In allen OECD-Staaten spielen Gewerkschaften eine gewichtige Rolle bezüglich der Sicherung von Arbeitnehmerrechten, Tarifverhandlungen sowie bei gesellschaftlichen Fragen und weiteren Themengebieten. Die Art der Beteiligung auf gesellschaftlicher Ebene ist in allen Ländern unterschiedlich ausgeprägt. Sie reicht von der Konzertierten Aktion und dem Bündnis für Arbeit in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) hin zur völligen Ausgrenzung der Gewerkschaften (und anderen Interessenverbänden) aus dem politischen Entscheidungsprozeßen wie es seit 1979 in Großbritannien praktiziert wird. Ein solcher Ländervergleich kann selbstverständlich erfolgen, tendiert allerdings auch in Richtung eines Vergleichs von Äpfeln und Birnen, da hier ein korporatistischer Staat mit einem pluralistischen verglichen wird, und ist doch momentan in der BRD an der Tagesordnung. In letzter Zeit stehen die Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland, nicht nur unter dem Deckmantel der bevorstehenden Neuwahlen zum deutschen Bundestag, stark unter druck. Einerseits verlieren sie kontinuierlich Mitglieder und andererseits fordern einige Gruppierungen drastische Einschnitte in die Arbeitnehmerrechte speziell bei der Mitbestimmung. Dies wurzelt, wie in zahlreichen Artikeln in diversen (Fach-) Zeitschriften und Untersuchungen oft publiziert wurde, in Veränderungen der Arbeitswelt, den Lebensbedingungen und individuellen Lebensplanungen sowie der wirtschaftlichen Lage und den sonstigen Entwicklungen unseres Landes in den letzten zwei bis drei Dekaden. Zusätzlich brachte die Schaffung des europäischen Binnenmarktes einen ungezügelten Wettbewerb von Unternehmen und Standorten, was ausnahmslos alle europäischen Tarifpartner betrifft.
In Großbritannien, wo bereits in den 1970er Jahren die Deregulierung des Arbeitsmarktes begann, gingen ursprüngliche Tätigkeitsfelder und die Beschäftigung zurück und es nahmen Beschäftigungen in niedrig organisierten, tertiären Sektoren zu. Gerade in konservativen Kreisen der BRD wird häufig im Kontext der wirtschaftlichen Situation das Beispiel Großbritannien erwähnt. Hatte nicht hier ab 1979 die „eiserne Lady“ essentielle Reformen unternommen und somit die britische Wirtschaft wiederbelebt? Gingen diese Erfolge nicht mit einer drastischen Beschneidung von Gewerkschaftsrechten einher? Können in anderen Ländern ähnliche Erfolge erzielt werden? Müssen wir Reformen bei der Mitbestimmung und den Arbeitnehmerrechten, speziell bei der Tarifautonomie, vornehmen?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Allgemeines und historisches zu Großbritannien und der BRD
- 1.1 Großbritannien und die Gewerkschaften
- 1.2 Die Bundesrepublik Deutschland und die Gewerkschaften
- 2. Die Tarifpolitik im Vergleich
- 2.1 Großbritannien und die Tarifpolitik
- 2.2 Die Bundesrepublik Deutschland und die Tarifpolitik
- 3. Die in Großbritannien und der BRD erfolgten Veränderungen
- 3.1 Großbritannien und die Veränderungen
- 3.2 Die Veränderungen in der BRD
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Frage, ob Reformen bezüglich der Gewerkschaften, wie sie von Margret Thatcher in Großbritannien durchgeführt wurden, auch in der Bundesrepublik Deutschland umsetzbar und sinnvoll wären. Dafür wird ein Vergleich der beiden Tarifmodelle, des neoliberalen britischen und des europäischen Modells, vorgenommen. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Strukturen in Großbritannien und der BRD.
- Vergleich der Tarifmodelle in Großbritannien und der BRD
- Untersuchung der Rolle und Stellung der Gewerkschaften in beiden Ländern
- Analyse der Reformen im britischen Gewerkschaftswesen
- Bewertung der Übertragbarkeit dieser Reformen auf die BRD
- Berücksichtigung der Auswirkungen von Globalisierung und Europäisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Relevanz von Gewerkschaften in OECD-Staaten und die unterschiedliche Rolle, die sie in verschiedenen Ländern spielen. Sie führt die These ein, dass ein Vergleich der Arbeitsmarktstrukturen in Großbritannien und der BRD aufgrund der unterschiedlichen Gesellschaftsstrukturen mit Vorsicht zu genießen ist.
Kapitel 1 stellt die beiden Ländermodelle vor, wobei die britische Gewerkschaftsbewegung und ihre Traditionen ausführlicher dargestellt werden. Der Begriff „Interessenverband" wird definiert und die Bedeutung des „closed shop"-Prinzips in Großbritannien erläutert.
Kapitel 2 analysiert die Unterschiede in der Tarifpolitik zwischen Großbritannien und der BRD, wobei die Besonderheiten des neoliberalen britischen Modells im Vergleich zum europäischen Modell der BRD herausgestellt werden.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit befasst sich mit den Themen Gewerkschaften, Tarifpolitik, neoliberales Modell, europäisches Modell, Großbritannien, Bundesrepublik Deutschland, Reformen, Globalisierung, Europäisierung, Arbeitnehmerrechte, Mitbestimmung, Tarifautonomie, closed shop, Interessenverbände, Gesellschaftsstruktur.
- Quote paper
- Diplom Politologe Tim Pommeränig (Author), 2005, Die Rolle und Stellung der Gewerkschaften in GB und der BRD - ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/49602