Digitalisierung im Privatkundengeschäft. Chancen, Herausforderungen und Risiken für Banken


Hausarbeit, 2017

25 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Gang der Untersuchung

2. Begriffe und Grundlagen
2.1 Digitalisierung
2.2 Privatkundengeschäft

3. Chancen der Digitalisierung
3.1 FinTechs als digitaler Antreiber
3.2 Anforderungen an den erfolgreichen Vertrieb der Zukunft

4. Herausforderungen und Risiken der Digitalisierung

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Prognose zur Entwicklung der Bankfilialen in Deutschland 2013 – 2020/2025

Abbildung 2: Erwartete Marktanteile der FinTechs bis 2020

Abbildung 3: Weltweite Investitionen in FinTechs

Abbildung 4: Theorie zur Kundenzuordnung für das digitale Privatkundengeschäft

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Das derzeitig anhaltende niedrige Zinsniveau bringt Finanzinstitute in eine schwierige Situation und stellt sie vor eine besondere Herausforderung. Massiver Kostendruck und ein weitverbreitetes Misstrauen der Kunden erfordern ein grundsätzliches Umdenken bei den Banken. Um keine Kunden an Wettbewerber oder sogar Fremdanbieter zu ver-lieren, müssen Banken digitale Angebote zum integralen Bestandteil ihres Angebots machen.1 Die eigentliche Herausforderung der Banken besteht darin, ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln und dieses kontinuierlich zu überprüfen.2

Der Grund für zahlreiche Schließungen von Bankzweigstellen und Abbau von Personal ist, dass die Zahl der Onlinekonten zunehmend steigt und Kunden ihre Bankgeschäfte im Zuge der Digitalisierung über das Internet abwickeln. Ein weiterer Grund sind rück-läufige Erträge sowohl im Zinsgeschäft als auch im Provisionsgeschäft.3 Aktuell zahlen Finanzinstitute Negativzinsen in Höhe von 0,4% für ihre Einlagen bei der Bundesbank.4 Um den Kundenwunsch nach einer schnellen und weitreichenden Abwicklung ihrer Geschäfte gerecht zu werden, soll das Angebot um neue digitale Dienste erweitert werden. Dadurch sollen Kunden eine langfristige Geschäftsbeziehung aufbauen und den Mehrwert ihrer Hausbank erleben.5

1.1 Problemstellung

Durch den zunehmenden Wettbewerbskampf zwischen Finanzinstituten müssen sich Banken überlegen, wie sie weiterhin wettbewerbsfähig bleiben können. Trotz vieler Onlineabwickler gibt es immer noch Kunden, die ihre Bankgeschäfte auch in Zukunft nur auf Basis einer vertrauenswürdigen und persönlichen Ebene abwickeln möchten. „Ich persönlich (…) möchte nie Kunde einer rein virtuellen Bank sein“, sagte Jürg Bucher, Verwaltungspräsident der Valiant Bank AG in der Schweiz.6

Jedoch müssen sich Banken überlegen, wie sie ihre Geschäftsmodelle verändern und neu aufstellen um der Konkurrenz wie zum Beispiel FinTech-Unternehmen entgegen zu wirken.7 Banken laufen sonst Gefahr, dass die Konkurrenz besser und kostengünstiger Kundenbedürfnisse erfüllen und abwickeln kann.8 Nicht zuletzt wächst der Konkurrenzdruck ebenfalls durch die weltweite Vernetzung der Finanz- und Kapital-märkte. Die immer schneller werdende Informationstechnologie bietet sowohl Wettbewerbern als auch Kunden einen besseren Marktüberblick. Grund dafür ist das Internet, denn dadurch sind die Informationen der Anbieter für alle jederzeit verfügbar.

Aus Wettbewerbssicht bedeutet dies, dass die Markteintrittsbarrieren für branchenfremde Anbieter und ausländische Konkurrenten geringer sind. Auch aus Kundensicht ändert sich einiges durch die neuen technischen Möglichkeiten. Der Kunde kann die verschiedenen Angebote der Anbieter relativ schnell online durch Vergleichs-plattformen vergleichen und einfach erwerben.

