„Gottes ist der Orient!
Gottes ist der Occident!
Nord- und südliches Gelände
Ruht im Frieden seiner Hände.
Er, der einzige Gerechte,
Will für jedermann das Rechte.
Sey, von seinen hundert Namen,
Dieser hochgelobet! Amen.“
Das Gebet, das in Goethes Gedichtsammlung, dem „west-östlichen Diwan“ von 1819, nachzulesen ist, hat gerade für die heutige Zeit eine neue Bedeutung gewonnen. Unsere Gesellschaft wird immer stärker durch das Nebeneinander und Miteinander vieler Kulturen und Religionen geprägt. Durch die Politisierung des Islams ist unsere Welt in Aufruhr geraten. Jüngste Ereignisse haben gezeigt, dass Weltfrieden ohne Religionsfrieden undenkbar geworden ist. Es gibt aber auch keinen Religionsfrieden ohne den Dialog zwischen den Religionen und keinen Dialog ohne genaue Kenntnis voneinander. Die Auseinandersetzung mit dem Islam ist für uns deshalb unverzichtbar, weil er die Religion ist, „die uns am dichtesten ‘auf den Leib rückt’.“ Nicht nur die Nähe durch seine zahlenmäßige Präsenz, sondern vor allem die gemeinsamen Wurzeln der drei großen monotheistischen Weltreligionen fordern zum Dialog auf. Die strukturelle Verwandtschaft als Offenbarungsreligion, das Bemühen um Toleranz und Gemeinsamkeiten zwischen biblischer und koranischer Theologie dürfen allerdings auch nicht die Unterschiede und Differenzen außer Acht lassen. Fernab von Klischees und Polemik sollte der Dialog auch für kritische Momente offen sein. Ausgehend vom dem Prophetieverständnis im Islam und im Christentum soll diese Arbeit eine Annäherung an einen möglichen Dialog finden. Daher möchte ich zunächst den Prophetiebegriff näher eruieren. In diesem Sinne werden die Gestalten der Prophetiegeschichte, die nach koranischer Auffassung als Begründer der reinen Offenbarungsreligion gelten, dargestellt. Dazu zählen Abraham als Verkünder der ursprünglichen Religion, Mose als derjenige der Thora, Jesus Christus als Überbringer des Evangeliums und Muhammad als derjenige des Islams. Auf diesem Hintergrund kann dann die christliche Position in die Reflexion einbezogen werden, um so die jeweiligen Gemeinsamkeiten und Unterschiede evident werden zu lassen. Ein möglicher Dialog, der auf dem engen Zusammenleben aller in der gemeinsamen Welt basiert, betont die grundlegende Gemeinschaft im Glauben an den einen, geschichtlichen und liebenden Gott, der im Dienst am Mitmenschen zum Ausdruck kommt und jedem in seiner je eigenen Identität begegnet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Offenbarungen an die ahl al-Kitab, ‘Leute der Schrift’
- Prophetie aus biblischer Sicht
- Prophetie aus koranischer Sicht
- Zentrale Prophetenfiguren für den Islam im Vergleich mit der Bibel
- Abraham im Koran
- Vergleich mit der christlichen Sicht
- Mose im Koran
- Vergleich mit der christlichen Sicht
- Jesus im Koran
- Vergleich mit der christlichen Sicht
- Muhammad - ein Prophet?
- Annäherung an einen Dialog auf dem Hintergrund des Prophetieverständnisses im Koran und in der Bibel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit setzt sich zum Ziel, das Prophetieverständnis im Islam und im Christentum zu untersuchen und auf dieser Basis eine Annäherung an einen möglichen Dialog zu finden. Dabei soll zunächst der Prophetiebegriff näher beleuchtet werden, insbesondere die Gestalten der Prophetiegeschichte, die nach koranischer Auffassung als Begründer der reinen Offenbarungsreligion gelten, wie Abraham, Mose, Jesus Christus und Muhammad. Die Arbeit wird dann die christliche Position in die Reflexion einbeziehen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede deutlich zu machen.
- Prophetie im Islam und im Christentum
- Die Rolle von Abraham, Mose, Jesus Christus und Muhammad in beiden Religionen
- Der Vergleich der biblischen und koranischen Sicht auf die Propheten
- Die Bedeutung der Offenbarung für den Islam und das Christentum
- Mögliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Religionen
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die aktuelle Relevanz des interreligiösen Dialogs und die Notwendigkeit, den Islam besser zu verstehen. Sie stellt die Bedeutung der gemeinsamen Wurzeln der drei großen monotheistischen Weltreligionen heraus und betont die Wichtigkeit des Dialogs trotz bestehender Unterschiede und Differenzen.
Offenbarungen an die ahl al-Kitab, ‘Leute der Schrift’
Dieses Kapitel befasst sich mit Muhammads Sichtweise auf Juden und Christen, die als ahl al-Kitab (Leute der Schrift) bezeichnet werden, da sie ebenfalls Schriften von Allah erhalten haben. Der Koran wird als die endgültige Offenbarung Allahs präsentiert, wobei das Verhältnis von Thora, Evangelium und Koran genauer erläutert wird. Das Kapitel thematisiert auch die Vorstellung von einem Urpakt zwischen Allah und den Menschen, die bereits in ihrer Präexistenz eine "anima naturaliter moslemica" angenommen haben.
Zentrale Prophetenfiguren für den Islam im Vergleich mit der Bibel
Dieses Kapitel stellt die zentralen Prophetenfiguren Abraham, Mose, Jesus und Muhammad im Islam vor und vergleicht ihre Rolle mit der christlichen Sicht. Es analysiert die koranischen Erzählungen über diese Propheten und untersucht, inwiefern sie mit der biblischen Darstellung übereinstimmen oder davon abweichen. Das Kapitel beleuchtet auch die unterschiedlichen Interpretationen der Propheten in beiden Religionen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Prophetie, Offenbarung, Monotheismus, Islam, Christentum, ahl al-Kitab, Koran, Bibel, Abraham, Mose, Jesus, Muhammad, Interreligiöser Dialog, Gemeinsamkeiten, Unterschiede.
- Arbeit zitieren
- Anita Glunz (Autor:in), 2004, Das Prophetieverständnis in der Bibel und im Koran, dargestellt an Abraham, Mose, Jesus und Muhammad, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/46615