Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, welchen Einfluss philosophische Theorien auf die wissenschaftliche Psychologe ausüben und wie wiederum nachgewiesen werden kann, welchen Einfluss die philosophische Fundierung der Psychologie ihrerseits auf die Pädagogische Psychologie und das Erziehungs- und Bildungswesen ausübt.
Die im Zuge der Kognitiven Revolution zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Kognitionswissenschaften, in denen die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, etwa die Neurobiologie, die Psychologie, die Informatik oder die Linguistik, erfolgreich zusammenarbeiten, zeichnen sich besonders durch ein hohes Maß an interdisziplinärer Kooperation aus. Wissenschaftszweige wie die Kogntive Neurobiologie, die Computerlinguistik oder die Kognitive Neuropsychologie stellen Fusionen dar, in denen sich diese Interdisziplinarität manifestiert. Auch die Pädagogische Psychologie ist ein interdisziplinäres Projekt, in dem Pädagogik und Psychologie eine symbiotische Verbindung eingehen.
Auffällig ist jedoch, dass die Disziplin, aus der sowohl Psychologie als auch Pädagogik historisch hervorgingen, im interdisziplinären Diskurs selten eine entscheidende Rolle spielt. Die Rede ist von der Philosophie als Grundlage von Wissenschaft im Allgemeinen und im Besonderen. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Philosophie sich in den Augen vieler Wissenschaftler ausschließlich mit unlösbaren theoretischen Rätseln beschäftigt, während es in der Wissenschaft doch vielmehr um empirische Resultate geht. Dies mag in vielen Fällen ein berechtigter Vorwurf sein. Im Hinblick auf die philosophischen Grundlagen der Kognitionswissenschaften, insbesondere der Kognitiven Psychologie , aus der ein Großteil der Pädagogischen Psychologie hervorgeht, trifft dieser Einwand definitiv nicht zu.
Wenn zum Beispiel im Bereich der Kognitiven Neurowissenschaft ausgesagt wird, dass kognitive Prozesse im Gehirn stattfinden, handelt es sich bereits um eine hochgradig philosophische Aussage, unabhängig davon, ob er, der Wissenschaftler, der diese Aussage trifft, sich dessen bewusst ist oder nicht. Man muss sich klar machen, dass philosophische Konzepte im Rahmen der Kognitionswissenschaften keine unlösbaren Rätsel darstellen, die man zu Gunsten der wissenschaftlichen Praxis ausklammern könnte.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Das Cartesianische Erbe
3. Materialismus und Substanzmetapher
a) Allgemein
b) Behaviorismus
c) Theorien der Identität
d) Funktionalismus
e) Fazit
4. Die Substanzmetapher in der Pädagogische Psychologie
a) Allgemein
b) Pädagogik und Behaviorismus
c) Pädagogik und Kognitive Psychologie
d) Was ist Wissen?
e) Was ist Transfer?
5. Die Substanzmetapher in der Kognitiven Neurowissenschaft
a) Allgemein
b) Empirische Untersuchung
6. Fazit
7. Anhang
8. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die im Zuge der Kognitiven Revolution zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstandenen Kognitionswissenschaften, in denen die verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen, etwa die Neurobiologie, die Psychologie, die Informatik oder die Linguistik, erfolgreich zusammenarbeiten, zeichnen sich besonders durch ein hohes Maß an interdisziplinärer Kooperation aus. Wissenschaftszweige wie die Kogntive Neurobiologie, die Computerlinguistik oder die Kognitive Neuropsychologie stellen Fusionen dar, in denen sich diese Interdisziplinarität manifestiert. Auch die Pädagogische Psychologie ist ein interdisziplinäres Projekt, in dem Pädagogik und Psychologie eine symbiotische Verbindung eingehen. Auffällig ist jedoch, dass die Disziplin, aus der sowohl Psychologie als auch Pädagogik historisch hervorgingen, im interdisziplinären Diskurs selten eine entscheidende Rolle spielt.1 Die Rede ist von der Philosophie als Grundlage von Wissenschaft im Allgemeinen und im Besonderen. Dies mag damit zusammenhängen, dass die Philosophie sich in den Augen vieler Wissenschaftler ausschließlich mit unlösbaren theoretischen Rätseln beschäftigt, während es in der Wissenschaft doch vielmehr um empirische Resultate geht. "What could a philosopher possibly tell us about the mind that we could not learn more surely from the testimony of psychologists, neuroscientists, and physicians? […] Scientists solve problems and answer questions. Philosophers, in contrast, debate endlessly and leave us, not with definitive answers, but with more questions and, all too often, a sense of hopelessness."2 Dies mag in vielen Fällen ein berechtigter Vorwurf sein. Im Hinblick auf die philosophischen Grundlagen der Kognitionswissenschaften, insbesondere der Kognitiven Psychologie3, aus der ein Großteil der Pädagogischen Psychologie hervorgeht, trifft dieser Einwand definitiv nicht zu. Wenn z.B. im Bereich der Kognitiven Neurowissenschaft ausgesagt wird, dass kognitive Prozesse im Gehirn stattfinden, handelt es sich bereits um eine hochgradig philosophische Aussage, unabhängig davon, ob er, der Wissenschaftler, der diese Aussage trifft, sich dessen bewusst ist oder nicht. Man muss sich klar machen, dass philosophische Konzepte im Rahmen der Kognitionswissenschaften keine unlösbaren Rätsel darstellen, die man zu Gunsten der wissenschaftlichen Praxis ausklammern könnte. Es handelt sich nicht um abstrakte philosophische Spekulationen, sondern um reale Probleme, die die Fundamente, auf denen die Theorien der Kognitionswissenschaften aufbauen, betreffen. Daher ist die Zusammenarbeit der Kognitionswissenschaften mit der Philosophie keine Option, sondern eine Verpflichtung. "The philosophy of mind and empirical work on the mind can and should press ahead together."4 Die Psychologie hat ihre historischen Wurzeln in den philosophischen Konzepten des Rationalismus und des Empirismus.5 Die Entwicklung der Psychologie zu einer eigenständigen Wissenschaft im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert basierte auf diesen philosophischen Traditionen. Gleichzeitig war die Weiterentwicklung dieser wissenschaftlichen Disziplin auch im Laufe des 20. Jahrhunderts stets vom philosophischen Zeitgeist mitbestimmt. Der tatsächliche Einfluss der Philosophie auf die Psychologie ist heute größer als je zuvor. Die vorliegende Arbeit ist daher ein interdisziplinäres Unternehmen. Ich werde versuchen, den Einfluss philosophischer Theorien auf die wissenschaftliche Psychologie in deren historischer Entwicklung sowie deren gegenwärtiger Form nachzuweisen. Dadurch wird es möglich sein, den Einfluss zu bestimmen, den diese philosophische Fundierung der Psychologie auf die Pädagogische Psychologie und das Erziehungs- und Bildungswesen ausübt. Die Darstellung wird vor dem Hintergrund eines komplexen Problems erfolgen, welches sich wie ein roter Faden durch die Geschichte der Philosophie und der Psychologie zieht. Es handelt sich um das Phänomen der Substanzmetapher. Die Substanzmetapher bezeichnet eine Herausforderung, vor die sich die Philosophie des Geistes und die Psychologie gleichermaßen gestellt sehen und welche zugleich die zentrale Schnittstelle beider Disziplinen markiert. Die wissenschaftliche Psychologie versteht sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem als materialistische, empirisch arbeitende Wissenschaft in der Tradition des Empirismus. Sie will im Hinblick auf ihre rationalistischen Wurzeln aber auch erklären, was Geist ist.6 Damit ihr dies gelingt, muss sie Geist in einer materialistischen Theorie auflösen. Geist muss materialisiert werden. Die Theorie, die es vermag, den Geist auf plausible Weise in einem materialistischen Rahmen theoretisch zu verarbeiten, wird im Folgenden mit dem Begriff der Substanzmetapher umschrieben. Ist die Substanzmetapher einmal gefunden, wird die Psychologie zu einer Naturwissenschaft, die Ergebnisse produzieren kann, die ebenso solide und unanfechtbar sind, wie die Ergebnisse der Physik. Die wissenschaftliche Psychologie seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist gekennzeichnet von der Suche nach der Substanzmetapher. Sie stellt die magische Formel zur Lösung des Leib-Seele-Problems dar, die Überwindung eines Körper-Geist-Dualismus zu Gunsten eines monistischen Materialismus. Die Frage nach der Bedeutung dieser Problematik für die Pädagogische Psychologie stellt den großen hermeneutischen Rahmen dieser Arbeit dar.
