Die Unternehmensbewertung ist eines der wohl komplexesten aber auch interessantesten Gebiete der Betriebswirtschaftslehre. Sie dient nicht mehr nur den Wirtschaftsprüfern, wie es früher in der eher rechnungswesenorientierten Bewertungspraxis der Fall war, sondern sie ist in letzter Zeit mindestens ebenso wichtig für Finanzanalytiker und Aktionäre geworden, welche verstärkt transparente Informationen über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Unternehmens fordern.
Im Zentrum des Interesses steht dabei die Ermittlung des Shareholder Value, der im Sinne eines wertorientierten Managements immer öfter als Wertmaßstab zur Beurteilung von Managern und der Geschäftspolitik von Unternehmen herangezogen wird. Die Ergebnisse der Unternehmensbewertung werden in der Praxis dazu verwendet, um die Auswirkungen alternativer Handlungsoptionen auf den Marktwert des Unternehmens genauer abschätzen oder einen geplanten Eigentümerwechsel strategisch besser ausnutzen zu können.
Vor diesem Hintergrund wird es immer wichtiger, eine möglichst exakte Ermittlung des Unternehmenswertes in der internen und externen Unternehmensrechnung garantieren zu können. Dazu gehört auch, dass sämtliche Einflussfaktoren des Unternehmenswertes genau abgegrenzt und erklärt werden, um mögliche Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Zu Beginn dieser Arbeit werden zunächst die Grundlagen der Unternehmensbewertung und die gängigsten Bewertungsverfahren, wie beispielsweise das Ertragswertverfahren und das DCF-Verfahren dargestellt. Außerdem wird auf die formale Darstellung des Unternehmenswertes in der Ertragswertformel bei Anwendung des ewigen Rentenmodells sowie die Einflussfaktoren des Unternehmenswertes, wie Risiko, Wachstum und die Verfügbarkeit und Prognostizierbarkeit der erwarteten Rückflüsse eingegangen.
Da es keine eindeutigen gesetzlichen Bestimmungen zur Bewertung von Unternehmen gibt, besteht in der Bewertungspraxis grundsätzlich Freiheit bei der Ermittlung des Unternehmenswertes. Lediglich die Berufsverbände der Wirtschaftsprüfer, wie das IDW (Institut der Wirtschaftsprüfer) in Deutschland oder das IWP (Institut der österreichischen Wirtschaftsprüfer) publizieren regelmäßig Richtlinien über die Bestimmung von Unternehmenswerten, welche in der Praxis als Orientierungshilfe herangezogen werden können.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG UND PROBLEMSTELLUNG
- GRUNDLAGEN
- Unternehmensbewertung
- ,,Bewerten heißt vergleichen:"
- Bewertungsanlässe
- Unternehmenswert und Bewertungszweck
- Unternehmenswert als Entscheidungswert
- Unternehmenswert als Schiedswert
- Unternehmenswert als Marktwert
- Objektivierter Unternehmenswert
- Bewertungsverfahren
- Gesamtbewertungsverfahren:
- Ertragswertverfahren
- Discounted Cashflow-Verfahren (DCF-Verfahren)
- Einzelbewertungsverfahren
- Gesamtbewertungsverfahren:
- Formale Darstellung des Unternehmenswertes:
- Das Rentenmodell
- Bruttoertragswertformel der Risikozuschlagsmethode
- Bruttoertragswertformel der Sicherheitsäquivalenzmethode
- Verfügbarkeit und Prognostizierbarkeit der erwarteten Rückflüsse
- Berücksichtigung des Risikos
- Sicherheitsäquivalenzmethode
- Risikozuschlagsmethode
- Welche der beiden Methoden ist anzuwenden?
- Das CAPM: Eine Alternative zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten?
- Wachstumsrate g
- Das Rentenmodell
- Implikationen und Probleme der Bruttoertragswertformel
- Unternehmenskauf oder Alternativanlage?
