Verschwörungstheorien und abweichende Wissensordnungen sind Weltanschauungen, die sich vor allem in Randgruppen der Gesellschaft bilden und dazu dienen, die komplizierte Konstruktion der Wirklichkeit in eine verständliche Ordnung zu bringen. Wer genau denkt sich jedoch solche Theorien aus und warum? Ist ein Glauben wie der an die Reichsbürgertheorie eine Reaktion auf die Komplexität der Gesellschaft und ihrer Unruhen und ein Wunsch nach einer Identität? Oder bedeutet er eine Entfremdung von der Natur und der Arbeit? Wiederum möglich ist, dass derartige Theorien aus reiner Langeweile entstehen. Warum halten sich manche Weltanschauungen länger und andere nicht? Was nehmen die Anhänger solcher Glaubensgemeinschaften in Kauf und was versprechen sie sich davon?
In dieser Hausarbeit wird die Reichsbürgerbewegung auf diese Fragestellungen hin untersucht. Dabei wird beleuchtet, woher die Bewegung kommt, wer sie vertritt und warum sie sich so lange hält. Erarbeitet wird dies an einem eigens für die Arbeit durchgeführten qualitativen Interview mit einem Anhänger der Reichsbürgerbewegung, dessen Ergebnisse mit den Forschungsergebnissen anderer Analysen verglichen werden. Am Ende soll mithilfe dieser Zusammenhänge erklärt werden, warum gerade die Reichsbürgerbewegung so erfolgreich ist.
Diese Fragen sind soziologisch und gesellschaftlich deshalb so relevant, da Verschwörungstheorien Teile der Gesellschaft radikalisieren können und daher nicht als harmlose und nur von verwirrten Leuten vertretene Irsinnstheorien betrachtet werden dürfen. Die Macht solcher Theorien sollte nicht unterschätzt werden, da sie sowohl positive als auch negative gesellschaftliche Umschwünge verursachen können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Warum man mitmacht
- Individuelle Folgen
- Gesellschaftliche und politische Einbettung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Reichsbürgerbewegung in Deutschland, um zu verstehen, warum sie existiert und welche Faktoren zu ihrer Entstehung und Verbreitung beitragen. Die Untersuchung zielt darauf ab, die Motive und Ansichten der Reichsbürger zu erforschen und ihre ideologische Grundlage zu beleuchten.
- Motive und Ansichten der Reichsbürger
- Ideologische Grundlage der Reichsbürgerbewegung
- Die Rolle der Geschichte und des kollektiven Traumas
- Der Wunsch nach individueller Autonomie und Unabhängigkeit
- Die Reichsbürgerbewegung als soziale Bewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Reichsbürgerbewegung ein und stellt die Relevanz von Verschwörungstheorien und abweichenden Wissensordnungen im gesellschaftlichen Kontext dar. Sie beleuchtet die Reichsbürgerüberzeugung als heterodoxes Erklärungsmodell und stellt die zentralen Forschungsfragen der Arbeit vor.
Warum man mitmacht
Dieses Kapitel beleuchtet die Ansichten und Ideologie der Reichsbürger, die die Bundesrepublik Deutschland als eine Bundesrepublik IN Deutschland betrachten. Es untersucht die verschiedenen Untergruppierungen der Bewegung, die trotz diverser Ansichten in ihren zentralen Aussagen übereinstimmen. Das Kapitel analysiert die historische Grundlage der Reichsbürgertheorie, die auf der Annahme basiert, dass das Deutsche Reich nie geendet habe. Es diskutiert die Einordnung der Bewegung als soziale Bewegung, die das bestehende System infrage stellt und nach einer neuen Ordnung strebt.
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- Olivia Mantwill (Author), 2017, Warum gibt es die Reichsbürgerbewegung in Deutschland?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/466046