2. Das Cartesianische Erbe
Die Ursprünge der Suche nach der Subtanzmetapher gehen zurück auf das Werk René Descartes‘, der als Begründer der modernen Philosophie gilt.7 Das Aufkommen von Materialismus und Substanzmetapher im frühen 20. Jahrhundert ist ohne Kenntnis der Cartesianischen Philosophie nicht zu verstehen. Descartes sah Körper und Geist als zwei verschiedene Substanzen an, welche im Fall des Menschen auf intime Weise miteinander verbunden sind.8 Diese Art von Dualismus wird seit jeher als Substanzdualismus bezeichnet.9 Der Annahme eines solchen Substanzdualismus liegen vor allem drei Argumente zugrunde, davon eines ontologischer-, eines modaler- und eines epistemologischer Natur.
Das ontologische Argument verweist auf die für Descartes offensichtliche Tatsache, dass materielle Objekte in der Welt grundsätzlich als räumlich ausgedehnt erscheinen. Es handelt sich demnach um geometrische Objekte, welche in Raum und Zeit vorhanden sind. Demgegenüber stehen mentale Objekte oder Zustände, welchen ein völlig anderer ontologischer Status zukommt. Sie sind formlos in dem Sinne, dass sie nicht materiell ausgedehnt sind. Daraus ergibt sich ein logischer Gegensatz von materieller und immaterieller Substanz. Ein Gedanke, ein Begehren oder eine Überzeugung haben weder die Form eines Dreiecks, noch eines Vierecks, noch irgendeiner anderen räumlich ausgedehnten Form. Der Schmerz, den ich im Fuß empfinde, hat nicht notwendigerweise die Form eines Fußes. Es ist dem Menschen sogar möglich sogenannte Phantomschmerzen zu empfinden, die vom wahrnehmenden Bewusstsein in Körperregionen lokalisiert werden, die gar nicht mehr existieren.
Das modale Argument verweist auf den grundsätzlichen Qualitätsunterschied zwischen mentalen und nicht-mentalen Phänomenen. Die Erfahrung von subjektiv wahrgenommenem Schmerz ist etwas, dass eine Person niemals in gleicher Qualität bei einem materiellen Objekt wird wahrnehmen können. Ein Beobachter kann aus meinem Verhalten möglicherweise schließen, dass ich Schmerz empfinde, doch dieser Beobachtung fehlt die grundsätzliche Qualität der subjektiven Erfahrung selbst. Auch dem Neurowissenschaftler, der die Prozesse in meinem Gehirn analysiert, während ich Schmerz empfinde, entgeht die Qualität meiner subjektiven Erfahrung. Mentale Phänomene haben also immer eine subjektive Komponente, welche sich allein im Bewusstsein der subjektiv wahrnehmenden Person befindet. Materielle Objekte in der Welt sind dem Beobachter nur auf objektive Weise zugänglich. Es ist unmöglich ein materielles Objekt subjektiv zu erfahren, weshalb es ihm an der Qualität subjektiver Erfahrung mangelt.
Das epistemologische Argument verweist auf die Verschiedenheit des Wissens von materiellen und immateriellen Phänomenen. Nach Descartes‘ Überzeugung sind die geistigen Phänomene dem wahrnehmenden Subjekt unmittelbar zugänglich. Das Wissen von mentalen Vorgängen und Zuständen sah er als a priori wahr, transparent und direkt an. Von materiellen Objekten könne man hingegen bestenfalls indirektes Wissen besitzen. Dies gilt auch für die mentalen Prozesse anderer Menschen. Der private Charakter mentaler Vorgänge impliziert, dass nur eine Person direkten Zugang zu ihnen haben kann. Materielle Phänomene sind im Gegensatz dazu öffentlich zugänglich. Jeder der eine bestimmte Beobachterperspektive einnimmt, kann auf indirektes Wissen über diese Objekte zugreifen. Eine interessante Konsequenz aus diesen Annahmen ist das Auftauchen eines Problems, welches in der Literatur oft als Other-Minds-Problem10 bezeichnet wird, welches auf die Tatsache verweist, dass direktes Wissen über die schlichte Existenz mentaler Vorgänge anderer Personen nicht möglich ist.11
Aufgrund der genannten Argumente schloss Descartes Interferenzen der Eigenschaften von Körper und Geist aus. Doch wie gelangt Descartes von der Annahme unterschiedlicher Eigenschaften von Körper und Geist zu der Annahme, es handele sich um getrennte Substanzen? Descartes‘ Denken liegt in diesem Fall die Annahme zugrunde, dass die Welt aus Substanzen gemacht sei. Substanzen sind keine bestimmten Stoffe wie Wasser, Öl oder Diamant. Substanzen sind diejenigen Partikel, aus denen sich in der materiellen Welt auf einem elementaren Level die Objekte zusammensetzen. Substanzen sind konkrete Entitäten, die sich durch ihren ontologischen Status von abstrakten Entitäten (Ereignisse, Kategorien etc.) unterscheiden. Der Vogel auf dem Baum ist Substanz. Die Kategorie Vogel ist keine Substanz. Wenn der Vogel von A nach B fliegt, ist dies ein Prozess, dem Substanz zugrunde liegt. Der Prozess selbst ist aber nicht Substanz. Substanzen lassen sich nur im Zusammenspiel mit Eigenschaften wirklich definieren, da es keine Eigenschaften ohne Substanz und keine Substanz ohne Eigenschaften gibt. Eine rote Billiardkugel besitzt gewisse Eigenschaften wie Masse, geometrische Form, Farbe etc. Descartes unterscheidet die Billiardkugel als Besitzer von bestimmten Eigenschaften von diesen Eigenschaften selbst. Die Billiardkugel ist mehr als nur eine Sammlung von Eigenschaften, sie ist materielle Substanz. Substanzen sind also Inhaber von Eigenschaften. Es gibt weder eine leere Substanz ohne Eigenschaften, noch gibt es eine Ansammlung von Eigenschaften, denen keine Substanz zukommt. Abgesehen von den spezifischen Eigenschaften kommt jeder Substanz ein bestimmtes Attribut zu, welches diese Substanz bestimmt und sie von anderen Substanzen unterscheidet. Materiellen Substanzen kommt generell das Attribut der räumlichen Ausdehnung zu. Eine materielle Substanz ist demnach eine geometrische Form, die eine bestimmte Position in Raum und Zeit besetzt. Wie bestimmt Descartes vor diesem Hintergrund nun geistige Substanz? Jeder materiellen Substanz kommt das Attribut der räumlichen Ausdehnung zu. Welches Attribut kommt jeder geistigen Substanz zu? Descartes definiert dieses Attribut mit dem Begriff Denken. Dieser Begriff beinhaltet alle mentalen Phänomene (Schmerzen, Überzeugungen, Wünsche etc). Descartes hatte in seinen berühmten Meditationen festgestellt, dass die einzige Tatsache, der man sich wirklich sicher sein könne, die Tatsache ist, dass man denkt.12 Jeder Gedanke, kann eine Illusion sein und in Frage gestellt werden, jedoch nicht das Denken selbst. Diesen „Behälter“, in dem sich alle mentalen Prozesse abspielen, nennt Descartes Denken. Was für die Billiardkugel materielle Substanz ist, ist für ein mentales Phänomen das Denken, welches als immateriell bestimmt ist.13
