepublik. Weitergehend beleuchtet der Autor die ersten größeren Proteste in der westdeutschen Bevölkerung gegen die atomare Ausrüstung der Bundeswehr und das nukleare Wettrüsten, die wenig später erfolgte Gründung des Ausschusses ‚Kampf dem Atomtod’ und die Bundestagsdebatte Ende März 1958, an deren Ende die Entscheidung zur Atombewaffnung stand.
In mehreren Kapiteln widmet sich die Arbeit den Höhepunkten der Anti-Atomtod-Kampagne und den Diskussionen im ZK der SED über die weitere Agitationsarbeit in Westdeutschland. Darüber hinaus wird auf die Gründung von KdA-Ausschüssen im ganzen Bundesgebiet sowie auf die Debatte über den im März 1958 eingebrachten Volksbefragungsentwurf der SPD unter dem Aspekt des Nutzens für die kommunistische Propagandakampagne der DDR eingegangen.
Die Kapitel über den Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen KdA-Kampagne im Zusammenhang mit ihrem innenpolitischen und außenpolitischen Wandlungsprozess von 1959/60 stellen gleichsam den Zielpunkt der vorliegenden Diplomarbeit dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Integration der Bundesrepublik in den Westen und die Haltung der SPD
- 2. Die Errichtung der Bundeswehr im Zeichen sich wandelnder NATO-Strategien und die Diskussion über ihre Atombewaffnung
- 3. Die Göttinger Erklärung und die parlamentarische Debatte vom 10. Mai 1957
- Exkurs: Die Diskussion auf der 33. Tagung des ZK der SED
- 4. Weitere Proteste gegen die atomare Bewaffnung der Bundeswehr und die Bundestagsdebatte vom 23. Januar 1958
- 5. Die Gründung des Ausschusses, Kampf dem Atomtod'
- 6. Die Bundestagsdebatte vom März 1958 und die Auftaktkundgebung der Kampagne,gegen den Atomtod'
- 7. Der Höhepunkt der Anti-Atomtod-Bewegung
- 7.1 Fortgesetzte Diskussionen im ZK der SED über die weitere Agitationsarbeit in Westdeutschland
- 7.2 Die Gründung von KdA-Ausschüssen im Klima der antikommunistischen bundesrepublikanischen Nachkriegsgesellschaft
- 7.3 Die Diskussion über den Volksbefragungsentwurf der SPD im Deutschen Bundestag: ein Nutzen für die Kommunisten?
- 8. Der Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen Bewegung
- 8.1 Die weitere Arbeit der KdA-Ausschüsse bis zum Herbst 1958
- 8.2 Der Berliner Studentenkongress und die Gründung des Komitees,Rettet die Freiheit'
- 8.3 Die Berliner SPD in der Offensive
- 8.4 Der außenpolitische Kurswechsel der SPD
- 8.5 Fortgesetzte kommunistische Beeinflussungsversuche als Ursache für die Desintegration der Arbeit des Bonner Ausschusses
- 9. Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rolle der SPD im, Kampf gegen den Atomtod' in den Jahren 1957-1958 und beleuchtet die komplexen Beziehungen zwischen parlamentarischer Opposition und politischer Protestbewegung. Die Untersuchung konzentriert sich auf die SPDs Positionierung in der Debatte über die Atombewaffnung der Bundeswehr und die Rolle der Partei in der sich entwickelnden Anti-Atomtod-Bewegung.
- Die Integration der Bundesrepublik in den Westen und die Haltung der SPD
- Die Errichtung der Bundeswehr und die Diskussion über ihre Atombewaffnung
- Die Rolle der SPD in der parlamentarischen und außerparlamentarischen Auseinandersetzung über die Atombewaffnung
- Der Einfluss kommunistischer Einflussnahme auf die Anti-Atomtod-Bewegung
- Der Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung legt den Fokus der Arbeit dar und stellt die Forschungsfrage sowie die Forschungsmethodik vor.
- Kapitel 1: Dieses Kapitel analysiert die Integrationspolitik der Bundesrepublik in den Westen und die Haltung der SPD in diesem Kontext.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel untersucht die Entstehung der Bundeswehr und die kontroverse Debatte um ihre Atombewaffnung.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert die Göttinger Erklärung und die parlamentarische Debatte vom 10. Mai 1957.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel beleuchtet weitere Proteste gegen die Atombewaffnung der Bundeswehr und die Bundestagsdebatte vom 23. Januar 1958.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel beschreibt die Gründung des Ausschusses, Kampf dem Atomtod'.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel erläutert die Bundestagsdebatte vom März 1958 und die Auftaktkundgebung der Kampagne,gegen den Atomtod'.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel beleuchtet den Höhepunkt der Anti-Atomtod-Bewegung und die Gründung von KdA-Ausschüssen.
- Kapitel 8: Dieses Kapitel analysiert den Rückzug der SPD aus der außerparlamentarischen Bewegung, die Gründung des Komitees,Rettet die Freiheit', und den außenpolitischen Kurswechsel der SPD.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Schlüsselbegriffen parlamentarische Opposition, politische Protestbewegung, Atombewaffnung, Bundeswehr, Göttinger Erklärung, Anti-Atomtod-Bewegung, SPD, kommunistische Einflussnahme, und Desintegration.
- Arbeit zitieren
- Ralf Moeck (Autor:in), 2019, Zwischen parlamentarischer Opposition und politischer Protestbewegung. Die SPD im "Kampf gegen den Atomtod", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454499