Leseprobe
1 Planungsrelevante Faktoren
1.1 Schülerbezogene Planungsfaktoren
Mein Unterrichtsbesuch findet im Fach Bankwirtschaft im Lernfeld 5 „Besondere Finanzinstrumente anbieten und über Steuern informieren“ in der Bankmittelstufe statt. Die Klasse setzt sich aus xx Schülerinnen und Schülern1 zusammen, die in ihrem zweiten Ausbildungsjahr zum Bankkaufmann/ -frau den vierten Berufsschulblock absolvieren. Die Schülerinnen und Schüler sind im Alter zwischen xx und xx Jahren und haben bis auf xx Schüler die allgemeine Hochschulreife. Die Klasse hat wöchentlich 14 Schulstunden Bankwirtschaft.
Das Leistungsniveau und die Lernfähigkeit der Schüler bewerte ich, gestützt auf meine bisherigen Unterrichtsstunden, als durchschnittlich. Dies liegt meiner Ansicht nach an der relativ heterogenen Klassenzusammensetzung. Darüber hinaus verfügen die Schüler im Rahmen des aktuellen Lernfeldes wenig Praxiserfahrung, da die behandelten besonderen Finanzinstrumente nur von Beratern mit erweiterten Beratungskompetenzen und -erfahrungen an überdurchschnittlich risikobereite Kunden verkauft werden. Der überwiegende Teil der Schüler arbeitet in meinen Unterrichtsstunden gut mit.
1.2 Lehrerbezogene Planungsfaktoren
Im Rahmen meines Einsatzes im Bankbereich bin ich in dieser Klasse seit 2017 eingeplant. Die ersten 2 Berufsschulblöcke wurde die Klasse von Frau xx und mir im Team unterrichtet. Die Schüler sind mir gegenüber freundlich und aufgeschlossen. Für die Schüler ist die Situation eines Unterrichtsbesuches durch die Schulleitung neu.
1.3 Organisatorische Planungsfaktoren
Der Unterricht findet in der dritten und vierten Unterrichtsstunde in der Zeit von 9:10 Uhr bis 10:55 Uhr statt. Der Besuch der Schulleiterin ist für die 4. Stunde geplant. Der Unterricht findet im regulären Unterrichtsraum statt.
2 Sachanalyse
Auf die Sachanalyse wird verzichtet.
3 Entscheidungen
3.1 Makroebene
3.1.1 Legitimation des Unterrichts und grundsätzliche Absichten
Der Lehrplan des Ausbildungsberufes Bankkaufmann/-frau enthält das Lernfeld 5 „Besondere Finanzinstrumente anbieten und über Steuern informieren“.2 Im Rahmen dieses Lernfelds sollen die Schüler die Kriterien besonderer Anlageformen kennen, vergleichen und begründet anbieten können. Gegenstand der Sequenz wird daher die inhaltliche Erschließung verschiedener Anlageformen sowie die Betrachtung der Besteuerung in verschiedenen Situationen sein. Grundsätzliches Ziel der Sequenz ist es, die Schüler in die Lage zu versetzen, eine Anlageempfehlung begründet treffen und beurteilen zu können.
Abgesehen vom Lehrplan ist das Thema Anlageformen für die Schüler in ihrem späteren Berufsleben von großer Relevanz. Die im Unterricht behandelten besonderen Anlageformen eignen sich jedoch ausschließlich für Kunden, die ein erhöhtes Risiko eingehen wollen und somit benötigt der Berater fundiertes Fachwissen und Erfahrung im Rahmen der Produktempfehlung.
3.1.2 Einbettung in den laufenden Unterricht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
3.2 Mikroebene
3.2.1 Didaktische Reduktion
In dieser Stunde sollen zwei Positionen im Optionsgeschäft der Eurex begründet bewertet werden. Die Schüler entwickeln Chancen, Risiken, Erwartungen und Gewinnschwellen zu den „long“-Positionen im Call und Put. Die analogen Erwartungen in der „short“-Position sind didaktisch reduziert, da diese entgegengesetzte Chancen bzw. Risiken aufweisen und es daher ausreicht, dass die Schüler im Rahmen des Gruppenpuzzles die allgemeinen Risiken kennen. Eine weitere, konkrete Anlagebewertung im „short“-Profil würde eine unerwünschte analoge Redundanz bedeuten.