Dies hat zu Folge, dass es am Markt zu einer Intensivierung des Wettbewerbs gekommen ist.9 Auf der einen Seite kommt es zu einem Verfall der Margen, auf der anderen Seite zu einer Erhöhung der gegenüber stehenden Kosten für Personal und IT. Da die einzelnen Anbieter am Finanzmarkt kontinuierlich versuchen, ihren Kunden attraktive Konditionen anbieten zu können, wird der Preiskampf immer härter.10

1.2 Zielsetzung

Aus der Problemstellung ist zu erkennen, dass die Digitalisierung einen starken Einfluss auf die Kunden-Bank-Beziehung sowie deren Bankgeschäfte hat. Zielsetzung der Hausarbeit ist es, den Lesern die Chancen, Herausforderungen und Risiken der Banken im Zeitalter der Digitalisierung aufzuzeigen. Im Kern der Hausarbeit steht eine wichtige Frage, welche im weiteren Verlauf beantwortet werden soll. Zunächst wird die Frage der Wettbewerbsfähigkeit von Banken diskutiert und wie diese erhöht werden kann. Die Veränderungen, die dazu notwendig sind sowie deren konkrete Auswirkungen sind ebenso ein zentraler Aspekt. Außerdem werden Chancen und Risiken dieses Wandels im Folgenden diskutiert.

Anfangs ist es erforderlich, das Kundensegment auf das Privatkundengeschäft einzu-grenzen, die Theorie der Digitalisierung sowie den aktuellen Wettbewerb der Finanzinstitute zu betrachten.

1.3 Gang der Untersuchung

Zu Beginn der vorgelegten Hausarbeit werden die Begriffe „Digitalisierung“ und „Privatkundengeschäft“ genauer erläutert. Sie bilden die Basis für die weiteren Überlegungen. Dabei wird genauer darauf eingegangen, wie die einzelnen Kundengrup-pen im Privatkundengeschäft unterteilt sind. Im dritten Kapitel wird der Schwerpunkt auf die Chancen der Digitalisierung gelegt. Hierzu werden die FinTechs als neuer Marktteilnehmer der Finanzbranche vorgestellt, welche einen starken Einfluss auf das heutige Bankwesen haben. Dies betrifft vor allem sowohl die Kreditvergabe an Privat-personen und als auch den Zahlungsverkehr. Des Weiteren wird der Strukturwandel der Geschäftsmodelle im Bankensektor erläutert. Dabei wird erörtert, wie das Privatkundengeschäft in Zukunft aussehen wird und wie die Banken dem Konkurrenz-druck entgegenwirken können. Am Ende der Hausarbeit werden Herausforderungen des Wandels aufgezeigt, eventuell aufkommende Risiken erläutert und abschließend ein aktuelles Fazit gezogen.

2. Begriffe und Grundlagen

2.1 Digitalisierung

Der Begriff Digitalisierung ist bis heute noch nicht genau definiert. Laut Lexika bestehen für diesen Begriff unterschiedliche Definitionen. Allgemein bedeutet Digitalisierung eine digitale Umwandlung von Darstellungen, sowie die Durchführung von Informationen und Kommunikation. Des Weiteren bedeutet Digitalisierung eine digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen.11

Die Erfindung von Tim Berners World Wide Web war in den 1990er Jahren der Start-schuss in die digitale Welt. Zum ersten Mal konnte ein digitaler Austausch, speziell in der Wissenschaft stattfinden. Durch die Verbreitung des Internets konnten neue Kom-munikationskanäle genutzt und viel schneller miteinander kommuniziert werden, sowohl innerhalb der Unternehmen, als auch zwischen den Unternehmen und deren Partnern, wie beispielsweise Auftraggebern und Zulieferern. Die Informations-technologie wurde damals zur Unterstützung der bestehenden Prozesse wie Ein- und Verkauf, Logistik, Kundenpflege und Marketing genutzt. Um weiterhin wettbewerbs-fähig zu bleiben und erfolgreich zu sein, nutzen Unternehmen Informationstechnologien für neue Geschäftsmodelle sowie für Produkte und Dienstleistungen. Für einige Unter-nehmen ist die Digitalisierung die Grundlage für deren Wachstum. Ein Beispiel hierfür ist die Onlinebank ING-DiBa AG. Sie ist mit Abstand die größte Direktbank in Deutschland, ohne stationäre Bankfilialen und persönlichen Ansprechpartnern vor Ort. Trotzdem hat die Bank durch ihr Onlinekonzept mehr als acht Millionen Kunden ge-wonnen und zählt somit zur drittgrößten Privatkundenbank in Deutschland.12

