Wir wollen unterhalten werden, wir wollen Ästhetik erfahren, und vor allen Dingen soll es authentisch sein. Filme auf wahren Begebenheiten, Performances ohne Schauspiel und ohne Trennung von Künstler und Werk, Bücher, die Lebensgeschichten erzählen. Am besten Autobiografien. Aber nur die spannenden, nicht die langweiligen. Vielleicht so etwas wie Autofiktion.
Können wir also überhaupt einen Anspruch an Ästhetik stellen, wenn wir uns gleichzeitig so vehement gegen die Abwandlung von erzählter Biografie wehren?
Inhaltsverzeichnis
- Wie Autofiktion der Gesellschaft einen Spiegel vorhält und warum ihre Wahrheit nur eine Illusion ist
- Der Grund, der die Kontroverse über Autofiktion ausgelöst hat, und warum viele sie nun verteufeln oder belächeln
- Aus der Erwartungshaltung entsteht die Unterstellung, dass in jeder Erzählung auch Wahrheit stecken muss
- Wir wollen uns identifizieren. Immer und überall.
- Bei diesen Überlegungen wird vor allem eines direkt ersichtlich: Die Frage zu stellen, wer man selbst ist, lässt uns in den meisten Momenten kalt
- Und so unmöglich es ist, unser Leben wie ein Buch zu lesen, so unmöglich ist es auch, es detailgetreu und authentisch in ein Buch zu zwängen.
- Trotzdem bleibt uns die zuversichtliche Lesart erhalten, denn letztendlich geht es uns in jedem Augenblick um einen Sinn.
- Wie können wir also der Autofiktion vorwerfen, uns mit einem Abbild von der Realität täuschen zu wollen, wo doch jedes geschriebene Wort auf den Autoren zurückfällt, der uns in jedem Fall nur eine Idee von sich selbst beschreiben kann.
- Wir treffen also einen Autoren an, der uns bewusst oder unterbewusst nur das von sich zeigt, was er uns zeigen will
- Was uns tagtäglich umgibt, trübt unsere Wahrnehmung, betrügt unsere Wertvorstellungen und enttäuscht unsere Erwartungen.
- Autofiktion zu schaffen und ihr eine Bühne zu bieten, war nichts anderes als dem ständigen Drang in uns nachzugeben, uns als wahrhaftige und wissende Spezies zu erleben und uns dabei trotzdem alle Freiheiten zu gewähren, die wir als Künstler und Mensch haben.
- Es kann nicht gesund sein, immer das Wahre des Gegenübers zu fordern und gleichzeitig alles dafür zu tun, die eigene Identität nur stückchenweise zu präsentieren, während man die vermeintlich unangenehmen Teile lieber im Verborgenen lässt.
- Das Dilemma heißt Gesellschaft.
- Autofiktion bedient sich an unseren Ängsten.
- Wenn wir nun aber wissen, dass wir selbst unsere wahre Identität nicht kennen, anerkennen, dass Logik ein Irrglaube ist. Dass wir, ohne Unterlass, ständig auf der Suche sein werden, einen Sinn zu erkennen und es nie gelingen kann, eine Wahrhaftigkeit zu erlangen, weder im Gespräch, noch beim Bücher schreiben, dann steht uns die Erwartung in Zukunft nicht mehr im Weg.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Frage, warum die Autofiktion im heutigen Diskurs so kontrovers diskutiert wird. Dabei untersucht er die Erwartungshaltung, die Leser an literarische Werke haben, insbesondere in Bezug auf Authentizität und Wahrheit. Der Autor argumentiert, dass die Suche nach der eigenen Identität und die Angst, ein falsches Bild von sich selbst zu vermitteln, eine zentrale Rolle im Verhältnis von Leser und Autor spielen.
- Die Erwartungshaltung von Authentizität in Literatur
- Die Schwierigkeit, die eigene Identität zu definieren und darzustellen
- Das Dilemma der Autofiktion: Fiktion und Wahrheit
- Die Angst vor Täuschung und der Wunsch nach echtem Erlebnis
- Die Rolle von Konventionen und Normen in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Der Text beginnt mit der Analyse des Grundes für die Kontroverse um Autofiktion. Der Autor argumentiert, dass die Erwartung an eine Verbindung zwischen literarischem Werk und Autor die Diskussion beeinflusst. Er stellt die Frage nach der Wahrheit in Literatur und der Sehnsucht nach authentischen Erzählungen. Der Text beleuchtet die Schwierigkeit, die eigene Identität zu definieren und wie diese Herausforderung sowohl für den Autor als auch für den Leser relevant ist. Er untersucht die Angst vor Täuschung und den Wunsch nach echtem Erlebnis, die sowohl in der Literatur als auch im realen Leben eine Rolle spielen. Der Autor argumentiert, dass die Autofiktion das Dilemma zwischen Fiktion und Wahrheit aufzeigt und unsere Erwartungen an Literatur hinterfragt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter des Textes sind Autofiktion, Authentizität, Identität, Wahrheit, Erwartungen, Gesellschaft, Konventionen, Normen, Täuschung, Angst und Erlebnis. Der Text befasst sich mit der Problematik der Selbstdarstellung in Literatur und Gesellschaft, der Suche nach Sinn und der Frage, wie wir mit dem Dilemma zwischen Fiktion und Realität umgehen.
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- Katharina Rinio (Author), 2017, Warum die Autofiktion der Gesellschaft einen Spiegel vorhält, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/497161