Mit dem Zweiten Punischen Krieg assoziiert man unweigerlich den Namen Hannibal, die Verwendung von Söldnern im karthagischen Heer, den Alpenübergang und den Einsatz von Elefanten. Viele Autoren haben über das hannibalische Heer und dessen Schlachten publiziert. Im Vordergrund stand oft die herausragende Leistung Hannibals. Zwar ist für den Sieg einer Schlacht die richtige Strategie und Taktik von großer Bedeutung, doch tragen letztendlich die Soldaten einen großen Teil zum erfolgreichen Verlauf eines Kampfes bei. Das Feldherrentalent soll dem Barkiden keinesfalls aberkannt werden, nur soll in dieser Seminararbeit das Hauptaugenmerk auf Hannibals Truppen gelegt werden. Das Ziel ist eine detaillierte Analyse des karthagischen Heeres. Vor allem soll versucht werden, die Spezifika der verschiedenen Waffengattungen herauszuarbeiten.
Gliederung
1. Einleitung
2. Die Fußtruppen
2.1 Die karthagischen Bürger im Heer
2.2 Fremde Kontingente im karthagischen Heer
3. Die Reiterei
3.1 Die Reiterei und der Streitwagen
3.2 Der Aufschwung der Reiterei und das Verschwinden des Streitwagens
4. Die Elefanten
5. Schluss
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Mit dem Zweiten Punischen Krieg assoziiert man unweigerlich den Namen Hannibal, die Verwendung von Söldnern im karthagischen Heer, den Alpenübergang und den Einsatz von Elefanten.
Viele Autoren haben über das hannibalische Heer und dessen Schlachten publiziert. Im Vordergrund stand oft die herausragende Leistung Hannibals. Zwar ist für den Sieg einer Schlacht die richtige Strategie und Taktik von großer Bedeutung, doch tragen letztendlich die Soldaten einen großen Teil zum erfolgreichen Verlauf eines Kampfes bei. Das Feldherrentalent soll dem Barkiden keinesfalls aberkannt werden, nur soll in dieser Seminararbeit das Hauptaugenmerk auf Hannibals Truppen gelegt werden. Das Ziel ist eine detaillierte Analyse des karthagischen Heeres. Vor allem soll versucht werden, die Spezifika der verschiedenen Waffengattungen herauszua r- beiten.
Die Gliederung dieser Arbeit entspricht den Waffengattungen des karthagischen Heeres. Die Fußtruppen werden zuerst untersucht. Im Anschluss wird die Reiterei behandelt. Den Elefanten, als schwerste Waffengattung des karthagischen Heeres, ist der Gliederungspunkt 4 gewidmet.
Als Quellen wurden vor allem Polybios1 und Livius2 genutzt. Auch wenn sie nicht als unmittelbare Augenzeugen an den Schlachten teilnahmen, sind ihre Überlieferungen mit die wichtigsten zur Verfügung stehenden Quellen.
Da beide, Polybios wie Livius, als römische Autoren ihre Schriften verfassten, muss eine gelegentlich auftretende, zu Gunsten der Römer sehr verzerrte Darstellung berücksichtigt werden.
Im Bereich der Sekundärliteratur sind die Autoren Otto Meltzer3 und Stéphane Gsell4 zu nennen. Sie beschäftigen sich ausführlich mit dem karthagischen Militärwesen. Den neueren Forschungsstand präsentiert Walther Ameling5. Er geht in dem recht ausführlich behandelten Bereich des Militärwesens auf die Erkenntnisse Meltzers und Gsells ein und wird deshalb von dem Autor dieser Arbeit bevorzugt genutzt.
2. Die Fußtruppen
In seinem Vergleich zwischen römischen und karthagischen Staat erklärt Polybios, die Römer „wenden dem Heer ihre ganze Sorge zu, die Karthager dagegen vernachlässigen es vollständig und schenken nur der Kavallerie einige Aufmerksamkeit.“6 Den Grund dafür sieht Polybios in der Anwerbung von Söldnertruppen.7 Der Einsatz von Söldnern im karthagischen Heer ist unumstritten. Polybios versucht allerdings, das karthagische Heer abzuwerten, ihm ein negatives Bild zuzuschreiben, indem er es auf Söldner reduziert.