Wenn nun aber jede Substanz nur ein Attribut besitzt, ist die Trennung von denkender Substanz und materieller Substanz eine Notwendigkeit. Mentale Phänomene sind nun denkende Substanzen, die nicht räumlich ausgedehnt sind, während materielle Substanzen räumlich ausgedehnt aber nicht denkend sind.14 Die Konsequenz aus all dem ist das, was in der Literatur in aller Regel mit dem Begriff Leib-Seele-Dualismus bezeichnet wird. „Thought and extension mutually exclude one another. It follows that no extended substance thinks, and no thinking substance is extended. Minds are thinking substances and bodies are extended substances, so minds are distinct from bodies.”15
Körper und Geist sind also zwei verschiedene Substanzen, welche im Menschen zu einer Einheit verschmelzen. Descartes war sich der Tatsache bewusst, dass die materielle Substanz des Körpers und die immaterielle Substanz des Denkens auf intime Weise miteinander verbunden waren. Zudem war er der Ansicht, dass die Seele, also der Bereich des Denkens, unabhängig vom Körper Bestand haben könnte und somit jener Teil des Menschen den Tod des Körpers überdauern könnte. Unabhängig von der Frage nach der Unsterblichkeit der Seele, welche heute wohl eher Gegenstand einer theologischen Analyse wäre, sahen sich Descartes und seine Zeitgenossen vor dem Hintergrund der Annahme eines Leib-Seele-Dualismus mit unmittelbar daraus resultierenden Schwierigkeiten konfrontiert. Wenn sich jemand auf einen Stuhl setzt, auf dem sich eine Reiszwecke befindet, so wird er unmittelbar nach dem Hinsetzen einen Schmerz verspüren. Dieses Schmerzgefühl wird in ihm den Wunsch erregen, sich wieder zu erheben. Dieser Wunsch wird ihn dann dazu bewegen, tatsächlich aufzustehen. Eine materielle Ursache, das Hinsetzen des Körpers auf den Stuhl, hat einen mentalen Prozess, die Schmerzempfindung, zur Folge. Dieser mentale Prozess verursacht wiederum einen weiteren mentalen Prozess, nämlich den Wunsch, sich wieder zu erheben. Dieser Wunsch führt dann wiederum zu einem materiellen Prozess, nämlich dem Aufstehen der Person. Es zeigt sich, dass materielle Prozesse mentale Phänomene verursachen können, welche in der Folge weitere mentale Prozesse verursachen, wobei ein solcher mentaler Prozess wiederum einen materiellen Prozess verursachen kann.16 Es bestehen also eindeutige Kausalzusammenhänge zwischen Körper und Geist, innerhalb des Geistes, sowie zwischen Geist und Körper. Die Interaktion von Körper und Geist ist offenbar sehr vielfältig und komplex. Wenn aber Körper und Geist völlig verschiedene Substanzen sind, deren Eigenschaften sich gegenseitig ausschließen, wie kann dann diese Interaktion beschrieben werden? Descartes entledigte sich dem Problem, indem er davon ausging, dass die Kausalität zwischen materiellen und mentalen Phänomenen nicht der Form von Kausalität entspräche, die wir in der materiellen Welt feststellen könnten. Einige Versuche wurden unternommen, um diese Annahme plausibel erscheinen zu lassen. Letzten Endes ist es jedoch nicht gelungen, den Übergang vom Immateriellen ins Materielle und vice versa überzeugend darzustellen. Dies liegt vor allem an einem Grundprinzip, welches allen Naturwissenschaften zugrunde liegt und heute allgemein anerkannt ist. Es handelt sich um das Prinzip der kausalen Geschlossenheit der materiellen Welt. Grundlage dieser Annahme sind die von den Naturwissenschaften formulierten Naturgesetze, welche sich bei der Erforschung der materiellen Welt bis in den subatomaren Bereich hinein bewährt haben. Wird von den Naturwissenschaften ein Prozess beobachtet, der einem bestimmten Naturgesetz widerspricht, so ist dieses Gesetz damit falsifiziert. Das Prinzip der kausalen Geschlossenheit der materiellen Welt gibt keinen Grund zu der Annahme, dass es immaterielle Substanzen geben könnte, die die Vorgänge in der materiellen Welt beeinflussen könnten. Hinzu kommt, dass im Rahmen eines Leib-Seele-Dualismus nicht plausibel erklärt werden kann, wie der Übergang vom Immateriellen ins Materielle aussehen soll. An irgendeinem Punkt muss der Dualist davon ausgehen, dass ein physikalischer Prozess, wenn auch nur auf der Ebene der Atome, von einem mentalen Prozess ausgelöst wird. Dies würde wiederum das Prinzip der kausalen Geschlossenheit der materiellen Welt in Frage stellen. Was dem Dualisten übrig bleibt, ist die etwas merkwürdige Behauptung, dass mentale Prozesse Vorgänge in der materiellen Welt beeinflussen können, ohne, dass dabei die kausale Geschlossenheit leidet. Letzten Endes bleibt die Interaktion von Körper und Geist vor dem Hintergrund eines Leib-Seele-Dualismus ein Rätsel.17
Da die kausale Interaktion von Körper und Geist das zentrale, scheinbar unlösbare Problem des Cartesianischen Dualismus darstellte, entstanden als Reaktion darauf verschiedene alternative Ansätze. Der Parallelismus und der Okkasionalismus ließen die Annahme einer kausalen Interaktion von Körper und Geist vollständig fallen. Stattdessen wurden mentale und materielle Vorgänge als parallel ablaufende Prozesse vorgestellt. Über die diesem Prinzip inhärenten Widersprüche vermochten sich beide Ansätze nur durch die Integration eines regulierenden Gottes hinwegzusetzen, was sie freilich für eine nicht-theologische Philosophie völlig inkompatibel erscheinen ließ. Mit ähnlichen Schwierigkeiten sahen sich die Alternativen von Idealismus, welcher die Existenz einer unabhängig vom menschlichen Bewusstsein existierenden materiellen Welt vollständig leugnete, und Epiphenomenalismus, der mentale Phänomene nur als unbedeutende Side-Effects von materiellen Vorgängen ansah, konfrontiert.18 Keiner dieser Ansätze konnte sich auf lange Sicht im Diskurs der Philosophie des Geistes behaupten. Für die Entwicklung einer wissenschaftlichen Psychologie waren sie völlig irrelevant.19
Trotz des scheinbar unüberwindbaren Problems der kausalen Zusammenhänge von Körper und Geist überlebte der philosophisch fundierte Leib-Seele-Dualismus seinen Begründer und erscheint bis heute in mannigfaltigen Varianten. Eine etwas abgewandelte Form des Substanzdualismus ist der sogenannte Eigenschaftsdualismus. Körper und Geist bezeichnen hier nicht mehr wirklich zwei voneinander getrennte Substanzen, sondern eher zwei Aspekte der Einheit Mensch. Beide Aspekte sind in einer Person vorhanden. Der eine Aspekt kann jedoch nicht in den Kategorien des anderen erklärt werden. Lediglich Eigenschaften beider Sphären können benannt werden, nicht deren mögliche Interaktion. Im Kern gehen alle Arten von Eigenschaftsdualismus davon aus, dass es sich bei Körper und Geist um zwei getrennte Bereiche handelt, die getrennt voneinander, das heißt mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden, untersucht werden müssen.20 Leider ist es mit diesem Ansatz weder möglich irgendeine Form der Interaktion anzunehmen, geschweige denn, sie näher zu bestimmen. Auch stellt sich die Frage nach der wissenschaftlichen Methode, mit der mentale Phänomene untersucht werden sollen. Wie soll eine solche Methode der getrennten Untersuchung aussehen, wenn man doch mit einer gewissen Sicherheit davon ausgehen kann, dass Körper und Geist kausal interagieren.