2.2 Privatkundengeschäft

Bankkunden werden nach bestimmten Kriterien in unterschiedliche Kundengruppen unterteilt. Es wird zwischen Firmenkunden, Privatkunden und institutionelle Kunden unterschieden. Das Privatkundengeschäft, auch Retail Banking genannt, umfasst sowohl die kompletten Bankgeschäfte mit allen Privatkunden als auch die Geschäfte mit kleinen Firmen- und Geschäftskunden und ist damit einer der wichtigsten Geschäfts-zweige aller deutschen Kreditinstitute. Dieser Geschäftszweig wird auch Mengen-geschäft genannt. Da die Betreuung der genannten Kundengruppen sehr aufwendig ist, entstehen in diesem Bereich hohe Kosten, welchen geringe erwirtschaftete Erträge ge-genüberstehen. Zu den Kosten zählen zum Beispiel die Personalkosten durch Zweigstellenerhaltung und Unterhaltskosten. Damit Banken ihren Kundenservice auf-recht halten können, müssen sie zum einen ihre Vertriebskosten niedrig halten bezie-hungsweise versuchen diese zu verringern und zum anderen die Kunden-Bank-Beziehung zu stärken um keine Kunden zu verlieren und weitere ertragreichere Geschäfte mit ihnen machen. Außerdem sollten Banken versuchen Neukunden zu ak-quirieren.13

Im Privatkundengeschäft gibt es für vermögende Privatkunden maßgeschneiderte Bankdienstleitungen und individuelle Beratung. Dieses Geschäftsfeld wird Private Banking genannt. Alle anderen Privatkunden gehören zum standardisierten Privatkun-dengeschäft. Für diese Kunden bieten die Kreditinstitute einheitliche, standardisierte und kaum erklärungsbedürftige Produkte an. Die Norisbank GmbH hat mit der Marke „easy credit“ ein gut vergleichbares Produkt auf den Markt gebracht. Hierbei handelt es sich um ein Online Verbraucherkreditangebot. Alle Retail Banking Kunden erhalten bei diesem Kreditangebot dieselben Konditionen und haben keinen Anspruch auf Verhand-lungsmöglichkeiten.14 „Alle Kunden sind im Retail Banking Kunden, weil Retail Banking Produkte die eigentlichen Grundbedürfnisse bezüglich Bankdienstleistungen eines jeden Bankkunden abdecken.“15 Wie bereits erwähnt werden im Retail Banking standardisierte und einheitliche Produkte angeboten, welche nicht in Kundensegmente abgegrenzt werden. Das Einlagengeschäft, die Konsumentenkredite, das Wertpapier-geschäft, das einfache Baudarlehen und die Zahlungsverkehrskonten gehören zu den typischen Produkten im Privatkundengeschäft.16 Um sich die Bedeutung des Retail Bankings klar zu machen, ist es hilfreich, dessen Entwicklung im Zeitablauf zu betrach-ten. Im Jahre 1959 wurden zum ersten Mal standardisierte Produkte im Rahmen des Retail Bankings angeboten. Hierbei handelte es sich um Sparbücher und einheitliche Konsumentenkredite, die den Kunden angeboten wurden. Zu dieser Zeit waren alle Kunden einer bestimmten Filiale zugeordnet. Als das Girokonto für Gehälter Anfang der 60er Jahre auf den Markt kam, stieg erstmals der Wettbewerb zwischen den Banken. Lukrative Produkte wurden entwickelt und das Filialnetz ausgebaut, um eine größere Kundennähe zu erreichen. In dieser Zeit wurde der Begriff der Filialbank geprägt. Die Hauptaufgabe der Filialen lag in der Umwandlung, eingehender Lohnzahlungen von Buchgeld in Bargeld. Durch die hohe Verbreitung von Bank- und Kreditkarten bean-spruchen Kunden diesen Service heutzutage nicht mehr häufig. Dadurch haben sich die Aufgaben der Filialen grundlegend verändert.17 Vor allem die fortschreitende Digitalisierung hat dazu beigetragen, dass im Laufe der Zeit immer weniger Kunden den Service der Filialbetreuung in Anspruch genommen haben. Kunden sind flexibler geworden und können ihre digitalen Bankgeschäfte bequem und ortsunabhängig erledi-gen. Prognosen sagen voraus, dass in Zukunft kein kundennahes Filialnetz mehr erfor-derlich sein wird.18