Über das Verhältnis, in dem Bürger und Söldner im karthagischen Heer eingesetzt waren, lassen sich nur schwer Aussagen treffen. Die Forschungsmeinungen differie- ren zwischen einer Minimalbeteiligung karthagischer Bürger als „Offiziere und Be- fehlshaber“8 und einer ständig präsenten Mindestanzahl von Bürgern9. Walther Ameling resümiert, dass der bisherige Forschungsstand, demzufolge Bürger nur in extremen Notlagen, vor allem zur Abwehr direkter Bedrohungen Afrikas, ein- gesetzt wurden, überholt sei.10 In seiner Zusammenfassung kommt er zu dem Schluss „karthagische Bürgertruppen wurden bei jedem Krieg, von dem wir auch nur einige Einzelheiten erfahren, zum Dienst im Landheer ausgehoben“.11 Der Autor dieser Seminararbeit preferiert die Meinung Walther Amelings und nimmt diese als Ausgangspunkt weiterer Betrachtungen.
In welchem Umfang Bürger im karthagischen Heer vertreten waren soll hier nicht weiter untersucht werden.12
2.1 Die karthagischen Bürger im Heer
Es ist schon kompliziert anhand der antiken Quellen festzustellen, in welchem Um- fang karthagische Bürger Heeresdienst leisteten. Noch schwieriger ist es genaue Informationen über ihren Einsatz und die Ausrüstung herauszufinden. Seit dem Ersten Punischen Krieg fand eine Übernahme von hellenistischen Waffe n- gattungen in die karthagischen Reihen statt. Außerdem unterstützten hellenistische Militärberater die Karthager.13 Daraus kann geschlussfolgert werden, dass die Fuß- truppen entscheidend durch das hellenistische Vorbild geprägt wurden. Die karthagischen Bürger waren, gemäß der eben angeführten Faktoren, als Hopliten einge- setzt.14 Sie dienten als schwerbewaffnete Fußkämpfer mit Schwert, Speer, Helm und Rüstung im Nahkampf.15
2.2 Fremde Kontingente im karthagischen Heer
Der Betrachtung über die Verwendung karthagischer Bürger im Fußvolk folgt die Un- tersuchung der Kräfte, die als Söldner, Bundesgenossen und Verbündete Hannibal unterstützten.
In der Beschreibung der Kriegsvorbereitungen Hannibals 218 v.Chr., zählt Polybius verschiedene fremde Kontingente auf.16 Er nennt Iberer, Lybier, Belearer, Ligurer, Ilergeten und Numider.17
Walther Ameling vertritt die Ansicht, dass die fremden Kontingente im karthagischen Heer als Spezialisten verwendet wurden.18 Dazu soll nun betrachtet werden, wodurch sich die Söldner und Bundesgenossen auszeichneten, um im karthagischen Heer eingegliedert zu werden.
Iberer
Der größte Teil von karthagischen Söldnern wurde schon vor den Barkiden von iberischen Kämpfern gestellt. In Hannibals Heer war das Gros der Iberer als schwere Infanterie in einem geschlossenen nationalen Korps eingesetzt.19 Jakob Seibert betont die qualitative Überlegenheit der iberischen Waffen. Er begründet dies mit der Einführung des Schwertes (gladius hispaniensis) und des Speers (pilum) im römischen Heer, deren Vorbilder iberischen Ursprungs sind.
Ligurer
Zur Ausrüstung und Kampfart der Ligurer führt Ameli ng verschiedene Varianten an. Für ihn scheint die Verwendung als Hoplit, als auch der Einsatz als Leichtbewaffnete möglich.20 Unter Berücksichtigung der geographischen Lage Liguriens kommt Ame- ling zu dem Schluss, dass in dem bergigen Gelände Hopliten weitgehend nutzlos sind, „während alle Vorteile bei den Leichtbewaffneten liegen“21. Die Ligurer waren auch mit der Schleuder vertraut. Aus diesem Grund werden bei Polybios22 Ligurer und Balearen zusammen genannt, da sie die gleiche Waffe ver- wendeten.
Balearen
Wie schon erwähnt zeichneten sich die Balearen durch ihren Umgang mit der Schleuder aus. Sie standen schon im Ersten Punischen Krieg in Diensten der Kar- thager.
Da es sich bei den Balearen um Spezialisten mit begrenzten Einsatzbereich handelte, ist ihr Anteil am Heer zahlenmäßig gering und wird die Stärke von 1000 Mann nicht überstiegen haben.23
Kelten
In der Beschreibung des Ersten Punischen Krieges erwähnt Polybios, dass Kelten
als Kämpfer für das karthagische Heer geworben wurden.24 Polybios beschränkt sich allerdings nur auf das Nennen der angeworbenen Söldner.
Eine detailliertere Beschreibung der Kelten liefert Polybios25 für die Gefechte in der Po-Ebene, in der die Römer die Kelten 225 v.Chr. besiegten.