Eine aktuelle leicht modifizierte Variante, welche die Vermittlung von Eigenschafts- und Substanzdualismus versucht, verwirft Descartes‘ Gedanken, dass sich der materielle und geistige Bereich im Hinblick auf ihre Beschaffenheit gegenseitig ausschließen würden, was zu einer Aufgabe des Konzepts vom Geist als einer immateriellen Entität führt. Dennoch wird die grundlegende Annahme Descartes‘, dass Körper und Geist verschiedene Dimensionen darstellen, beibehalten. Der Geist wird dabei als eine denkbar simple Einheit vorgestellt, in dem sich verschiedene mentale Prozesse wie Gedanken, Überzeugungen, Wünsche usw. abspielen. Gleichzeitig ist der Status dieses Geistes aber von dem Status materieller Objekte völlig verschieden. Die Gedanken im Geist kommen und gehen, der Geist bleibt. Er ist nicht aus diesen mentalen Phänomenen zusammengesetzt. Materielle Objekte hingegen sind aus kleineren Teilen zusammengesetzt und können in diese Teile zerlegt werden. Der Geist ist aufgrund seiner Einfachheit nicht weiter zerlegbar, was ihm eine gewisse metaphysische Eigenart gibt, die ihn von materiellen Dingen trennt. Vor dem Hintergrund dieser Annahmen, scheint nun eine Möglichkeit offen, die kausale Interaktion von Körper und Geist zu beschreiben. Dies geschieht durch die Analogie des Menschen mit einer Statue. Um eine Statue zu fertigen, benötigt man zunächst einen unbearbeiteten Klumpen Marmor. Dieser Klumpen wird dann bearbeitet und erhält schließlich die Form eines Menschen. Die Statue ist nicht identisch mit dem unbearbeiteten Klumpen. Trotzdem besteht sie auf der materiellen Seite vollständig aus Marmor. Sowohl die Statue als auch der Klumpen bestehen in einer Art Koexistenz.
Die Idee dahinter ist, dass beide Entitäten gewisse Eigenschaften teilen und andere nicht. Wenn die Statue an einem bestimmten Ort ist, ist auch der Marmor dort. Wenn die Statue eine bestimmte Masse besitzt, so besitzt auch der Marmor diese Masse. Gleichzeitig wäre es unangebracht zu sagen, dass der Klumpen Finger hätte. Die Statue hat Finger, nicht der Klumpen. Bestimmte Eigenschaften werden vom Klumpen und der Statue geteilt. Andere Eigenschaften kommen nur jeweils einem Bereich zu. Dementsprechend teilen auch Körper und Geist gewisse Eigenschaften, etwa den Ort, an dem sie sich befinden. Einfache Eigenschaften kommen dabei nur dem Geist zu, da er seiner Konstitution nach einfach ist, während dem materiellen Bereich nur jene Eigenschaften zukommen, die zusammengesetzt sind. Der Klumpen ist zusammengesetzt aus den Partikeln, welche den Stoff Marmor bilden. Der rechte Mittelfinger der Statue ist nicht zusammengesetzt und nicht zerlegbar, er ist einfach nur der rechte Mittelfinger. Gemäß dieser Argumentation scheint die Identität von Körper und Geist ausgeschlossen. Als Konsequenz muss man einen Leib-Seele-Dualismus annehmen.21 Es zeigt sich, dass der Fokus nun nicht mehr auf der ontologischen Differenz von Körper und Geist liegt. Vielmehr geht es nun um die epistemologischen Dimensionen beider Bereiche. Descartes hatte ja bereits auf den ungleichen epistemologischen Status von Körper und Geist hingewiesen. Dieser epistemologische Dualismus verwirft die Cartesianische Annahme von zwei unterschiedlichen ontologischen Dimensionen, aufgrund der Nicht-Bestimmbarkeit von Immaterialität, was die Annahme zulässt, dass geistige Phänomene materielle Eigenschaften besitzen können. Dennoch behält er die kategorische Zweiteilung bei, da er meint, die Identität von Körper und Geist ausschließen zu können. Diese Art von Dualismus kulminiert letztlich in der Behauptung, dass Menschen etwas besitzen, das sich nicht auf deren materielle Zusammensetzung reduzieren lässt. Doch selbst wenn die Möglichkeit einer Kausalität zwischen Körper und Geist dadurch offen gehalten wird, dass der Geist prinzipiell Eigenschaften von materieller Substanz besitzen kann, bleibt die Frage nach dem Wie dieser Interaktion völlig unbeantwortet. Insofern scheitern alle Dualismen, ganz gleich mit welch‘ feingeschliffenen Analogien und Erklärungsmustern sie auch immer arbeiten mögen, an dem offenbar unlösbaren Problem, den Einfluss von nicht-materiellen mentalen Phänomenen auf materielle Vorgänge in einer kausal geschlossenen materiellen Welt plausibel zu erklären.22 Es ist dieses Problem der Interaktion von Körper und Geist, welches jegliche Art von Dualismus unattraktiv erscheinen lässt.
Für eine wissenschaftlich solide Psychologie ist Dualismus als Arbeitsgrundlage völlig ungeeignet. Wie sollen geistige Prozesse, welche als immateriell vorgestellt werden, Gegenstand einer objektiven wissenschaftlichen Untersuchung sein? Descartes hatte ja bereits selbst festgestellt, dass der Geist von Anderen Privatsache sei. Objektive Aussagen über mentale Prozesse sind nicht möglich, da es keine vergleichbaren empirischen Daten gibt. Nur derjenige, der diese Prozesse erfährt, hat unmittelbaren Zugang zu ihnen. Wäre es dann nicht möglich, dass eine Person ihre mentalen Phänomene beobachtet, um Dritten davon Bericht zu erstatten? Die Anwendung dieser Methode, häufig Introspektion genannt, war zu Beginn der sich entwickelnden wissenschaftlichen Psychologie tatsächlich gängige Praxis.23 Die Vertreter der frühen psychologischen Strömungen des Strukturalismus, des Funktionalismus24 und des Assoziationismus verwandten die Methode der Introspektion mit einer gewissen Selbstverständlichkeit.25 Dass Menschen sich ihrer eigenen mentalen Prozesse vollständig bewusst sind, kann heute nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden. Aber selbst wenn man mit Descartes‘ Annahme einverstanden wäre, dass die mentalen Prozesse dem Subjekt transparent und unverfälscht zugänglich seien, können Dritte diese mentalen Prozesse nur über die Vermittlung der Person selbst, über seine sprachlichen Aussagen zur Kenntnis nehmen. Diese sprachlichen Äußerungen könnten missverständlich, falsch oder sogar bewusst irreführend sein. Dies spielt jedoch im Hinblick auf die Frage nach der Verwertbarkeit einer dualistischen Philosophie für die Psychologie gar keine Rolle. Denn aus Descartes‘ Perspektive würden wir, wenn wir eine Person zu ihren introspektiven Erlebnissen befragten, den Geist selbst gar nicht untersuchen. Was wir untersuchten, wäre ausschließlich das sprachliche Verhalten der jeweiligen Person, ein materielles Ereignis in Raum und Zeit. Dennoch stellte die Introspektion in der frühen Psychologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts die führende Methode zur Erlangung wissenschaftlicher Kenntnisse über den menschlichen Geist dar, was sich nicht zuletzt im Aufstieg der Psychoanalyse manifestierte. Die Gründe für die spätere Ablehnung der Methode der Introspektion, vor allem durch die Behavioristen, waren jedoch zahlreich. Neben den bereits genannten Gründen ist es vor allem die mangelnde Übereinstimmung der Introspektionisten untereinander, die es nahezu unmöglich macht einen gemeinsamen wissenschaftlichen Referenzrahmen aufzubauen. Überdies besteht das Problem, dass eine gelungene Introspektion sich selbst zum Gegenstand haben müsste. Um mentale Prozesse beobachten zu können, müsste ein Standpunkt außerhalb dieser Prozesse eingenommen werden. Introspektion ist aber nur aus der Perspektive der Person möglich, die bereits in diese Prozesse involviert ist. Introspektion lässt sich nicht introspektiv beobachten.26
Vor dem Hintergrund des Dualismus eine wissenschaftliche Psychologie auf Basis des Cartesianischen Rationalismus zu begründen, welche sich einzig der fragilen Methode der Introspektion bedient, ist offenbar keine besonders attraktive Option.27 Aufgrund der unlösbaren philosophischen Schwierigkeiten des Leib-Seele-Dualismus entfiel jener bald als mögliches Fundament einer wissenschaftlichen Psychologie. Vor allem dem durchschlagenden Erfolg der Naturwissenschaften im 19./20. Jahrhundert ist es geschuldet, dass die Psychologie sich im 20. Jahrhundert zunächst nicht mehr mit der subjektiven Dimension des Geistes, sondern vor allem mit dem empirisch messbaren Verhalten von Menschen, beschäftigte. Nachdem sich dualistische Konzepte in der Philosophie und der Psychologie als unbrauchbar erwiesen hatten, sah man sich gezwungen, neue Wege zu gehen. Unter dem Einfluss der Naturwissenschaften entwickelte sich im 19. Jahrhundert die moderne philosophische Doktrin des Materialismus, die seit dem frühen 20. Jahrhundert auch die Psychologie massiv beeinflusst. Im Zuge des aufkommenden Materialismus entwickelte sich auch die Vorstellung von der Substanzmetapher, die als Kontrastfolie der cartesianisch-dualistischen Philosophie des Geistes entgegengestellt wurde.
