Diese Arbeit befasst sich mit der theoretischen Bewertung von und Auseinandersetzung mit Tönen, der Bedeutung des Tons in Gernot Böhmes Konzept von Atmosphäre und der Verwendung und Qualität von Tönen und Klängen im ethnografischen Film. Das inhaltliche Augenmerk liegt dabei auf die am Schauplatz tatsächlich aufgenommenen Töne (O-Töne), die zu diegetischen Tönen innerhalb der filmischen Erzählung werden. Im Gegensatz dazu werden extradiegetischen Klängen aus dem Archiv oder nachträglich aufgenommene Filmmusik in der Arbeit nicht thematisiert.
Gernot Böhmes Konzept von Atmosphäre ist eine multisensorische Erfahrung. Für die Ethnologie und für die ethnografische Filmproduktion kann dieses Konzept zum Verständnis von Wahrnehmungsprozessen dienen und in der Vermittlung von audiovisuellen Inhalten methodische Überlegungen auf Tonebene beeinflussen. Lässt sich dieses Konzept auf den ethnografischen Film anwenden und übertragen? Mit dieser Frage wird sich die Arbeit befassen und die Bedeutung des Tons als Vermittler von Atmosphäre besonders im ethnografischen Film erörtern.
Die menschlichen und nicht-menschlichen Lebenswelten sind voller Töne und Klänge, die uns je nach Ausprägung und Wahrnehmung euphonisch oder kakophonisch durchs Leben begleiten, Orientierung geben und Inhalt bieten. Der Hörsinn leistet zentrale Arbeit in der Verarbeitung unserer Umwelt und ist stets auf Empfang. Das menschliche Gehör spielt damit eine zentrale Rolle im kognitiven Koordinatensystem der Menschen, da die auditive Wahrnehmung ein besseres Verständnis von und Verhalten in der jeweiligen Lebensrealität ermöglicht.
Die Geräuschkulissen, die Klangräume oder Soundscapes ergeben sich aus der spezifischen Umgebung des Hörenden. In einem engen Tal, durch das eine Autobahn führt, werden andere Grundtöne vorherrschen als in einer Stadt am Meer. Und in der Stadt am Meer wird es im Café am Hafen anders klingen als im Park neben der Seniorenresidenz. Aufgrund seiner Eigenschaften stellt der Ton damit eine ethnografisch relevante Dimension, die wissenschaftliches Datum generiert, sowie Stimmungen und Atmosphären vermittelt. Wenngleich weniger prioritär wahrgenommen als das Visuelle, bietet hier die akustische Umwelt eine ebenfalls hohe Dimensionalität und die Möglichkeit zur Vielschichtigkeit, da eine Vielzahl an einzelnen Geräuschen, Tönen und Klängen gesammelt und additiv übereinandergelegt werden können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ton in der Anthropologie
- Atmosphäre
- Bedeutung für den ethnografischen Film
- Ton als Träger von Atmosphäre
- Ton im ethnografischen Film
- Konklusion
- Verwendete Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Bedeutung von Ton in der Ethnologie und im ethnografischen Film, insbesondere unter Einbeziehung des Atmosphärenbegriffs von Gernot Böhme. Sie untersucht, wie Ton die Wahrnehmung und Interpretation von Lebenswelten beeinflusst und welche Rolle er in der Konstruktion von Bedeutung und Sinn spielt.
- Der Einfluss von Ton auf die menschliche Wahrnehmung
- Die Rolle von Ton in der Konstruktion von Atmosphäre
- Die Bedeutung von Ton im ethnografischen Film
- Die Verwendung von O-Tönen in ethnografischen Filmen
- Die Bedeutung von Ton für die Interpretation und Analyse ethnografischer Daten
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz von Ton in der menschlichen Wahrnehmung und die Bedeutung des auditiven Sinnes in der Konstruktion von Lebenswelten dar. Sie führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert die Forschungsfragen und den Fokus auf O-Töne in ethnografischen Filmen.
- Ton in der Anthropologie: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle von Ton in anthropologischen Studien und analysiert verschiedene Ansätze, die sich mit der Bedeutung von Ton in der menschlichen Kultur und Gesellschaft auseinandersetzen.
- Atmosphäre: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Atmosphärenbegriff von Gernot Böhme und seiner Relevanz für den ethnografischen Film. Es untersucht, wie Ton als Träger von Atmosphäre fungiert und welche Bedeutung er für die Wahrnehmung und Interpretation von Lebenswelten hat.
- Ton im ethnografischen Film: Dieses Kapitel analysiert die Verwendung von Ton in ethnografischen Filmen und untersucht die Rolle von O-Tönen in der Konstruktion von Bedeutung und Sinn. Es beleuchtet die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus der Verwendung von Ton in ethnografischen Filmen ergeben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Schlüsselwörter Ton, Atmosphäre, Ethnografie, ethnografischer Film, O-Ton, Gernot Böhme, Lebenswelt, Wahrnehmung, Bedeutung, Sinn.
- Arbeit zitieren
- Jörg Oschmann (Autor:in), 2019, Der akustische Ton in der Ethnologie und die Anwendung von Gernot Böhmes Atmosphärenkonzept auf den ethnografischen Film, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/506094