Über den deutschen Kolonialismus wurde lange Zeit wenig geforscht und somit war lange Zeit wenig über diese Episode deutscher Geschichte bekannt. Denkt man an die deutsche Geschichte, so assoziiert man in der Regel zuerst die NS-Zeit, anschließend die Zeit der deutschen Trennung. Was dem voran ging, ist zwar teilweise Schulstoff, gehört jedoch nicht gerade zum Allgemeinwissen. Erst seit knapp einem Jahrzehnt fangen die Deutschen an, sich intensiv auch mit der deutschen Kolonialgeschichte
auseinanderzusetzen, die ebenso finstere Ereignisse hervorbrachte, wie der Nationalsozialismus und mit diesem in einer besonderen Verbindung steht. Denn Rassismus, Herrenmenschengehabe, Vertreibung, Konzentrationslager und Vernichtungskrieg gab es schon zur Zeit der Jahrhundertwende.
Ein Beispiel hierfür ist die deutsche Kolonie Südwestafrika, das heutige Namibia. Als erste erworbene deutsche Kolonie sollte sich „Südwest“ zum Traum vieler Deutscher, aber auch zum Albtraum einer Nation entwickeln. Welche Hoffnungen die Deutschen ursprünglich in die Kolonie setzten, welche Bedürfnisse durch die Kolonien gestillt
werden sollten, welche Sehnsüchte mit dem Leben in der Kolonie verbunden waren und wie sich diese Vorstellungen im Vergleich mit dem Leben in der Heimat verhielten, ist Gegenstand dieser Arbeit. Es soll gezeigt werden, dass einer von vielen ausschlaggebenden Gründen für das Scheitern des deutschen kolonialen Vorhabens eine Herangehensweise mit von vornherein falschen – nämlich deutschen, heimischen – Maßstäben war: Eine Projektion des Bekannten auf das Unbekannte.
Zur Klärung der oben genannten Fragen betrachte ich in dieser Hausarbeit neben Sekundärtexten auch die Rolle ausgewählter zeitgenössischer Literatur, deren Inhalte, Meinungen und Botschaften ein aussagekräftiges Bild der allgemeinen Haltung den Kolonien gegenüber bilden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Deutsche Expansionspläne und „Kolonialfieber“
- Deutsch-Südwestafrika
- Herrschaftsansprüche und Eingeborenenpolitik
- Stilisierung der indigenen Bevölkerung
- Alltagsängste
- Zeitdokumente
- „Peter Moors Fahrt nach Südwest“
- „Südafrikanische Novellen“
- Zusammenfassung
- Fazit: Heimat und Fremde
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die deutsche Kolonialgeschichte in Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Sie beleuchtet die Hoffnungen, Bedürfnisse und Sehnsüchte, die die Deutschen mit der Kolonie verbanden, und analysiert die Unterschiede zwischen diesen Vorstellungen und der Realität des Lebens in der Kolonie. Die Arbeit zeigt, dass das Scheitern des deutschen Kolonialvorhabens auf eine Projektion des Bekannten auf das Unbekannte zurückzuführen ist. Sie untersucht, wie deutsche Maßstäbe und Denkweisen auf eine fremde Kultur übertragen wurden.
- Deutsche Expansion in Südwestafrika und die Hintergründe des „Kolonialfiebers“
- Die Rolle von Rassismus und Vorurteilen in der deutschen Eingeborenenpolitik
- Die Darstellung von „Heimat“ und „Fremde“ in zeitgenössischer Literatur
- Die Widersprüche zwischen den ursprünglichen Idealen und der Realität des Lebens in der Kolonie
- Die Bedeutung von Kultur und Identität im Kontext des deutschen Kolonialismus
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Forschungsfrage und den Fokus auf die deutschen Vorstellungen von „Heimat“ und „Fremde“ im Kontext des Kolonialismus in Südwestafrika.
- Deutsche Expansionspläne und „Kolonialfieber“: Dieses Kapitel untersucht die Gründe für die deutsche Expansion nach Übersee und das Entstehen des „Kolonialfiebers“ im späten 19. Jahrhundert. Es analysiert die Bedürfnisse und Ziele des expandierenden deutschen Reiches und stellt den Kontext der imperialistischen Konkurrenz in Europa dar.
- Deutsch-Südwestafrika: Das Kapitel behandelt die Entstehung der ersten deutschen Kolonie in Südwestafrika und die unterschiedlichen Perspektiven auf Bismarcks Rolle im Kolonialismus. Es beleuchtet die deutsche Sicht auf Afrika und die Folgen der Berliner Kongokonferenz.
- Herrschaftsansprüche und Eingeborenenpolitik: Dieses Kapitel analysiert die deutsche Eingeborenenpolitik in Südwestafrika und die Konstruktion von Feindbildern. Es untersucht die Rolle von Rassismus und Vorurteilen in der deutschen Kolonialverwaltung.
- Zeitdokumente: Dieses Kapitel analysiert ausgewählte zeitgenössische Texte wie „Peter Moors Fahrt nach Südwest“ und „Südafrikanische Novellen“. Die Analyse der Inhalte, Meinungen und Botschaften dieser Texte soll ein aussagekräftiges Bild der allgemeinen Haltung den Kolonien gegenüber liefern.
Schlüsselwörter
Der Text beschäftigt sich mit Themen wie deutsche Kolonialgeschichte, Südwestafrika, „Kolonialfieber“, Rassismus, Eingeborenenpolitik, „Heimat“ und „Fremde“, Kultur und Identität, zeitgenössische Literatur, und imperialistische Ambitionen. Er analysiert die Bedeutung dieser Begriffe im Kontext der deutschen Expansion und des Scheiterns des deutschen Kolonialvorhabens in Südwestafrika.
- Quote paper
- Benyamin Bahri (Author), 2012, "Heimat" und "Fremde". Sehnsüchte, Hoffnungen und Bedürfnisse zur Zeit des deutschen Kolonialismus in Südwestafrika, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/462781