3. Materialismus und Substanzmetapher
a) Allgemein
Materialismus bezeichnet prinzipiell die Annahme, dass alles, was existiert, auf materielle Objekte und deren Eigenschaften, Zustände und Interaktionsmuster reduziert werden kann.28 In Abgrenzung zum Dualismus wird der Materialismus von seinen Vertretern immer auch als Monismus angesehen, das heißt als eine Theorie, in der es nur eine Realität gibt. Damit ist natürlich die materielle Realität physikalischer Prozesse gemeint, welche von dem kausal geschlossenen Wirken der Naturgesetze bestimmt ist. In der Konsequenz fällt der von Descartes behauptete Bereich des Geistes, insofern er als immateriell vorgestellt wird, weg. Die Tatsache, dass man annimmt, dass es keinen immateriellen Geist gibt, bedeutet jedoch nicht, dass man die Existenz des Geistes überhaupt leugnet. Kein Materialist würde Descartes in seiner Annahme folgen, dass der Geist immateriell sei. Er würde aber auch nicht automatisch die Existenz mentaler Phänomene im Allgemeinen leugnen, zumal er sie ja zumindest bei einer Person, nämlich sich selbst, feststellen kann. Geist besteht für den Materialisten aus materieller Substanz, welche sich prinzipiell nicht von der Substanz unterscheidet, aus der sich auch Steine, Bäume oder menschliche Körper zusammensetzen. Der Geist ist somit die Konsequenz einer bestimmten Organisation von Materie. Damit war die Aufgabe der postcartesianischen materialistischen Philosophie des Geistes und der darauf aufbauenden wissenschaftlichen Psychologie eindeutig definiert. Es ging von nun an darum, eine materialistisch-monistische Philosophie zu entwickeln, welche in der Lage ist, den Geist auf plausible Art und Weise zu integrieren. Wie lässt sich Geist materialisieren? Wie lässt sich das, was uns unter dem Begriff Geist bekannt ist, in den Kategorien materieller Substanz auflösen ? Alle materialistischen Ansätze, wie auch immer sie im Detail aussehen mögen, teilen die eine Grundüberzeugung, dass es eine zufriedenstellende materialistische Antwort auf die Frage nach dem Zusammenspiel von Körper und Geist gibt. Diese magische Formel zur Lösung des Leib-Seele-Problems, bezeichne ich mit dem Begriff Substanzmetapher. Materialistische Unternehmungen, deren Sinn und Zweck es ist, die Substanzmetapher zu finden, gibt es in der Philosophie des Geistes wie Sand am Meer. Im Folgenden werde ich daher nur diejenigen Ansätze darstellen, die einen signifikanten Einfluss auf die Kognitionsiwssenschaften und somit auch auf die Kognitive- und damit die Pädagogische Psychologie ausüben.
b) Behaviorismus
Wenn man vom Behaviorismus spricht, unterscheidet man zunächst psychologisch-methodologischen Behaviorismus und philosophisch-logischen Behaviorismus. In seiner psychologischen Variante bezeichnet der Behaviorismus eine bestimmte wissenschaftliche Methode zur Beobachtung menschlichen Verhaltens. Bei der philosophischen Version handelt es sich um eine Theorie des Geistes. Beiden gemein ist jedoch die Annahme, dass das was Geist genannt wird, ausschließlich in den Kategorien materiell identifizierbarer Vorgänge, also (menschlicher) Verhaltensäußerungen, bestimmbar sei. Bevor ich näher auf die genannten Konzepte eingehe, erscheint es sinnvoll die historische Entwicklung des Behaviorismus kurz zu skizzieren. Der Behaviorismus entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Reaktion auf die zu jener Zeit allgemein anerkannte rationalistische Psychologie, dessen wissenschaftliche Methode in erster Linie die Introspektion darstellte. Jene Ansätze, unter ihnen auch Freuds Psychoanalyse, konzentrierten sich vor allem auf das, was in der anglo-amerikanischen Fachliteratur oft mit dem Begriff Cartesian Minds bezeichnet wird, also um den subjektiven Geist, welcher dualistisch in Abgrenzung zur materiellen Welt vorgestellt wird. Dies bedeutete freilich nicht zwangsläufig, dass diese Psychologen an einen immateriellen Geist glaubten. Sie waren aber auch keine Materialisten, denen an einer objektiven physikalischen Theorie des Geistes gelegen wäre. Aufgrund der mangelnden Objektivierbarkeit der Ergebnisse von Introspektionen und weiterer methodischer Probleme, verwarfen die Behavioristen diesen Ansatz vollständig. Bis heute lehnen Behavioristen mit wenigen Ausnahmen all jene Bestrebungen ab, welche Geist als wissenschaftlich zugänglich und messbar ansehen. Ansätze solcher Art subsumiert der Behaviorist im Allgemeinen unter dem Begriff Mentalismus.29 Neben den wissenschaftlichen Bedenken gab es weitere Ursachen, die den Behaviorismus in seiner Entwicklung begünstigten. Zum einen gab die immer intensivere Erforschung des menschlichen Gehirns Grund zu der Hoffnung, dass sich mentale Prozesse in irgendeiner Weise auf die physikalischen Prozesse des Gehirns reduzieren lassen. Auch die Frage nach einer möglichen Identität von Geist und Gehirn hat hier ihren Ursprung. Zum anderen wurde der Ruf nach einer praktisch verwertbaren Psychologie laut, die sich nicht mit irgendwelchen inneren Abgründen beschäftigte, sondern das Verhalten der Menschen auf wissenschaftlich solidem Boden zu ihrem Gegenstand machen sollte, um so vor allem zu einer Optimierung der Prozesse in den Bereichen Erziehung und militärische Ausbildung beizutragen.30 Obwohl die Behavioristen die Realität von Geist nicht leugneten, erklärten sie alle Phänomene, die sich einer objektiven Beobachtung entziehen, für wissenschaftlich unzugänglich und somit uninteressant. Wissenschaftlichkeit ist für den Behaviorismus nur dann gegeben, wenn die Ergebnisse objektiv sind. Objektivität ist gegeben, wenn mehrere Betrachter aus unterschiedlichen Perspektiven heraus, dasselbe Objekt auf dieselbe Weise wahrnehmen können. Wenn fünf Wissenschaftler in einem Labor einen Tisch betrachten, so haben alle dieselben Voraussetzungen, diesen Tisch zu untersuchen, da er objektiv, das heißt, für alle auf die gleiche Art und Weise gegenwärtig ist. Der Geist von Forscher XY hingegen ist jenem in einer völlig anderen Weise gegeben, als den übrigen vier Wissenschaftlern. Daher kann der Geist nicht Gegenstand einer objektiven Wissenschaft sein.31,32 Der theoretische Hintergrund dieser absoluten Ablehnung von Geist als einem Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung durch die Behavioristen lässt sich pointiert mit Wittgensteins berühmter Käferanalogie beschreiben.33
„Suppose everyone had a box with something in it: we call it a „beetle“. No one can look into anyone else’s box, and everyone says he knows what a beetle is only by looking at his beetle. — Here it would be quite possible for everyone to have something different in his box. One might even imagine such a thing constantly changing.”34 Die Situation macht es möglich, dass mit dem Wort “Beetle” völlig unterschiedliche Dinge beschrieben werden können. Es wäre sogar möglich, dass sich in meiner Box rein gar nichts befindet, was ich trotzdem, da ich es so gelernt habe, mit dem Wort „Beetle“ bezeichnen würde. Angenommen Person A hat ein Objekt A in seiner Box, während sich in der Box von Person B ein Objekt B befindet. Objekt A und Objekt B unterscheiden sich voneinander. Beide Objekte werden von den jeweiligen Personen „Beetle“ genannt. Der springende Punkt ist, dass beide Personen mit ihrer Behauptung Recht haben. Wenn dem aber so ist, dann beschreibt „Beetle“ keine bestimmte Entität. Dasselbe gilt für den Begriff Geist. Wenn aber Geist gar nicht bestimmt werden kann, wie sollen dann allgemein gültige Aussagen über ihn getroffen werden? „As a result of this major assumption that there is such a thing as consciousness and that we can analyze it by introspection, we find as many analyses as there are individual psychologists.”35