Nachdem Römer und Kelten in ihren Schlachtordnungen a ngetreten waren, eröffne- ten die römischen Speerwerfer die Schlacht und schleuderten ihre Geschosse auf den Gegner. „Die Vordersten (Kelten) jedoch, die unbekleidet waren, gerieten durch diese unerwartete Kampfesweise in große Not und Bedrängnis, zumal sie nicht nur nackt sondern auch von hohem Wuchs waren, der gallische Schild aber viel zu klein ist um den Mann zu decken.“26 Der Speerattacke aus der Ferne folgte der Nahkampf.
Polybios schreibt den Kelten anerkennend ein hohes Maß an Tapferkeit zu, da die Ausfälle durch die römischen Speere mit der Kampfesweise der Kelten kompensiert wurden.27
Als Nachteil der Kelten nennt Polybios ihre Bewaffnung28. Demzufolge ist der römi- sche Schild zum Schutz wesentlich besser geeignet, da er den ganzen Körper deckt, während der keltische kürzer ist. Das römische Schwert eignet sich vorzugsweise zum Stich und zum Hieb, „während das gallische allein zum Hieb taugt“29. Walther Ameling ordnet die Kelten, die als nationaler Verband in heimischer Kamp- fesart und Bewaffnung antraten, der schwerbewaffneten Truppe zu.30 Nimmt man aber den Hoplit mit seiner Ausrüstung als schwerbewaffneten Kämpfer als Ver- gleichswert, so können die Kelten nicht auf die gleiche Stufe gestellt werden, auch wenn sie mit ihrer ungestümen Kampfesweise diesen Unterschied ausgleichen konn- ten.
Lybier
Die Lybier stellten den Hauptteil der Soldaten im karthagischen Heer. Die Angaben über ihre Stärke schwanken oder fehlen ganz. Eine präzise Angabe ist bei Polybios31 in der Beschreibung der meuternden Soldaten nach dem Ersten Punischen Krieg zu finden. Dass die Libyer auch im Zweiten Punischen Krieg das Hauptkontingent bilde- ten, kann nicht mit Fakten belegt werden, ist aber in Betrachtung der Rekrutierungs- geschichte anzunehmen.
Die lybischen Kräfte kämpften vorrangig als schwere Infanterie. Eine detaillierte Beschreibung ihrer Ausrüstung oder Kampfart ist nicht überliefert.
Der Einsatz gewisser Teile als Kavalleristen kann vermutet werden, ist durch die Quellen aber nicht präzise genug nachzuweisen.32
[...]
1 Polybios: Geschichte, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961
2 Livius, Titus: Der Punische Krieg 218 - 201, II, übrs. und hrsg. von: Gärtner, Hans Armin: Titus Livius. Römische Geschichte, Stuttgart 1968
3 Meltzer, Otto: Geschichte der Karthager, Bd I/ II, Berlin 1896- 1879
4 Gsell, Stéphane: Histoire ancienne de l’Afrique du Nord, Paris 1913-1928
5 Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993
6 Polybios: Geschichte, I, 6, 52, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S.577
7 Vgl. Polybios: Geschichte, I, 6, 52, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S.577
8 Seibert, Jakob: Forschungen zu Hannibal, Darmstadt 1993, S. 165
9 Vgl. Huß, Werner: Geschichte der Karthager, München 1985, S. 475
10 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 203
11 Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 203
12 Dieser Sachverhalt wird in Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 183 ff ausführlich betrachtet.
13 Vgl. Huß, Werner: Geschichte der Karthager, München 1985, S. 477
14 Für diese Annahme spricht die karthagische Schlachtordnung von Zama-Narragara. Vgl. Heftner, Herbert: Der Aufstieg Roms. Vom Pyrrhoskrieg bis zum Fall von Karthago, Regensburg 1997, S. 308
15 Vgl. Diesner, Hans-Joachim: Kriege des Altertums. Griechenland und Rom im Kampf um den Mittelmeerraum, Berlin 1985, S. 272; Livius, Titus: Der Punische Krieg 218 - 201, II, XXIII, 28, übrs. und hrsg. von: Gärtner, Hans Armin: Titus Livius. Römische Geschichte, Stuttgart 1968, S. 165
16 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 3, 31, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 220
17 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 3, 31, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 220
18 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 222
19 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 212
20 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 213
21 Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 213
22 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 3, 33, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 222
23 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 221
24 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 1, 15, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 19
25 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 2, 30, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 139
26 Polybios: Geschichte, II, 2, 30, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 139
27 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 2, 30, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 140
28 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 2, 30, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 140
29 Polybios: Geschichte, II, 2, 30, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 140
30 Vgl. Ameling, Walther: Karthago. Studien zu Militär, Staat und Gesellschaft, München 1993, S. 218
31 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 1, 67, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S. 81
32 Vgl. Polybios: Geschichte, II, 1, 19, übers. von: Drexler, Hans: Polybios, Zürich 1961, S 22
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.