3.2.2 Stundenlernziel
Die Schüler lernen die Grundpositionen der Eurex kennen und bewerten eine begründete Anlageentscheidung unter Berücksichtigung der jeweiligen Chancen und Risiken, indem sie das in unterschiedlichen Expertengruppen erworbene Fachwissen austauschen, diskutieren und anwenden.
Einzellernziele
Die Schüler erweitern und stärken ihre
Fachkompetenz, indem sie
- die jeweiligen Chancen und Risiken der Grundpositionen der Eurex kennenlernen.
- eine Anlageentscheidung bewerten.
- Szenarien für verschiedene Kursentwicklungen auswerten.
- Gewinnschwellen ermitteln.
Methodenkompetenz, indem sie
- selbstständig mit Hilfe des arbeitsteiligen Vorgehens problemorientiert arbeiten.
- Ergebnisse grafisch darstellen.
Personal- und Sozialkompetenz, indem sie
- als Experte für ein Teilgebiet Verantwortung für den gemeinsamen Lernerfolg übernehmen.
- die Gruppenergebnisse dem Plenum präsentieren.
4 Unterrichtsverlauf
4.1 Phasierung
Einstieg
Inhalt und Vorgehensweise
Zu Beginn der Vorlaufstunde erfolgt die Darstellung einer Handlungssituation, die den Schülern praxisorientiert das Thema der Stunde mit Kundenverknüpfung darstellt.
Begründung
Durch die praxisnahen Angaben zu dem imaginären Kunden wird den Schülern die Relevanz für ihren beruflichen Alltag verdeutlicht. Dadurch werden den Schülern die Ziele der Einheit transparent gemacht, um ihre Lernbereitschaft zu fördern.
Vorbereitungsphase - Stammgruppen
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase machen sich die Schüler innerhalb ihrer Stammgruppen mit der Handlungssituation vertraut. Sie werden durch eine Auslosung mit Hilfe von Karten in verschiedene Expertenbereiche eingeteilt.
Innerhalb der Stammgruppe notieren die Gruppenmitglieder offene Fragen und Ideen, mit denen sich die verschiedenen Experten innerhalb ihrer Gruppen beschäftigen sollen.
Begründung
Da die Schüler im Anschluss an die Expertenrunde gemeinsam eine Anlageentscheidung bewerten sollen, ist es erforderlich, dass Sie sich im Vorhinein gemeinsam mit dem Problem beschäftigen und sich in die Situation als Gruppe einfinden. Durch die gemeinsam entwickelten Ideen und Fragen wird die anschließende Expertenrunde ertragreicher.
Erarbeitungsphase I - Expertengruppen
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase treffen sich alle Teilnehmer des gleichen Themenbereichs in Expertengruppen und bereiten sich auf die Vermittlung des Lernstoffes vor. Es werden offene Fragen geklärt und gemeinsam Chancen und Risiken der jeweiligen Grundposition entwickelt.
Begründung
Da es zu jedem Themenbereich mehrere Experten gibt, wird dem einzelnen Experten bei der Ausarbeitung Rückhalt und Hilfestellung geboten. Jeder Schüler eignet sich Expertenwissen an und kann somit, indem er Verantwortung für den gemeinsamen Lernerfolg übernimmt, Wertschätzung seiner Stammgruppenmitglieder erfahren.
Vermittlungsphase - Stammgruppen
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase kehren die Experten zurück in ihre Stammgruppen, um dort ihr Wissen gegenseitig zu vermitteln. Die Stammgruppenmitglieder hören zu, fragen nach und diskutieren ggf. einzelne Chancen bzw. Risiken.
Begründung
Die Schüler vermitteln sich im Rahmen des kooperativen Lernens in Kleingruppen arbeitsgleich das Wissen zu den Grundpositionen und verfügen so über bessere Lernbedingungen als bei der Vermittlung in der Gesamtklasse.
