Zahlreiche literarische Gattungen ziehen sich durch Ilse Aichingers Werk. Dieses reicht von einem Roman über Kurzgeschichten, Gedichte, Hörspiele bis hin zu Szenen, Dialogen und poetologischen Texten. So verschieden diese Arbeiten sind, ihnen gemeinsam ist ein augenfällig häufig anzutreffender Bezug zur Religion und biblischen Texten. Dies schlägt sich unter anderem nieder in der Verwendung biblischer Namen und Figuren - hervorgehoben seien Engel -, dem Schreiben von Schöpfungsgeschichten und dem Schaffen von Charakteren, die Religion als Beruf und Berufung verstehen wie Pfarrer und Missionare. Trotz allem ist Ilse Aichinger keine religiöse Schriftstellerin, im Gegenteil. Kirche und Religion steht sie sehr kritisch gegenüber.
Interessant ist besonders der Einfluss sowohl der jüdischen als auch der christlichen Religion in Ilse Aichingers Werk, was auch biographisch verständlich wird. In der Sekundärliteratur finden sich ebenso Deutungen, die einen buddhistischen Anklang im Werk erkennen wollen. Diesen verschiedenen Einflüssen wird nachzuspüren sein.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit ausgewählten Texten unterschiedlicher Gattungen, die einen guten Zugang zu Aichingers religiöser Grundhaltung bieten. Dabei bleiben Zeitsprünge nicht aus.
Gern hätte ich den Roman „Die größere Hoffnung“ (1948) miteinbezogen, der sehr direkte Bezüge zu den beiden großen Religionen herstellt und äußerst interessante Bilder verwendet. Doch würde dies bei weitem den Rahmen der Forschungslernseminararbeit sprengen, weshalb ich bedauernd davon abgesehen habe. Hier wäre Stoff für eine eigenständige Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Allgemeines
- Jüdisch-christlicher Hintergrund
- Gottesbild/ Himmel
- Schöpfung
- Biblische Figuren/ Heilige
- Engel
- Missionare, Pfarrer und andere „Berufsreligiöse“
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die religiösen Elemente im Werk der österreichischen Autorin Ilse Aichinger. Sie untersucht, wie Aichinger die Religion in ihren vielfältigen Texten, von Gedichten und Hörspielen bis hin zu Romanen und Dialogen, behandelt und welche Kritik sie an Kirche und Glauben äußert.
- Kritik an der christlichen Religion und ihren Dogmen
- Ambivalentes Verhältnis zum Gottesbild
- Einfluss des jüdischen und christlichen Hintergrunds
- Verwendung biblischer Figuren und Motive
- Auseinandersetzung mit Schöpfungsgeschichten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung gibt einen Überblick über Ilse Aichingers vielseitiges Werk und die Präsenz religiöser Elemente darin. Sie hebt Aichingers kritische Einstellung zur Religion hervor und deutet auf den Einfluss jüdischer und christlicher Traditionen hin.
- Allgemeines: Dieses Kapitel untersucht Aichingers kritische Haltung zur christlichen Religion, die sich in ihren Texten durch ironische Anklänge und direkte Kritik zeigt. Es analysiert die Verwendung biblischer Figuren und ihre Dekonstruktion durch Aichinger, sowie die Kritik an religiösen Normen in ihren Schöpfungsgeschichten.
- Jüdisch-christlicher Hintergrund: Dieses Kapitel beleuchtet den Einfluss sowohl der jüdischen als auch der christlichen Religion auf Aichingers Werk. Es analysiert, wie ihre biographische Herkunft als Halbjüdin in ihren Texten zum Ausdruck kommt und welche Deutungen sich in der Sekundärliteratur finden.
- Gottesbild/ Himmel: Dieses Kapitel untersucht Aichingers Gottesbild und seine Ambivalenz. Es analysiert die Kritik an einem unpersönlichen und gleichgültigen Gott, sowie die Suche nach Trost und Sinn in einer scheinbar sinnlosen Welt.
- Schöpfung: Dieses Kapitel untersucht Aichingers Auseinandersetzung mit Schöpfungsgeschichten und deren Dekonstruktion in ihren Texten. Es analysiert, wie sie die Willkür und das Spiel in der Schöpfung darstellt und die traditionelle Vorstellung eines gnädigen, planenden Gottes in Frage stellt.
- Biblische Figuren/ Heilige: Dieses Kapitel analysiert Aichingers Verwendung biblischer Figuren in ihren Texten. Es untersucht, wie sie diese Figuren aus ihrem traditionellen Kontext löst und sie in neue Kontexte stellt, sie negativ beschreibt oder zu ohnmächtigen Wesen deklassiert.
- Engel: Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Engel in Aichingers Werk und analysiert, wie sie diese mythologischen Wesen verwendet.
- Missionare, Pfarrer und andere „Berufsreligiöse“: Dieses Kapitel untersucht Aichingers Darstellung von Personen, die Religion zum Beruf gemacht haben. Es analysiert die Kritik an Kirchenvertretern und deren Rolle in der Gesellschaft.
Schlüsselwörter
Ilse Aichinger, Religion, Kritik, Kirche, Schöpfung, Bibel, Gottesbild, Jüdisch-christlicher Hintergrund, biblische Figuren, Engel, Missionare, Pfarrer, „Berufsreligiöse“, Schöpfungsgeschichten.
- Arbeit zitieren
- Claudia Kollschen (Autor:in), 2000, Betrachtung religiöser Elemente im Werke Ilse Aichingers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/47466