Eine mittlerweile unüberschaubare Fülle an Literatur bezüglich der Thematik ‚Macht’ verdeutlicht sehr schnell, dass es sich als äußerst schwierig erweisen wird, eine nahezu einheitliche Definition oder auch nur ein einheitliches Verständnis von ‚Macht’ zu erhalten.
Die Machtanalyse innerhalb der politischen Theorie, welche ‚Macht’ lediglich und ausschließlich in den Kontext der Person des Souveräns setzt, handelt sich das Problem ein, diese in den damit einhergehenden Kategorien der Souveränität analysieren zu müssen. Macht in Abhängigkeit von etwas zu definieren, beispielsweise in Abhängigkeit eines Konstruktes wie des Staates, impliziert immer schon einen bestimmten Charakter der Macht. Folglich stünde die Macht in einem Identitikationsverhältnis mit den Eigenschaften des Staates. In diesem Falle wäre sie lediglich in negativen Kategorien, als repressive Form staatlicher Institutionen zu begreifen. Auch kann Macht, wie beispielsweise in der juridischen Machttheorie, nach Foucault nicht als ein Recht betrachtet werden, über das man wie ein Gut verfügen kann. Diese Bestimmungen greifen nach Foucault zu kurz. Andere Versuche, den Begriff ‚Macht’ ihrer Bedeutung nach zu bestimmen, liefert die moderne Psychologie. Der Behaviorismus beispielsweise setzt Macht in ein kausales Paradigma, was bedeutet,„[…] daß Macht eine Fähigkeit ist, kausale Wirkungen in der Welt hervorzurufen.“ Die Ausübung und somit die Übertragung von Macht wird als eine Kommunikation von Präferenzen gedacht. Darauf folgende Machttheorien, beispielsweise das realistische oder das kommunikative Machtmodell betonten zwar das kausale Paradigma der Macht, distanzieren sich allerdings von den„[…] positivistischen Prämissen behavioristischer Machtbegriffe.“ Die Machttheorie, die eine„[…] erhebliche systematische Affinität zu Foucaults Machtanalytik auf[weist]“ ist das Handlungsumwelt-Modell.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Foucaults Machtanalytik
- 2.1. Foucaults Nominalismus in der Machtanalytik
- 2.2. Die konzeptionelle Ebene des Machtbegriffs
- 2.3. Realanalyse der bürgerlichen Gesellschaft
- 2.4. Macht und Wissen
- 2.5. Zusammenfassung
- 3. Genealogie der abendländischen Gesellschaften
- 3.1. Die Pastoralmacht
- 3.2. Die Staatsräson
- 3.3. Die Polizey
- 3.4. Zusammenfassung
- 4. Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht Michel Foucaults Machtbegriff und seine Anwendung auf die Genealogie abendländischer Gesellschaften. Sie analysiert Foucaults nominalistische Herangehensweise an den Machtbegriff und beleuchtet dessen Bedeutung für das Verständnis gesellschaftlicher Strukturen und Entwicklungen.
- Foucaults nominalistische Definition von Macht
- Die Rolle von Macht und Wissen in Foucaults Analyse
- Analyse der Machtstrukturen in der abendländischen Gesellschaft
- Die Konzepte der Pastoralmacht, Staatsräson und Polizey
- Foucaults genealogische Methode
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Schwierigkeit, eine einheitliche Definition von Macht zu finden und kritisiert bestehende Machtanalysen, die Macht zu stark an den Staat oder den Souverän binden. Sie verweist auf die Notwendigkeit einer umfassenderen Mikrophysik der Macht, wie sie Foucault anstrebt.
2. Foucaults Machtanalytik: Dieses Kapitel analysiert Foucaults Machtanalytik, beginnend mit seiner nominalistischen Perspektive. Foucault lehnt es ab, Macht als etwas Greifbares zu definieren, sondern sieht sie als einen Namen für komplexe strategische Situationen in einer Gesellschaft. Die Analyse beleuchtet die Beziehung zwischen Macht und Wissen und untersucht, wie Macht in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen wirkt. Es wird gezeigt, dass Macht nicht nur repressiv, sondern auch produktiv ist, Wissen und Diskurse formt und gesellschaftliche Normen prägt.