Durch die zunehmende Anzahl an Online Konten, können Banken ihren Kunden güns-tigere Angebote anbieten und somit die Kunden-Bank-Beziehung stärken.19 In der fol-genden Abbildung ist deutlich zu erkennen, welche Folgen die Digitalisierung und das aktuelle Zinsniveau mit sich bringen. Erkennbar sind die Folgen auch im Privatkunden-geschäft, denn ein flächendeckendes Filialnetz wird in Zukunft mit hoher Wahrschein-lichkeit nicht mehr erforderlich sein.20

Abbildung 1: Prognose zur Entwicklung der Bankfilialen in Deutschland 2013 – 2020/2025

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Leichsenring, Hansj örg (2015), https://www.der-bank-blog.de/verschwinden-die-bankfilialen/retail-banking/16798/, Zugriff am 30.11.2017.

[...]


1 Vgl. http://www.bain.de/Images/Retail_Banking_II_Digitalisierung_ES.pdf, Zugriff am 10.10.2017.

2 Vgl. Brock, H., Bieberstein, I., Multi- und Omnichannel - Management in Banken und Sparkassen (2015), S.3.

3 Vgl. Spath, D. et al., Innovationen und Konzepte für die Bank der Zukunft (2008), S.1.

4 Vgl. https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Standardartikel/Bundesbank/Zinssaetze/ezb_ zinssatz.html, Zugriff am 12.11.2017.

5 Vgl. http://www.bain.de/Images/Retail_Banking_II_Digitalisierung_ES.pdf, Zugriff am 10.10.2017.

6 http://www.schweizerbank.ch/de/artikelanzeige/artikelanzeige.asp?pkBerichtNr=190394, Zugriff am 26.11.2017.

7 Vgl. http://www.schweizerbank.ch/de/artikelanzeige/artikelanzeige.asp?pkBerichtNr=190394, Zugriff am 26.11.2017.

8 Vgl. http://www.bain.de/Images/Retail_Banking_II_Digitalisierung_ES.pdf, Zugriff am 10.10.2017.

9 Vgl. Bartmann, D., Innovationen im Retail Banking (2005), S.22.

10 Vgl. Bartmann, D. et al., Retail Banking (2011), S. 23.

11 Vgl. http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Archiv/-2046143105/digitalisierung-v4.html, Zugriff am 18.10.2017.

12 Vgl. Abolhassen, F., Was treibt die Digitalisierung? (2016), S. 5-28.

13 Vgl. Bartmann, D. et al., Retail Banking (2011), S. 17ff.

14 Vgl. Keck, M., Hahn, M., Integration der Vertriebswege (2006), S. 26ff.

15 Keck, M., Hahn, M., Integration der Vertriebswege (2006), S. 26.

16 Vgl. Veil, M., Direktbanken im Retail-Banking (1998), S. 12ff.

17 Vgl. Keck, M., Hahn, M., Integration der Vertriebswege (2006), S. 26ff.

18 Vgl. Bartmann, D., Bankinformatik 2004 (2003), S. 33f.

19 Vgl. Bartmann, D. et al., Retail Banking (2011), S. 17ff.

20 Vgl. https://www.der-bank-blog.de/verschwinden-die-bankfilialen/retail-banking/16798/, Zugriff am 30.11.2017.

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Digitalisierung im Privatkundengeschäft. Chancen, Herausforderungen und Risiken für Banken
Hochschule
FOM Essen, Hochschule für Oekonomie & Management gemeinnützige GmbH, Hochschulleitung Essen früher Fachhochschule
Autor
Jahr
2017
Seiten
25
Katalognummer
V463307
ISBN (eBook)
9783346216533
ISBN (Buch)
9783346216540
Sprache
Deutsch
Schlagworte
banken, chancen, digitalisierung, herausforderungen, privatkundengeschäft, risiken
Arbeit zitieren
Stefanie Hahn (Autor:in), 2017, Digitalisierung im Privatkundengeschäft. Chancen, Herausforderungen und Risiken für Banken, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/463307

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