Erarbeitungsphase II - Vertiefung
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase wenden die Schüler ihr zuvor erworbenes Wissen fallbezogen in Anlehnung an die Handlungssituation an und bewerten eine Anlageentscheidung nach vorgegebenen Kriterien.
Begründung
Die Schüler werden in eine beruflich realistische Situation versetzt, eine fachlich fundierte Entscheidung treffen zu müssen. Durch den Bezug zur Handlungssituation berücksichtigen Sie die Rahmenbedingungen des Kunden praxisnah.
Präsentationsphase
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase lose ich zwei Gruppen aus, die die von der jeweiligen Gruppe bewertete Anlageform der Klasse präsentieren. Eventuelle Verständnisschwierigkeiten und Ergänzungen werden im Lehrer-Schüler-Gespräch geklärt. Im Anschluss an die Präsentation ergänzt bzw. korrigiert die Kontrollgruppe jeweils die Ergebnisse. Die Präsentationsergebnisse werden von den Schülern, die als Ergebnissicherung mit Hilfe einer strukturierten Vorlage übernommen.
Begründung
Die Schüler lernen, die Bewertung einer Anlageform vor Publikum zu präsentieren und zu begründen. Die Kontrollgruppe dient dazu, allen Schülern eine Verantwortung für den gemeinsamen Lernerfolg zuzuschreiben und diese einzubeziehen. Die Ergebnissicherung in Form der Ergänzung einer strukturierten Vorlage dient dazu, dass die Schüler sich noch einmal, gerade in Anbetracht des erhöhten Anspruchsniveaus des Fachinhaltes, im Rahmen eines weiteren Wahrnehmungskanals mit dem Lernstoff auseinandersetzen. Die Erfahrung hat mir hierbei auch gezeigt, dass den Schülern gerade in dieser Phase gelegentlich noch eine Verständnisschwierigkeit auffällt, die dann im laufenden Prozess im gelenkten Schüler-Schüler Gespräch beseitigt werden kann.
Erarbeitungsphase III - Anwenden
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase konfrontiere ich die Schüler in Anlehnung an die Handlungssituation mit einer Kursentwicklung des Underlyings, der sich auf den Erfolg der Anlage auswirkt. Die Schüler sollen in dieser Phase die Anlage liquidieren und begründet die für den Kunden renditeeffizienteste Alternative empfehlen.
Begründung
Die Schüler lernen, eine Anlage in Optionen hinsichtlich einer sich ändernden Marktsituation zu bewerten und begründete Empfehlungen zur Renditemaximierung mathematisch zu entwickeln. In dieser Phase realisieren die Schüler anhand einer praxisnahen Entwicklung des Marktes noch einmal das hohe Risiko der Anlageform.
Didaktische Reserve
Inhalt und Vorgehensweise
In dieser Phase entwickeln die Schüler im Rahmen einer oncoo-Abfrage3 die finanziellen und persönlichen Voraussetzungen, über die ein Kunde für die Anlage in Optionen verfügen sollte. Das Ergebnis drucke ich aus und verteile es an die Schüler.
Begründung
Den Schülern soll im Zuge der Abfrage bewusst werden, dass Kunden für die Anlage in Optionsscheinen hohe Kenntnisse hinsichtlich der Geldanlage und eine ausgeprägte Risikobereitschaft in Verbindung mit finanzieller Unabhängigkeit aufweisen sollten. Die Abfrage mittels www.oncoo.de ermöglicht ein effizientes Blitzlicht durch Einbezug von Mobiltelefonen als schülernahes Medium. Auf das Ergebnis der Abfrage kann durch Abspeichern im weiteren Verlauf der Einheit immer wieder Bezug genommen werden.
4.2 Durchführungskonzept
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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1 Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Folgenden für beide Geschlechter die Bezeichnung „Schüler“ verwendet.
2 https://lehrplan.lernnetz.de/index.php?wahl=36, Abruf 17.02.2019.
3 www.oncoo.de