John B. Watson (1878-1958), der als Begründer des methodologisch-psychologischen Behaviorismus gilt, unternahm im frühen 20. Jahrhundert den Versuch, die Psychologie zu einer objektiven Wissenschaft zu machen. Damit die Psychologie im Hinblick auf den Grad der Objektivität ihrer Aussagen mit den Naturwissenschaften Schritt halten kann, müsse sie zu einer Wissenschaft des (menschlichen) Verhaltens (Science of Behavior) werden.36 Ziel dieser Wissenschaft sei allein die Vorhersage und Kontrolle von Verhalten. Die Mechanismen der vom Menschen gezeigten Verhaltensweisen mögen komplex sein, sie ließen sich aber, so Watsons Behauptung, auf einfache Reiz-Reaktions-Schemata herunterbrechen. Allein diese Stimulus-Response-Interaktionen, sowie daraus resultierende Gewohnheitsbildung etc., sollte den Gegenstand der Psychologie ausmachen. Daher verwarf Watson auch die Annahme, der Mensch sei auf irgendeine qualitative Weise vom Tier verschieden. Das menschliche Verhalten mag komplexer sein als das des Tieres, dennoch handelt es sich prinzipiell um dieselbe Art von Verhalten, die mit eben jene Mitteln der Reiz-Reaktions-Interaktion bestimmt werden könne. In seiner Radikalität forderte er die Abschaffung jeglicher Begriffe, die auch nur annähernd auf den Geist verweisen, wie etwa Denken, Überzeugung, Wunsch etc. Die Methoden der Introspektion und des Analogen Denkens verwarf er ebenso wie die Existenz von Vorstellungen, also mentalen Bildern. Außerdem schloss er den gesamten Bereich der Emotionen, insofern sie Gegenstand der subjektiven Erfahrung sind, als Gegenstand der Psychologie aus. Bewusstsein, Geist oder Subjektivität gehörten für Watson in den religiösen Bereich, nicht in eine wissenschaftliche Psychologie. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass Watson die Realität von Geist, die er ja zumindest bei sich selbst feststellen konnte, ebenso wenig leugnete, wie die Tatsache, dass Geist in irgendeiner Form auf die biochemischen Prozesse des Gehirns zurückzuführen sei. Dennoch ging er davon aus, dass es sich bei dem, was Geist genannt wird, bestenfalls um ein Epiphänomen handelt, welches auf das durch Reiz-Reaktions-Muster bestimmte Verhalten keinen wesentlichen, verursachenden Einfluss nehmen kann. Trotz, oder vielleicht gerade aufgrund seiner Radikalität, dominierte der psychologische Behaviorismus die Psychologie über 40 Jahre hinweg.37,38
Der philosophisch-logische Behaviorismus ist weniger an einer psychologischen Methode zur Messung von Verhalten interessiert, als vielmehr an einer logischen Umformulierung psychologischer Begriffe. Was ist damit genau gemeint? Dem logischen Behavioristen geht es darum, die Begriffssprache der Psychologie in die Sprache des objektiven Behaviorismus, also in die Kategorien von Reiz-Reaktions-Schemata zu übersetzen. Der Satz „Klaus ist glücklich“ wäre demnach nur eine Beschreibung des Verhaltens, das Klaus in diesem Moment zeigt, welches sich etwa durch ein Lachen objektiv manifestiert. Mentale Begriffe werden im logischen Behaviorismus aber nicht nur als tatsächlich gezeigtes Verhalten reformuliert, sondern auch als Verhaltensdispositionen. Dementsprechend könnte der Satz auch meinen, dass Klaus sich in einem Zustand befindet, in welchem er die Disposition für eine bestimmte Verhaltensäußerung aufweist, welche sich durch einen entsprechenden externen Reiz in einem Verhalten manifestieren würde. Glücklich zu sein ist demnach kein innerer Zustand, sondern die Tatsache, dass sich jemand auf eine bestimmte Art und Weise verhält oder eine Disposition für die Ausführung dieses Verhaltens vorliegt. Logische Behavioristen, wie Carl Hempel, berufen sich auf den britischen Philosophen David Hume (1711-1776), wenn sie behaupten, dass eine Behauptung über Vorgänge in der Welt, sich nur wahrheitsgemäß in einer Sprache formulieren lasse, die auf beobachtbare Prozesse verweist. Nur diese beobachtbaren Prozesse können den Wahrheitsgehalt der Aussage garantieren und bestätigen. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass Behauptungen über die Welt, die aktuelle oder mögliche beobachtbare Ereignisse transzendieren, keinen Sinn machen. Genau auf diesen Punkt zielt die oben dargestellte Käferanalogie ab. Mentale Phänomene, so wie sie bis dato diskutiert wurden, sind demnach sprachliche Verirrungen, welche es in eine solide Begriffssprache zu übertragen gilt. Der logische Behaviorist verwirft auch die verbreite Annahme, dass bestimmten Verhaltensweisen innere mentale Zustände zugrunde liegen. Wenn ein Sportler Kampfgeist besitzt, dann äußert sich dies in seinem Verhalten. Er ist dann besonders ausdauernd und unnachgiebig. Kampfgeist ist aber keine für sich selbst existierende mentale Größe. Daher handelt es sich bei der Frage nach der Kausalität von Körper und Geist, dem großen Problem des Cartesianischen Dualismus, um einen Kategorienfehler. Es gibt keine inneren mentalen Prozesse, die irgendetwas verursachen könnten. Es gibt nur Verhalten.39
Letzten Endes konnte der methodologisch-psychologische Behaviorismus seine Monopolstellung in der Psychologie nicht halten. Bereits zu dessen Blütezeit wagten sich einige Forscher über die extreme Eindimensionalität des Ansatzes hinaus und bezogen das, was als Black Box in Verruf geraten war, den Geist, wieder mit in ihre Überlegungen ein. Forscher wie Edward Toleman konnten nachweisen, dass Mäuse ihr Verhalten ohne bestimmte Konditionierung an sich verändernde Umweltbedingungen anpassen können, was ihn zu der Annahme eines kognitiven Modells als Grundlage von Verhalten veranlasste. Albert Bandura wies darauf hin, dass Menschen und Tiere, ohne den Einfluss von Belohnungs- und Bestrafungsmechanismen, das Verhalten von Modellen in ihrer Umwelt nachahmen. Diese neuen Erkenntnisse brachen die Starrheit des behaviouristischen Konzepts auf, indem sie verdeutlichten, dass sich durch die Beobachtung von Verhalten durchaus Rückschlüsse ziehen lassen im Hinblick auf das, was in der sogenannten Black Box vor sich geht.40,41
Im Anschluss an die sogenannte Kognitive Revolution zu Beginn der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Behaviorismus als führendes Paradigma der Psychologie von Theorien des Kognitivismus abgelöst, obgleich er nie vollständig verschwand und sein Einfluss auf die theoretische und empirische Arbeitsweise der Kognitiven- und Pädagogischen Psychologie bis heute besteht.
