Im Zuge der Finanzmarktkrise 2008/2009 rückte die Idee einer Finanztransaktionssteuer (FTS) gerade in Europa bzw. der Europäischen Union zunehmend in den Fokus. Dies lässt sich u.a. anhand der zahlreichen neuen Veröffentlichungen zu diesem Thema im Nachgang der Krise feststellen. Die Idee einer FTS ist dabei nicht grundsätzlich neu und wurde auch schon vor der Finanzkrise diskutiert, so wurde u.a. im Jahr 2002 eine Studie der EU-Kommission veröffentlicht, die sich mit der Einführung einer Steuer auf Devisenmarkttransaktionen beschäftigte. In der öffentlichen Debatte wird gemeinhin die Besteuerung des „Krisenverursachers Finanzsektors“ als zu gering angesehen, speziell nachdem im Zuge der Finanzkrise einige Banken von staatlicher Seite gestützt und „gerettet“ werden mussten. An dieser Stelle sei zudem auf die bereits ergriffenen, zahlreichen neuen regulatorischen Maßnahmen und Vorschriften verwiesen, die nach der Finanzkrise für eine krisenfestere Branche sorgen sollten und immer noch sollen („Basel III“ im Bankenbereich und „Solvency II“ im Versicherungsbereich sind hier die Stichworte). Zahlreiche Lobby-Organisationen engagieren sich Pro-FTS (z.B. die globalisierungskritische NGO „attac“) oder Contra-FTS, sodass Beiträge zu diesem Thema stets mit Blick auf die Interessen der Verfasser zur Kenntnis genommen werden sollte.
Nationale Finanztransaktionssteuern sind global gesehen keine Seltenheit, so gibt es sie seit einigen Jahren schon in Taiwan und der Schweiz, aber auch als sog. „Stempelsteuer“ in Großbritannien. Eine FTS auf supranationaler ebene hingegen gibt es bisher noch nicht, sodass hier keine Erfahrungswerte bezogen auf die Wirksamkeit und Machbarkeit vorliegen. Gerade bei Überlegungen zur Einführung auf supranationaler und speziell auf europäischer Ebene sind die Auswirkungen und Wechselwirkungen dieser Steuer im Voraus sehr genau zu prüfen, denn neben dem Finanzsektor wird auch die Realwirtschaft von dieser Steuer durchaus berührt sein.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definition der Finanztransaktionssteuer
- Aktuelle Bestrebungen zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer
- Auf gesamter EU-Ebene
- Im Rahmen der „Verstärkten Zusammenarbeit“
- Argumentation der Befürworter einer FTS
- Problematiken
- Vermeidung „schädlicher“ Finanztransaktionen
- Sinkende Liquidität
- Steuervermeidung
- Zersplitterung des EU-Binnenmarkts
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die möglichen Problematiken bei der Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTS) auf EU-Ebene. Sie analysiert die aktuellen Bestrebungen zur Einführung einer solchen Steuer, beleuchtet die Argumentation der Befürworter und fokussiert sich auf potenzielle Herausforderungen bei der Umsetzung.
- Definition und Historie der Finanztransaktionssteuer
- Aktuelle Initiativen zur Einführung einer FTS in der EU
- Argumente der Befürworter einer FTS
- Potenzielle Probleme bei der Implementierung einer EU-weiten FTS
- Auswirkungen auf den Finanzsektor und die Realwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Arbeit untersucht die Debatte um die Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTS) in der EU im Kontext der Finanzkrise von 2008/2009. Sie verweist auf die zunehmende öffentliche Diskussion und die unterschiedlichen Positionen von Befürwortern und Gegnern, unter Berücksichtigung bestehender nationaler FTS und der fehlenden supranationalen Erfahrungen. Die Arbeit strukturiert ihren weiteren Verlauf, indem sie die Definition, aktuelle Bestrebungen, Argumente der Befürworter und schließlich die Problematiken der Einführung einer FTS auf EU-Ebene behandelt.
Definition der Finanztransaktionssteuer: Dieses Kapitel beleuchtet die historische Entwicklung des Konzepts der FTS, beginnend mit Keynes' Überlegungen und der späteren Ausgestaltung durch Tobin (Tobin-Tax). Es werden verschiedene Definitionen einer FTS diskutiert, einschließlich der Besteuerung unterschiedlicher Finanzinstrumente und die Einordnung der FTS als Verkehrssteuer oder Bruttoumsatzsteuer. Das Kapitel verdeutlicht die Vielfältigkeit der möglichen Ausgestaltungen einer FTS und deren Komplexität.
Aktuelle Bestrebungen zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer: Dieses Kapitel analysiert die aktuellen Bemühungen zur Einführung einer FTS auf EU-Ebene, sowohl im Rahmen einer gesamtheitlichen EU-weiten Umsetzung als auch im Kontext der "Verstärkten Zusammenarbeit". Es beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze und Herausforderungen, die mit diesen Bestrebungen verbunden sind. Die Diskussion beinhaltet sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Aspekte dieser komplexen Aufgabe.
