Ziel dieser Arbeit ist es herauszustellen, ob das Buch "Die Wanderhure" ein historischer Roman ist. Dazu wird zunächst die Grundlagenliteratur von Hugo Aust herangezogen, ergänzt durch aktuelle Forschungsarbeiten zum historischen Roman von Hasberg, Rüsen und Rauen, sowie eine Tropenanalyse zum Buch "Die Wanderhure" nach Hayden White.
Diese Analyse bezieht sich explizit auf den ersten Teil der Wanderhuren-Reihe, um einen explorativen Rahmen in die Analyseproblematik zum historischen Roman zu geben. Schlussendlich soll deutlich werden inwieweit sich Hugo Austs Kriterien für einen Historienroman und Hayden Whites Tropenanalyse auf das Buch anwenden lassen und inwiefern die Autoren sich an historischen Tatsachen orientierten. Dies geschieht in erweiterter Form anhand der Betrachtung des historisch gesicherten Frauenbildes und dem Umgang mit Prostitution im Spätmittelalter, welches anhand der Forschungsliteratur von Rossiaud, Duby und Jewell erarbeitet wird. Der Vergleich der tatsächlichen Historizität des Konstanzer Konzils mit dem im Roman dargestellten Ereignis, am Beispiel Jan Hus, wird zum einen durch die editierte Fassung der zeitgenössischen Konzilschronik von Ulrich Richental und aktueller Forschungsliteratur durch Illgner und Maurer dargestellt.
In unserer modernen Medienwelt gibt es einige Gattungsarten, die sich stereotypischer Darstellungen des finsteren Mittelalters bedienen, wie Gewalt, Krieg, Frauenverachtung und qualvollen Einzelschicksalen der Menschen. Immer mehr Dokumentationen, Sachbücher und historische Romane versuchen sich von dieser sensationellen Darstellung zu distanzieren und bemühen sich um eine historisch korrekte Darstellung ihres Inhalts. Jedoch bleibt der Fokus auf dem Unterhaltungsfaktor der Leser*innen, weshalb dieser Spagat nicht immer gelingt.
Im Jahr 2004 etablierte das Autorenpaar Iny Lorentz im deutschsprachigen Raum die Buchreihe um "Die Wanderhure". Mittlerweile befindet sich der erste Teil dieser Buchreihe in der 28. Auflage und erhielt eine eigene Buchverfilmung. Dementsprechend kann das Autorenpaar Iny Lorentz zu den erfolgreicheren Autoren des Genres gezählt werden, deren Schreibstil und Thematik ein breites Publikum anspricht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wanderhure als historischer Roman?
- Die Wanderhure zwischen Fakt und Fiktion – eine Analyse nach Hayden White
- Die Ideologie Hayden Whites
- Fiktionale Matrix der Geschichtsschreibung: Untersuchung der Tropen
- Die Romanze
- Die Tragödie
- Die Komödie
- Die Satire
- Fazit zu den Tropen
- Das Frauenbild nach Iny Lorentz im Vergleich mit dem wissenschaftlichen Frauenbild des Spätmittelalters
- Die Prostitution in der Wanderhure im Vergleich mit der wissenschaftlichen Darstellung der damaligen Zeit
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist es herauszustellen, ob das Buch „Die Wanderhure“ ein historischer Roman ist. Hierfür werden die Kriterien von Hugo Aust herangezogen, sowie eine Tropenanalyse nach Hayden White durchgeführt. Des Weiteren wird das Frauenbild und der Umgang mit Prostitution im Spätmittelalter anhand der Forschungsliteratur von Rossiaud, Duby und Jewell betrachtet. Der Vergleich der tatsächlichen Historizität des Konstanzer Konzils mit dem im Roman dargestellten Ereignis, am Beispiel Jan Hus, wird durch die editierte Fassung der zeitgenössischen Konzilschronik von Ulrich Richental und aktueller Forschungsliteratur durch Illgner und Maurer dargestellt.
- Analyse des Romans „Die Wanderhure“ anhand der Kriterien von Hugo Aust
- Tropenanalyse nach Hayden White: Romanze, Tragödie, Komödie, Satire
- Vergleich des Frauenbildes im Roman mit dem wissenschaftlichen Frauenbild des Spätmittelalters
- Analyse der Darstellung von Prostitution im Roman im Vergleich mit der wissenschaftlichen Darstellung der damaligen Zeit
- Bewertung der Historizität des Romans anhand der Analyse der tatsächlichen Ereignisse des Konstanzer Konzils
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problemstellung vor und erläutert die Zielsetzung und die Vorgehensweise der Arbeit.
- Das Kapitel „Die Wanderhure als historischer Roman?“ untersucht den Roman anhand der Kriterien von Hugo Aust und stellt fest, dass die Wanderhure diese erfüllt.
- Das Kapitel „Die Wanderhure zwischen Fakt und Fiktion – eine Analyse nach Hayden White“ führt eine Tropenanalyse des Romans durch und zeigt, dass sich die Wanderhure nicht eindeutig in eine von White erarbeitete Kategorie einordnen lässt.
- Das Kapitel „Das Frauenbild nach Iny Lorentz im Vergleich mit dem wissenschaftlichen Frauenbild des Spätmittelalters“ vergleicht die Darstellung des Frauenbildes im Roman mit dem wissenschaftlichen Frauenbild des Spätmittelalters und zeigt Unterschiede und Gemeinsamkeiten auf.
- Das Kapitel „Die Prostitution in der Wanderhure im Vergleich mit der wissenschaftlichen Darstellung der damaligen Zeit“ analysiert die Darstellung von Prostitution im Roman und stellt fest, dass diese zwar einige realistische Elemente aufweist, jedoch auch stark vereinfacht und klischeehaft ist.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: historischer Roman, Tropenanalyse, Hayden White, Frauenbild, Spätmittelalter, Prostitution, Konstanzer Konzil, Jan Hus, Ulrich Richental.
- Quote paper
- Alina Willkomm (Author), 2019, "Die Wanderhure" zwischen Fakt und Fiktion. Eine Analyse nach Hayden White, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457719