Die Frage nach den Ursachen für den Aufstand vom 17. Juni 1953 impliziert ihrerseits einen komplexen Fragenkatalog: Kam der Aufstand zum Ausbruch, weil sich die DDR seit Monaten in einer tiefen wirtschaftlichen Krise befand und der Lebensstandart der Menschen vor diesem Hintergrund drastisch gesunken war? Waren es die repressiven Maßnahmen der Regierung, der „totale soziale Krieg“ (Werkentin 2002) gegen die eigene Bevölkerung – insbesondere gegen die Bauern –, der einen offenen Konflikt heraufbeschwor? Bestand ein Zusammenhang zwischen Aufstand und „Republikflucht“? Stimulierte der Beschluss der SED-Regierung, die Produktionsnormen um mindestens zehn Prozent zu erhöhen, den Ausbruch des Aufstandes oder die Tatsache, dass dieser Beschluss, selbst im Rahmen des Neuen Kurses, nicht zurückgenommen wurde? War es das selbstkritische Fehlereingeständnis der Regierung, das die Massen mobilisierte? Brach der Aufstand aus, weil das Regime mit diesem Fehlereingeständnis erstmals Schwäche zeigte? Eskalierte der Aufstand, weil die Menschen den Neuen Kurs als eine Bankrotterklärung des Regimes auffassten?
In jedem Falle – darauf weisen die hier gestellten Fragen hin – kann ein Zusammenhang zwischen dem Aufstand und bestimmten krisenhaften Verhältnissen, die im Vorfeld des 17. Juni innerhalb der DDR herrschten, angenommen werden. Von dieser Annahme ausgehend impliziert die Frage nach den Ursachen des Aufstandes, zum einen die Frage nach dem Ausmaß und den wirtschaftlichen sowie gesellschaftlichen Konsequenzen jener Krisen und zum anderen die Frage, inwieweit diese den Aufstand provoziert bzw. ausgelöst haben könnten. In diesem Zusammenhang werden vier Maßnahmen der SED-Regierung sowie deren Hintergründe, ihre krisenhaften Folgen und die Reaktionen der DDR-Bevölkerung auf diese Umstände analysiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zwangskollektivierung und Enteignung - eine Ursache für den Aufstand?
- Politik nach der 2. Parteikonferenz
- Politik gegen die Großbauern als Ursache für den Aufstand?
- Folgen der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft
- Angst und Misstrauen - Protest und Republikflucht…
- Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung. .
- Ursachen für den Aufstand: Ergebnisse eines totalen sozialen Krieges….
- Die Militarisierung - eine Ursache für den Aufstand?
- Vorgeschichte: Gründe für das militärökonomische Denken der UdSSR…….
- Konzentration auf die Schwerindustrie, Vernachlässigung der Leichtindustrie…
- Folgen für das zivile Bauwesen…
- Folgen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln…
- Reaktionen auf den niedrigen Lebensstandart.
- Ablehnung der Militarisierung – Verschärfung des Konflikts?
- Ursachen für den Aufstand: Die Aufrüstung und ihre Folgen……
- Die Normenerhöhung und ihre Folgen………
- Haushaltslöcher als Voraussetzung..
- Die Normenerhöhung – eine genuine Ursache für Protesthaltung?..\li>
- Ursachen für den Aufstand: Normenerhöhung…
- Der Neue Kurs..
- Gründe für die Kurskorrektur.
- Keine Rücknahme der Normenerhöhung – eine unmittelbare Ursache für den Aufstand?......
- Eingestehen von Fehlern – eine Mobilisierung der Massen?..\li>
- Eine geschwächte SED wirkt mobilisierend?
- Staatsbankrott…………..
- Ursachen für den Aufstand: Der Neue Kurs….
- Fazit…
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Ursachen des Aufstandes vom 17. Juni 1953 in der DDR. Sie analysiert, ob und inwieweit die wirtschaftlichen, ökonomischen und gesellschaftlichen Krisen in der DDR zum Ausbruch des Aufstandes beigetragen haben.
- Die Folgen der Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft für die Bevölkerung.
- Die Auswirkungen der Militarisierungspolitik der SED auf den Lebensstandard der Menschen.
- Die Folgen der Normenerhöhung für die Arbeiter und ihre Familien.
- Die Reaktionen der Bevölkerung auf den Neuen Kurs der SED-Regierung.
- Der Zusammenhang zwischen dem Aufstand und der Republikflucht.
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel befasst sich mit der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in der DDR und den damit verbundenen repressiven Maßnahmen der SED gegen die Bauern. Es analysiert die Reaktionen der Bauernschaft und die ökonomischen und wirtschaftlichen Folgen der Kollektivierung.
- Das zweite Kapitel untersucht die Gründe und Folgen der Militarisierungspolitik der SED. Es beleuchtet die Auswirkungen der Vernachlässigung der Leichtindustrie zugunsten der Schwerindustrie auf den Lebensstandard der Menschen und die Haltung der Bevölkerung zur Aufrüstung der DDR.
- Das dritte Kapitel analysiert die Ursachen für die Normenerhöhung und deren Folgen für die Arbeiter und ihre Familien. Es untersucht die Stimmung der Arbeiterschaft angesichts der Maßnahmen der SED.
- Das vierte Kapitel geht auf die Gründe für den Kurswechsel der SED-Regierung ein und zeigt die Konsequenzen des Neuen Kurses auf. Es analysiert insbesondere die Reaktionen der Arbeiter auf die Tatsache, dass die Normenerhöhung nicht zurückgenommen wurde und die Folgen der selbstkritischen Haltung der SED-Führung.
Schlüsselwörter
Der Aufstand vom 17. Juni 1953, Zwangskollektivierung, Enteignung, Militarisierung, Normenerhöhung, Neuer Kurs, Lebensstandart, Republikflucht, SED, DDR.
- Quote paper
- Benjamin van Well (Author), 2005, Welche Ursachen hatte der Aufstand vom 17. Juni 1953?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45848