Im Verlauf der Arbeit soll untersucht werden, wie Konrad die Beziehung zwischen Achill und Patroclus inszeniert und ob eine Form der homosexuellen Liebe implizit oder explizit ausgedrückt wird. Ebenfalls wird Augenmerk auf Konrads Konzeption von Männlichkeit und Weiblichkeit gelegt, welche insbesondere in der Achill-Deidamia-Episode zum Ausdruck kommt. Zunächst werden im folgenden Kapitel Begriffe aus der Geschlechterforschung, die im Rahmen der vorliegenden Arbeit benutzt werden, kurz definiert und erläutert.
Sowohl der 2004 erschienene Film „Troy“ mit Brad Pitt als auch die in diesem Jahr veröffentlichte gleichnamige Netflix-Serie und ebenso der von Madeline Miller verfasste Roman „Das Lied des Achill“ sind Beispiele dafür, dass die antike Trojasage auch heute noch insofern ‚aktuell‘ ist, dass ihre Rezipienten Gefallen an ihr finden. Vor allem die beiden letzteren Beispiele behandeln eine Thematik, die im alten Griechenland als selbstverständlich aufgefasst wurde, nämlich die Liebe zwischen zwei Männern.
Viele antike Autoren, darunter Plato und Aeschylus, nahmen eine romantische Beziehung der antiken Waffenbrüder Achill und Patroclus an. Dass eben jene Beziehung, sowohl in der Serie „Troy“, als auch in Millers Roman thematisiert wird, ist in einem Zeitalter, in dem ‚Gender-Studies‘ so sehr wie noch nie zuvor im Fokus der Forschung und der Öffentlichkeit stehen, nicht verwunderlich. Innerhalb der mediävistischen Forschung ist der Blick auf die Geschlechterkonstellationen und die Geschlechterrollen nichts Neues. Während zuvor meist das durch Literatur vermittelte Frauenbild im Vordergrund stand, konzentrieren sich aktuelle Arbeiten immer häufiger auf literarisch vermittelte Konzepte von Männlichkeit. Konrads von Würzburg Trojanerkrieg ist einer der am häufigsten untersuchten, aus dem deutschen Mittelalter stammenden, Trojatexte und wahrscheinlich auch der größte: 40424 Reimpaarverse umfasst das Werk, wobei Konrad die Geschichte nicht mehr selbst beenden konnte und noch weitere 9412 Verse von einem anonymen Fortsetzer hinzugefügt wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Gender Studies in der Mediävistik?
- Die Achill-Deidamia-Episode
- Konrads Konzeption von manheit, wîbheit und minne
- Implizierte Homosexualität
- Freundschaftsgeschichte der Waffenbrüder Achill und Patroclus
- Gemeinsame Erziehung beim Zentauren Schyron
- Erfundene Begrüßungsszene vor Troja
- Die Totenklage des Achill um Patroclus
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert Konrads von Würzburgs „Trojanerkrieg“ im Hinblick auf die Beziehung zwischen Achill und Patroclus und untersucht, ob eine Form der homosexuellen Liebe implizit oder explizit ausgedrückt wird. Die Arbeit beleuchtet außerdem Konrads Konzeption von Männlichkeit und Weiblichkeit, insbesondere in der Achill-Deidamia-Episode.
- Gender-Konzepte im Mittelalter
- Homosexualität und Sex-Gender-Ambivalenz in literarischen Texten
- Konrads Darstellung der Freundschaft zwischen Achill und Patroclus
- Die Rolle der Achill-Deidamia-Episode in Bezug auf Geschlechterrollen
- Die Inszenierung von Männlichkeit und Weiblichkeit im „Trojanerkrieg“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Homosexualität in der antiken Trojasage ein und erklärt die Relevanz von Gender Studies in der mediävistischen Forschung. Das zweite Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Gender-Begriffen für die Analyse mittelalterlicher Texte und stellt die theoretischen Grundlagen der Genderforschung vor. Das dritte Kapitel analysiert die Achill-Deidamia-Episode, fokussiert auf Konrads Konzeption von Männlichkeit und Weiblichkeit und untersucht Andeutungen von impliziter oder expliziter Homosexualität. Der vierte Abschnitt widmet sich der Darstellung der Freundschaft zwischen Achill und Patroclus, untersucht die gemeinsame Erziehung der beiden Helden und analysiert die von Konrad erfundene Begrüßungsszene vor Troja.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Homosexualität, Sex-Gender-Ambivalenz, Freundschaft, Männlichkeit, Weiblichkeit, mittelalterliche Literatur, Trojasage, Konrad von Würzburg, „Trojanerkrieg“, Gender Studies, Mediävistik.
- Quote paper
- Kevin Kiy (Author), 2018, Implizite Homosexualität und Sex-Gender-Ambivalenz in Konrads von Würzburg "Trojanerkrieg", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454822