Die Gründe, die schließlich zu einer Degenerierung der behavioristischen Bewegung führten, waren zahlreich. Noam Chomsky unterzog im Jahre 1959 B.F. Skinners Werk Verbal Behavior, in welchem der menschliche Spracherwerb aus der Perspektive des Behaviourismus dargestellt wurde, einer Fundamentalkritik. Er konnte überzeugend darstellen, dass während des Spracherwerbs ein mentaler Konstruktionsprozess stattfinden müsse, da sonst die Lernenden ausschließlich jene Äußerungen reproduzieren könnten, die sie schon einmal gehört haben. Kinder, die Sprache lernen, sind aber sowohl in der Lage neue als auch falsche Sätze zu konstruieren. Daraus folgte die Annahme, dass es eine Art angeborenes mentales Sprachprogramm geben müsse, welches die Konstruktion und den Erwerb von Sprache ermöglicht, was Chomsky später als Universalgrammatik bezeichnete. Chomskys Kritik führte zu einem Umdenken bei der Behandlung komplexer Verhaltensäußerungen. Es ging nun nicht mehr nur darum, dass beobachtbare Verhalten zu messen, sondern auch darum, von diesen Verhaltensmustern ausgehend, Informationen über die Arbeitsweise des Mentalen zu erhalten.42 Grundsätzlich bestand gegenüber den Behavioristen immer der Verdacht, dass sie das, worum es eigentlich geht, zugunsten der Objektivität, aus der Analyse ausklammerten. Was bringt einem all die Objektivität, wenn die wissenschaftliche Methode am Kern des Untersuchungsgegenstandes vorbeigeht? „Do translations of talk about states of mind into talk of how agents behave or would behave leave out what is most important about states of mind: their 'inner feel'? Or is talk of 'inner feels' merely a holdover from our Cartesian heritage in the way talk of the sun rising and setting is a relic of a pre-Copernican world view?”43 Die behavioristische Behauptung, dass es keine inneren Zustände oder Prozesse gäbe, sondern nur Verhalten, geht streng gegen die tief in uns verwurzelte Intuition, dass Verhalten mentale Ursachen haben kann. Das Verhalten einer Person assoziieren wir intuitiv mit irgendwelchen zugrundeliegenden Überzeugungen, Wünschen oder Erwartungen. Das Phänomen Geist auf das äußerlich sichtbare Verhalten zu reduzieren, scheint zumindest einen großen Teil dessen, worum es bei der Erforschung des menschlichen Geistes geht, auszuschließen. Es steht absolut konträr zu der von jedem Menschen ständig durchlebten Erfahrung des menschlichen Daseins.44 Auch die Behauptung, dass Geist überhaupt nur als linguistisches Problem bestünde, welches sich in ein behavioristisches Vokabular übersetzen ließe, konnte nicht vollständig überzeugen. Einige Philosophen haben gegen den Behaviorismus das Argument stark gemacht, dass ein exzellenter Schauspieler ein bestimmtes Verhalten perfekt imitieren kann. Wie kann ich dann durch die Beobachtung des Verhaltens entscheiden, ob eine Person tatsächlich traurig, wütend, glücklich etc. ist oder ob es sich nur um gestelltes Verhalten handelt? Die behavioristische Behauptung, es sei sinnlos von inneren Zuständen zu sprechen, welche unabhängig vom äußerlichen Verhalten existierten, verliert vor diesem Hintergrund seine Überzeugungskraft.45 „You can meaningfully distinguish the condition being in pain from behavioral symptoms produced by this condition.”46 Der logische Behaviorist würde erwidern, dass eine Person, selbst, wenn ein bestimmtes Verhalten nicht aktuell gezeigt wird, dennoch die Verhaltensdisposition besitzt, dieses Verhalten unter bestimmten Umständen zu zeigen. Dann stellt sich allerdings die Frage, inwiefern sich das, was hier Verhaltensdisposition genannt wird, noch von dem unterscheidet, was sonst als mentaler Zustand oder Prozess definiert wird. Überdies handelt sich der logische Behaviorismus mit dem Begriff der Verhaltensdisposition weitere Probleme ein. Das zentrale Argument gegen den logischen Behaviorismus ist nämlich, dass mentale Zustände sich gegenseitig bedingen, dass also eine Art innermentale Kausalität besteht, welche nicht als Verhalten oder Verhaltensdisposition im Rahmen von Reiz-Reaktions-Schemata beschrieben werden kann. Peter sieht Regenwolken am Himmel. Dieser optische Reiz bewegt ihn zu dem Verhalten, das Fenster zu schließen. Das Zeigen dieses Verhaltens macht jedoch nur dann Sinn, wenn implizit angenommen wird, dass Peter den Wunsch hegt, es möge nicht in die Wohnung regnen. Der Wunsch, es möge nicht in die Wohnung regnen, führt aber nur in Kombination mit der Überzeugung, dass das Schließen des Fensters das Eindringen des Regens in die Wohnung verhindert zu dem Verhalten des Schließens des Fensters. Wenn Peter jedoch möchte, dass es in die Wohnung regnet, wird er das Verhalten, das Fenster zu schließen, nicht zeigen, aber auch dies nur unter der Voraussetzung, dass er überzeugt ist, dass ein offenes Fenster es dem Regen ermöglicht, in die Wohnung zu gelangen. Wünsche lassen sich also nur unter Bezugnahme auf Überzeugungen darstellen, während Überzeugungen nur im Hinblick auf Wünsche plausibel gemacht werden können. Verhalten selbst lässt sich daher offenbar nicht allein durch die Verbindung von externen Reizen und Verhaltensreaktionen plausibel erklären.47
Die philosophisch-psychologische Doktrin des Behaviorismus wurde ursprünglich in Abgrenzung zu den frühen psychologischen Strömungen entwickelt, welche sich in ihrer Praxis auf den mentalen Bereich, das heißt den Seele-Aspekt von Descartes Leib-Seele-Dualismus konzentrierten. Die massive Kritik am Dualismus und all jener, die ihren Überlegungen dessen philosophische Implikationen zugrunde legten, führte schließlich zum Projekt der Suche nach der Substanzmetapher, also einer Theorie, die mentale Phänomene im Rahmen einer materialistischen Philosophie zu erklären vermag. Der Behaviorismus konnte das Projekt Substanzmetapher nicht zum Abschluss bringen, da er substantielle Elemente des Gegenstandes auszuklammern versuchte. Mentale Phänomene ließen sich nicht vollständig in den Mechanismen der Reiz-Reaktions-Schemata auflösen. Als Reaktion erklärten die Behavioristen mentale Phänomene entweder für nicht existent oder für wissenschaftlich uninteressant, was Philosophen und Psychologen auf lange Sicht nicht zufriedenstellen konnte. Das zentrale Problem des Dualismus, die Verursachung physikalischer Prozesse durch mentale Ursachen, konnte der Behaviorismus nicht lösen, weshalb er es entweder ignorierte oder als Einbildung verwarf. Trotz seiner offensichtlichen Beschränktheit wirkt der Behaviorismus in Psychologie und Philosophie bis heute nach. Die in der gegenwärtigen Philosophie des Geistes dominierende Theorie des Funktionalismus wird von vielen Theoretikern nur als eine modifizierte Form des Behaviorismus angesehen. Besonders in der Pädagogischen Psychologie, hier vor allem im Bereich der Lerntheorie, spielt der Behaviorismus nach wie vor eine zentrale Rolle, auf die ich zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal zu sprechen komme.