- Das Wachstumsparadoxon
- Zusammenfassung
- Unternehmensbewertung
- DER IDW STANDARD (IDW S 1)
- Allgemeines
- Nettoertragswertformel des IDW
- Modellannahmen
- Vollausschüttungshypothese
- Unendliche Laufzeit des Bewertungsobjekts
- Kapitalkosten (Diskontierungszinssatz und Risikozuschlag)
- Persönliche Ertragssteuern und Steuerreduktionsfaktor
- Wachstumsrate und Steuern
- Nettoertragswertformel
- Kritik an der formalen Darstellung der Nettoertragswertformel:
- Ertragssteuern und CAPM
- Modellannahmen
- GRENZEN DER NETTOERTRAGSWERTFORMEL
- Allgemeines
- Das Steuerparadoxon
- Definition und Ursachen des Steuerparadoxons
- Steuerparadoxon als Spezialfall des Wachstumsparadoxons
- Steuerparadoxon wegen steuerlicher Privilegierung des Unternehmenskaufs
- Zusammenfassung
- Kritik am Steuerparadoxon
- Einkommenssteuerneutralität
- Ewige Rente und Wachstumsrate g = 0
- Einkommenssteuerneutralität bei Cashflow-Steuer
- Neutralität bei Besteuerung des ökonomischen Gewinns
- Einkommenssteuerneutralität und positives Wachstum
- Neutralität durch Kompensation von Risiko und Wachstum
- Einkommenssteuerneutralität im CAPM
- Keine risikolose Arbitragemöglichkeit
- Einkommenssteuerneutralität mit risikoloser Anlagemöglichkeit
- Zusammenfassung
- ALTERNATIVE ANSÄTZE DER UNTERNEHMENSBEWERTUNG
- Alternative Ertragswertformel von Günther
- Modellannahmen und formale Begründung
- Ertragsüberschüsse und Basiszinssatz
- Alternative Steuerberücksichtigung beim Risikozuschlag z
- Wachstumsrate g
- Alternative Nettoertragswertformel
- Ergebnisse
- Kritische Anmerkungen
- Modellannahmen und formale Begründung
- Bewertungsmodell von Schwetzler
- Modellannahmen
- Herleitung und Mathematische Begründung
- Eigenkapitalkosten
- Wachstumsrate g
- Nettoertragswertformel von Schwetzler:
- Ergebnis
- Kritik
- Alternative Ertragswertformel von Günther
- NEUE GRUNDSÄTZE ZUR BEWERTUNG: IDW ES 1 N. F.
- Allgemeines
- Änderungen gegenüber dem IDW S 1
- Neue Alternativanlage und Risikozuschlag
- Tax-CAPM und differenzierte Besteuerung der Alternativanlage
- Entfall der Vollausschüttungshypothese
- Neue Nettoertragswertformel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Interaktion zwischen Steuern und Unternehmenswert unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkungen von Wachstum auf die Bewertung. Ziel ist es, die Implikationen der Steuerpolitik für die Unternehmensbewertung aufzuzeigen und die Grenzen gängiger Bewertungsmethoden zu beleuchten.
- Einfluss von Steuern auf den Unternehmenswert
- Bedeutung von Wachstum für die Unternehmensbewertung
- Grenzen der Nettoertragswertformel
- Alternative Bewertungsmodelle
- Neue Grundsätze der Unternehmensbewertung im IDW ES 1 n. F.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Thematik der Unternehmensbewertung und beleuchtet verschiedene Bewertungsverfahren, insbesondere das Ertragswertverfahren und das Discounted Cashflow-Verfahren. Im Fokus steht dabei die Bruttoertragswertformel, die sowohl mit der Risikozuschlagsmethode als auch mit der Sicherheitsäquivalenzmethode hergeleitet wird. Die Auswirkungen von Wachstum und Risiko auf den Unternehmenswert werden analysiert, wobei auch das CAPM als Alternative zur Bestimmung der Eigenkapitalkosten betrachtet wird.
Kapitel 4 widmet sich dem IDW Standard (IDW S 1) und seiner Nettoertragswertformel. Die Modellannahmen und die Kritikpunkte der Formel werden erläutert, und es wird auf die Interaktion zwischen Ertragssteuern und dem CAPM eingegangen.
Kapitel 5 beschäftigt sich mit den Grenzen der Nettoertragswertformel, insbesondere mit dem Steuerparadoxon. Die Ursachen und die Auswirkungen des Steuerparadoxons werden untersucht, und verschiedene Ansätze zur Einkommenssteuerneutralität werden diskutiert.
Kapitel 6 präsentiert alternative Bewertungsmodelle von Günther und Schwetzler, die versuchen, die Kritikpunkte der Nettoertragswertformel zu adressieren.
Schlussendlich werden in Kapitel 7 die neuen Grundsätze zur Unternehmensbewertung im IDW ES 1 n. F. vorgestellt.
Schlüsselwörter
Die Diplomarbeit befasst sich mit zentralen Themen der Unternehmensbewertung, insbesondere mit den Auswirkungen von Steuern und Wachstum auf den Unternehmenswert. Es werden verschiedene Bewertungsmethoden, wie das Ertragswertverfahren, das Discounted Cashflow-Verfahren und das CAPM, sowie das Steuerparadoxon und die Einkommenssteuerneutralität im Zusammenhang mit der Unternehmensbewertung analysiert.
- Quote paper
- Mag. Ulrike Gutjahr (Author), 2005, Unternehmenswert bei Steuern und Wachstum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47273