3. Genealogie der abendländischen Gesellschaften: Dieses Kapitel wendet Foucaults Machtanalyse auf die abendländische Gesellschaft an. Es untersucht die Entwicklung spezifischer Machttechniken, darunter die Pastoralmacht, die Staatsräson und die Polizey, und analysiert, wie diese die Gesellschaft im Laufe der Geschichte geformt haben. Das Kapitel betont die Bedeutung der Genealogie als Methode, um die Einmaligkeit historischer Ereignisse und Machtverhältnisse zu verstehen, ohne eine teleologische Sichtweise einzunehmen.
Schlüsselwörter
Macht, Foucault, Genealogie, Machtanalytik, Nominalismus, Pastoralmacht, Staatsräson, Polizey, Wissen, Diskurs, Abendländische Gesellschaften, Mikrophysik der Macht.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Foucaults Machtanalytik und die Genealogie abendländischer Gesellschaften
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht Michel Foucaults Machtbegriff und seine Anwendung auf die Genealogie abendländischer Gesellschaften. Sie analysiert insbesondere Foucaults nominalistische Herangehensweise an den Machtbegriff und dessen Bedeutung für das Verständnis gesellschaftlicher Strukturen und Entwicklungen.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Foucaults nominalistische Definition von Macht; die Rolle von Macht und Wissen in Foucaults Analyse; die Analyse der Machtstrukturen in der abendländischen Gesellschaft; die Konzepte der Pastoralmacht, Staatsräson und Polizey; und Foucaults genealogische Methode.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in vier Kapitel gegliedert: Eine Einleitung, ein Kapitel zu Foucaults Machtanalytik, ein Kapitel zur Genealogie abendländischer Gesellschaften und ein Schlusskapitel. Jedes Kapitel wird im Inhaltsverzeichnis detailliert aufgeführt und im Abschnitt „Zusammenfassung der Kapitel“ kurz zusammengefasst.
Was ist Foucaults nominalistische Perspektive auf Macht?
Foucault lehnt es ab, Macht als etwas Greifbares zu definieren. Er sieht Macht als einen Namen für komplexe strategische Situationen in einer Gesellschaft. Es ist keine Substanz, sondern ein Netzwerk von Beziehungen und Praktiken.
Welche Rolle spielen Wissen und Diskurs in Foucaults Machtanalyse?
Macht und Wissen sind in Foucaults Analyse eng miteinander verknüpft. Macht ist nicht nur repressiv, sondern auch produktiv: sie formt Wissen und Diskurse und prägt gesellschaftliche Normen.
Welche Machttechniken werden in der Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert die Entwicklung spezifischer Machttechniken in der abendländischen Gesellschaft, darunter die Pastoralmacht, die Staatsräson und die Polizey.
Was versteht Foucault unter Genealogie?
Foucault verwendet die Genealogie als Methode, um die Einmaligkeit historischer Ereignisse und Machtverhältnisse zu verstehen, ohne eine teleologische Sichtweise einzunehmen. Es geht darum, die Entstehung und Entwicklung von Machtstrukturen nachzuvollziehen.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis der Arbeit wichtig?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Macht, Foucault, Genealogie, Machtanalytik, Nominalismus, Pastoralmacht, Staatsräson, Polizey, Wissen, Diskurs, Abendländische Gesellschaften, Mikrophysik der Macht.
Welche Kritik an bestehenden Machtanalysen wird in der Einleitung geäußert?
Die Einleitung kritisiert bestehende Machtanalysen, die Macht zu stark an den Staat oder den Souverän binden. Sie betont die Notwendigkeit einer umfassenderen Mikrophysik der Macht, wie sie Foucault anstrebt.
Wie wird Foucaults Machtanalyse auf die abendländische Gesellschaft angewendet?
Das Kapitel zur Genealogie der abendländischen Gesellschaften wendet Foucaults Machtanalyse an, um die Entwicklung spezifischer Machttechniken und deren Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung im Laufe der Geschichte zu analysieren.
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- Tim Kirchner (Author), 2005, Michel Foucault. Die Bedeutung des Machtbegriffs für die Genealogie der abendländischen Gesellschaften., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45944