[...]
1 Zu den philosophischen Ursprüngen der Pädagogik vgl. BÖHM, Winfried; Geschichte der Pädagogik: Von Platon bis zur Gegenwart2; C.H. Beck; München; 2007.
2 HEIL, John; General Introduction in HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.1.
3 Hier und im Folgenden bezeichnet der Begriff Kognitive Psychologie all jene psychologischen Theorien, die auf dem Paradigma der Symbol- bzw. Informationsverarbeitung basieren, welches auf die philosophische Theorie des Funktionalismus zurückzuführen ist.
4 HEIL, John; General Introduction in HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.3.
5 Vgl. STERNBERG, Robert; Cognitive Psychology5; Wadsworth; Belmont; 2009; S.4f.
6 Das deutsche Wort Geist ist im Kontext dieser Arbeit nicht unproblematisch, da es historisch stark religiös vorbelastet ist. Die in der englischen Sprache gängige Unterscheidung von Mind und Spirit, wobei Spirit einen religiös konnotierten Geist bezeichnet , während Mind sich auf den Geist als wissenschaftlichen Gegenstand der Psychologie bezieht, existiert im Deutschen nicht. Ich verwende Geist im Folgenden gleichbedeutend mit dem englischen Begriff Mind, der die Gesamtheit der mentalen Prozesse eines Menschen bezeichnet.
7 Theoretische Abhanglungen über den Zusammenhang von Körper und Geist sind kein spezifisch modernes Phänomen, sondern finden bereits in der antiken griechischen Philosophie (Anaxagoras, Plato, Aristoteles u.a.) statt. (Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.200f.).
8 Behavioristen wie Uttal oder Skinner halten Dualismus für eine menschliche Reaktion auf die Angst vor der eigenen materiellen Endlichkeit. (Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.299ff.).
9 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.16.
10 “How do I know for certain that another entity is conscious? Because of the absence of any direct interpersonal communication of mental states, the only way to approach this problem has been to argue by analogy. Analogical reasoning, however, is fraught with inadequacies.” (UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.263). “How can you know that others have minds at all? They behave in ways similar to the ways you behave, and they insist they have pains, images, feelings, and thoughts. But what reason do you have for supposing that they do? You cannot observe others’ states of mind. Nor do you have adequate inductive grounds for inferring that they enjoy a mental life from what you can observe about them.” (HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.57).
11 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S. 16-18.
12 “I must finally conclude that the statement 'I am, I exist' must be true whenever I state it or mentally consider it.” (DESCARTES, René; Minds and Bodies as Distinct Substances in HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.37).
13 Vgl. HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.16-18.
14 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.19f.
15 HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.19f.
16 Die Tatsache, dass mentale Phänomene die Ursache von körperlichen Symptomen sein können, manifestiert sich heute in der zunehmenden Bedeutung der Psychosomatischen Medizin für die Psychologie und die Medizin im Allgemeinen.
17 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.23-25.
18 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.26-39.
19 Lediglich der Epiphenomenalismus tritt in modernen philosophischen und psychologischen Diskursen gelegentlich auf. In der Regel wird er apologetisch verwandt, um sich inhärenten Problemen des eigenen Ansatzes zu entledigen.
20 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.215f.
21 Vgl. HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.818-820.
22 “To put it another way, how can the nonphysical give rise to the physical without violating the laws of the conservation of mass, of energy and of momentum?” (HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S. 169).
23 Vgl. FERNANDEZ, Jordi: Artikel: Introspektion in SYMONS, John/CALVO, Paco; The Routledge Companion to Philosophy of Psychology; Routledge; New York; 2009; S.509f.).
24 Hierbei handelt es sich um die gegen Ende des 19. Jahrhunderts verbreitete psychologische Strömung des Funktionalismus, nicht um das philosophische Konzept, auf das später noch genauer einzugehen sein wird.
25 Vgl. STERNBERG, Robert; Cognitive Psychology6; Wadsworth; Belmont; 2009; S.5-7.
26 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.289.
27 Im konzeptuellen Rahmen des Dualismus bietet sich ferner die Alternative des Ausweichens auf einen soliden Empirismus à la John Locke (1632-1704). Locke war der Ansicht, dass Menschen ohne inhärentes Wissen geboren werden. Im Laufe seiner Entwicklung wird das Individuum dann von äußeren Einflüssen, von Erfahrungen, geprägt. Nur durch diese Erfahrungen in der empirischen Welt, kann das Individuum überhaupt Wissen erwerben. Lockes Empirismus steht in totalem Kontrast zu Descartes‘ Überzeugung, die einzige solide Grundlage von Wissen könne die Gewissheit des eigenen Denkens sein. Kant gelang es schließlich die beiden kontrastierenden Ansätze in einer Synthese zu vereinen, indem er davon ausging, dass sinnlich wahrnehmbare Reize zwar die Grundlage des Wissens bilden, jene aber vom Subjekt, welches diese Reize aufnimmt, notwendigerweise transformiert werden und somit stets in einer subjektiv geprägten Form vorliegen. Damit wagte sich Kant in gewisser Weise bereits über die Grenzen des Dualismus hinaus und bereitete den Weg für das heutige Verständnis des Zusammenspiels von Theorie und Empirie in der Wissenschaft (Vgl. STERNBERG, Robert; Cognitive Psychology5; Wadsworth; Belmont; 2009; S.4f.).
28 Bereits lange vor Descartes hatte der der griechische Philosph Demokrit die Welt als eine sich ständig verändernde Anordnung von Atomen in einem leeren Universum beschrieben. Der britische Philosoph Thomas Hobbes, ein Zeitgenosse Descartes‘, sah in mentalen Prozesen nichts weiter als das mechanische Zusammenspiel materieller Partikel (Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.53).
29 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.286ff.
30 Vgl. STERNBERG, Robert; Cognitive Psychology5; Wadsworth; Belmont; 2009; S.8f.
31 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.286ff.
32 HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.54ff.
33 Vgl. HEIL, John; Philosophy of Mind: A Contemporary Introduction; Routledge; London; 2000; S.57.
34 WITTGENSTEIN, Ludwig; Philosophical Investigations; Basil Blackwell Ltd.; Oxford; 1986; Paragraph 293.
35 John B. Watson(1924) zitiert nach UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.291.
36 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.290.
37 Vgl. UTTAL, William; Dualism: The Original Sin of Cognitivism; Lawrence Earlbaum Associates; New Jersey; 2004; S.290ff.
38 Vgl. HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.75.
39 Vgl. HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.76f.
40 Vgl. STERNBERG, Robert; Cognitive Psychology5; Wadsworth; Belmont; 2009; S.9.
41 Vgl. GOLDSTEIN, Bruce; Cognitive Psychology3; Wadsworth; Belmont; 2011; S.11.
42 Vgl. GOLDSTEIN, Bruce; Cognitive Psychology3; Wadsworth; Belmont; 2011; S.12.
43 HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.78.
44 Aufgrund seiner Absurdität war der Behaviorismus immer wieder Gegenstand satirischer Polemik. „Nach dem Sex sagt der eine Behaviorist zum Anderen: „Für dich war es gut. Wie wars es für mich?“ “ (Vgl. SEARLE, John; The Rediscovery of Mind; MIT Press; Massachusetts; 1994; S.35.)
45 Vgl. SEARLE, John; The Rediscovery of Mind; MIT Press; Massachusetts; 1994; S.33-35.
46 HEIL, John [Hrsg.]; Philosophy of Mind: A Guide and Anthology; Oxford University Press; New York; 2004; S.78.
47 Vgl. SEARLE, John; The Rediscovery of Mind; MIT Press; Massachusetts; 1994; S.33-35.
- Arbeit zitieren
- Ole Albrecht (Autor:in), 2013, Zur Problematik der Substanzmetapher in der Pädagogischen Psychologie. Studien zur Philosophie des Geistes und dem Leib-Seele-Problem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/471047
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