Argumentation der Befürworter einer FTS: Dieser Abschnitt präsentiert die Argumente, die von Befürwortern einer FTS vorgebracht werden. Er beschreibt die angestrebten positiven Effekte der Steuer, wie z.B. die Generierung von Einnahmen zur Stabilisierung der öffentlichen Haushalte und die Eindämmung exzessiver Spekulationen im Finanzsektor. Die Darstellung berücksichtigt die unterschiedlichen Perspektiven und die dahinterliegenden ökonomischen Annahmen.
Problematiken: Das Kapitel fokussiert sich auf potenzielle Schwierigkeiten bei der Einführung einer FTS. Es analysiert kritische Punkte wie die Vermeidung von „schädlichen“ Finanztransaktionen, den potenziellen Rückgang der Liquidität an den Finanzmärkten, die Gefahr der Steuervermeidung und das Risiko einer Zersplitterung des EU-Binnenmarkts. Konkrete Beispiele und Erfahrungen aus Ländern mit bestehenden FTS werden herangezogen, um die Herausforderungen zu illustrieren.
Schlüsselwörter
Finanztransaktionssteuer (FTS), Europäische Union (EU), Finanzmarktkrise, Steuervermeidung, Liquidität, Tobin-Tax, Realwirtschaft, Verstärkte Zusammenarbeit, EU-Binnenmarkt, Spekulation.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Finanztransaktionssteuer in der EU
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht über die Finanztransaktionssteuer (FTS) in der EU. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung, eine Zusammenfassung der Kapitel, Schlüsselwörter und deckt die Definition, aktuelle Initiativen, Argumente der Befürworter und potenzielle Probleme der Implementierung einer EU-weiten FTS ab.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die möglichen Problematiken bei der Einführung einer Finanztransaktionssteuer (FTS) auf EU-Ebene. Sie analysiert aktuelle Bestrebungen, beleuchtet die Argumentation der Befürworter und fokussiert sich auf potenzielle Herausforderungen bei der Umsetzung.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Definition und Historie der FTS, aktuelle Initiativen zur Einführung in der EU, Argumente der Befürworter, potenzielle Probleme bei der Implementierung einer EU-weiten FTS und die Auswirkungen auf den Finanzsektor und die Realwirtschaft. Es werden verschiedene Ausgestaltungen der FTS diskutiert, einschließlich der Besteuerung unterschiedlicher Finanzinstrumente und die Einordnung der FTS als Verkehrssteuer oder Bruttoumsatzsteuer.
Welche Argumente bringen die Befürworter der FTS vor?
Befürworter argumentieren, dass eine FTS Einnahmen zur Stabilisierung öffentlicher Haushalte generieren und exzessive Spekulationen im Finanzsektor eindämmen könnte.
Welche Problematiken werden bei der Einführung einer FTS gesehen?
Potenzielle Probleme beinhalten die Vermeidung „schädlicher“ Finanztransaktionen, den potenziellen Rückgang der Liquidität an den Finanzmärkten, die Gefahr der Steuervermeidung und das Risiko einer Zersplitterung des EU-Binnenmarkts.
Wie wird die aktuelle Situation der Einführung einer FTS in der EU beschrieben?
Das Dokument analysiert die aktuellen Bemühungen zur Einführung einer FTS auf EU-Ebene, sowohl im Rahmen einer gesamtheitlichen EU-weiten Umsetzung als auch im Kontext der "Verstärkten Zusammenarbeit". Es beleuchtet die unterschiedlichen Ansätze und Herausforderungen dieser Bestrebungen.
Was ist die Bedeutung der "Verstärkten Zusammenarbeit" im Kontext der FTS?
Die "Verstärkte Zusammenarbeit" wird als ein möglicher Weg zur Einführung der FTS erwähnt, falls eine vollständige EU-weite Umsetzung scheitert. Dies ermöglicht es einzelnen Mitgliedsstaaten, die Steuer gemeinsam einzuführen, auch wenn nicht alle EU-Staaten zustimmen.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für das Verständnis des Themas?
Schlüsselwörter sind: Finanztransaktionssteuer (FTS), Europäische Union (EU), Finanzmarktkrise, Steuervermeidung, Liquidität, Tobin-Tax, Realwirtschaft, Verstärkte Zusammenarbeit, EU-Binnenmarkt, Spekulation.
Wie wird die Definition der Finanztransaktionssteuer im Dokument erläutert?
Das Dokument beleuchtet die historische Entwicklung des Konzepts der FTS, beginnend mit Keynes' Überlegungen und der späteren Ausgestaltung durch Tobin (Tobin-Tax). Es werden verschiedene Definitionen diskutiert, einschließlich der Besteuerung unterschiedlicher Finanzinstrumente und der Einordnung als Verkehrssteuer oder Bruttoumsatzsteuer.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument umfasst Kapitel zu Einleitung, Definition der Finanztransaktionssteuer, aktuellen Bestrebungen zur Einführung, Argumentation der Befürworter, Problematiken und Schlussbetrachtung.
- Quote paper
- Adrian Welle (Author), 2018, Einführung einer Finanztransaktionssteuer auf EU-Ebene. Mögliche Problematiken bei der Einführung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/464761